Studie: Sitzen verkürzt die Lebenszeit

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    Dass Rau­chen töd­lich sein kann, kann heu­te nie­mand mehr weg­dis­ku­tie­ren, ins­be­son­de­re seit wir den ent­spre­chen­den Warn­hin­weis auf jeder Ziga­ret­ten­schach­tel lesen können.

    Doch nun wer­den die Stim­men lau­ter, dass Sit­zen, was die Lebens­ver­kür­zung angeht, dem Rau­chen kaum nach­steht. Im Gegen­teil, bri­ti­schen und aus­tra­li­schen Stu­di­en zufol­ge ver­kürzt eine Ziga­ret­te das Leben um 11 Minu­ten, eine Stun­de sit­zen hin­ge­gen um knap­pe 22 Minuten.

    Nach einer WHO-Stu­die ster­ben welt­weit etwa 6 Mil­lio­nen Men­schen durch die Fol­gen von Ziga­ret­ten­kon­sum, was ihm in der Lis­te der ver­meid­ba­ren Todes­ur­sa­chen Platz 1 beschert, kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät liegt aller­dings mit etwa 3,2 Mil­lio­nen auf dem vier­ten Platz.

    Das Wich­tigs­te in Kürze:
    • For­scher sind sich einig: Sit­zen ist unge­sund und ver­kürzt die Lebenszeit
    • Ohne regel­mä­ßi­ge Bewe­gung steigt das Krank­heits­ri­si­ko drastisch
    • Rich­ti­ges Sit­zen soll­te gelernt sein: Gera­der Rücken, ergo­no­mi­scher Arbeits­platz und dyna­mi­sches Sitzen

    Studie: Sitzen verkürzt die Lebenszeit

    Sitzen birgt vielseitige Risiken

    Vie­le Risi­ken des Sit­zens sind all­ge­mein bekannt und über­ra­schen wenig. So war zu erwar­ten, dass das vie­le (fal­sche) Sit­zen ursäch­lich ist für HWS-Pro­ble­me und Rücken­be­schwer­den.

    Es scheint auch nach­voll­zieh­bar, dass eine sit­zen­de beruf­li­che Tätig­keit mit anschlie­ßen­der (sit­zen­der) Fahrt zum hei­mi­schen Fern­seh­ses­sel zu star­kem Über­ge­wicht füh­ren kann, aber man­che Ergeb­nis­se haben selbst die ver­schie­de­nen For­scher­teams überrascht.

    Schäden durch stundenlanges Sitzen lassen sich nur schwer ausgleichen

    So woll­ten For­scher der UCLA (Uni­ver­si­ty of Cali­for­nia, Los Ange­les) die Aus­wir­kung eines über­wie­gend sit­zen­den Lebens­stils auf das Gehirn unter­su­chen. Das über­ra­schen­de Ergeb­nis, dass es einen Zusam­men­hang zwi­schen regel­mä­ßi­gem lan­gen Sit­zen und dem Aus­dün­nen des media­len Tem­po­ral­lap­pens gibt, der für das Gedächt­nis mit­ver­ant­wort­lich ist (hier geht es zur Stu­die).

    Die Stu­die belegt nicht, dass zu lan­ges Sit­zen bestimm­te Hirn­struk­tu­ren aus­dünnt, son­dern nur, dass es einen wie auch immer gear­te­ten Zusam­men­hang zwi­schen lan­gem Sit­zen und dün­ne­ren Hirn­struk­tu­ren gibt. Die Stu­die legt nahe, dass zu lan­ges Sit­zen das Aus­bre­chen einer Alz­hei­mer Erkran­kung begüns­ti­gen kann.

    Für aus­sa­ge­kräf­ti­ge und stich­hal­ti­ge Ergeb­nis­se wird die Stu­die in grö­ße­rem Maß­stab wiederholt.

    Verantwortlich für zahlreiche Probleme — wie gefährlich ist Sitzen wirklich?

    Bis­lang gin­gen Wis­sen­schaft­ler davon aus, dass es dar­auf ankommt, nicht zu viel zu sit­zen, dass sich aller­dings die nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen des Sit­zens durch regel­mä­ßi­gen Sport mini­mie­ren lassen.

