Feinstaub und Co. – die unsichtbare Gefahr

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    Fein­staub, Koh­len­di­oxid und ande­re Bestand­tei­le von Abga­sen beschäf­ti­gen der­zeit Gerich­te, Bür­ger, Indus­trie, Hand­werk, Poli­tik und nicht zuletzt die Medi­en. Kaum ein The­ma pola­ri­siert mehr als die anste­hen­den Die­sel­fahr­ver­bo­te, Aus­tausch­prä­mi­en und mög­li­che Hard- oder Soft­ware­nach­rüs­tun­gen. Doch wor­über wird eigent­lich gestrit­ten und was ist so gefähr­lich an des Deut­schen liebs­tem Spiel­zeug? Sind tat­säch­lich nur die Die­sel Pkws und Lkws ver­ant­wort­lich für die “dicke Luft” in den Innen­städ­ten und den immer schnel­ler wer­den­den Klimawandel?


    Feinstaub und Co. – die unsichtbare Gefahr

    Feinstaub erhöht das Risiko bestimmte Krankheiten auszubilden

    Meist hört man in den Medi­en von Emis­sio­nen oder Fein­staub die die Luft belas­ten und uns krank machen. Wor­aus aber bestehen die­se Abga­se und was macht sie so gefähr­lich? Es gilt zu unter­schei­den zwi­schen zum einen kli­ma­schäd­li­chen Abga­sen, wie dem CO2 und zum ande­ren den Schad­stof­fen, die direk­te Aus­wir­kun­gen auf den Men­schen haben, wie etwa dem Feinstaub.

    Koh­len­di­oxid (CO2) ist das wohl bekann­tes­te Abgas, das bei der Ver­bren­nung koh­len­stoff­hal­ti­ger Brenn­stof­fe ent­steht. Das schließt alle her­kömm­li­chen Treib­stof­fe han­dels­üb­li­cher Ver­bren­nungs­mo­to­ren ein. Da der Wir­kungs­grad des Die­sels höher ist als beim Ben­zin, wäre Erst­ge­nann­ter allein wegen die­ses Aspekts der Vor­zug zu geben, heißt, mit einem Liter Die­sel fährt man wei­ter als mit einem Liter Ben­zin, vor­aus­ge­setzt Motor­leis­tung und Gewicht der Fahr­zeu­ge sind vergleichbar.

    CO2 kommt auch natür­lich in sehr gerin­ger Kon­zen­tra­ti­on in der Atmo­sphä­re vor. Eine Erhö­hung die­ses Wer­tes hat mas­si­ve Fol­gen für unser Kli­ma, da das Koh­len­di­oxid als Kli­ma­gas mit­ver­ant­wort­lich ist für den Kli­ma­wan­del. Autos mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren tra­gen ihren Teil dazu bei, sind aber sicher nicht die Wur­zel allen Übels, son­dern nur ein Bau­stein. Bei­spiels­wei­se sto­ßen auch Koh­le­kraft­wer­ke, die bis heu­te noch in Deutsch­land Strom erzeu­gen, erheb­li­che Men­gen kli­ma­ge­fähr­li­ches CO2 aus.

    Der viel geschol­te­ne Fein­staub wird an den unter­schied­lichs­ten Orten emit­tiert. Wie man den Medi­en ent­neh­men kann, sto­ßen Die­sel­mo­to­ren Fein­staub aus, aller­dings set­zen auch Vul­ka­ne, Wald­brän­de und sogar Ziga­ret­ten, Ker­zen und Kami­ne die­se fei­nen Par­ti­kel frei. Unbe­strit­ten ist die Tat­sa­che, dass Fein­staub schäd­lich ist, und zwar je klei­ner des­to schäd­li­cher, da Par­ti­kel von unter 0,1 Mikro­me­ter über die Lun­gen­bläs­chen ins Blut gelan­gen kön­nen. Fein­staub kann zu Ent­zün­dun­gen in der Luft­röh­re und den Bron­chi­en füh­ren, aber auch zu Gefäß­ver­en­gun­gen und Herz­pro­ble­men. Um die Fein­staub­emis­si­on durch Ver­bren­nungs­mo­to­ren zu redu­zie­ren, müss­te man die Ver­bren­nungs­tem­pe­ra­tu­ren erhö­hen, was zu einem höhe­ren und nicht unbe­dingt gesün­de­ren Anstieg der Stick­oxid­wer­te führt.

    Nicht nur Feinstaub macht uns krank

    Die Stick­oxi­de stam­men über­wie­gend aus Autos und (Kohle)kraftwerken. Stick­oxid reagiert mit Sau­er­stoff zum toxi­schen Stick­stoff­di­oxid und steht laut Umwelt­bun­des­amt im Ver­dacht Schleim­häu­te anzu­grei­fen und Bron­chi­en zu ver­en­gen. Stick­oxi­de füh­ren zu sau­rem Regen, der für die Über­dün­gung und Über­säue­rung von Böden und Küm­mer­wuchs bei Pflan­zen ver­ant­wort­lich ist.

    Koh­len­mon­oxid ent­steht über­wie­gend im Leer­lauf und bei unvoll­stän­di­ger Ver­bren­nung im Motor. Das Gas ist geruch­los und blo­ckiert beim Ein­at­men die Sau­er­stoff­auf­nah­me im Blut und führt in hoher Kon­zen­tra­ti­on zum Tod. Die Kon­zen­tra­ti­on in der Atem­luft gilt als unkri­tisch. In Bezug auf den Koh­len­mon­oxid-Aus­stoß ist dem Die­sel der Vor­zug vor dem Otto­mo­tor zu geben.

