HWS-Syndrom: gezielte Therapie für die Halswirbelsäule

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    Das HWS-Syn­drom (Hals­wir­bel­säu­len­syn­drom) wird auch Zer­vi­kal­syn­drom genannt und beschreibt das Auf­tre­ten ver­schie­de­ner, oft schmerz­haf­ter Sym­pto­me im Bereich der Halswirbelsäule.

    Wir zei­gen Ihnen, wel­che Sym­pto­me typisch für das HWS-Syn­drom sind, wel­cher Arzt der rich­ti­ge Ansprech­part­ner ist und wie eine erfolgs­ver­spre­chen­de The­ra­pie aussieht.

    Das Wich­tigs­te in Kürze:
    • Das HWS-Syn­drom (auch Zer­vi­kal­syn­drom genannt) kann akut oder chro­nisch ver­lau­fen und sich durch Sym­pto­me wie Schmer­zen in den Armen, Ver­span­nun­gen, Schwin­del oder gar Seh­stö­run­gen äußern.
    • Viel­fäl­ti­ge Ursa­chen kom­men in Fra­ge, dar­un­ter: Arthro­se, Ver­span­nun­gen, Fehl­hal­tun­gen oder ein Bandscheibenvorfall.
    • Je nach Beschwer­de­bild kom­men ver­schie­de­ne The­ra­pien in Fra­ge, wel­che ein Ortho­pä­de oder Phy­sio­the­ra­peut opti­mal auf Sie abstim­men kann.

    HWS-Syndrom: gezielte Therapie für die Halswirbelsäule

    Was ist das HWS-Syndrom?

    Das Hals­wir­bel­säu­len­syn­drom (HWS), auch Zer­vi­kal­syn­drom genannt, fasst als Sym­ptom­kom­plex Beschwer­den zusam­men, wel­che im Bereich der Hals­wir­bel­säu­le ihren Aus­gang nehmen.

    Das HWS-Syn­drom ist ein in der ortho­pä­di­schen Pra­xis häu­fig auf­tre­ten­des Beschwer­de­bild mit aku­tem oder chro­ni­schem Verlauf.

    Ins­be­son­de­re Pati­en­ten, wel­che dau­er­haft unter Ein­schrän­kun­gen auf­grund einer Erkran­kung der Hals­wir­bel­säu­le lei­den, sind in ihrem All­tag oft stark beeinträchtigt.

    Die über­wie­gen­de Anzahl der Hals­wir­bel­säu­len­syn­dro­me ist mus­ku­lär bedingt.

    Ver­span­nun­gen der Mus­ku­la­tur der Hals­wir­bel­säu­le füh­ren in die­sen Fäl­len also zu den typi­schen Beschwer­den. Ver­ur­sacht wer­den die­se vor allem durch Fehl­hal­tun­gen in Beruf oder Freizeit.

    Typisch für mus­ku­lä­re Ver­span­nun­gen der Hals­wir­bel­säu­le sind aus­strah­len­de Beschwer­den im Bereich des Nackens bis hin zu bei­den Schultern.

    Die Dau­er der Beschwer­den hängt von der jewei­li­gen Form des Zer­vi­kal­syn­droms und der Ursa­che ab und kann daher stark variieren.

    HWS-Syndrom: die Symptome

    Häu­fig tre­ten beim Hals­wir­bel­säu­len-Syn­drom die fol­gen­den Sym­pto­me auf:

    • Schmer­zen in Armen, Schul­tern und Nacken
    • ver­spann­te Muskulatur
    • Kopf­schmer­zen und Schwin­del
    • Seh­stö­run­gen
    • Hör­stö­run­gen (Tin­ni­tus)
    • Funk­ti­ons­stö­run­gen der Gelenke
    • Krib­beln in Armen und Händen

    Wich­tig zu wis­sen: Bei den Sym­pto­men erfolgt oft­mals eine Ein­tei­lung in obe­res, mitt­le­res und unte­res Syn­drom — je nach­dem, unter­schei­den sich auch die Symptome.

