Cannabis (Marihuana) ist in aller Munde. Es wird konsumiert, die Legalisierung wird vielerorts diskutiert und auch die Medizin macht sich die grüne Pflanze mit den markanten Blättern zu Eigen. Es stellen sich entsprechend Fragen:
- Was sind eigentlich Cannabis, Hanf, Marihuana und Haschisch?
- Was steckt in den Erzeugnissen und warum wirkt es als Droge und als Heilmittel?
- Gibt es Unterschiede?
In diesem Artikel klären wir auf!
Inhaltsverzeichnis
- 1 Cannabis, Marihuana, Hanf, Haschisch — Begriffe schnell erklärt
- 2 THC und CBD: Was Cannabis zum Rauschmittel macht
- 3 Risiken und Nebenwirkungen des Cannabis-Konsums
- 4 Chancen in der Medizin durch Marihuana
- 5 Legalität von Cannabis in verschiedenen Ländern
- 6 Fazit zu Marihuana: Droge oder Medizin?
- 7 Quellen
Cannabis, Marihuana, Hanf, Haschisch — Begriffe schnell erklärt
Zuerst einmal ist festzustellen, dass Cannabis ein rein botanischer Begriff ist. Er beschreibt ganz einfach die Hanfpflanze als solche. Im deutschen Sprachgebrauch steht die botanische Beschreibung synonym zu allen Hanfpflanzen, die aufgrund ihrer Wirkstoffe angebaut werden (es gibt auch Hanfpflanzen zur reinen Gewinnung von Hanf) und zu allen THC-haltigen Produkten.
Somit steht der Begriff Cannabis für das, was allgemein als Droge verstanden wird. Entsprechend kann all dies auch als Hanf bezeichnet werden, was allerdings sprachlich ungenau ist, da es sich bei Hanf einfach um Pflanzenfasern handelt.
Die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze sind das Marihuana. Es handelt sich um wirkstoffhaltige Pflanzenteile, denn auf den Härchen der Blüten sitzen die meisten aktiven Stoffe der Hanfpflanze. Marihuana wird — meist mit Tabak gemischt — geraucht.
Weiterhin gibt es noch Haschisch, wobei es sich hierbei um getrocknete (und zuweilen gemahlenes) Harz der Pflanze handelt. Streng genommen handelt es sich um eine Mischung aus Ölen, gelösten Substanzen und natürlichen Klebstoffen.
Auch ein geringer Nektaranteil kann aufgrund des Pressens der gesamten Pflanze vorhanden sein. Haschisch kann geraucht werden oder in Lebensmittel als Zutat Verwendung finden.
Begriff | Erklärung |
---|---|
Cannabis | lateinisches Wort für Hanf; Begrifflichkeit für THC-haltige Produkte der Hanfpflanze |
Marihuana | getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze |
Haschisch | getrocknetes Harz der Hanfpflanze |
THC und CBD: Was Cannabis zum Rauschmittel macht
Cannabis wird — zumeist als Joint geraucht — als Rauschmittel verwendet. Hierbei sind zu Beginn zwei Dinge anzumerken:
- Erstens waren die Züchtungen früher sehr viel weniger potent und wirkten entsprechend nicht so stark wie dies heute der Fall ist.
- Und zweitens ist zwischen den beiden Grundwirkungen von Cannabis dringend zu unterscheiden.
Botanisch gesehen handelt es sich immer um Abkömmlinge von derselben Art von Hanfpflanze. Gezüchtet werden aber sogenannte Sativa- und Indica-Sorten.
Bei den hunderten von Züchtungen haben sich entsprechend zwei Grundrichtungen ausgebildet, die sich bezüglich ihrer Wirkung stark voneinander unterscheiden. Denn die Wirkstoffkonzentration der wichtigsten Substanzen ist unterschiedlich.
Namentlich geht es hierbei vor allem um Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Der primäre Unterschied ist, dass
- THC stark psychoaktiv wirkt,
- während CBD vor allem auf das vegetative Nervensystem und die allgemeine Entspannung einwirkt.
Es handelt sich um den fundamentalen Unterschied zwischen einem echten “High” (inklusive der veränderten Sinneseindrücke, tieferen Gedanken etc.) und einer starken körperlichen Entspannung (“stoned” sein).
Bei den Sativa-Sorten handelt es sich um solche, die besonders THC-haltig sind, die Indica-Sorten setzen hingegen auf CBD. Beide Sorten enthalten beide Substanzen, jedoch in unterschiedlichen Verhältnissen.
Die Wirkung der einen hebt die der anderen dabei auf. Zudem enthält Cannabis noch zahlreiche andere Substanzen, die allerdings bezüglich ihrer Wirkung vernachlässigt werden können.
