Schwindel, in der medizinischen Fachterminologie auch als Vertigo bezeichnet, kann sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise äußern. Einige Betroffene haben das Gefühl, dass sich um sie herum alles dreht. Andere wiederum packt der Schwindel auf der Rolltreppe. Neben Rücken- und Kopfschmerzen gehören Schwindelgefühle zu den am häufigsten auftretenden Beschwerden. Erfahren Sie hier mehr darüber.
- Mit fortschreitendem Lebensalter steigt das Risiko für Schwindelattacken.
- In den meisten Fällen ist Schwindel harmlos.
- Treten Schwindelattacken in Kombination mit Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Fieber auf, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
- Auch wenn Schwindelanfälle über längere Zeit hinweg andauern, ist ein Arztbesuch unumgänglich.
- Betroffene können auch selbst viele Maßnahmen ergreifen, um Schwindelattacken vorzubeugen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Schwindel – was ist das eigentlich?
- 2 Wie entstehen eigentlich Schwindelgefühle im Kopf?
- 3 Schwindel – verschiedene Erscheinungsformen und Ursachen
- 4 Mögliche Symptome und Begleiterscheinungen
- 5 Wie kann Schwindel behandelt werden?
- 6 Wann ist ein Arztbesuch notwendig?
- 7 Tipps & Tricks – diese Maßnahmen können Sie selbst gegen Schwindel ergreifen
- 8 Quellen
Schwindel – was ist das eigentlich?
Schwindel ist eher ein sogenanntes „multisensorisches Syndrom“ und keine eigenständige Erkrankung. Nach Kopfschmerzen ist es das häufigste Symptom im Nervensystembereich. Mit zunehmendem Lebensalter steigt auch das Entstehungsrisiko für Schwindelattacken. In eher jungen Jahren lässt sich ein schwerer Schwindelanfall also nur selten beobachten. Bei Personen hingegen, die das 80. Lebensjahr überschritten haben, sind schon mehr als 30 Prozent von Schwindel betroffen.
Lediglich Kleinkinder sind im Allgemeinen fast „immun“ gegen Schwindel, denn bei ihnen ist der Gleichgewichtssinn noch nicht vollständig ausgeprägt. Aus diesem Grund machen ihnen Autofahrten auf kurvigen Strecken oder eine schwankende Bootsfahrt nichts aus. Ältere Kinder sind hingegen schon deutlich häufiger von Schwindel betroffen. Bei Jugendlichen nimmt die Anzahl der Schwindelattacken in der Regel wieder ab.
Wie entstehen eigentlich Schwindelgefühle im Kopf?
Schwindel kann dem menschlichen Körper schon ordentlich zusetzen: Die Balance zu halten und sich zurechtzufinden, wenn sich ringsherum alles dreht, ist gar nicht so einfach. Eine besonders große Rolle spielt das Gleichgewichtszentrum, das sogenannte vestibuläre System, das im Hirnstamm sitzt. Das Gleichgewichtsorgan errechnet die aktuelle Position des Körpers im Raum und gleicht diese mit gewohnten Bewegungsabläufen ab, die vom Gehirn während des bisherigen Lebens erlernt und gespeichert wurden.
Anschließend gibt das Hirn die Befehle an die Augen weiter, die dafür notwendig sind, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Das Sehorgan führt daraufhin die Korrekturbewegungen durch und sorgt somit für die nötige Körperbalance.
Erhält das Gehirn jedoch beispielsweise von den Augen widersprüchliche Informationen, können Schwindelgefühle entstehen. Ebenso kann es zum Schwindel kommen, wenn das Hirn nicht in der Lage ist, die eingehenden Informationen und Signale korrekt zu verarbeiten. Auch psychische oder körperliche Krankheiten können für Schwindelattacken verantwortlich sein.
Schwindel – verschiedene Erscheinungsformen und Ursachen
Schwindel kann unterschiedlichste Ursachen haben. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner zwischen zwei Hauptformen des Schwindels:
- Vestibulärer Schwindel
- Nicht-vestibulärer Schwindel.
Vestibulärer Schwindel – was ist das konkret?
Der sogenannte vestibuläre Schwindel entsteht im Gehirn, also im Kopf. Das bedeutet also, dass diese Schwindelattacken durch eine gestörte Informationsverarbeitung im Gehirn oder durch widersprüchliche Reize ausgelöst werden. Der Auslöser hierfür sind Reizungen oder Erkrankungen des Gleichgewichtssystems im Hirnstamm. In den meisten Fällen erleben die Betroffenen diese Schwindelattacken als Drehschwindel.
