Effektive Übungen gegen Rückenschmerzen vom Profi

    Zuletzt aktualisiert am Montag, den

    Rücken­schmer­zen erlebt fast jeder ein­mal im Leben, die kön­nen einem ganz schön Sor­gen berei­ten. Wich­tig ist, dass man erst­mal Ruhe bewahrt, denn durch die Sor­gen kön­nen die Schmer­zen sogar noch ver­schlim­mert wer­den. Mit den rich­ti­gen Übun­gen gegen Rücken­schmer­zen las­sen sich unter Umstän­den Schmerz­mit­tel und Arzt­be­su­che reduzieren.

    Plagt auch Ihr Rücken Ihren All­tag? Woher die Schmer­zen kom­men kön­nen und was zu tun ist erfah­ren Sie im Folgenden.


    Schmerzen im Rücken – fast jeder ist davon betroffen

    Hauptursachen von Rückenschmerzen

    Rücken­schmer­zen kön­nen vie­ler­lei Ursa­chen haben. In 90 % der Fäl­le sind die Rücken­schmer­zen auf harm­lo­se Ursa­chen zurück­zu­füh­ren, die meist auf mus­ku­lä­ren oder fas­zia­len (Bin­de­ge­webs-) Über­be­las­tun­gen basie­ren. Bei der Ein­tei­lung unter­schei­det man zwi­schen spe­zi­fi­schen und unspe­zi­fi­schen Rücken­schmer­zen. Von spe­zi­fi­schen Rücken­schmer­zen spricht man, wenn sich eine genaue Ursa­che her­aus­fin­den und somit gezielt behan­deln lässt. Bei unspe­zi­fi­schen Rücken­schmer­zen jedoch, lässt sich kei­ne kla­re Ursa­che der Schmer­zen finden.

    Schwer­wie­gen­de, spe­zi­fi­sche Ursa­chen könn­ten bei­spiels­wei­se Wir­bel­brü­che, Ner­ven­wur­zel­be­schä­di­gun­gen oder Tumo­re sein. Unspe­zi­fi­sche, häu­fi­ge­re Ursa­chen sind Bewe­gungs­man­gel, ein­sei­ti­ge Belas­tun­gen im All­tag, Vor­ver­let­zun­gen, Mus­kel­ver­span­nun­gen, Fas­zi­en­ver­fil­zun­gen, Über­ge­wicht oder auch nega­ti­ver Stress.

    Woher können meine Rückenschmerzen kommen?

    Wenn Sie gera­de mit Rücken­schmer­zen vor dem Bild­schirm sit­zen und sich fra­gen, woher Ihre Rücken­schmer­zen eigent­lich kom­men, müs­sen Sie bei der Über­le­gung eini­ge Fak­to­ren mit­ein­be­zie­hen. Auch wenn Sie ohne ärzt­li­chen Rat die genaue Ursa­che meist nicht adäquat dia­gnos­ti­zie­ren kön­nen, ist es aber mög­lich, die Ursa­chen etwas einzugrenzen:

    Check­lis­te Rückenschmerzen:
    • Befin­den sich die Schmer­zen im unte­ren, mitt­le­ren oder obe­ren Rückenbereich?
    • Strah­len die Schmer­zen in ande­re Glied­ma­ßen aus?
    • Tra­ten die Schmer­zen akut nach einer bestimm­ten Bewe­gung auf?
    • Wie lan­ge dau­ern die Schmer­zen bereits an?
    • 1–6 Wochen: aku­ter Zustand
      6–12 Wochen: sub­aku­ter Zustand
      über 12 Wochen: chro­ni­scher Zustand
    • Sind die Schmer­zen epi­so­disch (wie­der­keh­rend)?

    Bei harm­lo­sen Ursa­chen ver­schwin­den die Rücken­schmer­zen bei ange­mes­se­nem Umgang inner­halb von sechs Wochen wie­der von selbst. Hal­ten die Schmer­zen län­ger an oder wer­den mit der Zeit sogar stär­ker, soll­te auf jeden Fall ein Arzt kon­sul­tiert werden.

    Wann sollte ich einen Arzt konsultieren?