    • Obe­res HWS-Syn­drom: Schmer­zen strah­len oft in den Hin­ter­kopf aus. Zie­hen­de sowie ste­chen­de Schmer­zen im Kopf­be­reich sind typisch für das obe­re HWS-Syndrom.
    • Mitt­le­res HWS-Syn­drom: Typisch sind Schmer­zen in den Schul­ter­blät­tern sowie in den Schul­tern. Gefüh­le von Insta­bi­li­tät und teil­wei­se auch Schmer­zen und Taub­heits­ge­füh­le in den Armen sind bezeich­nend für das mitt­le­re HWS-Syndrom.
    • Unte­res HWS-Syn­drom: Beim unte­ren HWS-Syn­drom zei­gen sich vor allem Beschwer­den in den Armen sowie in den Händen.

    Strahlen Beschwerden in die Arme aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden

    Das HWS-Syn­drom ist also oft mit Sym­pto­men ver­ge­sell­schaf­tet, wie sie typi­scher­wei­se auch beim Span­nungs­kopf­schmerz vorkommen.

    Da die Über­gän­ge der ver­schie­de­nen Kopf­schmerz­for­men und des HWS-Syn­droms in der Pra­xis häu­fig flie­ßend sind, ist trotz auf­wen­di­ger Dia­gnos­tik eine kla­re Dia­gno­se nicht in allen Fäl­len möglich.

    Häu­fig ver­schwin­den die Beschwer­den nach eini­gen Tagen oder Wochen auch von selbst. Wenn dies nicht der Fall ist, soll­te unbe­dingt der Arzt auf­ge­sucht werden.

    Das gilt auch für alle Beschwer­den im Zusam­men­hang mit der Hals­wir­bel­säu­le, wel­che über rei­ne Mus­kel­ver­span­nun­gen hinausgehen.

    Sind Ner­ven­ge­flech­te im Bereich der Hals­wir­bel­säu­le irri­tiert und somit an der Schmerz­ent­ste­hung betei­ligt, kommt es häu­fig zur Aus­strah­lung der Beschwer­den in einen oder bei­de Arme. In die­sen Fäl­len spre­chen Ärz­te auch von Zervikobrachialgie.

    Welcher Arzt ist der Richtige beim HWS-Syndrom?

    Der rich­ti­ge Arzt für das Hals­wir­bel­säu­len-Syn­drom ist in der Regel der Ortho­pä­de oder der Phy­sio­the­ra­peut.

    Vie­le Pati­en­ten konn­ten auch Erfol­ge durch einen Chi­ro­prak­ti­ker ver­zeich­nen, wobei bei aku­ten Beschwer­den zunächst ein Schul­me­di­zi­ner auf­ge­sucht wer­den soll­te, der ver­schie­de­ne Tests durch­führt und eine Dia­gno­se erstellt.

    Ursachenforschung beim HWS-Syndrom oft nicht leicht

    Trotz bild­ge­ben­der Ver­fah­ren wie Rönt­gen oder Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­fie (MRT) lässt sich nicht immer ein offen­sicht­li­cher Aus­lö­ser für das HWS-Syn­drom herausfinden.

    Die Ursa­chen kön­nen viel­fäl­tig sein. Neben meist unkom­pli­zier­ten, den­noch sehr schmerz­haf­ten mus­ku­lä­ren Ver­span­nun­gen kann sich hin­ter einem HWS-Syn­drom auch eine ange­bo­re­ne Insta­bi­li­tät der Hals­wir­bel­kör­per, eine Arthro­se oder eine unna­tür­li­che Kopf­la­ge­rung in der Schlaf­pha­se verbergen.

    Wer häu­fi­ger unter einem Hals­wir­bel­säu­len­syn­drom lei­det, soll­te unbe­dingt alles dar­an set­zen, den Aus­lö­ser abzu­klä­ren. Denn nur so wird eine kau­sa­le, also ursa­chen­be­zo­ge­ne The­ra­pie mög­lich. Fehl­hal­tun­gen bei der Com­pu­ter­ar­beit, beim Lesen oder beim Fahr­rad­fah­ren kön­nen ein Hals­wir­bel­säu­len­syn­drom eben­so begüns­ti­gen, wie eine Schwan­ger­schaft oder Übergewicht.