Sind der Gleichgewichtsnerv oder das Innenohr betroffen, sprechen Mediziner von einem sogenannten peripheren vestibulären Schwindel. Werden diese Schwindelgefühle von Erkrankungen des Großhirns oder des Hirnstamms ausgelöst, wird von einem zentralen vestibulären Schwindel gesprochen.
Der vestibuläre Schwindel kann sich mit folgenden Erscheinungsformen und Ursachen bemerkbar machen:
Lagerungsschwindel
Dieser Schwindel ist im Allgemeinen harmlos und zudem die häufigste Erscheinungsform. Kleinste Steinchen oder Kristalle, sogenannte Otolithen im Gleichgewichtsorgan sind der Auslöser hierfür. Wenn die betroffenen Patienten ihre Körperhaltung verändern, bewegen sich diese kleinen Steinchen in den Gängen und reizen auf diese Weise die Sinneszellen an den Wänden. Infolgedessen entsteht eine starke, aber akute Schwindelattacke, die auch im Liegen auftreten kann. Als Begleitsymptom kann sich Übelkeit hinzugesellen. Hörstörungen sind aber keine Begleiterscheinung des Lagerungsschwindels.
Peripherer vestibulärer Schwindel
Die zweithäufigste Ursache für Schwindelgefühle, sind Entzündungen des Gleichgewichtsnervs. Warum es zu diesen Entzündungen kommt, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. Infolge der Nervenentzündung kommt es jedoch zu einem anhaltenden und sehr unangenehmen Drehschwindel.
Die Symptome, die mit dieser Erscheinungsform des Schwindels verbunden sind, klingen nur sehr langsam ab und können sich sogar über zwei bis vier Wochen hinziehen. In manchen Fällen kündigen kurze Drehschwindel-Attacken den großen „Hauptanfall“ einige Tage im Vorfeld an.
Schwank- oder Drehschwindel
Bei diesen Schwindelattacken können die Betroffenen ihre Umwelt nur noch sehr unklar und verschwommen wahrnehmen. Sie haben beispielsweise Schwierigkeiten, Straßenschilder exakt zu erkennen oder zu lesen. Die Symptome des Dreh- und Schwankschwindels können einige Minuten, aber auch einige Tage lang andauern. Diese Erscheinungsform des Schwindels kann beispielsweise durch bestimmte Arzneipräparate verursacht werden, die das Innenohr schädigen können wie beispielsweise bestimmte Antibiotika. Auch eine Hirnhautentzündung kann eine Ursache für den Schwank- und Drehschwindel sein.
Morbus Menière
Hier tritt in regelmäßigen Zeitabständen ein plötzlicher Drehschwindel auf, der von einer einseitigen Hörminderung begleitet wird. Die Schwindelattacke ist nicht dauerhaft, sondern gleicht eher einem plötzlichen Anfall. Die Dauer des Schwindels liegt im Allgemeinen zwischen 20 Minuten und 24 Stunden. In den meisten Fällen tritt diese Art von Schwindel zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr auf.
Vestibuläre Migräne
Auch diese Migräne-Form kann in regelmäßige Abständen Schwindelanfälle hervorrufen. Als Begleitsymptome machen sich Gang‑, Seh- und Standstörungen sowie Hinterkopf-Schmerzen bemerkbar.
Reisekrankheit
Auch Bus- oder Autofahrten auf kurvenreichen Strecken oder Turbulenzen im Flugzeug können Schwindel hervorrufen. Infolgedessen kann es dazu kommen, dass das Innenohr mit Reizen überflutet wird. Schaffen es die Augen nicht mehr, die Ursachen der einzelnen Bewegungsabläufe nachzuverfolgen, kann das Hirn die Informationen und Reize nicht mehr registrieren und korrekt zuordnen. Es kommt zu Fehlermeldungen im Gehirn und infolgedessen zu Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel.
Altersbedingter Schwindel
Mit fortschreitendem Lebensalter leiden immer mehr Menschen an Schwindel. Bei der Altersgruppe, die das 60. Lebensjahr überschritten hat, leidet rund jeder vierte unter Schwindelgefühlen. Wenn keine körperlichen Ursachen für den Schwindel festgestellt werden können wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schädigungen des Nervensystems, so sprechen Ärzte von einem „Altersschwindel“. Eine Ursache für diese Erscheinungsformen des Schwindels können beispielsweise Durchblutungsstörungen sein. Bei manchen Menschen können diese Schwindelgefühle zu einem ständigen Begleiter werden. Hier ist von einem chronischen Schwindel die Rede.