    Bei Rücken­schmer­zen in Kom­bi­na­ti­on mit fol­gen­den Begleit­erschei­nun­gen, soge­nann­ten „roten Flag­gen“, soll­ten Sie unbe­dingt einen Arzt konsultieren:

    Sym­pto­me:

    • Star­ke Schmer­zen nach einem Unfall, Sturz, etc.
    • Fie­ber und Nachtschweiß
    • Läh­mungs­er­schei­nun­gen
    • Taub­heits­ge­fühl im Intim­be­reich oder der Innen­sei­te der Oberschenkel
    • Pro­ble­me beim Was­ser­las­sen oder der Darmfunktion
    • Bereits bekann­te Krebserkrankung

    Gene­rell soll­ten Sie einen Arzt auf­su­chen, wenn sich die Schmer­zen über­haupt nicht bes­sern oder sogar schlim­mer wer­den. Zudem soll­ten Sie auch zum Arzt gehen, wenn Sie ver­stärk­te Angst in Bezug auf die Schmer­zen haben.

    Multifaktorielle Ursachen bei unspezifischen Rückenschmerzen

    Zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der mul­ti­fak­to­ri­el­len Ursa­chen von unspe­zi­fi­schen Rücken­schmer­zen kann man sich ein gro­ßes Fass vor­stel­len. Die­ses Fass ist mit vie­len Ein­flüs­sen aus drei Berei­chen des Lebens gefüllt:

    Fass der Schmerzursachen:

    • Physisch/biologisch
    • Psychisch/emotional
    • Sozi­al- und umweltbedingt
    Metaphorisches Fass, das überläuft verbildlicht mit allen Faktoren, die zu Rückenschmerzen beitragen
    Fass der Rückenschmerzen

    Mit der Zeit füllt sich die­ses Fass mit meh­re­ren belas­ten­den Ein­flüs­sen und wenn es „über­läuft“ äußert sich das in Rücken­schmer­zen, die oft­mals auch ein­fach nur nach einer all­täg­li­chen Bewe­gung auf­tre­ten (Hexen­schuss).

    Einfluss der Psyche auf Rückenschmerzen

    Der Ein­fluss der Psy­che auf unse­ren Kör­per wird oft­mals unter­schätzt. Die psy­chi­sche Ver­fas­sung eines Men­schen äußert sich oft in kör­per­li­chen Beschwer­den. Fak­to­ren wie Stress, Ängs­te, Sor­gen und Kon­flik­te resul­tie­ren oft in (Ver-)Spannungen oder auch Ver­än­de­rung der Atem­mus­ter, wel­che sich auf den Kör­per aus­wir­ken. Sehr häu­fig lösen die­se Stress-Fak­to­ren epi­so­dische Kopf- oder Rücken­schmer­zen aus, wel­che zunächst wie­der abklin­gen, in stres­si­gen Situa­tio­nen aber wiederkehren.

    Die­se Stress-Fak­to­ren kön­nen auch unter­be­wusst Beschwer­den her­vor­ru­fen. Aus­lö­ser könn­ten zum Bei­spiel die Bewäl­ti­gung gro­ßer Her­aus­for­de­run­gen oder auch beruf­lich- oder fami­li­är beding­ter Stress sein. Die Psy­che ist ein enorm gro­ßer Füll-Fak­tor des meta­pho­ri­schen Fas­ses. In Kom­bi­na­ti­on damit kann schon ein klei­nes Ereig­nis, wie eine fal­sche Bewe­gung oder schlecht zu schla­fen, zum Über­lau­fen füh­ren und Rücken­schmer­zen auslösen.

    Was kann ich gegen Rückenschmerzen tun?

    Fol­gen­de Tricks kön­nen gegen Rücken­schmer­zen helfen:

    Wärme

    Der Ein­satz von Wär­me wei­tet die Gefä­ße, för­dert die Durch­blu­tung, löst Ver­span­nun­gen und kann somit Schmer­zen lin­dern. Der betrof­fe­ne Bereich kann durch Sal­ben, Wär­me­kis­sen oder ‑fla­schen, Rot­licht oder war­me Bäder behan­delt werden.

    Stufenlagerung

    Die Stu­fen­la­ge­rung trägt zur Ent­las­tung des Rückens bei. Legen Sie sich (evtl. mit einer Mat­te) auf den Boden und legen Sie Ihre Unter­schen­kel auf der Sitz­flä­che eines Stuhls ab. Blei­ben Sie für ein paar Minu­ten in die­ser Position.

