Der Bluthochdruck gilt als das Volksleiden in den Industriestaaten. Die Krankheit beschreibt einen zu hohen Druck im Blutkreislauf mit einer dauerhaften Überschreitung der zulässigen Grenzwerte. Allein in Deutschland weisen ungefähr 25 Millionen Menschen eine Neigung zu ungesunden Blutdruckwerten auf. Als Folge erleiden die Gefäßwände irreparable Schäden.
Das Risiko für eine Thrombose mit einhergehendem Hirn- oder Herzschlag steigt dadurch beträchtlich an. Auch andere Organe werden bei Bluthochdruck in Mitleidenschaft gezogen.
Erfahren Sie in diesem Artikel, ab welchen Grenzwerten man von Bluthochdruck spricht, welche Ursachen verantwortlich sind und welche Therapien Erfolg versprechen – die wichtigsten Infos für Sie auf einen Blick.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Definition: Was bedeutet Bluthochdruck?
- 2 Die Einteilung der Blutdruckstärke
- 3 Bluthochdruck: Ursachen und Risiken
- 4 Was sind die unmittelbaren Symptome von Bluthochdruck?
- 5 Welche langfristigen Gefahren gehen von Bluthochdruck aus?
- 6 Therapie bei zu hohem Blutdruck
- 7 Präventionsmaßnahmen
- 8 Quellen
Definition: Was bedeutet Bluthochdruck?
Beim hohen Blutdruck (Hypertonie) sind systolische wie diastolische Druckwerte langfristig erhöht. Diese oberen und unteren Spitzenwerte markieren den maximalen (systolischen) und minimalen (diastolischen) Ausdehnungszustand der Gefäßwände.
Diese weiten sich durch die Pumpkraft des Herzens, variieren je nach Aktivität des Herzmuskels und ziehen sich im Anschluss wieder zusammen.
Die Art der körperlichen Betätigung nimmt maßgeblichen Einfluss auf Messwerte. Daher erfolgen Messungen immer im relativen Ruhezustand in einer aufrechten Sitzposition oder im Liegen. Nur dadurch lassen sich einheitliche und vergleichbare Ergebnisse erzielen.
Der Blutdruck unterliegt dabei leichten Tagesschwankungen, die auch von der Kondition und dem derzeitigen Belastungsgrad des einzelnen Menschen abhängen. Prinzipiell ordnet sich der Grundwert bei gesunden erwachsenen Personen immer auf etwa 120/80 mmHg ein. Dagegen haben Kinder je nach Alter einen wesentlich niedrigeren Blutdruck.
Was man unter Systole und Diastole versteht, wird im Folgenden erklärt:
- Systole: Das Herz zieht sich zusammen und wirft Blut über die Hauptschlagader (Aorta) aus. Eine sich ausbreitende Druckwelle hat eine Dehnung des kompletten Blutgefäßsystems zur Folge.
- Diastole: Der Herzmuskel dehnt sich und erzeugt einen Sog. Daraufhin füllt sich die Herzkammer mit neuem Blut. Währenddessen sinkt der Druck in den Blutgefäßen stark ab. Der diastolische Messwert ist somit immer niedriger im Vergleich zu seinem systolischen Gegenspieler.
Die Einteilung der Blutdruckstärke
Typische Messverfahren geben den Blutdruck in mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) wieder. Der erste Wert steht immer stellvertretend für das systolische, der zweite Wert für das diastolische Ergebnis.
Als optimal gilt bei jungen Menschen 120/80 mmHg. Abweichende Resultate ordnet die Medizin verschiedenen Klassifizierungen zu. Ein Sonderfall stellt die isoliert erhöhte Systole (ab 140 mmHg) dar, ohne einen Anstieg der Diastole zu verzeichnen. Diesem Phänomen liegt manchmal eine Störung der Herzklappe als Ursache zugrunde.
- 120–129 / 80–84 mmHg (Normal)
- 130–139 / 85–89 mmHg (Hoch-Normal)
- 140–159 / 90–99 mmHg (leichter Hochdruck)
- 160–179 / 100–110 mmHg (mittlerer Hochdruck)
- ab 180 / 110 mmHg (schwerwiegender Hochdruck)
Bei vorliegendem Verdacht auf einen Bluthochdruck sollte immer an beiden Armen gemessen werden, um ein verfälschtes Ergebnis durch andere Erkrankungen auszuschließen.
Wie hoch der eigene Blutdruck ist, kann man leicht selbst zu Hause messen. Heutzutage gibt es eine breite Auswahl an Blutdruckmessgeräten für den Oberarm und das Handgelenk. Wie man seinen Blutdruck richtig misst und welche Geräte die besten sind, ist hier zu lesen.
