Eine Depression erkennen und behandeln: So geht es!

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    Das Wort „Depres­si­on“ kann man auch mit „Sen­kung“ über­set­zen. Damit beschreibt es ziem­lich gut, was die­se psy­chi­sche Erkran­kung mit den Betrof­fe­nen macht: Die Gefühls­welt sinkt auf einen Tief­punkt. In einer Depres­si­on emp­fin­den Betrof­fe­ne nicht aus­schließ­lich Trau­rig­keit. Meist kommt es eher zu einem Gefühl der „Taub­heit“ oder „Gefühl­lo­sig­keit“. Die­se Gefühls­la­ge kann unter­schied­lich lan­ge anhal­ten und in ihrer Stär­ke vari­ie­ren. Dabei reicht das Spek­trum von leich­ten depres­si­ven Ver­stim­mun­gen bis hin zu schwe­ren Depres­sio­nen. Die­se Gefüh­le kom­men durch eine Ände­rung im Hirn­stoff­wech­sel zustande.

    Wech­seln sich Pha­sen der Depres­si­on mit Pha­sen eines krank­haf­ten Hoch­ge­fühls (Manie) ab, so spricht man von einer Bipo­la­ren Stö­rung.


    Eine Depression erkennen und behandeln: So geht es!

    Depressionen erkennen

    Um sich Hil­fe holen zu kön­nen oder um Ange­hö­ri­gen mit Depres­sio­nen zu hel­fen, ist es wich­tig, die­se erst ein­mal zu erken­nen. Auf der einen Sei­te gibt es stan­dar­di­sier­te Fra­ge­bö­gen, die von Ärz­ten und Psy­cho­lo­gen zum Erken­nen von Depres­sio­nen ver­wen­det wer­den. Auf der ande­ren Sei­te kann man eine Depres­si­on oft anhand der vor­lie­gen­den Sym­pto­me von einem ein­fa­chen Stim­mungs­tief abgren­zen. Soll­ten Sie eines oder meh­re­re die­ser Sym­pto­me bei sich oder bei Men­schen in ihrem Umfeld fest­stel­len, lohnt es sich, dem genau­er auf die Spur zu gehen:

    • Gefühl der „Inne­ren Taub­heit“ oder „Gefühl­lo­sig­keit“, ver­min­der­te Emp­fin­dung von Gefühlen
    • über­wie­gend nega­ti­ve Gefühls­la­ge: Schuld­ge­füh­le, Min­der­wer­tig­keits­ge­füh­le, Angst, Hoff­nungs­lo­sig­keit, Traurigkeit
    • Ver­lust von Inter­es­sen, Hob­bys wer­den ver­nach­läs­sigt, „nichts macht mehr Spaß“
    • Antriebs­lo­sig­keit, All­tags­auf­ga­ben kön­nen nicht mehr bewäl­tigt wer­den oder fal­len schwer
    • Krei­sen der Gedanken
    • das Kon­zen­trie­ren und Tref­fen von Ent­schei­dun­gen fällt schwer oder ist nicht mehr möglich
    • Gedächt­nis­stö­run­gen (kann mit einer Demenz ver­wech­selt werden!)
    • ver­min­der­ter Sexualtrieb
    • posi­ti­ve Ereig­nis­se wer­den klein gere­det oder ausgeblendet
    • bis hin zu einer Art Wahn: Das Gefühl, mit Sicher­heit zu ver­ar­men, kei­nen Job zu bekom­men, aus der Woh­nung zu fliegen,…
    • beglei­ten­de kör­per­li­che Sym­pto­me: Gewichts­zu­nah­me oder ‑ver­lust, Kopf­schmer­zen, Schlaf­stö­run­gen, ver­spann­te Muskulatur
    • ver­stärk­te Anfäl­lig­keit für Infekte
    • Selbst­mord­ge­dan­ken bis hin zum ver­such­ten oder voll­ende­ten Suizid

    Je schwe­rer die Depres­si­on, des­to weni­ger schaf­fen die Betrof­fe­nen es selbst, sich dazu zu moti­vie­ren, Hil­fe zu holen. Einen Arzt oder Psy­cho­lo­gen zu kon­tak­tie­ren oder Freunde/Familie um Hil­fe zu fra­gen, wird zur unüber­wind­ba­ren Hür­de. Dar­um ist es umso wich­ti­ger, dass das Umfeld sich traut, die Per­son auf eine mög­li­che Depres­si­on anzusprechen.

    Vie­le Men­schen haben Angst, die Depres­si­on durch die fal­schen Fra­gen zu ver­schlim­mern. Aller­dings sind Betrof­fe­ne oft erleich­tert, wenn jemand von außen erkennt, dass es ihnen nicht gut geht. Wich­tig ist es dabei, kei­ne Vor­wür­fe zu machen und zuzu­hö­ren, was das Gegen­über einem zu sagen hat.

    Den Ursachen auf den Grund gehen

    Es gibt vie­le Ursa­chen, die zu einer Depres­si­on füh­ren kön­nen. Häu­fig sum­mie­ren die­se Ursa­chen sich oder bestehen über einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg, bis die Depres­si­on aus­bricht. In man­chen Fäl­len kann aber auch ein Ein­zel­er­eig­nis Aus­lö­ser sein. Zu den Fak­to­ren, die eine Depres­si­on begüns­ti­gen kön­nen, gehören:

    • gene­ti­sche Veranlagung
    • lan­ge anhal­ten­der Stress und Erschöpfung
    • trau­ma­ti­sche Erlebnisse
    • Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen und Hor­mon­stö­run­gen/-umstel­lung

    Der erste Schritt: Hilfe holen

    In Deutsch­land erkran­ken ca. 10 % der Bevöl­ke­rung im Lau­fe ihres Lebens an einer Depres­si­on. Dabei ist die Dun­kel­zif­fer ver­mut­lich hoch. Denn vie­le Betrof­fe­ne schä­men sich oder haben nicht den Antrieb, sich Hil­fe zu holen. Durch­schnitt­lich beträgt die Dau­er einer depres­si­ven Epi­so­de etwa acht Mona­te. Sie kann aber auch nur weni­ge Wochen oder sogar über Jah­re anhalten.

