Veneninsuffizienz: Symptome, Therapie und Vorbeugung
Definition
Die Veneninsuffizienz oder auch chronisch-venöse Insuffizienz beschreibt eine Erkrankung, bei der die Beinvenen den Rückstrom des Blutes zum Herzen nicht mehr ausreichend bewältigen können. In der Folge staut sich das Blut in den Beinen und verursacht die typischen Symptome wie Besenreiser, Krampfadern, Flüssigkeitsansammlungen und Schmerzen in den Beinen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Eine Veneninsuffizienz kann akut oder chronisch vorliegen.
- Häufig betroffen sind Frauen und ältere Menschen.
- Es werden drei Stadien der Erkrankung unterschieden.
- Vorbeugung durch ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung.
Wann spricht man von einer chronischen Veneninsuffizienz?
Man unterscheidet akute Venenerkrankungen, bei denen eine Entzündung der Venenwand vorliegt und der Rückfluss temporär eingeschränkt ist und chronisch-venöse Insuffizienzen, bei denen irreparable Schädigungen der Venen vorliegen und die entlastenden Mechanismen das Blut nicht mehr zum Herz zurücktransportieren und es lokal zum venösen Bluthochdruck kommt.
Das Venensystem
Im Gegensatz zu den Arterien, die das Blut vom Herzen wegtransportieren, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen, dienen Venen dem Rücktransport des sauerstoffarmen Blutes zum Herzen. Da die Venen selbst nur eine dünne Muskelschicht besitzen und aus eigener Kraft das Blut nicht von den Füßen zurück zum Herzen befördern können, gibt es unterschiedliche Mechanismen für den venösen Rückstrom:
- Die Muskelpumpe: Umliegende Muskeln pressen durch Anspannung die Venen zusammen und begünstigen den Rückfluss des Blutes.
- Die Arterien: Sie liegen häufig in der Nähe tiefer Venen und wirken durch ihr Pulsieren ähnlich wie die Muskelpumpe auf den venösen Rückstrom.
- Das Herz: Es ist eine Saug-Druck-Pumpe, die sich nicht nur entleert und dabei das Blut auswirft, um den Körper zu versorgen, sondern die sich auch anschließend wieder mit Blut füllt und einen Sog auf die Venen ausübt.
- Die Venenklappen: Sie stellen sicher, dass das Blut in die richtige Richtung transportiert wird.
Wer ist häufig von Veneninsuffizienz betroffen?
Bis zu 5% der westlichen Bevölkerung sind von einer Veneninsuffizienz betroffen. Somit ist die chronisch-venöse Insuffizienz eine der am häufigst vorkommenden venösen Erkrankungen. Zu den Risikogruppen gehören Frauen ab dem 40. Lebensjahr sowie Männer ab dem 70. Lebensjahr.
Woran erkenne ich eine Veneninsuffizienz?
Kommt es durch Krampfadern, Thrombosen oder auch venösen Gefäßmissbildungen zu einem gestörten Rückstrom des Blutes, steigt der Blutdruck im Venensystem der Beine entsprechend an. Der entstandene Bluthochdruck und der mangelnde Rückfluss des Blutes können dann die typischen Symptome hervorrufen:
- Krampfadern: Die prall gefüllten Blutgefäße können sich mit der Zeit weiten und es kommt folglich zu weiteren Krampfadern (Varizen).
- Ödeme: Durch den permanenten Druck tritt Flüssigkeit aus den Venen in das umliegende Gewebe und es sammelt sich Wasser in den Beinen.
- Spannungsgefühl: Die Beine werden ‘dick’ und es können Wadenkrämpfe entstehen.
- Durchblutungsstörungen: Der eingeschränkte Blutfluß ruft Empfindungsstörungen wie Brennen, Jucken und Kribbeln hervor.
Das offene Bein
Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kommt es außerdem zu pathologischen Hautveränderungen bis hin zu offenen Stellen am Bein (Ulcus cruris). Da das Herz an der korrekten Funktion der Venen beteiligt ist, muss bei diesen Symptomen auch immer berücksichtigt werden, dass ebenso ein Herzleiden die Ursache sein könnte.
Kann ich mit einer chronischen Veneninsuffizienz Sport treiben?
Es ist möglich und vor allem auch empfohlen, mit einer chronischen venösen Insuffizienz Sport zu treiben. Mittels Sport und viel Bewegung trainieren Sie ihre Muskelpumpe, wodurch die Venen wieder mehr Kraft erlangen, um den Rücktransport des Blutes zum Herz zu gewährleisten.
Risikofaktoren: Bewegungsmangel und Alter
Bewegungsmangel und Übergewicht
Es gibt unterschiedliche Risikofaktoren, die die Leistung unserer Venen beeinträchtigen können. Ein besonders hohes Risiko einer Erkrankung haben Menschen, die aufgrund von mangelnder Bewegung ihre Muskelpumpe nicht richtig einsetzen und so den Rücktransport des Blutes erschweren. Außerdem führt Bewegungsmangel häufig zu Übergewicht, das den Druck auf unsere Beine zusätzlich verstärkt und es den Venen so schwieriger macht, das Blut zurück zu transportieren.
