Gicht: Symptome, Ursachen und Hausmittel

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    Gicht ist eine häu­fi­ge Erkran­kung in den Indus­trie­län­dern und die Zahl der Fäl­le weist eine zuneh­men­de Ten­denz auf. Wäh­rend fast ein Fünf­tel der Män­ner in Indus­trie­län­dern betrof­fen ist, liegt der Frau­en­an­teil bei gera­de ein­mal 3%.

    Erfah­ren Sie hier,

    • was Gicht über­haupt ist,
    • wel­che Sym­pto­me und Ursa­chen für die Erkran­kung vor­lie­gen und
    • wel­che The­ra­pie­mög­lich­kei­ten und Haus­mit­tel es gibt.
    Das Wich­tigs­te in Kürze:
    • Gicht ist eine Erkran­kung des Purinstoffwechsels.
    • Gicht kann vor­ge­beugt und geheilt werden.
    • Eine Umstel­lung auf eine aus­ge­wo­ge­ne und fleisch­ar­me Ernäh­rung hilft bei der Kuration.

    Gicht: Symptome, Ursachen und Hausmittel

    Was bedeutet “Gicht”?

    Bei einer Gicht han­delt es sich um eine Purin­stoff­wech­sel­er­kran­kung, die lang­fris­tig zu einem Kno­chen­ab­bau, Knor­pel­ver­än­de­run­gen und eine Nie­ren­in­suf­fi­zi­enz füh­ren kann. Dabei kön­nen ver­schie­de­ne Ursa­chen für die Erkran­kung vorliegen.

    Die erhöh­te Harn­säu­re-Spie­gel im Blut führt dazu, dass sich soge­nann­te Urat­kris­tal­le im Kör­per und vor­zugs­wei­se in den Gelen­ken abla­gern. Urat­kris­tal­le sind Sal­ze der Harn­säu­re, die nor­ma­ler­wei­se über den Urin aus­ge­schie­den werden.

    Wie zeigt sich Gicht? Symptome erklärt

    Bei den Sym­pto­men wird zwi­schen aku­ten und chro­ni­schen dif­fe­ren­ziert. Die chro­ni­schen Sym­pto­me zei­gen sich, wenn eine aku­te Gicht nicht behan­delt wird.

    Akuter Gichtanfall

    Bei einem aku­ten Gicht­an­fall kommt es meist zu einer schmerz­haf­ten Schwel­lung eines Gelen­kes. Am häu­figs­ten betrof­fen sind die Fin­ger- und Zehen­ge­len­ke. Aller­dings kön­nen auch alle ande­ren Gelen­ke wie die Knie‑, Hand- und Ellen­bo­gen­ge­len­ke betrof­fen sein.

    Durch die Ent­zün­dungs­re­ak­ti­on im Gelenk ist die­ses nicht nur ange­schwol­len und schmerz­haft, son­dern fühlt sich oft auch warm an. Typi­scher­wei­se tritt ein Gicht­an­fall nachts oder in Ruhe­pha­sen auf und klingt nach eini­gen Tagen wie­der ab. Dies kann von einem all­ge­mei­nen Krank­heits­ge­fühl beglei­tet werden.

    Dabei kön­nen sol­che Anfäl­le von Per­son zu Per­son unter­schied­li­che Aus­lö­ser haben. Das sind die häu­figs­ten Auslöser:

    Chronische Gicht

    Eine chro­ni­sche Gicht ent­steht, wenn aku­te Gicht­an­fäl­le nicht bzw. nicht aus­rei­chend the­ra­piert wer­den und immer wie­der auf­tre­ten. Dabei kommt es mit der Zeit zu einer Schä­di­gung der betrof­fe­nen Gelenke.

    Im Ver­lauf der Zeit führt eine chro­ni­sche Gicht zur Aus­bil­dung von Gicht­kno­ten im Gewe­be oder in den Kno­chen und Gelen­ken. Dabei han­delt es sich um Urat­ab­la­ge­run­gen, die oft schmerz­lo­se, weiß­li­che Kno­ten bil­den. Zudem kann die­se chro­ni­sche Form Abla­ge­run­gen in den Nie­ren ver­ur­sa­chen, die sich durch Nie­ren­stei­ne oder ande­re Nie­ren­er­kran­kun­gen äußern können.

    Was ist die Ursache von Gicht?

    Es gibt unter­schied­li­che Ursa­chen, die zu einer Gicht füh­ren kön­nen. Dabei wird zwi­schen pri­mä­rer und sekun­dä­rer Gicht unter­schie­den. Bei der häu­fi­gen pri­mä­ren Form han­delt es sich vor­wie­gend um eine gene­ti­sche Ver­an­la­gung, die meist durch einen unge­sun­den Lebens­stil zum Vor­schein kommt. Sie tritt gehäuft zusam­men mit dem meta­bo­li­schen Syn­drom auf.