    Ruhe (bedingt)

    In der ers­ten Zeit nach dem Auf­tre­ten der Schmer­zen kann Ruhe und Scho­nung hilf­reich sein. Frü­her hieß es, sich so viel scho­nen, wie mög­lich. Aber: heu­te weiß man, dass sich zu viel Scho­nung nega­tiv auf den Rücken aus­wirkt. Die Ruhe­pha­se soll­te nur von kur­zer Dau­er sein. Sie soll­ten so schnell, wie mög­lich ver­su­chen, wie­der lang­sam in Bewe­gung zu kom­men. Nach zwei bis drei Tagen soll­ten Sie in jedem Fall begin­nen, Schritt für Schritt wie­der den nor­ma­len All­tags­be­schäf­ti­gun­gen nachzugehen.

    McKenzie Stretching

    Bege­ben Sie sich in die Bauch­la­ge und stüt­zen Sie die Ellen­bo­gen vor sich auf. Hal­ten Sie die­se Posi­ti­on für zwei bis drei Minu­ten und ach­ten Sie dabei dar­auf, eine nor­ma­le Atmung bei­zu­be­hal­ten. Hier­bei wer­den die vor­de­ren Mus­keln im Bauch‑, Hüft- und Ober­schen­kel­be­reich lang­sam auf­ge­dehnt und der Rücken dadurch entlastet.

    Das sollten Sie im Alltag beachten:

    Oft­mals sind Rücken­schmer­zen unse­rem All­tag geschul­det. Wich­tig ist, dass man genug Bewe­gung in sei­nen All­tag integriert.

    Bei der Arbeit/im Büro

    Die meis­ten Men­schen befin­den sich auf ihrer Arbeit über­wie­gend in sit­zen­der Posi­ti­on. Im All­tag sind 60 % Sit­zen, 30 % Ste­hen und 10 % Bewe­gung emp­feh­lens­wert. Dabei soll­te auf eine Sitz­pe­ri­ode von 50 Minu­ten opti­ma­ler­wei­se eine 3–5 minü­ti­ge Bewe­gungs­pha­se fol­gen. Opti­mal ist eine ergo­no­mi­sche Ein­rich­tung des Arbeits­plat­zes. Ein höhen­ver­stell­ba­rer Tisch und ein ergo­no­mi­scher Büro­stuhl mit Arm- und Rücken­leh­nen soll­ten im Büro vor­han­den sein und auch genutzt werden.

    Ach­ten Sie dar­auf, sich so viel wie mög­lich auf dem Büro­stuhl zu bewe­gen, aber auch immer wie­der die Rücken­leh­ne Ihres Stuhls zu nut­zen. Im Nor­mal­fall sitzt man nach vor­ne, dem Bild­schirm ent­ge­gen gebeugt, mit bei­den Füßen auf dem Boden. Beim „beweg­ten Sit­zen“ ist es nicht nur not­wen­dig die Posi­ti­on des Ober­kör­pers, son­dern auch die der Bei­ne, regel­mä­ßig zu ändern. Sie soll­ten sich auf dem Stuhl auch mal in den Schnei­der­sitz oder in die Hocke bege­ben, ein Bein anzie­hen und es nach außen klap­pen oder sich auch mal mit gebeug­ten Bei­nen auf ihre Fer­sen set­zen. Wer­den Sie krea­tiv und for­dern Sie dabei immer wie­der Ihre Beweg­lich­keit her­aus. Die­se Sitz­po­si­tio­nen las­sen sich natür­lich ohne Schu­he am bes­ten ein­neh­men, falls dies Ihre Arbeits­um­ge­bung zulässt.

    Die richtigen Schuhe für die richtige Haltung

    Zu hohe Absät­ze bei Anzug­schu­hen, High Heels oder auch Snea­k­ern mit dicken, Fer­sen-erhöh­ten Soh­len wir­ken sich nega­tiv auf die Hal­tung und den Rücken aus. Beim Tra­gen sol­cher Schu­he neigt man dazu, das Becken zu stark zu kip­pen, formt ein Hohl­kreuz, über­las­tet somit den Rücken und ver­spannt den Nacken. Am natür­lichs­ten für den Kör­per und die Hal­tung ist Bar­fuß­lau­fen. Da unse­re Füße jedoch dicke, dämp­fen­de Soh­len gewöhnt sind, wur­den die Fuß­mus­keln in der Regel nicht mehr aus­rei­chend trai­niert. Dar­un­ter lei­det die Sta­tik des Fußes, denn besag­te Mus­keln stel­len das Fun­da­ment des Kör­pers dar.