Es handelt sich bei beiden Substanzen um solche, die körpereigene Botenstoffe imitieren, indem sie an Rezeptoren andocken. THC wirkt sich auf die Ausschüttung von Neurotransmittern aus, was zu veränderter Reizwahrnehmung führen kann.
CBD wirkt in Kombination mit THC, und dann vor allem auf die körpereigenen Reizweiterleitungsprozesse. So wird etwa auch Schmerz unterdrückt. Die exakten Wirkmechanismen sind indes unbekannt.
Zum Rauschmittel wird Cannabis entsprechend dank dieser Wirkungen. Konsumenten schätzen wahlweise die psychisch anregende oder auch die entspannende Wirkung.
Zusammengefasst — die möglichen Wirkungen von Marihuana:
- Entspannung und emotionale Gelassenheit
- intensivere Wahrnehmung
- euphorische Gefühle
- Gemeinschaftserleben wird intensiviert
Risiken und Nebenwirkungen des Cannabis-Konsums
Es gibt kaum ein Risiko bezüglich einer lebensgefährlichen Vergiftung durch Cannabis. Die letale Dosis liegt bei mindestens zehn Gramm reinem THC. Das entspräche knapp 40 Gramm hoch potentem Marihuana. Es ist nicht davon auszugehen, dass dies oral verzehrt wird.
Ein Risiko besteht allerdings durch das Rauchen. Es werden auch beim Kiffen Verbrennungsprodukte frei, die gezielt eingeatmet werden.
Ein Joint enthält aufgrund seiner Größe deutlich mehr Verbrennungsprodukte als eine Zigarette. Es kann zu Reizungen der Lunge und zum Absterben von Flimmerhärchen kommen.
Regelmäßiger und langjähriger Konsum verstärkt dieses Risiko. Der Cannabis-Rausch kann außerdem Nebenwirkungen und körperliche Auswirkungen haben, wie zum Beispiel:
- Antriebslosigkeit und Gleichgültigkeit
- Schlafstörung
- Übelkeit
- Herzrasen und Schwindel
- Kreislaufprobleme
- vermindertes Leistungs- und Konzentrationsvermögen
Die wichtigste Frage ist jedoch die, ob Cannabis abhängig machen kann und zu den diskutierten Psychosen führt. Das Risiko einer Abhängigkeit kann hierbei bejaht werden, da Cannabis als Droge fungiert: es macht glücklich, der Effekt wird aber mit steigendem Konsum schwächer und die Dosis muss erhöht werden.
Es ist somit durchaus möglich, an einer psychischen Abhängigkeit zu leiden, was sich im sehr häufigen, täglichen, Konsum niederschlägt. Steigerungen der Sucht sind etwa Beschaffungskriminalität und das Vernachlässigen von finanziellen Pflichten zugunsten der Droge.
Mehrere Untersuchungen sehen zudem eine Korrelation zwischen psychotischen Erkrankungen und dem Konsum von Marihuana. Unklar ist, ob das Marihuana Auslöser ist oder einfach nur eine Veranlagung zutage fördern kann.
Hinweis:Informationen zur Suchtberatung- und Behandlung sowie zu Hilfeangeboten und Verhaltenstipps für Eltern finden Sie in der Cannbis-Broschüre der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS).
Chancen in der Medizin durch Marihuana
Eine Betrachtung aller wichtigen Substanzen bezüglich ihrer medizinischen Wirkung würde zu weit führen. Aber es wurde festgestellt, dass THC etwa gegen folgende Beschwerden wirksam sein kann:
- Schmerzen
- Appetitlosigkeit
- Krämpfe
CBD ist medizinisch noch viel interessanter und wirkt zusätzlich noch bei:
- Ängsten
- Psychosen
- Arteriosklerose
- Entzündungen
- Magen- und Darmbeschwerden
- Epilepsie
Weiterhin wirkt die Substanz antibakteriell, kann Tumorzellen im Wachstum behindern und wirkt sich schützend auf Nervenzellen aus. Das CBD hat entsprechend eine höhere Bedeutung und die medizinisch verwendeten Züchtungen lassen sich eher den Indica-Sorten zurechnen.
Die Wirkstoffe können in Öls, zum Inhalieren oder auch als Tee aufgenommen werden. Das Rauchen von Marihuana zu medizinischen Zwecken ist selten, aber durchaus möglich. Insgesamt ist eine gezielte Vernebelung dem Rauchen vorzuziehen, weil es keine Verbrennungsprodukte freisetzt.
Cannabis wird als Medizin etwa bei folgenden Leiden eingesetzt:
- Multiple Sklerose (bei Krämpfen und Schmerzen)
- chronische Schmerzen
- Tourette-Syndrom
- Epilepsie
- Kachexie (pathologischer Gewichtsverlust)
- Depression
- Operationsschmerzen
Es gibt noch eine Reihe weiterer Leiden, bei denen Cannabis als Arzneimittel Erfolge verbuchen kann. Es wird zudem auch in der Palliativmedizin verwendet.