    Nur in etwa einem Pro­zent der Fäl­le liegt ein gene­ti­scher Enzym­man­gel mit ver­mehr­ter Pro­duk­ti­on von Harn­säu­re vor, der bereits im ers­ten Lebens­jahr zu einem schwe­ren und lebens­be­droh­li­chen Krank­heits­bild führt (Lesch-Nyhan-Syn­drom).

    In etwa 99% der Fäl­le ist ledig­lich eine Ver­an­la­gung zu einer schlech­te­ren Harn­säu­re­aus­schei­dung über die Nie­re gege­ben, die über den Lebens­stil stark beein­flusst wer­den kann.

    Zu den beein­fluss­ba­ren Risi­ko­fak­to­ren bei einer pri­mä­ren Gicht­er­kran­kung gehören:

    • Eine Ernäh­rung mit viel Fleisch
    • Alko­hol­kon­sum
    • Kal­zi­um­ar­me Ernährung
    • Über­ge­wicht
    • Bewe­gungs­man­gel

    Bei der sekun­dä­ren Form liegt eine Grund­er­kran­kung vor, die den Harn­säu­re-Stoff­wech­sel beein­flusst. Aller­dings macht die­se Form nur etwa 10% aller Gicht­er­kran­kun­gen aus. Hier unter­schei­det man zwi­schen einer zu gerin­gen Aus­schei­dung der Harn­säu­re über die Nie­ren oder einer ver­mehr­ten Bil­dung von Harnsäure.

    Verminderte Harnsäureausscheidung

    Fol­gen­de Ursa­chen füh­ren zu einer ver­min­der­ten Harnsäureausscheidung:

    • Nie­ren­er­kran­kun­gen
    • Über­säue­rung des Blu­tes (Azi­do­se) auf­grund eines ent­gleis­ten Dia­be­tes (Keto­azi­do­se) oder einem Über­schuss an Lak­tat, das z.B. bei einer Über­las­tung der Mus­ku­la­tur anfällt (Lak­ta­ta­zi­do­se)
    • Gewis­se Medikamente

    Erhöhte Harnsäurebildung

    Ein ver­mehr­ter Anfall von Harn­säu­re ent­steht oft durch die Zer­stö­rung von Kör­per­zel­len. Zu den mög­li­chen Ursa­chen zäh­len somit:

    • Schnel­ler Zer­fall von Tumor­zel­len (Tumor­ly­se­syn­drom)
    • Sys­te­mi­sche Erkran­kun­gen (häu­fig chronisch-entzündlich)
    • Ope­ra­ti­ve Eingriffe
    • Erkran­kun­gen mit Zer­stö­rung der roten Blut­kör­per­chen (Hämo­ly­ti­sche Anämien)

    Diagnostik: So wird Gicht festgestellt

    Wie bei den meis­ten Erkran­kun­gen gilt auch hier, der Ursa­che der Beschwer­den auf den Grund zu gehen. Dabei zeigt ein aku­ter Gicht­an­fall oft klas­si­sche Sym­pto­me. Daher kann eine aus­führ­li­che Befra­gung und Begut­ach­tung der betrof­fe­nen Gelen­ke bereits weg­wei­send sein.

    Zur Siche­rung der Dia­gno­se und um ande­re Ursa­chen aus­zu­schlie­ßen, kann eine Gelenk­punk­ti­on sinn­voll sein. Wei­ter­hin sieht der Arzt anhand eines Rönt­gen­bil­des, ob es bereits zu Schä­den im Gelenk gekom­men ist.

    Ergän­zend kann eine Blut­un­ter­su­chung Auf­schluss brin­gen. Jedoch schlie­ßen nor­ma­le Harn­säu­re­wer­te im Blut nicht aus, dass es sich um eine Gicht handelt.

    Ist Gicht heilbar?

    Eine Gicht-Erkran­kung ist in der Regel the­ra­pier­bar. Eine voll­stän­di­ge Gene­sung erfor­dert die strik­te Ein­hal­tung der ver­ord­ne­ten The­ra­pie-Maß­nah­men sowie eine nach­hal­ti­ge Umstel­lung auf eine purin­ar­me Ernäh­rung.

    Gicht: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

    Bei der The­ra­pie wird zwi­schen all­ge­mei­nen Maß­nah­men, der Behand­lung eines aku­ten Anfalls und der Vor­beu­gung künf­ti­ger Anfäl­le unterschieden.

    Allgemeine Maßnahmen

    Zu den all­ge­mei­nen Maß­nah­men zäh­len grund­le­gen­de Ver­än­de­run­gen der Ernährung.
    Die­se beinhal­ten diä­te­ti­sche Maß­nah­men, die auf eine Reduk­ti­on der purin­rei­chen, sprich stark harn­säu­re­bil­den­den Lebens­mit­tel, hinarbeiten.