    Das Bewe­gen (und damit Trai­nie­ren) der Fuß­mus­keln ist genau­so wich­tig, wie das Bewe­gen unse­rer Hand­mus­keln. Dar­um ist Bar­fuß­lau­fen (alter­na­tiv mit Bar­fuß-Schu­hen) grund­sätz­lich sehr zu emp­feh­len. Die Mus­keln an den Füßen müs­sen jedoch lang­sam an die feh­len­de Dämp­fung gewöhnt wer­den, damit sich die Mus­keln Stück für Stück wie­der­auf­bau­en kön­nen. Also: Zie­hen Sie die Schu­he ein­fach mal aus, lau­fen sie bar­fuß und ver­mei­den sie hohe Absät­ze oder eine zu gro­ße Dämp­fung durch dicke Sohlen.

    Genug Bewegung im Alltag

    Die All­tags­be­we­gung wird auch als NEAT (Non Exer­cise Acti­vi­ty Ther­mo­ge­ne­sis) bezeich­net und umfasst alle Bewe­gun­gen, die nicht auf geziel­tes Trai­ning zurück­zu­füh­ren sind. Davon soll­te man so viel wie mög­lich in den All­tag ein­bau­en. Das kön­nen ganz ein­fa­che Din­ge sein, wie der Weg zum Dru­cker oder zur Abtei­lung neben­an. Sie kön­nen zwi­schen­durch auf ein­fach mal die Trep­pe hoch und wie­der run­ter lau­fen oder vor der Arbeit das Auto ein Stück wei­ter ent­fernt par­ken und sich somit den Fuß­weg zum Arbeits­platz verlängern.

    Genü­gend Bewe­gung in den All­tag zu inte­grie­ren ist essen­zi­ell, um dem ver­stei­fen der Hüf­ten und Vor­wöl­ben der Brust­wir­bel­säu­le ent­ge­gen­zu­ir­ken. Denn Über­las­tun­gen  der Len­den­wir­bel­säu­le kom­men meist von dem Bereich dar­über (Brust­wir­bel­säu­le) oder dem Bereich dar­un­ter (Hüft-/Be­cken­be­reich). Der soge­nann­te „Kat­zen­bu­ckel“, sowie unbe­weg­li­che Hüf­ten wir­ken sich nega­tiv auf den Rücken aus. Um dem vor­zu­beu­gen, kann man bei­spiels­wei­se Aus­fall­schrit­te an der Bus­hal­te­stel­le machen oder die Wir­bel­säu­le mal in die Über­stre­ckung brin­gen und wie­der run­den (Hohl­kreuz und Buckel). Dies eig­net sich gut, um die Band­schei­ben mit Flüs­sig­keit zu ver­sor­gen und beweg­lich zu hal­ten. Fol­gen­de Übun­gen las­sen sich zusätz­lich opti­mal in den All­tag einbringen:

    Sport bei Rückenschmerzen?

    Ob Sport bei Rücken­schmer­zen hilf­reich und gesund ist, ist abhän­gig von der Schmerz­ur­sa­che. Bei unspe­zi­fi­schen Rücken­schmer­zen ist meis­tens mehr Sport und Bewe­gung zu emp­feh­len. Betreibt man jedoch schon viel Sport, kann auch das Zügeln der Akti­vi­tät und Ein­hal­ten der Ruhe­pha­sen sinn­voll sein. In der aku­ten Schmerz­pha­se soll­te jedoch ledig­lich gelenk­scho­nen­der Sport, wie z. B. Schwim­men, Aqua­gym­nas­tik oder Wal­ken, betrie­ben wer­den. Da es durch Sport aber auch zu einer lang­fris­ti­gen Kräf­ti­gung und Stär­kung der Mus­keln, Fas­zi­en und Kno­chen kommt, ist aus­schließ­lich gelenk­scho­nen­der Sport auf Dau­er nicht ziel­füh­rend. Die­se Kör­per­struk­tu­ren müs­sen belas­tet wer­den, damit sie wider­stands­fä­hig blei­ben und sich nicht beschleu­nigt abbau­en. Daher ist es not­wen­dig auch mal Sport­ar­ten zu wäh­len, die ruhig etwas gelenk­be­las­ten­der sein kön­nen, wie z.B. Jog­gen oder Ball­sport­ar­ten. Wich­tig ist, einen Sport zu fin­den, den man ger­ne und mit Freu­de macht. Denn dann wer­den Endor­phi­ne aus­ge­schüt­tet, was Stress und Schmer­zen ent­ge­gen­wirkt. Doch auch hier­bei gilt: Mode­rat anfan­gen und dann lang­sam stei­gern, nicht direkt übertreiben!

