Manie: Wenn Hochgefühle für eine Erkrankung sprechen.

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    Manie: Wenn Hochgefühle für eine Erkrankung sprechen.

    Grenzenlose Euphorie

    Bei einer Manie kommt es zu einer im extre­men Maße gestei­ger­ten Stim­mung. Was zunächst toll klingt, kann für die Betrof­fe­nen fatal wer­den. Die über­stei­ger­te Eupho­rie sorgt dafür, dass man Situa­tio­nen falsch ein­schätzt und das Tref­fen von sinn­vol­len Ent­schei­dun­gen kaum noch mög­lich ist. Eine mani­sche Pha­se kann eini­ge Wochen bis Mona­te anhal­ten, ohne dass die Betrof­fe­nen selbst es tat­säch­lich mer­ken. Sie füh­len sich groß­ar­tig. Meist fällt zuerst dem Umfeld auf, dass etwas nicht stimmt.

    In der Manie kann es dazu kom­men, dass eine Per­son sich selbst und sei­ne Fähig­kei­ten stark über­schätzt und sich somit in gefähr­li­che Situa­tio­nen bringt. Sie glau­ben zum Bei­spiel, es kön­ne nichts pas­sie­ren, wenn sie bei rot über die Ampel gehen oder mit 200km/h über die Auto­bahn bret­tern. Damit kann die­se Erkran­kung eine Gefahr für sich und ande­re darstellen.

    Man­che Per­so­nen haben in einer mani­schen Epi­so­de das Gefühl, beim Glücks­spiel nicht ver­lie­ren zu kön­nen oder mit flüch­ti­gen Ideen reich wer­den zu kön­nen. Damit trei­ben sie sich bis in die Schul­den. Oft ist das Schlaf­be­dürf­nis dras­tisch her­ab­ge­setzt und das Hun­ger­ge­fühl gedämpft. Die Näch­te wer­den durch­ge­ar­bei­tet oder durch­ge­fei­ert und Essen scheint über­flüs­si­ge Zeit­ver­schwen­dung zu sein. Auch ist der Rede­drang in vie­len Fäl­len stark gesteigert.

    Zudem kann die Manie in eini­gen Fäl­len von psy­cho­ti­schen Sym­pto­men wie Hal­lu­zi­na­tio­nen oder Grö­ßen­wahn beglei­tet sein.

    Ursachen einer Manie

    Fast immer tritt die Manie im Rah­men einer bipo­la­ren Stö­rung auf und wech­selt sich mit depres­si­ven Epi­so­den sowie sym­ptom­frei­en Inter­val­len ab. Nur sel­ten kommt eine rei­ne Manie ohne depres­si­ve Epi­so­den vor. Wie genau sol­che Stö­run­gen ent­ste­hen, ist noch unklar. Wahr­schein­lich ist, dass bestimm­te Ereig­nis­se wie trau­ma­ti­sche Erleb­nis­se, Dro­gen­kon­sum, bestimm­te Medi­ka­men­te oder Stress vor allem bei gene­ti­scher Ver­an­la­gung den Hirn­stoff­wech­sel aus dem Gleich­ge­wicht bringen.

    Somit sind Per­so­nen, in deren Fami­lie bereits ande­re an affek­ti­ven Stö­run­gen wie Depres­sio­nen, Manie oder einer bipo­la­ren Stö­rung erkrankt sind, stär­ker gefähr­det. Aller­dings kann die Ver­an­la­gung auch bestehen, ohne dass zuvor bereits Fami­li­en­mit­glie­der erkrankt sind. Typisch ist bei Jugend­li­chen die ers­te Epi­so­de, nach­dem sie Dro­gen wie Can­na­bis kon­su­miert haben.

    Behandlung von manischen Episoden

    In einer mani­schen Epi­so­de soll­te eine sta­tio­nä­re Behand­lung in einer psych­ia­tri­schen Kli­nik statt­fin­den, um Eigen- und Fremd­ge­fähr­dung zu ver­mei­den. Zudem sehen die Betrof­fe­nen oft selbst nicht, dass sie krank sind, da es ihnen gefühlt her­vor­ra­gend geht. Die­ser Umstand führt dazu, dass Medi­ka­men­te oft nicht ein­ge­nom­men und die The­ra­pie nicht ein­ge­hal­ten wird.

    Medi­ka­men­tös kön­nen in der Epi­so­de bestimm­te Psy­cho­phar­ma­ka wie Neu­ro­lep­ti­ka oder Anti­kon­vul­si­va ein­ge­setzt wer­den. Zusätz­lich ist manch­mal die Gabe von Beru­hi­gungs­mit­teln sinnvoll.

    Nach Ende der aku­ten Pha­se ist das Ziel, die nächs­te Pha­se der Manie oder bei bipo­la­ren Stö­run­gen der Depres­si­on so lan­ge wie mög­lich hin­aus­zu­zö­gern oder sogar voll­stän­dig zu ver­hin­dern. Dazu eig­nen sich eben­falls bestimm­te Anti­kon­vul­si­va oder Lithi­um­sal­ze. Zudem soll­ten poten­zi­el­le Aus­lö­ser wie Can­na­bis voll­kom­men gemie­den wer­den. Zur Unter­stüt­zung ist eine Psy­cho­the­ra­pie sinnvoll.

    Quellen

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.