Ein Glas Rotwein am Abend schützt das Herz, Jesu Blut gibt es zur Messe und ein Bier unter Freunden kann doch nur gesellig und gut sein, oder? Alkohol ist in unserer Gesellschaft geschätzt. Doch hat das etwas Gutes? Gibt es wirklich medizinische Gründe, Alkohol zu konsumieren?
- Alkohol gehört zum abendländischen Kulturgut.
- Alkohol selbst besitzt keine positiven Nebenwirkungen auf den menschlichen Körper.
- Wie mit allem anderen gilt es auch hier, das richtige Maß an Konsum zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Warum wir trinken
Drei Aspekte sind entscheidend, wenn die Gründe für das Trinken beleuchtet werden:
- gesellschaftliche Normen
- die Wirkung des Alkohols
- der innere Antrieb zum Trinken.
Zuerst einmal ist festzuhalten, dass Alkohol zur abendländischen Kultur gehört. Er ist seit Jahrtausenden bekannt und wurde schon immer zu jedem erdenklichen Anlass gereicht. Er ist Teil des kirchlichen Abendmahls und somit auch ein Symbol. Mönche waren indes die ersten, die das Bierbrauen zu einem großen Geschäft ausbauten. Und zu Zeiten, in denen das Wasser gesundheitsschädlich und mit Krankheiten versetzt war, war Bier (inklusive der Biersuppe) die gesündere Alternative.
Wer nicht trinkt, muss sich häufig rechtfertigen. Das liegt ebenfalls am sozialen Gefüge, in dem Alkohol als Konmsumgut so selbstverständlich ist wie das Atmen. Je nach Anlass und Schicht unterscheiden sich die Getränke und reichen von Bier bis Scotch, aber getrunken wird überall.
Getrunken wird dabei aufgrund der Wirkung. Erstens ist es eine Ritualwirkung, die im gemeinsamen Konsumieren eines Rauschmittels besteht (was zugleich das eigene Gewissen beruhigt). Und zweitens gibt es dann noch die körperliche Wirkung: Menschen werden ausgelassener, enthemmter, fühlen sich mutiger und zuweilen sogar offener und ehrlicher.
Alkohol kann einen Menschen in einen als angenehm empfundenen Schwips versetzen, der nicht zwingend in Übelkeit und Kopfschmerzen enden muss. Es gibt bei vielen Menschen eine Konsummenge, die sie innerlich genau in den Zustand versetzt, in dem sie sein wollen.
Oder auch: Menschen tun nicht Dinge, weil sie trinken, sondern sie trinken, damit sie Dinge tun können.
Das schafft den Übergang zum dritten Grund des Trinkens, nämlich dem innerlichen Antrieb.
Hier gibt es als Gründe etwa:
- sozialen Zwang
- Verdrängung
- Selbsthass
- Sucht
- Genuss
- Gewohnheit.
Der Genuss ist wohl der beste Grund, um zu trinken. Ein gutes Getränk kann gut schmecken und wer seinen Konsum zügelt und gern einen edlen Tropfen trinkt, kann geschmacklich viel erleben. Die anderen Gründe beleuchten fast alle das Kapitel der Alkoholsucht und sollen an dieser Stelle ausgeklammert werden.
Kann Alkohol gesund sein?
Die Frage, ob Rotwein gut für das Herz sei, erhitzt die Gemüter. Vorab ist zu erwähnen, dass es hier keinen Konsens gibt. Namentlich geht es vor allem um die Substanz Resveratrol, die vor allem in der Schale blauer Trauben enthalten ist. Es handelt sich um ein pflanzliches Oxidans, welches zudem auch auf die Genaktivität wirken kann.
Eine Betrachtung von Studien, die den Menschen zum Ziel haben, bringt zwei Probleme mit sich: Erstens sind viele dieser Studien von Weinproduzenten finanziert. Und zweitens widersprechen sich Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen Gefäßgesundheit und Rotwein sehen, regelmäßig.
Tierversuche waren hier ergiebiger: So hat etwa die Studie Resveratrol improves health and survival of mice on a high-calorie diet von Baur, J.A., et al. (2006) gezeigt, dass fettleibige Mäuse dank Resveratrol länger lebten. Das erhöhte Risiko für Herzkreislauferkrankungen kann also bei Mäusen dank des Stoffes ausgeglichen werden. Weiterhin war die Hautptschlagader bei den Versuchstieren (auch bei normalgewichtigen) elastischer und damit widerstandsfähiger. Diverse Studien konnten bei Fischen, Würmern und eben bei Mäusen feststellen, dass dieses Oxidans sich sehr günstig auf die Lebenserwartung auswirkt. Dies ist eventuell auf den Menschen übertragbar, wenngleich der Alkohol im Wein diesen Effekt ab einer gewissen Menge aufhebt.
Purer Alkohol hat im Übrigen keinen einzigen positiven Effekt auf die Gesundheit. Sekundäre Pflanzenstoffe sind für gesundheitliche Vorteile verantwortlich zu machen.
Welche Menge Alkohol ist gesund?
Bis eine Studie feststellt, dass Alkohol als Substanz einen positiven Effekt auf den Körper hat, ist die Antwort: keine.
Das Trinken erfüllt andere Funktionen als beispielsweise ein Stück Obst. Es geht beim Genuss von Alkohol meistens um Geselligkeit und das richtige Getränk zu einem Essen. Es spricht dabei auch nichts dagegen, regelmäßig zu trinken. Einzig die Menge ist entscheidend, wobei 20 bis 30 ml Alkohol am Tag als unbedenklich gelten. Und tatsächlich können sich alkoholische Getränke positiv auf die Gesundheit auswirken — sei es aufgrund der tatsächlich wirksamen Inhaltsstoffe oder aufgrund dessen, dass Alkohol für eine Zeit lang Genuss bringen kann und auch die Laune hebt.