Nicht-vestibulärer Schwindel
Bei dieser Form des Schwindels funktioniert das Gleichgewichtszentrum ohne Probleme. Auch das Gehirn sowie das Nervensystem ist völlig intakt. Die Ursachen für die Schwindelattacken liegen also in anderen Körperbereichen.
Betroffene, die unter einem nicht-vestibulären Schwindel leiden, können sich nicht mehr in einem Raum orientieren und neigen daher zu stürzen. Beim nicht-vestibulären Schwindel treten Begleitbeschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen im Allgemeinen eher selten auf.
Der nicht-vestibuläre Schwindel kann folgende Ursachen haben:
- Halswirbelsäulen-Syndrom: Hier machen sich Nacken‑, Schulter- und Kopfschmerzen bemerkbar. Ebenso treten Schwindelgefühle auf, die von einem Tinnitus und Schwindel begleitet werden. Der Auslöser für das Halswirbelsäulen-Syndrom können Entzündungen im Halswirbelsäulenbereich sein, aber auch muskuläre Verspannungen.
- Niedriger Blutdruck: Ein plötzlicher auftretender Blutdruckabfall, zum Beispiel nach dem schnellen Aufrichten aus der Liegeposition heraus, kann zu einem Schwindelanfall führen. Das Blut sackt dabei schnell in die Beine ab, wodurch das Hirn kurzzeitig mit zu wenig Blut und Sauerstoff versorgt ist. Infolgedessen wird den Betroffenen oft schwarz vor Augen und schwindelig.
- Bluthochdruck
- Herzrhythmusstörungen
- Blutarmut
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Schwangerschaft: In dieser Zeit kann es immer wieder zu Blutdruckschwankungen kommen, die Schwindel auslösen können. Auch ein niedriger Blutzuckerspiegel kann die Ursache für Schwindelanfälle sein.
- Gefäßverkalkungen und Arteriosklerose im Bereich der Gefäße, die das Gehirn versorgen
- Drogen oder Alkohol
- Medikamente können ebenfalls Schwindelgefühle als Nebenwirkung hervorrufen.
- Schlecht eingestellte oder neue Sehhilfe
Wenn Schwindelgefühle ohne erkennbare physische Ursache entstehen, sprechen Mediziner vom sogenannten somatoformen Schwindel. Hier können sich Begleitsymptome und Beschwerden wie Luftnot oder Antriebslosigkeit bemerkbar machen. Diese Symptome beruhen in den meisten Fällen auf psychischen Krankheiten, Depressionen oder Angststörungen.
Mögliche Symptome und Begleiterscheinungen
Schwindel tritt grundsätzlich immer mit bestimmten Begleitsymptomen auf. Diese Begleiterscheinungen hängen immer von der jeweiligen Schwindelform ab und können von Patient zu Patient variieren. Häufig bemerkbar sind Begleitbeschwerden wie Herzrasen, Übelkeit, Schweißausbrüche oder Erbrechen. Auch schnelle Augenbewegungen in eine bestimmte Richtung sind nicht selten.
Bei einigen Schwindelformen können sogar Doppelbilder, Schluck- und Hörstörungen auftreten. Auch Kopfschmerzen können in Kombination mit Schwindelgefühlen auftreten.
Wie kann Schwindel behandelt werden?
Auch wenn Schwindel im Allgemeinen harmlos ist, so stellt er für die Betroffenen doch eine sehr große Einschränkung und oftmals auch gefährliche Belastung dar. Während eines Schwindelanfalls besteht beispielsweise eine hohe Sturzgefahr. Aus diesem Grund ist eine Behandlung im Grunde immer ratsam. Sollten wiederholt Schwindelgefühle auftreten, sollte unbedingt ein Facharzt für Neurologie konsultiert werden. Er kann gefährliche Erkrankungen wie zum Beispiel Schlaganfall, Nervenentzündungen oder Tumore ausschließen.
Besonders wichtig ist die Untersuchung beim Neurologen, wenn Schwindelanfälle in Kombination mit starken Kopfschmerzen auftreten. Auch wenn sich der Schwindel über mehrere Tage hinweg erstreckt, sollten Sie unbedingt mit einem Facharzt darüber sprechen.
Die medizinische Behandlung ist abhängig von der Art und der Ursache des Schwindels. Grundsätzlich kann medikamentös, physikalisch oder psychotherapeutisch behandelt werden.