    Mög­li­che Ursa­chen im Überblick:

    • Ver­span­nun­gen
    • ange­bo­re­ne Insta­bi­li­tät der Halswirbelkörper
    • Arthro­se
    • Fehl­hal­tun­gen oder fal­sches Sitzen
    • Über­ge­wicht
    • Band­schei­ben­vor­fall
    • ver­kleb­te Faszien
    • Hyper­mo­bi­li­tät
    • äußer­li­che Ein­wir­kun­gen (Unfall)

    Chronische Verläufe oft nur noch schwer therapierbar

    Auch Per­so­nen mit viel nega­ti­vem Stress oder einer über­trie­be­nen Selbst­be­ob­ach­tung mit Ängst­lich­keit und Nei­gung zu Depres­sio­nen lei­den häu­fi­ger am HWS-Syndrom.

    Wenn die ärzt­li­che Befra­gung, Ana­mne­se, also Hin­wei­se auf psy­chi­sche Aus­lö­ser ergibt, kann oft eine Ver­hal­tens­the­ra­pie dazu bei­tra­gen, die schmerz­haf­ten Ver­span­nun­gen im Bereich der Hals­wir­bel­säu­le dau­er­haft wie­der zu lösen.

    Bei einer Psy­cho­the­ra­pie müs­sen die Pati­en­ten jedoch etwas Geduld mit­brin­gen, bis die Beschwer­den dau­er­haft über­wun­den wer­den kön­nen. Obwohl die Selbst­hei­lungs­ten­denz bei Zer­vi­kal­syn­dro­men im Ver­gleich zu ande­ren Schmerz­er­kran­kun­gen recht hoch ist, soll­ten den­noch aku­te Fäl­le immer behan­delt wer­den, um eine Chro­ni­fi­zie­rung zu vermeiden.

    Tipp: Chro­ni­sche Beschwer­den der Hals­wir­bel­säu­le füh­ren oft ein Eigen­le­ben, auch wenn die eigent­li­che Schmerz­ur­sa­che längst besei­tigt wur­de. Des­halb soll­te mög­lichst früh­zei­tig ein Arzt auf­ge­sucht werden.

    Therapien und Behandlungen

    Wenn ein Pati­ent die Ursa­che sei­ner Beschwer­den an der Hals­wir­bel­säu­le genau kennt, kann prä­ven­tiv, also vor­beu­gend vie­les selbst getan wer­den, damit die Sym­pto­me nicht mehr oder kaum noch auftreten.

    Ursa­chen­be­zo­gen haben sich

    • Chi­ro­the­ra­pie,
    • Kine­sio-Taping,
    • Reiz­strom­be­hand­lun­gen
    • sowie Phy­sio­the­ra­pie mit Massage

    als hilf­reich gegen die unter­schied­li­chen For­men des HWS-Syn­droms erwie­sen. Wenn eine Ein­zel­maß­nah­me nicht wei­ter­hilft, kommt häu­fig auch eine Kom­bi­na­ti­on aus ver­schie­de­nen Behand­lungs­me­tho­den zum Ein­satz, um den gewünsch­ten Effekt einer Schmerz­lin­de­rung zu erzielen.

    Krankengymnastik (Physiotherapie)

    Die Phy­sio­the­ra­pie ist ein bewähr­ter Behand­lungs­an­satz bei HWS-Syn­drom und Ver­span­nun­gen im Nackenbereich.

    Zie­le der Phy­sio­the­ra­pie sind es einer­seits, die Mus­ku­la­tur der Hals­wir­bel­säu­le zu trai­nie­ren, um Ver­span­nun­gen durch einen prä­ven­ti­ven Ansatz zu behan­deln. Ande­rer­seits soll der Pati­ent durch die Kran­ken­gym­nas­tik selbst Übun­gen erler­nen, um die Beweg­lich­keit im Kopf- und Nacken­be­reich zu verbessern.

    Übun­gen, die der Pati­ent in der Phy­sio­the­ra­pie erlernt, ver­fol­gen fol­gen­de Ziele:

    • Die zugrun­de­lie­gen­de Mus­ku­la­tur soll gestärkt werden
    • Die Beweg­lich­keit des Nackens soll opti­miert werden
    • Die Belast­bar­keit im All­tag soll lang­fris­tig erhöht werden
    • Even­tu­ell vor­lie­gen­de Insta­bi­li­tä­ten und Fehl­hal­tun­gen sol­len kor­ri­giert werden

    Quaddeltherapie bei akutem HWS-Syndrom

    In aku­ten Fäl­len kann das Set­zen soge­nann­ter Quad­deln im Bereich des Nackens bis zur Schul­ter eine deut­li­che Schmerz­lin­de­rung ver­schaf­fen. Dabei wer­den mit fei­nen Nadeln loka­le Betäu­bungs­mit­tel unter die Haut gespritzt.