Bluthochdruck: Ursachen und Risiken
In vielen Fällen finden Mediziner keine körperlichen Auslöser für langfristig erhöhten Blutdruck. Theoretisch gelten Patienten in diesem Fall als vollkommen gesund.
Der primäre Hypertonus bezeichnet also das Auftreten ohne konkrete Zusammenhänge mit Beteiligung eines fehlerhaft arbeitenden Organs. Allerdings können die individuellen Lebensumstände einen ungünstigen Einfluss ausüben.
Scharfes, salziges Essen und Lakritze sind für ihre den Blutdruck steigernde Wirkung bekannt. Rauchen und intensiver Genuss von Alkohol wirkt sich ebenso nachteilig auf die Druckverhältnisse in Gefäßen aus.
Typ-2-Diabetes gilt genau wie Übergewicht als Risikofaktor. Zu schwere Menschen benötigen einen stärkeren Druck, um das Blut durch die erhöhte und dichtere Körpermasse zu transportieren. Zudem spielt Bewegungsmangel (Studie zum Thema Bluthochdruck und Bewegungsmangel) eine große Rolle.
Diverse Grunderkrankungen können ebenso ausschlaggebende Faktoren darstellen. Liegt ein chronisches Krankheitsbild wie eine geschädigte Niere vor, tritt der Hypertonus sekundär als unmittelbare Folge auf.
Später lässt die Elastizität der Gefäßwände nach und ebnet damit höheren Abweichungen von der Norm den Weg. Tendenziell besitzen Senioren einen leicht erhöhten Grundwert, der als Hoch-Normal immer noch im akzeptablen medizinischen Bereich liegt.
Was sind die unmittelbaren Symptome von Bluthochdruck?
Viele Patienten weisen zu Beginn der Erkrankung keinerlei Symptome auf. Da die Auswirkungen meist irreparabler Natur sind, bleibt eine rechtzeitige Erkennung mit angemessener Therapie unverzichtbar.
Bei kontinuierlich und markant erhöhtem Druck offenbaren sich typische Beschwerden. Darunter fallen
- gelegentlicher Schwindel,
- Schlafprobleme,
- übermäßige Nervosität,
- Ohrensausen,
- morgendliche Kopfschmerzen,
- eine erhöhte Neigung zum Nasenbluten und
- verstärktes Auftreten von geröteten Gesichtspartien.
Außerdem führt die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems zu einer
- ungewöhnlich rasch einsetzenden Ermüdung
- sowie eine auffällige Kurzatmigkeit bei gesteigerter Aktivität.
Welche langfristigen Gefahren gehen von Bluthochdruck aus?
Kurzfristiger Bluthochdruck bringt primär leichtes Unwohlsein und Nervosität als Hauptmerkmal mit sich. Die dadurch entstandene Belastung kompensiert der menschliche Körper, sofern keine schwere Bluthochdruckkrise vorliegt.
Langfristig besteht jedoch die Gefahr ernsthafter Schäden an den Herzkranzgefäßen und anderen Organen wie Gehirn oder Nieren. Bis es zu den strukturellen Veränderungen und Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) kommt, verstreichen viele Jahre. Entsprechend werden geringfügige Beschwerden oft lange ignoriert.
Dazu zählt etwa die koronare Herzkrankheit, die mit teils schmerzhafter Sauerstoffunterversorgung einhergeht. Eine deutlich herabgesetzte Belastbarkeit des Herzens sowie Rhythmusstörungen treten als weitere Komplikation in Erscheinung.
Zudem gilt Bluthochdruck als verbreitetes Risiko für einen Schlaganfall. Beim Vorliegen eines Aneurysmas, einer Ausstülpung in den Gefäßwänden, kann der hohe Druck zu einem Riss des Gefäßes führen.
Schwere, innere Blutungen mit Todesfolge oder bleibenden Schäden sind leider nicht selten die Folge. Dabei spielt die Lokalisation des Aneurysmas eine wichtige Rolle für die Überlebenschance. An der Hauptschlagader oder im Hirn gilt ein derartiger Defekt immer als potenziell tödlich.
Doch bei diesen Gefahren bleibt es nicht: Bluthochdruck setzt auch den Nieren dramatisch zu. Deren Filterfunktion nimmt im Lauf der Zeit bis hin zu einem kompletten Nierenversagen ab.
Außerdem kann die Netzhaut schweren Schaden nehmen und auch andere Organe sind durch eine Hypertonie bedroht.