Medikamentöse Behandlung von Schwindelgefühlen
Vor allem bei starken und akuten Schwindelattacken sprechen einige Medikamente sehr gut an. Sie verbessern jedoch hauptsächlich die Symptome und nicht die Krankheit an sich. Als Akut-Medikation können auch Antihistaminika zum Einsatz kommen. Das kann vor allem bei Menière-Patienten in anfallsfreien Zeiten gute Resultate zeigen. Es gibt eine große Palette an weiteren Medikamenten, die gegen Schwindel helfen können. Diese sind meist pflanzlich oder homöopathisch und frei verkäuflich.
Schwindelattacken werden häufig von Erbrechen und Übelkeit begleitet. Auch dafür gibt es wirksame Arzneimittel. Der Arzt muss hier von Einzelfall zu Einzelfall prüfen, ob überhaupt und welche Medikamente verordnet werden können.
Lagerungstraining bei Schwindel
Körperliche Übungen können sehr wirksam gegen Schwindel helfen. Körperliche Schonung und Ruhe können den Schwindel sogar noch verschlimmern. Das Gleichgewichtssystem ist sehr komplex. Auch wenn beim Schwindel bestimmte Funktionen „ausfallen“, so gibt es doch bestimmte „Kompensationsmöglichkeiten“: Sie können beispielsweise die Funktion von anderen ausgefallenen „Systempartnern“ übernehmen.
Im Rahmen dieser Therapie werden bestimmte körperliche Übungen durchgeführt, die beim betroffenen Patienten Haltungsunsicherheiten hervorrufen und von ihm eine Korrekturbewegung erfordern. Durch krankengymnastische Behandlungen soll erreicht werden, dass die Betroffenen Schonhaltungen vermeiden und Standunsicherheiten besser entgegenwirken können.
Manuelle Therapie und Training
Ist der Schwindel bedingt durch Verspannungen, die auf Nervenbahnen drücken, so können Massagen und gezielter Aufbau von z.B. der Nackenmuskulatur helfen und vorbeugen.
Psychotherapie bei Schwindelanfällen
Sind die Schwindelgefühle psychisch bedingt, können psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen wie zum Beispiel eine Verhaltenstherapie weiterhelfen. Die Psychotherapie kann durch bestimmte Medikamente wie Antidepressiva sinnvoll ergänzt werden.
Eine Operation ist bei Schwindelanfällen nur in äußersten Ausnahmefällen notwendig.
Wann ist ein Arztbesuch notwendig?
In vielen Fällen steht hinter einer Schwindelattacke ein harmloser Lagerungsschwindel. Solche Schwindelgefühle klingen meistens innerhalb weniger Tage oder Wochen von alleine ab. Erhärtet sich jedoch der Verdacht, dass eine ernste Erkrankung hinter den Schwindelanfällen stecken könnte, ist ein Arztbesuch unumgänglich.
Das ist beispielsweise insbesondere dann der Fall, wenn die Attacken:
- wiederholt, heftig und auch plötzlich auftreten
- bestimmte Kopfbewegungen Schwindelattacken hervorrufen
- Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Ohrensausen, Sehstörungen, Atemnot oder Benommenheit die Schwindelattacken begleiten
- die Schwindelgefühle in Kombination mit Fieber oder einer Entzündung auftreten
Tipps & Tricks – diese Maßnahmen können Sie selbst gegen Schwindel ergreifen
Sie können selbst einige Maßnahmen ergreifen, um Schwindelgefühlen vorzubeugen. Trainieren Sie beispielsweise regelmäßig den Gleichgewichtssinn. Eine optimale Übung hierfür ist, beim Zähneputzen auf einem Bein zu stehen. Auch viele Sportarten können das Gleichgewichtszentrum stärken und trainieren.
- Vermeiden Sie übermäßigen Stress und körperliche Erschöpfung.
- Trinken Sie reichlich, um einen stabilen Blutdruck sicherzustellen.
- Achten Sie auf regelmäßige Mahlzeiten, um eine Unterzuckerung des Körpers zu vermeiden.
- Schlafen Sie genug.
- Entspannen Sie sich, beispielsweise durch sanfte Yoga-Work-outs oder autogenes Training.
- Verzichten Sie auf Nikotin und Alkohol.
- Kontrollieren Sie regelmäßig den Blutdruck.
- Stehen Sie nicht ruckartig auf.
- Lesen Sie die Packungsbeilage von Medikamenten aufmerksam durch und beachten Sie die möglichen Nebenwirkungen.
- Wenn Sie unter einer Diabeteserkrankung leiden, sollten Sie regelmäßig die Blutzuckerwerte prüfen.