    Die Haut wird anschlie­ßend über­wärmt und rot, wodurch die Mus­ku­la­tur gelo­ckert wird. Die Quad­del­the­ra­pie wird bei beson­ders aku­ten Fäl­len eingesetzt.

    Weitere Behandlungsmöglichkeiten und Vorbeugung des HWS-Syndroms

    Lang­fris­tig kön­nen Pati­en­ten das Wie­der­auf­tre­ten eines Hals­wir­bel­säu­len­syn­droms durch geziel­te sport­li­che Akti­vi­tät und Stress­ab­bau ver­mei­den. Im Vor­der­grund ste­hen dabei sanf­te Dehn­übun­gen, um auch die tie­fer­lie­gen­den Mus­kel­schich­ten im Bereich der Hals­wir­bel­säu­le zu lockern.

    Außer­dem soll­te alles dafür getan wer­den, die Mus­kel­par­tien im Bereich des Nackens und der Schul­ter zu kräftigen. 

    Vie­le Pati­en­ten mit einem Hals­wir­bel­säu­len­syn­drom emp­fin­den eine Behand­lung mit Wär­me als angenehm.

    Für die­sen Zweck ste­hen bei­spiels­wei­se Rot­licht, Fan­go oder der Auf­ent­halt in einem Becken mit war­mem Ther­mal­was­ser zur Ver­fü­gung. Bei ner­ven­be­ding­ten, ent­zünd­li­chen Ver­än­de­run­gen im Bereich der Hals­wir­bel­säu­le hat sich jedoch die punk­tu­el­le Behand­lung mit Käl­te bewährt.

    Auch Ent­span­nungs­me­tho­den wie Yoga, Medi­ta­ti­on, auto­ge­nes Trai­ning oder ande­re Übun­gen zur Mus­kel­ent­span­nung hel­fen dabei, Stress abzu­bau­en, Ent­span­nung zu för­dern und das HWS-Syn­drom zu lindern.

    FAQ: Häufige Fragen zum HWS-Syndrom

    Wie lan­ge dau­ert das HWS-Syn­drom an?

    Die Dau­er der Erkran­kung ist sehr unter­schied­lich und hängt von ver­schie­de­nen Fak­to­ren ab. Je nach Ursa­che und Beschwer­de­bild kann das HWS-Syn­drom von weni­gen Tage bis zu drei Wochen andau­ern. Je frü­her eine Behand­lung ein­ge­lei­tet wird, des­to besser.

    Wel­che Haus­mit­tel kön­nen helfen?

    Bei einem HWS-Syn­drom soll­te stets ein Arzt kon­sul­tiert wer­den. Eini­ge Haus­mit­tel und Tipps kön­nen die Behand­lung sinn­voll beglei­ten. Dar­un­ter: Wär­me (Rot­licht­lam­pe zum Bei­spiel), leich­te Übun­gen für für die Hals­wir­bel­säu­le, Mas­sa­gen, Heil­erde.

    Wie kann ich dem HWS-Syn­drom effek­tiv vorbeugen?

    Viel Bewe­gung, eine auf­rech­te und gesun­de Kör­per­hal­tung sowie die Ver­mei­dung von Zug­luft kön­nen die Ent­ste­hung ver­mei­den. Wich­tig ist eben­falls eine lang­fris­ti­ge Kräf­ti­gung der Rücken­mus­ku­la­tur sowie eine Matrat­ze und ein Kis­sen, wel­che einen für die Hals­wir­bel­säu­le gesun­den Schlaf ermöglichen.

    Kann ich Schmerz­mit­tel zur The­ra­pie verwenden?

    Bei aku­ten Schmer­zen kön­nen ent­spre­chen­de Schmerz­mit­tel ver­wen­det wer­den, jedoch nur in Abspra­che mit ihrem Arzt. Lang­fris­tig soll­te eine Behand­lung ein­ge­lei­tet wer­de, wel­che die Ursa­chen der Beschwer­den angeht.

    Quellen

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