    Die Belas­tung durch Koh­len­was­ser­stof­fe ist in den letz­ten Jah­ren deut­lich zurück­ge­gan­gen. Die Gas­rück­füh­rung an den meis­ten Tank­stel­len sorgt dafür, dass man beim Tan­ken schlimms­ten­falls gerin­ge Men­gen des toxi­schen bezie­hungs­wei­se krebs­er­re­gen­den Gases ein­at­men muss.

    Ist ein Fahrverbot die Lösung des Problems?

    Ein Fahr­ver­bot ist ver­mut­lich ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung und darf als Signal ver­stan­den wer­den, ob es aller­dings für gute und gesun­de Luft in den Bal­lungs­zen­tren sorgt, wird sich her­aus­stel­len. Ver­mut­lich kann ein Fahr­ver­bot die Lage par­ti­ell ein wenig ver­bes­sern. Gilt es nur in eini­gen Stra­ßen­zü­gen, ver­la­gert sich das Pro­blem bestenfalls.

    Gan­ze Städ­te zu sper­ren, könn­te pro­ble­ma­tisch wer­den und bedarf zahl­rei­cher Aus­nah­men, was das Ergeb­nis ver­wäs­sert. Das es funk­tio­nie­ren kann, zeigt das 80.000 See­len Städt­chen Pon­te­ve­dra im Nord­wes­ten Spa­ni­ens. Der Bür­ger­meis­ter hat kur­zer­hand alle Autos, bis auf weni­ge Aus­nah­men aus der Innen­stadt ver­bannt und dafür gro­ße Park­plät­ze am Stadt­rand ein­ge­rich­tet. Es ist nicht alles per­fekt, aber einen Ver­such ist es wert.

    Um die Gesamt­la­ge zu ver­bes­sern und um die ange­streb­ten Kli­ma­zie­le zu errei­chen bedarf es aller­dings mehr als nur ein paar alte Autos in den Städ­ten zu ver­bie­ten oder nach Ost­eu­ro­pa oder Afri­ka zu ver­kau­fen. Die­se Maß­nah­me ver­bes­sert zwar unse­re Bilanz, ver­la­gert aber das Pro­blem vor unse­re Tür.

    Eine Mög­lich­keit die Luft sau­be­rer und auch gesün­der zu machen, ist sicher den öffent­li­chen Ver­kehr aus­zu­bau­en, was zumin­dest lokal das Kli­ma ver­bes­sert. Der Indi­vi­du­al­ver­kehr wird sich dann an den Rand der gro­ßen Städ­te ver­la­gern, was wie­der­um dort für “dicke Luft” sorgt. Den Vor­teil der Einen erkauft man sich meist mit dem Nach­teil der Ande­ren. Auch ein kon­se­quen­tes Umden­ken in der Ener­gie­po­li­tik wür­de sich posi­tiv bemerk­bar machen. Eine Abkehr von fos­si­len Brenn­stof­fen bei der Strom­ge­win­nung hin zu erneu­er­ba­ren Ener­gien wäre für die Sau­ber­hal­tung unse­rer Atem­luft ein gro­ßer Schritt in die rich­ti­ge Richtung.

    Der Höhe­punkt an Absur­di­tät scheint erreicht, wenn man einen Wald, der für die Umwand­lung von schäd­li­chem CO2 in Sau­er­stoff ver­ant­wort­lich ist, abholzt, um Braun­koh­le zu för­dern, die bei der Ver­stro­mung in Koh­le­kraft­wer­ken, rie­sen Men­gen Kli­ma­schäd­li­ches und damit auch für uns schäd­li­ches CO2 frei­setzt.

    Das Paradoxon der schlechten Luft in Hafenstädten

    In Hafen­städ­ten wie Kiel oder Ham­burg klingt ein Die­sel­fahr­ver­bot wie Hohn in den Ohren der Auto­fah­rer. In Städ­ten, die am Meer oder in der Nähe lie­gen, soll­te die Luft natur­ge­mäß bes­ser sein als im Rest des Lan­des. Ist sie aber nicht. Die Schif­fe, die dort anlan­den, erzeu­gen ihren Strom selbst, und zwar mit Hil­fe von Die­sel­mo­to­ren. Wie will man den Bewoh­nern ver­ständ­lich machen, dass sie nicht mehr mit ihrem Auto in die Stadt fah­ren dür­fen, die Kreuz­fahrt­schif­fe aber, meist nah der Innen­stadt, unge­niert ihre rie­si­gen Die­sel­mo­to­ren lau­fen las­sen dür­fen. Land­strom wäre die Lösung, sofern die­ser Strom nicht in Koh­le­kraft­wer­ken pro­du­ziert wird. Zum Glück weht an der Küs­te oft eine stei­fe Bri­se, sodass eine gute Chan­ce besteht, dass der Land­strom mit­tels Wind oder Son­ne pro­du­ziert wird.

    Bei der ange­heiz­ten Debat­te soll­te der Fokus mehr dahin gehen, wor­auf es wirk­lich ankommt. Näm­lich das wir mög­lichst sau­be­re und unbe­las­te­te Luft zum Atmen haben, so dass weder wir noch unse­re Kin­der durch das blo­ße Atmen krank wer­den. Erst in zwei­ter Linie geht es um die Fra­ge ob und wenn ja, wer wen betro­gen hat. 

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