Dass Rauchen tödlich sein kann, kann heute niemand mehr wegdiskutieren, insbesondere seit wir den entsprechenden Warnhinweis auf jeder Zigarettenschachtel lesen können.
Doch nun werden die Stimmen lauter, dass Sitzen, was die Lebensverkürzung angeht, dem Rauchen kaum nachsteht. Im Gegenteil, britischen und australischen Studien zufolge verkürzt eine Zigarette das Leben um 11 Minuten, eine Stunde sitzen hingegen um knappe 22 Minuten.
Nach einer WHO-Studie sterben weltweit etwa 6 Millionen Menschen durch die Folgen von Zigarettenkonsum, was ihm in der Liste der vermeidbaren Todesursachen Platz 1 beschert, körperliche Inaktivität liegt allerdings mit etwa 3,2 Millionen auf dem vierten Platz.
- Forscher sind sich einig: Sitzen ist ungesund und verkürzt die Lebenszeit
- Ohne regelmäßige Bewegung steigt das Krankheitsrisiko drastisch
- Richtiges Sitzen sollte gelernt sein: Gerader Rücken, ergonomischer Arbeitsplatz und dynamisches Sitzen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Sitzen birgt vielseitige Risiken
- 2 Schäden durch stundenlanges Sitzen lassen sich nur schwer ausgleichen
- 3 Verantwortlich für zahlreiche Probleme — wie gefährlich ist Sitzen wirklich?
- 4 Langzeitstudie belegt die Gefahren durch langes Sitzen
- 5 Bewegung hält uns gesund — physisch und mental
- 6 Richtig Sitzen: Tipps für eine gesunde Sitzhaltung
Sitzen birgt vielseitige Risiken
Viele Risiken des Sitzens sind allgemein bekannt und überraschen wenig. So war zu erwarten, dass das viele (falsche) Sitzen ursächlich ist für HWS-Probleme und Rückenbeschwerden.
Es scheint auch nachvollziehbar, dass eine sitzende berufliche Tätigkeit mit anschließender (sitzender) Fahrt zum heimischen Fernsehsessel zu starkem Übergewicht führen kann, aber manche Ergebnisse haben selbst die verschiedenen Forscherteams überrascht.
Schäden durch stundenlanges Sitzen lassen sich nur schwer ausgleichen
So wollten Forscher der UCLA (University of California, Los Angeles) die Auswirkung eines überwiegend sitzenden Lebensstils auf das Gehirn untersuchen. Das überraschende Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem langen Sitzen und dem Ausdünnen des medialen Temporallappens gibt, der für das Gedächtnis mitverantwortlich ist (hier geht es zur Studie).
Die Studie belegt nicht, dass zu langes Sitzen bestimmte Hirnstrukturen ausdünnt, sondern nur, dass es einen wie auch immer gearteten Zusammenhang zwischen langem Sitzen und dünneren Hirnstrukturen gibt. Die Studie legt nahe, dass zu langes Sitzen das Ausbrechen einer Alzheimer Erkrankung begünstigen kann.
Für aussagekräftige und stichhaltige Ergebnisse wird die Studie in größerem Maßstab wiederholt.
Verantwortlich für zahlreiche Probleme — wie gefährlich ist Sitzen wirklich?
Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass es darauf ankommt, nicht zu viel zu sitzen, dass sich allerdings die negativen Auswirkungen des Sitzens durch regelmäßigen Sport minimieren lassen.
Das heißt, bislang ging man davon aus, dass es genügt, wenn man morgens oder abends eine Stunde Sport treibt.
Leider scheint dies nicht zu genügen. Forscher raten dringend dazu, nicht länger als 30 Minuten am Stück zu sitzen, ohne sich dann ein wenig die “Beine zu vertreten”. Vermutlich lassen sich nur so die massiven Nebenwirkungen unseres bewegungsarmen Alltags minimieren.
Eine amerikanische Studie zeigt, dass das Sterberisiko bei denen, die mindestens 13 Stunden am Tag sitzen doppelt so hoch ist, wie bei denen, die weniger als 11 Stunden am Tag sitzen.
Langzeitstudie belegt die Gefahren durch langes Sitzen
Eine groß angelegte Langzeitstudie belegt den Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und Sterblichkeit.
Selbst adipöse Menschen sehen einen, wenn auch einen etwas geringeren Effekt. Die Studie lässt den Schluss zu, dass von den rund 9,2 Millionen Todesfällen in Europa mehr als 330.000 auf das Konto des krankhaften Übergewichts (Adipositas) und doppelt so viele, nämlich fast 680.000 auf körperliche Inaktivität gehen.