Therapie bei zu hohem Blutdruck
Nach offiziellen Angaben der Deutschen Hochdruckliga liegt ein behandlungsbedürftiger Hypertonus ab Werten von größer als 140/90 mmHg im Tagesdurchschnitt vor. Eine einheitliche Therapie existiert nicht. Jeder Fall bedarf der individuellen Einschätzung der Körpergesundheit und der Diagnose der möglichen Ursachen.
Abhängig von der Intensität des Leidens und Grad der Ausprägung variieren die Therapieansätze. Zusätzlich berücksichtigen Ärzte auch Alter und eventuelle Grunderkrankungen (Diabetes Typ 2, Nierenschäden) des Patienten.
Umstellung von ungesunden Gewohnheiten
Die Abkehr von ungesunden Lebenseinflüssen wie mangelndem Schlaf, beruflichem Stress und überschüssigem Körpergewicht begleitet die medikamentöse Behandlung.
Salzarme und mediterrane Küche fördern zum Beispiel die natürliche Regulation des Blutdrucks. Salz bindet Wasser und führt automatisch zu einem Anstieg des Gesamtvolumens im Herz-Kreislauf-System.
Rauchen, Alkohol und Koffein vermeiden
Da Rauchen Arteriosklerose und einen schnelleren Puls begünstigt, müssen Patienten dem blauen Dunst möglichst vollständig entsagen. Die gleiche Regel gilt für den Genuss von Alkohol oder koffeinhaltigen Getränken wie bestimmte Energydrinks, Teesorten oder Kaffee.
Behandlung mit Medikamenten
Liegt eine mittelschwere oder extreme Form des Hochdrucks vor, verschreiben Ärzte passende Medikamente. Diuretika verfolgen einen entwässernden Ansatz. Je nach Betablocker entfaltet sich die Wirkung am Herzmuskel und/oder an den Blutgefäßen.
Kalziumantagonisten sorgen für eine Weitung der Blutgefäße und für eine Senkung des vaskulären Widerstands. ACE-Hemmer und AT-2-Rezeptor-Antagonisten beeinflussen die Engstellung der Gefäße. Die Behandlung bleibt primär symptomatisch. Eine Beseitigung des Auslösers ist derzeit mit Medikamenten nicht erreichbar.
Präventionsmaßnahmen
Sport und regelmäßige Bewegung sind die besten Methoden zur natürlichen Vorbeugung erhöhter Blutdruckwerte. Jedoch ist große Vorsicht geboten, um nicht in eine Blutdruckkrise zu geraten.
Ansonsten drohen unter zusätzlicher Last die systolischen Werte in gefährliche Regionen emporzusteigen. Darum eignet sich Kraftsport mit schweren Gewichten weniger zur Aufrechterhaltung eines gesunden Blutdrucks.
Ein ausgeglichenes und moderates Ausdauertraining steht an erster Stelle eines effektiven Präventionsprogramms.
Generell nützen alle Maßnahmen, die den Körperkreislauf gezielt anregen und die Durchblutung fördern. Dazu zählen
- wechselwarme Duschen und Bäder,
- ein Besuch in der Sauna
- oder auch entspannende Massagen.
Da Übergewicht sowie Diabetes einen zu hohen Blutdruck begünstigen, ist ein aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und einer abwechslungsreichen sowie gesunden Ernährung der Schlüssel für eine erfolgreiche Vorbeugung.
Daher bleibt der Verzicht auf Zigaretten und der Genuss großer Mengen Alkohol empfehlenswert.
Zur Stressbewältigung und emotionalen Stabilisierung eigenen sich Entspannungstechniken wie Yoga und ausreichende Ruhepausen für den Körper von den Alltagsstrapazen.
Ebenso sollte auf eine ausreichende Schlafhygiene geachtet werden, da ein andauernder Schlafmangel ernsthafte Konsequenzen für das Herz-Kreislauf-System nach sich ziehen kann.
Quellen
- Neuhauser H, Diederichs C, Boeing H, et al. Bluthochdruck in Deutschland. Deutsches Ärztebl. Int. 2016; 113: 809–815
- Mozaffarian D, Fahimi S, Singh GM, et al. Global Sodium Consumption and Death from Cardiovascular Causes. N Engl J Med 2014; 371: 624–34.
- Roerecke M, Kaczorowski J, Tobe SW, Gmel G, Hasan OSM, Rehm J. The effect of a reduction in alcohol consumption on blood pressure: a systematic review and meta-analysis. Lancet Public Health. 2017 Feb;2–2:e108-e120.