Inhaltsverzeichnis
- 1 Bio Lebensmittel als Garant für Gesundheit und Umweltverträglichkeit
- 2 Der europäische Mindeststandard
- 3 Bio-Zertifikate und ihre Standards
- 4 Teilumstellung des konventionellen Landbaus
- 5 Ökologische Tierhaltung – die Menge macht’s
- 6 Der ökologische Landbau ist flächenintensiv
- 7 Fazit
Bio Lebensmittel als Garant für Gesundheit und Umweltverträglichkeit
“Bio” – bei dem Wort kommen bei vielen Assoziationen auf wie gesund, gut, regional und umweltfreundlich. Auch der immer noch steigende Trend zeigt, dass die Leute mit “Bio” nicht nur ein glaubhaft besseres Produkt kaufen möchten, sondern auch ein Lebensgefühl. Aber sind diese Produkte wirklich besser für die Gesundheit und für die Umwelt? Oder dient das Bio-Siegel dem Verbraucher häufig nur als Statussymbol und dem Produzenten als zugkräftige Werbeaussage?
Der europäische Mindeststandard
Nicht alles was grün ist, ist auch „Bio“ oder „Öko“. Unternehmen nutzen oft andere Begriffe wie „natürlicher Anbau“ oder „kontrolliert“, um ein grünes Bild im Kopf des Verbrauchers zu erzeugen und Ihnen vorzugaukeln, dass ihr Produkt gesund und gut für die Umwelt sei. Aber woher soll man wissen, was dieses Schlagwort überhaupt bedeutet? Bioprodukte mit den Mindeststandards haben immer das Bio-Siegel (sechseckig) und das EU-Bio-Logo (Euro-Blatt), an welchen man erkennt, dass die Produkte die EU-Mindeststandards erfüllen.
Das Wichtigste zum EU-Bio-Siegel in Kürze:
- Auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel muss verzichtet werden.
- Die Anzahl von Tieren pro Hektar ist begrenzt.
- Die Tiere müssen artgerecht gehalten werden.
- Tiere erhalten ausschließlich biologisches Futter.
- Verbot von Antibiotika außer zu medizinischen Zwecken.
- Gentechnik ist grundsätzlich verboten.
- Es sind nur 49 Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln zulässig (in konventionellen Produkten sind 316 zulässig).
- Bio-Fisch aus Aquakulturen muss artgerecht gehalten werden (maximale Haltungsdichten und nachhaltiges Futter).
Bio-Zertifikate und ihre Standards
Allerdings muss zwischen verschiedenen Standards unterschieden werden, es gibt einmal die Bio-Produkte aus den Supermärkten, die nur den Mindeststandards der EU genügen. Auf der anderen Seite gibt es Anbauvereine, die selbstdefinierten strengeren Bestimmungen unterliegen. Aber was bedeutet “Bio” jetzt eigentlich? Im Grunde bedeutet das, dass die Produkte ohne Hilfe von chemischen Mitteln, Hormonen oder synthetischen Chemikalien hergestellt werden.
Das herkömmliche Siegel besagt, dass nur 95 % eines ausgeschilderten Bio-Produktes tatsächlich den strengen Anforderungen genügen müssen, bei den Anbauvereinen wie Demeter oder Naturland sind dies 100 %. Die Frage ist jedoch, was mit den verbleibenden 5 % ist und warum diese nicht “Bio” sein müssen. Eine weitere Kontroverse bei den EU-Mindeststandards ist, dass ein Betrieb eine Teilumstellung haben kann, das heißt, er kann konventionellen und ökologischen Landbau betreiben.
Teilumstellung des konventionellen Landbaus
Bei einer Teilumstellung besteht die Gefahr von einer Kontamination der Bio-Produkte durch eine Übertragung von Pestiziden oder auch synthetischen Dünger. Das Risiko der Kontamination ist bei Anbauvereinen gering, da diese landwirtschaftlichen Betriebe zu 100 % ökologisch geführt werden müssen. Das Gleiche gilt auch für die Vieh-Haltung. Wir alle haben das Bild einer glücklichen “Weidekuh” im Hinterkopf, sobald wir das Schlagwort “Bio” hören. Doch kann die Wirklichkeit diesem Ideal standhalten?