In Deutschland kann Cannabis im Einzelfall verschrieben werden, wenn der Patient chronisch krank ist und andere Möglichkeit ausgeschöpft sind oder sich von dem medizinischen Cannabisprodukt eine Besserung der Lebensqualität erhofft werden kann. Es obliegt der Einschätzung des Arztes, diese Mittel zu verschreiben.
Seit März 2017 ist dies möglich. Dabei muss nur der Arzt begründen können, warum Cannabis zu verschreiben ist. Wird eine Kostenübernahme seitens der Krankenkasse gefordert, müssen Patient und Arzt den Fall schriftlich darlegen. Die Medizin kann dann in einer Apotheke geordert werden.
Es handelt sich dabei ausdrücklich um ein Verschreiben nach Einzelfallprüfung. Entsprechend gibt es keinen Behandlungsleitfaden mit Cannabis, sondern es wird lediglich von Indikation gesprochen.
An zahlreichen weiteren Anwendungsgebieten im medizinischen Bereich wird geforscht. Die Effekte auf Tumorschmerzen und auch bei Nervenerkrankungen erfahren dabei eine besondere Aufmerksamkeit.
Legalität von Cannabis in verschiedenen Ländern
Alkohol etwa hat gegenüber dem Cannabis den entscheidenden Vorteil, dass er fast überall legal ist. Dabei ist er sehr viel schädlicher für den Körper. Was paradox klingt, hat seinen Ursprung in der Historie:
Alkohol gehört zur Geschichte der meisten Staaten wie ihre Kriege. In Deutschland basiert etwa ein wesentlicher Teil der Kulturgeschichte auf Bier (welches im Mittelalter reiner als Wasser war, denn es wurde beim Brauen erhitzt) und gesellschaftliche Anlässe sind ohne Alkohol kaum denkbar.
Cannabis ist vor allem deshalb verboten, weil in den 1920er-Jahren die Alkohol-Prohibition in Amerika zum Ende kam. Alkohol war wieder legal und damit war die entsprechende Aufsichtsbehörde unter Harry Anslinger überflüssig.
Er begann damit, eine Kampagne gegen Marihuana zu starten, welches damals fast überall geraucht wurde. Er war erfolgreich, 1929 wurde es in den USA verboten. Die USA brachten dieses Verbot schließlich durch Verträge und öffentlichen Druck nach Europa.
Mittlerweile wird Cannabis in Teilen der Welt wieder legalisiert. Gänzlich legal ist es (teilweise in kleinen Mengen) etwa in
- Kanada (seit Oktober 2018),
- Uruguay,
- Colorado,
- Washington,
- Alaska,
- Nordkorea,
- Jamaika,
- Portugal
- und den Niederlanden.
Dabei wird insgesamt der Besitz und Konsum legalisiert. Der Anbau kann strafbar bleiben oder obliegt der staatlichen Aufsicht.
In sehr vielen Staaten gibt es keine strafrechtliche Verfolgung beim Konsum oder Besitz. Der Anbau ist allerdings strafbar, ebenso der Handel. Zu diesen Staaten zählen etwa Deutschland, Russland und Brasilien.
Der Konsum ist völlig legal, der Besitz kann illegal sein. Es kommt aber nicht zur Strafverfolgung. In Deutschland kann eine Erlaubnis zum Anbau zum Eigenbedarf aufgrund von medizinischen Leiden erteilt werden.
In Österreich gelten sehr niedrige Grenzwerte. Werden geringe Mengen Marihuana mitgeführt, ist dies zwar illegal, wird aber oftmals nicht geahndet. Anbau und Vertrieb sind illegal.
In der Schweiz sind der Besitz, Konsum, der Anbau und der Handel von Hanfprodukten mit schweren Strafen belegt. In beiden Staaten ist der medizinische Konsum erlaubt.
Fazit zu Marihuana: Droge oder Medizin?
Sowohl als auch, mag man meinen. Die Frage ist, zu welchem Zwecke Cannabis konsumiert wird. Wird das Kopfhigh angestrebt, kann nicht von einem medizinischen Interesse gesprochen werden. Hier steht der Rausch im Vordergrund.
Werden aber die Chancen betrachtet, die THC und CBD bieten, muss Marihuana als potentes und nebenwirkungsarmes Medikament mit großem Potenzial verstanden werden. Gerade bei chronischen Schmerzen kann es die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Reine CBD-Präparate, deren THC-Gehalt vernachlässigbar gering ist (< 0,02% THC), sind in Deutschland beispielsweise in Form von CBD-Ölen legal erhältlich.