Viele Menschen leiden heutzutage an Durchfällen, einem Reizdarm-Syndrom, Darmflora-Dysbiosen oder anderen Verdauungsbeschwerden. Die Beschwerden können mehr oder minder schwer sein. Sie werden oft fehldiagnostiziert, weil der Organismus die Ursache der Beschwerden verschleiert, oder weil mancher Mediziner Probleme mit der Darmflora nicht als sein Terrain betrachtet.
Der Missbrauch von Antibiotika nimmt zu. Er zerstört die Darmflora ebenso nachhaltig wie industriell hergestellte Fertignahrung. Man kann daher nicht immer sagen, ob eine schlechte Ernährung, Darmflora Probleme, eine Unverträglichkeit bestimmter Lebensmittel oder eine Allergie hinter den Beschwerden stecken.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit
- 2 Die häufigsten Allergien und die häufigsten Unverträglichkeiten
- 3 Wie viele Menschen sind betroffen?
- 4 Wie unterscheiden sich die Symptome?
- 5 Wie unterscheiden sich die Behandlungsmöglichkeiten?
Der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit
Obwohl beide Begriffe oft synonym verwendet werden und viele Beschwerden identisch sind, sind sie inhaltlich nicht deckungsgleich. Eine Lebensmittelallergie ist eine Fehlreaktion des Immunsystems, eine Lebensmittelunverträglichkeit eine Fehlfunktion im Stoffwechsel.
Bei Lebensmittelallergien erkennt das Immunsystem fälschlicherweise bestimmte Bestandteile von Lebensmitteln als Feinde. Diese bekämpft es. Oft handelt es sich ausgerechnet um Proteine, die wichtigsten Bausteine des Lebens. Der Körper geht den vermeintlichen Eindringlingen gegenüber in Abwehrstellung. Er bildet Antikörper. Nach außen hin treten nach dem Genuss von Lebensmitteln, die diese Substanzen enthalten, allergische Erscheinungen auf. Diese können den Darmtrakt oder die Haut betreffen.
Im schlimmsten Fall können Lebensmittelallergien zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock mit Atem- und Kreislaufproblemen kommen. Oft genügen schon kleinste Spuren der allergieauslösenden Substanz. Todesfälle kennen wir beispielsweise von stark eiweißhaltigen Schalentieren oder Erdnüssen.
Die Lebensmittelintoleranz hingegen beruht auf einer Störung im Stoffwechsel. Hauptsächlich sind gestörte Zersetzungs- und Gärungszustände verantwortlich dafür, dass die Verdauung gestört wird. Grund dafür ist das Fehlen bestimmter Verdauungsenzyme oder Botenstoffe.
Die häufigsten Allergien und die häufigsten Unverträglichkeiten
Zu den häufigsten Auslösern einer Lebensmittelallergie zählen viele eiweißhaltige Lebensmittel — allen voran Kuhmilch und Kuhmilchprodukte. Es folgen Hühnereier, Fische und Muscheln, außerdem Krustentiere wie Garnelen, Hummer, Krabben, Krebse und Langusten. Zusätzlich können Äpfel, Bananen, Kiwis, Sellerie, Soja, Karotten und Nüsse — vor allem Erdnüsse — zu Lebensmittelallergien führen. Auch Paprikapulver und Zimt bzw. Kaneel gehören in diese Liste.
Unverträglich kann im Rahmen einer Stoffwechsel-Schieflage jedes Nahrungsmittel sein, das unverträgliche Substanzen enthält. Hier sind die Auslöser von Verdauungs- oder Hautbeschwerden vor allem in Fruktose, Gluten, Histamin, Laktose, Saccharose oder Sorbit zu finden.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Lebensmittelallergien betreffen 2–5 % der Gesamtbevölkerung. Allergien treten oft schon früh im Leben auf, können aber auch erst im Erwachsenenalter erkennbar werden — zum Beispiel, weil sich die Ernährungsweise mit dem Alter ändert.
Lebensmittelunverträglichkeiten werden hingegen im Laufe des Lebens erworben. Wie viele Betroffene es gibt, ist unbekannt. Erstens ist eine hohe Dunkelziffer zu befürchten, zweitens können Unverträglichkeiten lange “gedeckelt” werden und unbemerkt bleiben. Der Körper reagiert anfangs ablehnend, gewöhnt sich jedoch notgedrungen an die regelmäßige Zufuhr.
Die Zahl der Menschen mit Unverträglichkeiten auf Lebensmittel oder Lebensmittel-Inhaltsstoffe ist deutlich höher als bei Lebensmittelallergien. Eine Neigung zu Unverträglichkeiten kann genetisch prädestiniert sein. Ein Beispiel dafür ist die Laktoseintoleranz, die familiär gehäuft auftreten, aber auch erworben werden kann. Eine Sonderstellung unter den Intoleranzen hat die vererbbare Gluten-Unverträglichkeit.
Wie unterscheiden sich die Symptome?
Die Symptome sind zum Teil deckungsgleich. Daher bezeichnen Mediziner eine Unverträglichkeit auch als Pseudo-Allergie. Die gemeinsamen Beschwerden betreffen Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder Hautbeschwerden. Bei der Allergie können Atemprobleme, Ödembildungen oder Herz-Kreislauf-Probleme dazu kommen — bis hin zum anaphylaktischen Schock.
Wie unterscheiden sich die Behandlungsmöglichkeiten?
Bei beiden ist eine Meidung das Mittel der Wahl. Bei den Allergien müssen eventuelle Kreuzallergien berücksichtigt werden. Beide Gruppen müssen bei industriell hergestellter Kost aufpassen, da nicht alle Inhaltsstoffe, die möglicherweise Probleme verursachen können, deklarationspflichtig sind. Im Zweifel sollte der Betroffene lieber verzichten. In fast allen nicht aus schierem Fleisch bestehenden Wurstaufschnitten aus der Frischetheke ist beispielsweise Laktose enthalten, ohne deklariert zu werden, allerdings sollten die Metzger über die Inhaltsstoffe Auskunft geben können.
Manche Lebensmittelunverträglichkeiten können durch Antihistaminika oder Verdauungsenzyme wie Laktase abgemildert werden. Bei Lebensmittelallergien müssen selbst Spuren der erkannten Verursacher gemieden werden. Ein Antihistaminikum oder ein lebensrettendes Notfallset aus einem oralen Antihistaminikum, einem Glukokortikoid und einem Adrenalinpräparat wie Epinephrin sollte bei Lebensmittelallergikern immer parat sein. Eine versehentliche oder unwissentliche Aufnahme des Allergens kann Allergiker das Leben kosten. Unverträgliche Lebensmittel verursachen hingegen “nur” Durchfall, Übelkeit, Erbrechen oder Nesselsucht.