    Wie können Rückenschmerzen behandelt werden?

    Selbst­be­hand­lungs­mög­lich­kei­ten bei aku­ten Rücken­schmer­zen haben Sie bereits ken­nen­ge­lernt. Doch wie geht es beim Haus­arzt, Ortho­pä­den oder Phy­sio­the­ra­peu­ten weiter?

    Ein Arzt sucht bei der Sprech­stun­de erst­mal nach der Schmerz­ur­sa­che und ver­sucht zunächst gra­vie­ren­de, spe­zi­fi­sche Ursa­chen aus­zu­schlie­ßen. Zur Ursa­chen­fin­dung wird even­tu­ell geröntgt oder ein MRT (Kern­spin- oder Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phie) durch­ge­führt. Wird eine spe­zi­fi­sche Ursa­che ermit­telt, wird mit der indi­vi­du­el­len Behand­lung begon­nen. Kann hin­ge­gen zunächst kei­ne spe­zi­fi­sche Ursa­che fest­ge­stellt wer­den, sind die direk­ten Behand­lungs­mög­lich­kei­ten ein­ge­schränkt und es wer­den pas­si­ve Hil­fen ange­wen­det. Fer­ner wer­den funk­tio­nel­le Tests durch­ge­führt, um her­aus­zu­fin­den, ob es sich bei­spiels­wei­se um einen Becken­schief­stand, Sko­lio­se oder ähn­li­che Fehl­stel­lun­gen handelt.

    Ein Arzt kann zudem Medi­ka­men­te zur Schmerz­lin­de­rung und Ent­zün­dungs­hem­mung ver­schrei­ben oder den betrof­fe­nen Rücken­be­reich mit ent­zün­dungs­hem­men­den Cor­ti­son-Sprit­zen behan­deln. Medi­ka­men­te oder Sprit­zen wer­den auch ver­ord­net, um den „Schmerz-Kreis­lauf“ zu durch­bre­chen, bei dem man sich auf­grund von Schmer­zen nicht rich­tig bewe­gen kann und der Man­gel an Bewe­gung die Sym­pto­me oder die Ursa­che verschlimmert.

    Ent­spre­chend der Ursa­che wer­den Behand­lun­gen ange­ord­net. Gera­de bei unspe­zi­fi­schen oder harm­lo­sen Ursa­chen, wird oft zu einer Phy­sio­the­ra­pie gera­ten. Dort kön­nen die Schmer­zen mit Fan­go-The­ra­pien (Wär­me­be­hand­lung), ent­span­nen­den Mas­sa­gen oder ande­ren indi­vi­du­ell auf die Schmer­zen ange­pass­ten The­ra­pien behan­delt wer­den. Dort wird eben­falls dar­auf geach­tet, mög­lichst früh und mode­rat wie­der in die Akti­vi­tät über­zu­ge­hen. Meist wer­den Übun­gen vor Ort durch­ge­führt und Wei­te­re als Auf­ga­be für Zuhau­se verschrieben.

    Wie kann ich Rückenbeschwerden vorbeugen?

    Jeder kennt den Vor­satz: „Immer schön den Rücken gera­de hal­ten!“ Zur gele­gent­li­chen Ent­las­tung ist das auch sinn­voll, doch vor allem aus der Fas­zi­en-For­schung exis­tie­ren heu­te neue Erkennt­nis­se zur opti­ma­len Haltung.

    Die soge­nann­te tho­ra­ko­lum­ba­le Fas­zie ver­läuft vom unte­ren, über den mitt­le­ren Rücken. Bei dau­er­haf­ter Scho­nung wird die­se Fas­zie weit­aus ver­let­zungs­an­fäl­li­ger. Sie benö­tigt Bewe­gung und Belas­tun­gen, um nicht immer mehr zu ver­fil­zen bezie­hungs­wei­se ver­di­cken. Bei geziel­ten Belas­tun­gen wapp­net sich der Kör­per, um ähn­li­chen, zukünf­ti­gen Belas­tun­gen stand­hal­ten zu kön­nen. Beu­gen Sie sich daher mal mit run­dem Rücken und gestreck­ten Bei­nen nach vor­ne, die Arme zei­gen zum Boden und machen sie mit dem Ober­kör­per lang­sa­me, gleich­för­mi­ge, wip­pen­de Bewe­gun­gen in Rich­tung Boden. Damit brin­gen sie die Fas­zie auf Span­nung und sie wird für unbe­wuß­te All­tags­be­las­tun­gen, wie das Bücken zum Schu­he zubin­den vor­be­rei­tet. Rotie­ren Sie auch ihren Ober­kör­per öfter mal drei­di­men­sio­nal in alle Rich­tun­gen, um die Fas­zi­en des gesam­ten Kör­pers zu trainieren.

