Gluten ist ein Protein, das unter anderem in vielen Weizenprodukten enthalten ist. Rund 0,3 Prozent aller Deutschen haben eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten. Wenn sie entsprechende Produkte verzehren, drohen Magen-Darm-Beschwerden und langfristige Gesundheitsprobleme. Wie Sie eine Unverträglichkeit erkennen und was bei Zöliakie hilft, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Gluten-Unverträglichkeit: Wie entsteht Zöliakie eigentlich?
- 2 Weizen und Gerste als Auslöser
- 3 Zöliakie: Das passiert im Darm
- 4 Symptome einer Gluten-Unverträglichkeit
- 5 Welche gesundheitlichen Komplikationen kann Gluten hervorrufen?
- 6 Ich habe eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten: Was kann ich tun?
- 7 Benötigt der Mensch Gluten?
- 8 Gesunde Menschen benötigen kein Gluten
Gluten-Unverträglichkeit: Wie entsteht Zöliakie eigentlich?
Die Entstehung von Zöliakie ist auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. 30 bis 40 Prozent der Betroffenen haben eine genetische Veranlagung und erkranken im Laufe ihres Lebens an Zöliakie, wenn die notwendigen Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Die Risikogruppe verfügt über die HLA-DQ2 und DQ8 im Organismus. Sind diese Eiweißstoffe nicht vorhanden, entsteht die Darmkrankheit auch nicht. Allerdings erkrankt nicht jede Person, die ein erhöhtes Risiko aufweist, an einer Gluten-Unverträglichkeit. Betroffene haben jedoch ein dreimal so hohes Risiko. Wenn bereits ein Verwandter ersten Grades (Geschwister, Eltern oder Kinder) an Zöliakie erkrankt ist, besteht ein erhöhtes Risiko von zehn bis fünfzehn Prozent, diese Erkrankung zu entwickeln. Bei einem kleinen Teil der Betroffenen ist das Leiden angeboren.
Weizen und Gerste als Auslöser
Die Zöliakie wird durch den Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel wie Weizen oder Gerste verursacht. Wenn Menschen mit einer genetischen Veranlagung entsprechende Speisen verzehren, tritt eine Entzündung im Dünndarm auf. Die Dünndarmschleimhaut wird geschädigt und es kommt zum Verlust der Darmzotten. Langfristig führt dies dazu, dass die Nährstoffe, die in den Darm gelangen, nicht mehr vollständig ins Blut abgegeben werden.
Meist bildet sich die Entzündung jedoch rasch wieder zurück, sobald die glutenhaltigen Lebensmittel abgesetzt werden. Es dauert zwei bis vier Wochen, bis die Schleimhaut wieder ihre normale Dicke erreicht hat. Der Wiederaufbau beschädigter Darmzotten kann sogar noch länger dauern.
Zöliakie: Das passiert im Darm
Wenn betroffene Lebensmittel mit Gluten verzehren, werden die Immunzellen in der Dünndarmschleimhaut aktiviert. Das Immunsystem erkennt das Gluten als schädlichen Erreger und leitet Maßnahmen ein, um diese aus dem Körper auszuscheiden. Die Patienten leiden an Magen-Darm-Beschwerden und verspüren fast sofort eine Appetitlosigkeit, durch die das Immunsystem verhindern will, dass weitere „Erreger“ in den Körper gelangen.
Bei einer aktiven Zöliakie kann der Darm verschiedene Nahrungsbestandteile wie Fette, Eiweiß, Milchzucker, Vitamine, Eisen und Kalzium nicht mehr vollständig verarbeiten. Die lebenswichtigen Nährstoffe werden stattdessen wieder ausgeschieden. Eine länger anhaltende Zöliakie kann aus diesem Grund zu verschiedenen Mangelerscheinungen wie Eisenmangel oder Vitaminmangel führen. Langfristig bedeutet das gesundheitliche Komplikationen wie Knochenschwund oder Skorbut. Wer die typischen Zöliakie-Symptome bemerkt, sollte einen Arzt aufsuchen.
Symptome einer Gluten-Unverträglichkeit
Bei vielen Kleinkindern wird eine angeborene Zöliakie schon in den ersten Lebensmonaten festgestellt. Wenn das Kind Getreideprodukte verzehrt, treten meist unmittelbar die typischen Symptome auf: Blähungen, Appetitlosigkeit und chronische Durchfälle mit übelriechendem Stuhl. Außerdem kann es zu Übelkeit und Erbrechen sowie Gewichtsverlust kommen. Äußerlich zeigt sich die Erkrankung an dem aufgeblähten Bauch, der mit psychischen Auffälligkeiten einhergeht. Die betroffenen Kinder sind meist schlecht gelaunt und wirken abgeschlagen.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen ruft die Zöliakie oft nur unspezifische Beschwerden hervor. Typische Symptome sind Bauchschmerzen oder ein unregelmäßiger Stuhlgang. Bei Jugendlichen kann es zu Wachstumsverzögerungen kommen. Gelegentlich äußert sich die Unverträglichkeit durch indirekte Symptome wie Blutarmut oder Osteoporose. Junge Frauen leiden manchmal an einer Unfruchtbarkeit oder an gehäuften Fehlgeburten.