    Die­se Lebens­mit­tel soll­ten redu­ziert werden:

    • Fleisch
    • Fisch
    • Hül­sen­früch­te
    • Fruk­to­se­hal­ti­ge Soft­drinks, Mul­ti­vit­amin­säf­te und Fruchtjoghurts

    Wei­te­re all­ge­mei­ne Maß­nah­men zur Gicht-Therapie:

    • Ver­zicht auf Alko­hol
    • Gewichts­ab­nah­me
    • Aus­rei­chend Was­ser trin­ken
    • Behand­lung einer mög­li­cher­wei­se bestehen­den Grunderkrankung

    Maßnahmen bei einem akuten Anfall

    Liegt ein aku­ter Gicht-Anfall vor, besteht die Mög­lich­keit einer Kryo­the­ra­pie. Bei die­ser The­ra­pie­form wird Käl­te gezielt ein­ge­setzt, um die Ent­zün­dungs­re­ak­ti­on einzudämmen.

    Dar­über hin­aus kön­nen aku­te Anfäl­le medi­ka­men­tös behan­delt wer­den. Dabei kom­men vor allem soge­nann­te nicht-ste­ro­ida­le Anti­rheu­ma­ti­ka (NSAR) wie

    • Ibu­profen,
    • Indo­me­ta­cin,
    • Napro­xen oder
    • Diclo­fe­nac

    zum Ein­satz.

    Des Wei­te­ren wer­den regel­mä­ßig Cor­ti­son­prä­pa­ra­te wie Predn­iso­lon zur medi­ka­men­tö­sen Behand­lung ein­ge­setzt. Auf­grund der star­ken Neben­wir­kun­gen wird Col­chi­cin, das frü­her häu­fig ein­ge­setzt wur­de, nur noch in Ein­zel­fäl­len ver­schrie­ben, wenn die ande­ren Medi­ka­men­te kei­ne Wir­kung zeigen.

    Vorbeugende Maßnahmen

    Bereits wäh­rend des ers­ten Gicht­an­falls kann es sinn­voll sein, eine dau­er­haf­te medi­ka­men­tö­se The­ra­pie zur Sen­kung der Harn­säu­re im Blut zu begin­nen und dann als vor­beu­gen­de Maß­nah­me weiterzuführen.

    Dazu eig­nen sich fol­gen­de Medikamente:

    • Uro­sta­ti­ka wie Allo­pu­ri­nol: Ver­min­dern durch Enzym­hem­mung die Bil­dung von Harnsäure
    • Uri­ko­suri­ka wie Benz­brom­a­ron oder Pro­ben­e­cid: Ver­mehr­te Aus­schei­dung von Harn­säu­re über die Nieren
    • Ras­bu­rica­se: Baut Harn­säu­re im Blut zu einer Sub­stanz ab, die bes­ser über die Nie­ren aus­ge­schie­den wer­den kann

    Homöopathische Behandlung von Gicht

    Bei einem aku­ten Anfall von Gicht, besteht die Mög­lich­keit, homöo­pa­thi­sche Indi­ka­tio­nen zu nut­zen. Die­se kön­nen alter­na­tiv zur klas­si­schen Schul­me­di­zin ein­ge­setzt wer­den. Das rich­ti­ge Mit­tel für die effek­tivs­te The­ra­pie wird auf Grund­la­ge der vor­han­de­nen Sym­pto­me festgestellt.

    Die­se Mit­tel kön­nen je nach Sym­ptom bei einem aku­ten Anfall helfen:

    • Apis mel­li­fi­ca
    • Bel­la­don­na
    • Ledum palust­re
    • Arni­ca
    • Nux vomica

    Diese Hausmittel helfen bei Gicht

    Liegt ein aku­ter Anfall von Gicht vor, gibt es eini­ge Haus­mit­tel, die zur Kura­ti­on ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Dazu muss die betrof­fe­ne Stel­le ein­fach mit dem jewei­li­gen Haus­mit­tel ein­ge­wi­ckelt bzw. abge­deckt wer­den, um die kura­ti­ven Pro­zes­se zu induzieren.

    Die­se Haus­mit­tel eig­nen sich für einen Wickel:

    • Eis
    • Essig
    • Heu­blu­men
    • Quark

    Des Wei­te­ren kön­nen bestimm­te Lebens­mit­tel ein­ge­nom­men wer­den, um die Gicht zu bekämpfen:

    • Apfel­es­sig
    • Back­pul­ver
    • Brenn­nes­sel­tee
    • Ing­wer
    • Zitro­ne

    Fazit

    Die Stoff­wech­sel­er­kran­kung Gicht ist beson­ders in Indus­trie­län­dern ver­tre­ten und betrifft haupt­säch­lich Män­ner. Bei einer adäqua­ten und kon­se­quen­ten Behand­lung ist Gicht heil­bar. Dies erfor­dert in der Regel eine strik­te Umstel­lung auf eine purin­ar­me und aus­ge­wo­ge­ne Ernährung.

    Wer sei­ne Ernäh­rung recht­zei­tig opti­miert, kann einer aku­ten Erkran­kung vor­beu­gen. Liegt eine aku­te Erkran­kung vor, gibt es eini­ge Haus­mit­tel, die bei einem aku­ten Anfall Lin­de­rung schaf­fen können.

    Quellen

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    Stimmen 

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.