Zahlen, die erschrecken, da auch “normal gewichtige” Menschen nicht sicher scheinen. Natürlich ist die Empfehlung sich 20 Minuten am Tag richtig zu bewegen nur eine Mindestempfehlung.
Bewegung hält uns gesund — physisch und mental
Eine andere Studie, in Auftrag gegeben von der WHO zeigt, dass sich etwa jede dritte Frau und knapp jeder vierte Mann nicht ausreichend bewegt — weltweit!
Laut dieser Studie genügt es bereits, sich etwa drei Stunden moderat oder etwa 75 Minuten intensiv pro Woche zu bewegen, um die Wahrscheinlichkeit bestimmter Krankheiten deutlich zu verringern.
Unbewegt steigt das Risiko von
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- Diabetes Typ II,
- Demenz
- und einigen bestimmten Krebsarten deutlich.
Auch wenn sich die Studienergebnisse oder das Fazit aus den Studien unterscheiden, so sind sich alle Forscher einig, dass wir uns zu wenig bewegen und dies ursächlich ist für zahlreiche Erkrankungen und frühzeitige Todesfälle.
Uneins sind sich die Wissenschaftler allerdings darüber, ob sich unser alltäglicher Bewegungsmangel durch eine tägliche Bewegungseinheit ausgleichen lässt, oder ob man sich tatsächlich alle 30 Minuten bewegen sollte. Sicher ist, dass häufige Bewegung kein Nachteil sein kann.
Richtig Sitzen: Tipps für eine gesunde Sitzhaltung
Auch wenn die Studienergebnisse teilweise erschreckend sind — für viele lässt sich häufiges Sitzen nicht vermeiden. In diesem Fall sollten Sie unbedingt darauf achten, Ihre Sitzhaltung zu optimieren.
Eine richtige Sitzhaltung bedeutet für Sie:
- Sie fühlen sich wohler am Arbeitsplatz und verspüren keine Rückenschmerzen
- Sie sind weniger schnell erschöpft und ausgelaugt
- Sie können konzentriert und produktiv arbeiten
Grund genug also, um an der richtigen Sitzhaltung zu arbeiten und die eigene Körperhaltung im Büro kritisch zu hinterfragen.
Doch wie kann die Sitzhaltung verbessert werden?
Achten Sie auf einen geraden Rücken
Ein krummer Rücken kann an vielen Arbeitsplätzen beobachtet werden. Wer sich nach vorn beugt und den Großteil des Bürotages mit einem krummen Rücken am Schreibtisch sitzt, riskiert Beschwerden in Schultern, Nacken und Wirbelsäule.
Achten Sie deshalb auf einen geraden Rücken, wenn Sie Sitzen. Anfangs wird die neue Körperhaltung ungewohnt sein, doch langfristig werden Sie profitieren und schmerzfrei sitzen.
Passen Sie Ihren Arbeitsplatz an
Ist Ihr Schreibtisch sowie Ihr Stuhl auf Ihre Körpergröße abgestimmt?
Ihr Stuhl sollte so eingestellt sein, dass Sie mit angewinkelten Beinen (empfohlen wird ein Winkel von 45–60°) bequem sitzen können.
Der Schreibtisch sollte eine angenehme Höhe haben, sodass Sie weder zu sehr nach oben noch nach unten blicken müssen und somit keine Nackenbeschwerden riskieren.
Verteilen Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig
Viele neigen dazu, ihr Körpergewicht einseitig zu verlagern und dadurch Hüfte und Po ungleichmäßig zu belasten.
Richtiges Sitzen bedeutet ebenfalls, dass Ihr Gewicht gleichmäßig verteilt wird und Sie eine einheitliche Sitzpositionen einnehmen.
Dynamisches Sitzen
Richtig Sitzen heißt keinesfalls, dass Sie eine bestimmte Position einnehmen und in dieser endlos ausharren. Sie dürfen (und sollten) gerne Ihre Sitzposition alle 30 Minuten anpassen und verändern, um in Bewegung zu bleiben und die Bandscheiben zu entlasten.
Sie können beispielsweise mit der Rückenlehne vor und zurück wippen, die Beine hin und wieder ausstrecken oder eine sonstige Position einnehmen, in der Sie sich wohl fühlen und keinen Krummrücken formen.
Machen Sie kleine Bewegungspausen
Nutzen Sie Gelegenheiten, um eine Pause vom Sitzen zu machen und aufzustehen. Telefonieren Sie im Stehen, arbeiten Sie an einem Stehpult und nutzen Sie Möglichkeiten, um kleine Bewegungspausen einzulegen.
Auch sollten Sie darauf achten, dass Sie außerhalb des Schreibtisches maximal viel Bewegung bekommen. Nehmen Sie die Treppen statt dem Fahrstuhl, um einen Ausgleich zum vielen Sitzen zu schaffen.