Welche gesundheitlichen Komplikationen kann Gluten hervorrufen?
Gluten kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Wird die Unverträglichkeit nicht erkannt oder behandelt, besteht die Gefahr einer Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Zudem können sich Entwicklungsstörungen wie Kleinwuchs einstellen. Bei Jugendlichen kann sich die Pubertät verzögern, woraus oftmals auch hormonelle und seelische Beschwerden resultieren. Menschen, die an Zöliakie leiden, haben ein erhöhtes Risiko für Autoimmunkrankheiten wie Autoimmunthyreoiditis (Entzündungsleiden der Schilddrüse) oder Diabetes mellitus Typ I. Eine chronische Zöliakie kann maligne Lymphome im Darm hervorrufen, die wiederum ein hohes Krebsrisiko bergen.
Ich habe eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten: Was kann ich tun?
Menschen, die an einer Gluten-Unverträglichkeit erkrankt sind, müssen komplett auf Gluten verzichten. Der Stoff darf ein Leben lang nicht mehr eingenommen werden, da die Erkrankung nicht ursächlich behandelt werden kann. Eine Radikaldiät ist oft die erste Maßnahme. Patienten können sich an einen Ernährungsberater wenden und gemeinsam mit diesem einen Plan erstellen. Die in der Regel sehr strikte Diät führt rasch zu einer Besserung der Symptome. Die Darmzotten sollten sich innerhalb weniger Wochen erneut bilden, während etwaige Langzeitbeschwerden abklingen.
Verzichtet werden muss unter anderem auf Weizenprodukte, die Dinkel, Grünkern, Kamut, Emmer und Einkorn enthalten. Brot, Nudeln, Bier und Müsli sind darum tabu. Auch gefüllte Schokolade und Kuchen sowie Graupen und Malzprodukte dürfen allenfalls in Maßen und nur in Rücksprache mit dem Hausarzt konsumiert werden. Bestimmte Wurstwaren können ebenfalls Gluten enthalten. Betroffene finden die entsprechenden Hinweise auf den Lebensmittelverpackungen.
Aufgrund der Einschränkungen setzt sich eine typische Gluten-Diät meist aus Produkten wie Kartoffeln, Nüssen, Sesam, Soja, Reis und Hirse zusammen. Buchweizen ist eine beliebte Weizen-Alternative, die zu Brot und Nudeln verarbeitet werden kann. Essenziell für eine glutenfreie Ernährung ist auch Obst und Gemüse. Gluten selbst ist nicht lebenswichtig.
Benötigt der Mensch Gluten?
Ein gesunder erwachsener Mensch ist nicht zwingend auf Gluten angewiesen. Zwar wird die Ernährung in den ersten Wochen einer glutenfreien Diät durch Nahrungsmittel ergänzt, langfristig kann ein ausgewogener Speiseplan mit den genannten Produkten das Gluten jedoch kompensieren. Sollte zugleich eine Milchzucker- oder Fett-Unverträglichkeit bestehen, können weitere gesundheitliche Probleme auftreten. Ergänzungspräparate sind dann zumeist notwendig.
Auch wenn sich keine eindeutigen Symptome einstellen, muss die glutenfreie Diät gewissenhaft eingehalten werden. Eine Zöliakie kann Schäden an der Darmschleimhaut verursachen, die sich oft erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten zeigen.
Gesunde Menschen benötigen kein Gluten
Menschen mit Zöliakie sind auf eine glutenfreie Diät angewiesen, um eine schwere Darmentzündung zu vermeiden. Wer gesund ist, sollte dagegen nicht auf das Klebereiweiß verzichten. Wie eine im Britischen Ärzteblatt veröffentlichte Studie zeigt, kann der Verzicht auf glutenfreie Kost sogar schädlich sein. So sind Vollkornprodukte essenziell, um Herzbeschwerden und andere gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Die Gastroenterologen empfehlen deshalb, eine ausgewogene Ernährung zu pflegen, die sich an der aktuellen Ernährungspyramide orientiert. Eine Low-Gluten-Diät ist nur in Rücksprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater sinnvoll, und das auch nur dann, wenn gesundheitliche Probleme vorliegen, die behandelt werden müssen.
Wer an einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten leidet, muss auf eine ausgewogene Ernährung achten und gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen. Glücklicherweise ist Zöliakie keine schwerwiegende Erkrankung und kann mit einfachen Mitteln behandelt werden.