    Das heißt, bis­lang ging man davon aus, dass es genügt, wenn man mor­gens oder abends eine Stun­de Sport treibt.

    Lei­der scheint dies nicht zu genü­gen. For­scher raten drin­gend dazu, nicht län­ger als 30 Minu­ten am Stück zu sit­zen, ohne sich dann ein wenig die “Bei­ne zu ver­tre­ten”. Ver­mut­lich las­sen sich nur so die mas­si­ven Neben­wir­kun­gen unse­res bewe­gungs­ar­men All­tags minimieren.

    Eine ame­ri­ka­ni­sche Stu­die zeigt, dass das Ster­be­ri­si­ko bei denen, die min­des­tens 13 Stun­den am Tag sit­zen dop­pelt so hoch ist, wie bei denen, die weni­ger als 11 Stun­den am Tag sitzen.

    Langzeitstudie belegt die Gefahren durch langes Sitzen

    Eine groß ange­leg­te Lang­zeit­stu­die belegt den Zusam­men­hang zwi­schen Bewe­gungs­man­gel und Sterblichkeit.

    Bereits ein flot­ter 20-minü­ti­ger Spa­zier­gang jeden Tag senkt das Ster­be­ri­si­ko gegen­über einem inak­ti­ven Men­schen um bis zu 30 %. 

    Selbst adi­pö­se Men­schen sehen einen, wenn auch einen etwas gerin­ge­ren Effekt. Die Stu­die lässt den Schluss zu, dass von den rund 9,2 Mil­lio­nen Todes­fäl­len in Euro­pa mehr als 330.000 auf das Kon­to des krank­haf­ten Über­ge­wichts (Adi­po­si­tas) und dop­pelt so vie­le, näm­lich fast 680.000 auf kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät gehen.

    Zah­len, die erschre­cken, da auch “nor­mal gewich­ti­ge” Men­schen nicht sicher schei­nen. Natür­lich ist die Emp­feh­lung sich 20 Minu­ten am Tag rich­tig zu bewe­gen nur eine Mindestempfehlung.

    Der Mensch ist für die Bewe­gung und nicht für das Sit­zen gemacht.

    Bewegung hält uns gesund — physisch und mental

    Eine ande­re Stu­die, in Auf­trag gege­ben von der WHO zeigt, dass sich etwa jede drit­te Frau und knapp jeder vier­te Mann nicht aus­rei­chend bewegt — weltweit!

    Laut die­ser Stu­die genügt es bereits, sich etwa drei Stun­den mode­rat oder etwa 75 Minu­ten inten­siv pro Woche zu bewe­gen, um die Wahr­schein­lich­keit bestimm­ter Krank­hei­ten deut­lich zu verringern.

    Unbe­wegt steigt das Risi­ko von

    Auch wenn sich die Stu­di­en­ergeb­nis­se oder das Fazit aus den Stu­di­en unter­schei­den, so sind sich alle For­scher einig, dass wir uns zu wenig bewe­gen und dies ursäch­lich ist für zahl­rei­che Erkran­kun­gen und früh­zei­ti­ge Todesfälle.

    Uneins sind sich die Wis­sen­schaft­ler aller­dings dar­über, ob sich unser all­täg­li­cher Bewe­gungs­man­gel durch eine täg­li­che Bewe­gungs­ein­heit aus­glei­chen lässt, oder ob man sich tat­säch­lich alle 30 Minu­ten bewe­gen soll­te. Sicher ist, dass häu­fi­ge Bewe­gung kein Nach­teil sein kann.

    Richtig Sitzen: Tipps für eine gesunde Sitzhaltung

    Auch wenn die Stu­di­en­ergeb­nis­se teil­wei­se erschre­ckend sind — für vie­le lässt sich häu­fi­ges Sit­zen nicht ver­mei­den. In die­sem Fall soll­ten Sie unbe­dingt dar­auf ach­ten, Ihre Sitz­hal­tung zu optimieren.