Ökologische Tierhaltung – die Menge macht’s
Natürlich ist artgerechte oder ökologische Tierhaltung besser als die konventionelle, aber sie ist nicht das Gelbe vom Ei. Hierbei gibt es wieder Unterschiede bei der EU und den Anbauvereinen. Nach den EU-Richtlinien darf man beispielsweise bis zu 20.000 Hennen pro Gebäude halten, Naturland erlaubt 12.000, Bioland 6.000 und Demeter sogar nur 3.000. Die konventionelle Landwirtschaft hat hierfür keine Einschränkungen. Auch beim Futter der Tiere gibt es Unterschiede, generell ist es in der biologischen Landwirtschaft verboten, den Tieren gentechnisch verändertes Soja zu geben, bei manchen Anbauvereinen wie Demeter muss das Futter sogar 100 % bio sein und zu 50 % von dem eigenen Hof kommen.
Für die Tiere ist es sicher positiv auf einem Biohof zu leben, am Ende werden sie aber dennoch geschlachtet. Auch leben Bio-Rinder länger, was dazu führt, dass mehr klimaschädliches CO2, Methan und Distickstoffmonoxid (Lachgas) in die Atmosphäre gelangt, als bei einem konventionellen Rind. Dass dies bedenklich ist, lässt sich kaum wegdiskutieren.
Der ökologische Landbau ist flächenintensiv
Bio-Bauern benötigen zudem eine größere Fläche, um den gleichen Ertrag zu erzeugen, wie ein konventioneller Landwirt. Zwar ist bei den Bio-Landwirten die Nutzung von Pestiziden und synthetischen Mitteln verboten, doch der Bio-Landbau kommt auch nicht ohne Düngemittel wie Schwefel und Kupfer als Fungizid (Anti-Pilzmittel) aus. Es gilt zwar die Devise “Gift bleibt Gift” und “Die Dosis macht das Gift”, dennoch kann man mit Recht behaupten, dass in Bio-Lebensmitteln weniger Pestizide sind, als in konventionellen Produkten.
- Reduziere Deinen Fleischkonsum
- Kaufe regional
- Kaufe saisonal
- Vermeide Lebensmittelverschwendung
Fazit
Am Ende stellt sich auch noch die Frage, ob “Bio” denn nun wirklich gesünder für Menschen und Umwelt ist. Bio-Lebensmittel weisen deutlich weniger Pestizide auf, sie werden allerdings meist von der anderen Seite der Welt nach Deutschland importiert. Falls einem im März die Lust auf einem Apfel überkommt, sollte man abwägen, ob man einen Apfel aus der Region kauft oder einen aus Lateinamerika. Der heimische Apfel ist oft eingelagert und die Kühlung verbraucht eventuell mehr Energie als der Transport des Apfels.
Bio ist kein Allheilmittel, das auf magische Weise alle Umweltsünden rückgängig macht. Zudem sollte man auch die ökologische Tierhaltung mit einer gewissen Skepsis sehen. Zwar geht es den Tieren besser, aber man kann nicht von dem idyllischen Idealbild einer Kuh mit einer riesigen Weide für sich allein ausgehen. Tiere, die ökologisch gehalten werden, werden später geschlachtet, als Tiere aus konventioneller Haltung und produzieren daher im Laufe ihres Lebens auch mehr Treibhausgase, allerdings sind Bio-Tiere kostenintensiver und werden in geringerer Stückzahlen gezüchtet. In Verbindung damit, dass artgerechtes oder nach Bio-Standards gehaltenes Vieh biologisch angebautes Futter bekommt und Antibiotika nicht auf Verdacht, sondern nur, wenn sie indiziert sind, ist Bio-Lebensmitteln der Vorzug zu geben.
Was sicher gut für Mensch und Natur ist, ist der reduzierte und bewusste Fleischgenuss. Wenn wir dann noch unsere eigene Lebensmittelverschwendung einzuschränken, ist nicht nur unserer Umwelt, sondern auch unserem Geldbeutel gedient. Der Blick nach saisonalen und regionalen Produkten ist aus vielerlei Gründen gut für die Umwelt, nicht nur weil Transportwege kurz sind und der Energiebedarf für den Transport gering ist. Es muss also nicht immer alles bio sein, aber der Gedanke, dass man mit seiner Ernährung seine Gesundheit und die Umwelt beeinflussen kann, sollte man ruhig im Hinterkopf behalten.