    Der ers­te Schritt in Rich­tung Hil­fe ist für vie­le Erkrank­te oft der schwie­rigs­te. Gera­de für Leu­te mit schwe­ren Depres­sio­nen scheint der Auf­wand unüber­wind­bar hoch. Dar­um ist es wich­tig, dass sich das Umfeld aktiv mit ein­schal­tet oder sich die Betrof­fe­nen eine Ver­trau­ens­per­son suchen, um wei­te­re Schrit­te in die Wege zu leiten.

    Zuerst führt der Weg oft zum Haus­arzt. Gera­de in Stress­si­tua­tio­nen ist die ers­te Maß­nah­me oft die am ein­fachs­ten Umzu­set­zen­de: Eine Aus­zeit. Es ist voll­kom­men in Ord­nung, sich für eine Wei­le krank­schrei­ben zu las­sen, um Kraft zu sam­meln und die wei­te­re The­ra­pie ange­hen zu können.

    Therapiemöglichkeiten

    Je nach Ursa­che und schwe­re der Depres­si­on gibt es indi­vi­du­el­le Behand­lungs­mög­lich­kei­ten.

    Auf jeden Fall bil­det den Grund­stein der The­ra­pie bei einer Depres­si­on die Psy­cho­the­ra­pie. Abhän­gig von Ursa­che und Per­son gibt es unter­schied­li­che Ver­fah­ren. Bei­spie­le sind:

    • Ver­hal­tens­the­ra­pie: Ein­ge­fah­re­ne Denk­mus­ter sol­len durch­bro­chen und alte, krank machen­de Ver­hal­tens­wei­sen durch gesun­des Ver­hal­ten ersetzt werden.
    • Tie­fen­psy­cho­lo­gie: Hier geht es um die Ergrün­dung von psy­chi­schen Pro­ble­men und Ver­let­zun­gen, die bereits in der Kind­heit statt­ge­fun­den haben.
    • Grup­pen­the­ra­pie: Dabei soll Erfah­rungs­aus­tausch und das Mit­ein­an­der den Betrof­fe­nen helfen
    • Sta­tio­nä­re The­ra­pien: Inten­si­ve Betreu­ung und ver­schie­de­ne Therapieansätze

    Zu beden­ken gilt immer, dass vie­le The­ra­peu­ten lan­ge War­te­lis­ten auf­wei­sen. Dar­um ist es sinn­voll, meh­re­re Psy­cho­the­ra­peu­ten zu kon­tak­tie­ren. In man­chen Fäl­len kann man recht kurz­fris­tig Ter­mi­ne für ein Erst­ge­spräch bekom­men, bei denen man schaut, ob die Art des jewei­li­gen The­ra­peu­ten zu einem selbst und den eige­nen Vor­stel­lun­gen passt.

    Bestehen aku­te Selbst­mord­ge­dan­ken und Plä­ne und hat der Betrof­fe­ne bereits Vor­keh­run­gen für einen Sui­zid getrof­fen, kann eine schnel­le Ein­wei­sung in eine psych­ia­tri­sche Kli­nik erfolgen.

    Des Wei­te­ren gibt es ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten, die Depres­si­on auch zu Hau­se oder ambu­lant zu behandeln:

    • Ernäh­rungs­um­stel­lung: Stu­di­en haben inzwi­schen belegt, dass die Ernäh­rung einen gro­ßen Ein­fluss bei Depres­sio­nen hat. Als Anti-depres­siv gilt eine Ernäh­rung aus viel Obst, Gemü­se und Omega-3-Fettsäuren.
    • Bewe­gung und fri­sche Luft
    • Ent­span­nungs­tech­ni­ken und Well­ness (Wech­sel­bä­der, Massagen,…)
    • Son­nen­licht bzw. Lichttherapie

    Außer­dem kann sich bei schwe­ren Depres­sio­nen Schlaf­ent­zug posi­tiv aus­wir­ken. Dies soll­te jedoch immer unter ärzt­li­cher Auf­sicht durch­ge­führt werden.

    Neben den oben genann­ten The­ra­pie­mög­lich­kei­ten kann die Erkran­kung zusätz­lich noch medi­ka­men­tös ange­gan­gen wer­den. Es gibt inzwi­schen eine Viel­zahl von Anti­de­pres­si­va. Neben pflanz­li­chen Mit­teln wie Johan­nis­kraut gibt es noch eine Rei­he an Medi­ka­men­ten, die in den Hirn­stoff­wech­sel ein­grei­fen kön­nen und somit bei Depres­sio­nen hel­fen. Da es unter­schied­li­che Medi­ka­men­te mit unter­schied­li­chen Ansatz­punk­ten und Wir­kun­gen gibt und die­se bei jeder Per­son anders wir­ken kön­nen, kann es sein, dass in der Ein­stel­lungs­pha­se die Medi­ka­men­te auch mal wechseln.

    Quellen

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.