    Eine rich­ti­ge Sitz­hal­tung bedeu­tet für Sie:

    • Sie füh­len sich woh­ler am Arbeits­platz und ver­spü­ren kei­ne Rückenschmerzen
    • Sie sind weni­ger schnell erschöpft und ausgelaugt
    • Sie kön­nen kon­zen­triert und pro­duk­tiv arbeiten

    Grund genug also, um an der rich­ti­gen Sitz­hal­tung zu arbei­ten und die eige­ne Kör­per­hal­tung im Büro kri­tisch zu hinterfragen.

    Doch wie kann die Sitz­hal­tung ver­bes­sert werden?

    Achten Sie auf einen geraden Rücken

    Ein krum­mer Rücken kann an vie­len Arbeits­plät­zen beob­ach­tet wer­den. Wer sich nach vorn beugt und den Groß­teil des Büro­ta­ges mit einem krum­men Rücken am Schreib­tisch sitzt, ris­kiert Beschwer­den in Schul­tern, Nacken und Wirbelsäule.

    Ach­ten Sie des­halb auf einen gera­den Rücken, wenn Sie Sit­zen. Anfangs wird die neue Kör­per­hal­tung unge­wohnt sein, doch lang­fris­tig wer­den Sie pro­fi­tie­ren und schmerz­frei sitzen.

    Passen Sie Ihren Arbeitsplatz an

    Ist Ihr Schreib­tisch sowie Ihr Stuhl auf Ihre Kör­per­grö­ße abgestimmt?

    Ihr Stuhl soll­te so ein­ge­stellt sein, dass Sie mit ange­win­kel­ten Bei­nen (emp­foh­len wird ein Win­kel von 45–60°) bequem sit­zen können.

    Der Schreib­tisch soll­te eine ange­neh­me Höhe haben, sodass Sie weder zu sehr nach oben noch nach unten bli­cken müs­sen und somit kei­ne Nacken­be­schwer­den riskieren.

    Ergo­no­mi­sche Büro­mö­bel opti­mie­ren Ihre Hal­tung zusätz­lich und bewah­ren Sie vor quä­len­den Rückenbeschwerden.

    Verteilen Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig

    Vie­le nei­gen dazu, ihr Kör­per­ge­wicht ein­sei­tig zu ver­la­gern und dadurch Hüf­te und Po ungleich­mä­ßig zu belasten.

    Rich­ti­ges Sit­zen bedeu­tet eben­falls, dass Ihr Gewicht gleich­mä­ßig ver­teilt wird und Sie eine ein­heit­li­che Sitz­po­si­tio­nen einnehmen.

    Dynamisches Sitzen

    Rich­tig Sit­zen heißt kei­nes­falls, dass Sie eine bestimm­te Posi­ti­on ein­neh­men und in die­ser end­los aus­har­ren. Sie dür­fen (und soll­ten) ger­ne Ihre Sitz­po­si­ti­on alle 30 Minu­ten anpas­sen und ver­än­dern, um in Bewe­gung zu blei­ben und die Band­schei­ben zu entlasten.

    Sie kön­nen bei­spiels­wei­se mit der Rücken­leh­ne vor und zurück wip­pen, die Bei­ne hin und wie­der aus­stre­cken oder eine sons­ti­ge Posi­ti­on ein­neh­men, in der Sie sich wohl füh­len und kei­nen Krumm­rü­cken formen.

    Machen Sie kleine Bewegungspausen

    Nut­zen Sie Gele­gen­hei­ten, um eine Pau­se vom Sit­zen zu machen und auf­zu­ste­hen. Tele­fo­nie­ren Sie im Ste­hen, arbei­ten Sie an einem Steh­pult und nut­zen Sie Mög­lich­kei­ten, um klei­ne Bewe­gungs­pau­sen einzulegen.

    Auch soll­ten Sie dar­auf ach­ten, dass Sie außer­halb des Schreib­ti­sches maxi­mal viel Bewe­gung bekom­men. Neh­men Sie die Trep­pen statt dem Fahr­stuhl, um einen Aus­gleich zum vie­len Sit­zen zu schaffen. 

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