Vererbtes Leid und hohes Alter
Zudem ist das Risiko für eine Veneninsuffizienz erhöht, wenn bereits Familienmitglieder an diesem Leiden erkrankt sind, da immer das Risiko einer Vererbung besteht.
Des Weiteren spielt das Lebensalter eine wichtige Rolle, denn auch unsere Gefäße sowie das umliegende Gewebe altern mit uns. Im hohen Alter steigt das Risiko einer venösen Erkrankung massiv an.
Außerdem können systemische Erkrankungen oder Entzündungen der Gefäße die Venenklappen nachhaltig schädigen und somit eine chronisch-venöse Insuffizienz bedingen. Nicht zuletzt zählt eine Schwangerschaft ebenfalls zu den Risikofaktoren.
Krankheitsbild und Diagnostik der Veneninsuffizienz
Anhand der äußeren Symptome kann der Arzt in der Regel gut einschätzen, ob eine chronisch-venöse Insuffizienz vorhanden ist und in welchem Stadium sie sich befindet.
Mit einem Ultraschall kann zudem herausgestellt werden, in welcher Verfassung sich die Gefäße befinden. Sofern eine Herzerkrankung hinter den Symptomen stecken könnte, werden diesbezüglich weiterführende Untersuchungen und gegebenenfalls der Besuch beim Kardiologen notwendig.
Stadien der Veneninsuffizienz
Wurde eine Veneninsuffizienz festgestellt, kann diese je nach Schweregrad in drei Stadien eingeteilt werden:
Stadium 1
In diesem Stadium treten oft bläuliche Verfärbungen an den Fußrändern auf. Außerdem bilden sich Ödeme, die jedoch wieder verschwinden können.
Stadium 2
Die Unterschenkel und Füße sind bläulich verfärbt und die Ödeme können sich nicht zurückbilden. Es fallen Hautveränderungen auf.
Stadium 3
Die Durchblutungsstörungen sind so fortgeschritten, dass es zu einem offenen Bein (Ulcus cruris) kommt.
Therapie und Behandlung einer Veneninsuffizienz
Vorbeugung: Vermeiden Sie Alkohol, Bewegungsmangel und Übergewicht
Zu Beginn der Therapie steht die positive Beeinflussung des Lebensstils durch weniger Alkohol, mehr Bewegung, Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und dem Vermeiden von Fehlbelastung wie langem Stehen.
Werden diese Faktoren frühzeitig berücksichtigt, lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines Eintritts der Krankheit nachweislich verringern. Befindet sich die Erkrankung bereits in den ersten Stadien, führen diese Veränderungen des Lebensstils oft schon dazu, dass sich das Krankheitsbild nicht verschlechtert und die Betroffenen von Komplikationen wie schwer heilenden Wunden verschont bleiben.
Die wichtigsten Tipps zur Vorbeugung:
- Vermeiden Sie übermäßigen Genuss von Alkohol und Nikotin.
- Achten Sie darauf, sich ausreichend zu bewegen.
- Achten Sie auf eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung.
- Vermeiden Sie Übergewicht und reduzieren Sie es.
- Vermeiden Sie Fehlbelastungen wie langes Stehen.
Kompressionstherapie
Ein weiteres wichtiges Standbein der Behandlung einer Veneninsuffizienz ist die Kompressionstherapie. Bei dieser Therapie verhindern spezielle Kompressionsstrümpfe, dass das Blut nicht in den Beinen versackt.
Da die Strümpfe für eine wirkungsvolle Behandlung weder zu weit noch zu eng sein dürfen, ist eine ausführliche Beratung für den Einsatz unerlässlich.
Neben Kompressionsstrümpfen können auch Kompressionsverbände verwendet werden, um das Krankheitsbild zu lindern. Bei bettlägerigen Patienten werden Manschetten um die Beine gelegt, die sich mit Luft befüllen lassen und so die ursprüngliche Funktion der Venen ein Stück weit übernehmen.
Operation: Ist die Veneninsuffizienz heilbar?
Eine chronisch-venöse Insuffizienz kann zwar operiert werden, jedoch gibt es keine Studien, die eine eindeutige Wirkung der Operation attestieren. Bei einer irreparablen Schädigung der Venen kann folglich lediglich ein Voranschreiten der Erkrankung verhindert werden und es steht dann im Vordergrund, Komplikationen zu verhindern.
Unser Tipp zum Abschluss: Wenn Sie einer der Risikogruppen angehören, sollten Sie unbedingt proaktiv und frühzeitig die Risikofaktoren vermeiden, denn dies kann möglicherweise eine Veneninsuffizienz verhindern und Sie ersparen sich Leid und Schmerzen.