    Genug Bewe­gung im All­tag ernährt die Band­schei­ben, for­dert und stärkt die Mus­keln und das Herz-Kreis­lauf-Sys­tem. Das kann, neben Rücken­schmer­zen, auch gegen vie­le ande­re Zivi­li­sa­ti­ons­krank­hei­ten hel­fen. Dafür soll­ten am Ende eines jeden Tages die bekann­ten 10.000 Schrit­te erreicht sein und man soll­te 2–3 Mal die Woche leich­tes Aus­dau­er-Trai­ning (20–30 Minu­ten Dau­er) mit nied­ri­ger Puls­fre­quenz absol­vie­ren. Dafür eig­net sich bei­spiels­wei­se das Fit­ness­stu­dio, Jog­gen, Schwim­men oder Fahr­rad fah­ren. Auch hier­bei soll­te der Spaß am Trai­ning im Vor­der­grund ste­hen. Bei der Prä­ven­ti­on kommt es auf Kon­ti­nui­tät an. Der Sport bringt nur den gewünsch­ten gesund­heit­li­chen Erfolg, wenn regel­mä­ßig und dau­er­haft trai­niert wird.

    Dehnübungen im Alltag

    Dehn­übun­gen kön­nen Sie pri­ma in Ihren All­tag ein­bau­en, sie haben einen sehr posi­ti­ven Effekt auf die Beweg­lich­keit. Sich mor­gens, nach dem Auf­ste­hen für 10–15 Minu­ten gezielt zu deh­nen, hilft, um sich den gesam­ten Tag öko­no­mi­scher bewe­gen zu kön­nen. Stret­ching abends nach der Arbeit, eben­falls für 10–15 Minu­ten, hilft wie­der­um Mus­kel­ver­span­nun­gen und ‑ver­kür­zun­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken und den Kreis­lauf her­un­ter­zu­fah­ren. Opti­mal ist es auch wäh­rend der Arbeit, bei­spiels­wei­se in der Mit­tags­pau­se, Dehn­übun­gen durch­zu­füh­ren, damit es erst gar nicht zu einer Dau­er­be­las­tung kommt. Auch hier­bei gilt es, Rou­ti­ne zu schaffen.

    Rücken­schmer­zen sind in der heu­ti­gen Zeit ein weit ver­brei­te­tes Phä­no­men und in den meis­ten Fäl­len lie­gen ihnen harm­lo­se Ursa­chen zu Grunde.

    Auch in einer Schwan­ger­schaft sind Rücken­schmer­zen, durch das zusätz­li­che Gegen­ge­wicht am Bauch, ver­mehrt zu beob­ach­ten. Dafür gibt es Kur­se, wie Schwan­ger­schafts­gym­nas­tik, Becken­bo­den­trai­ning und Schwan­ger­schafts­yo­ga, die über die gesam­te Schwan­ger­schaft hin­weg durch­ge­führt wer­den kön­nen. Gene­rell soll­te bei einer Schwan­ger­schaft mode­rat trai­niert wer­den und das Kräf­ti­gen der gera­den Bauch­mus­keln auf­grund des zusam­men­ge­press­ten Unter­leibs unbe­dingt ver­mie­den werden.

    Schmer­zen im Rücken wird fast jeder von uns ein­mal erle­ben. Doch dabei zählt ein akti­ver und ange­mes­se­ner Umgang mit den Beschwerden. 

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    Ramin  Waraghai-Shargh
    Ramin Warag­hai mach­te sei­nen Abschluss als Diplom Sport­wis­sen­schaft­ler. Im Anschluss qua­li­fi­zier­te er sich in zahl­rei­chen Fort­bil­dun­gen in den Berei­chen mensch­li­ches Ver­hal­ten, mensch­li­che Bewe­gung und “Mind-Body Con­nec­tion” wei­ter. Er bie­tet Health Coa­ching und Per­so­nal Trai­ning als Ein­zel­coa­ching via Sky­pe an.