Hypnosetherapie: Ablauf, Infos & Anwendungen
- Wann hilft die Hypnosetherapie und was muss ich beachten?
- Kann jeder hypnotisiert werden?
- Woran erkenne ich einen wirklich guten Hypnotiseur?
- Was kostet die Behandlung und wie lange dauert sie?
Das Wichtigste in Kürze:
- Nur medizinische Hypnosetherapeuten dürfen gesundheitliche Beschwerden lösen, da sie über ein Grundstudium in der Medizin oder Psychologie verfügen.
- Das Ziel der Hypnosetherapie wird zwischen Patienten und Hypnotiseur selbst festgelegt, jedoch kann der Hypnotiseur keine Wirksamkeit versprechen.
- Der Trancezustand ist unbedenklich und nicht schädlich.
Die Geschichte der Hypnosetherapie
Menschen versetzen sich bereits seit mehreren Tausend Jahren in Trancezustände. Mit rhythmischem Klatschen oder Trommeln, gemeinsamen Gesängen oder mithilfe von Rauschmitteln haben sich Medizinmänner, Priester und ganze Stammesgemeinschaften in der kulturgeschichtlichen Entwicklung der Menschheit immer wieder in hypnotische Zustände versetzt.
"Dieser besondere Zustand des Geistes wurde genutzt, um Heilung zu erbitten, Orakel zu befragen oder einen Zugang zur “Anderswelt” zu erfahren."
Mitte des 18. Jahrhunderts griff der Arzt Franz Anton Mesmer die Hypnose wieder auf. Seither wurden die Techniken immer weiter verfeinert, verändert und erforscht. Bis Sigmund Freud die Psychoanalyse entwickelte, galt Hypnose als die einzige Form der Psychotherapie.
"Seit 2006 ist die Hypnosetherapie offiziell in Deutschland anerkannt. Hier wird sie zu den psychotherapeutischen Methoden gezählt."
Die heute zu Heilzwecken angewandten Hypnosetechniken versetzen den Patienten in eine Art Teilschlaf. Bestimmte Areale des Gehirns werden dabei ausgeschaltet, um Zugang zum Unterbewusstsein und versteckten Persönlichkeitsanteilen des Patienten zu erhalten.
Definition: Was ist eigentlich Hypnose?
Hypnose ist auch unter dem Begriff der hypnotischen Trance bekannt, und stammt vom altgriechischen „Hypnos‘‘ ab. Dieser Begriff lässt sich mit „Schlaf” übersetzen.
Die Hypnose arbeitet hauptsächlich mit der Technik der Suggestion. Der Hypnotherapeut spricht dabei positive und motivierende Sätze, die häufig wiederholt werden, bis sie ins Unterbewusste hinein sickern und als Wahrheit betrachtet werden.
Grundsätzlich ist jeder Mensch hypnotisierbar, wobei die Heilhypnose bei einigen schweren psychischen Störungen, der Einnahme von Psychopharmaka und einigen anderen Gegenindikationen nicht angewandt werden sollte.
Während der Fokus auf einen bestimmten Leitfaden gelenkt werden soll, werden äußere Reize außen vorgelassen. Die hypnotisierte Person lässt sich in diesem Zustand von nichts ablenken.
Agnes Kaiser Rekkas, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie, erklärt das Ziel der Behandlung:
"Ein Trancezustand, in dem man bereit ist, Potenziale zu erkennen, die im Unterbewussten schlummern."
Hierbei wird zwischen medizinisch beziehungsweise therapeutischem Nutzen oder nichtmedizinischer Hypnose unterschieden.
Medizinische Hypnose
- Die Hypnose muss der Diagnose, Heilung sowie Linderung von Krankheiten und Beschwerden dienen.
- Die Hypnosetherapie muss von jemanden vollzogen werden, welcher eine Heilerlaubnis besitzt
- Die Hypnose muss im Zuständigkeitsbereich des Heilers liegen. Dies liegt an der Sorgepflicht des Heilers.
- Die nichtmedizinische Hypnose darf laut Deutschem Gesetz von jedem angeboten werden.
- Jedoch darf auch bei der nichtmedizinische Hypnose die Gesundheit des Patienten nicht gefährdet werden.
Was ist Trance?
Während der Therapie wird man in einen Zustand der Trance geleitet, welcher jeder von uns bereits unbewusst erlebt hat.
Die Trance kann als Verlagerung der Aufmerksamkeit beschrieben werden, welche man im alltäglichen Leben oftmals erlebt.
Der Zustand kann beispielsweise erlebt werden, wenn wir uns auf unser Smartphone, auf einen Film oder ein Buch fokussieren und dabei die Wirklichkeit in den Hintergrund tritt, man also nicht direkt merkt, dass man gerade angesprochen wurde oder dass man seine Bahnstation verpasst hat.
Im Zustand der Trance ist man entspannt und gelöst, man fühlt sich ausgeruht und ist empfänglicher für Emotionen. Mit bestimmten Sätzen kann der Hypnotiseur den Patienten tiefer in den Trancezustand leiten.
Was geschieht während der Trance in der Hypnosetherapie?
Während der Trance tritt der Therapeut in den Dialog mit dem Unterbewusstsein des Patienten ein.
Körperlich lässt sich der Unterschied zum Schlafen wie folgt definieren:
- die Konzentration von Stresshormonen im Körper sinkt
- das Immunsystem wird munter
- Blutdruck sowie Puls verändern sich
- der Patient nimmt die Zeit verändert wahr
So viel zum Begriff der Trance. Doch kann eigentlich jeder in diesen Zustand künstlich geleitet werden oder müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein? Nachfolgenden erfahren Sie die Antwort.
Wer kann hypnotisiert werden?
Fast jeder Mensch ist hypnotisierbar und kann damit versuchen, durch diese Therapieform seine Blockaden zu dezimieren.
Jedoch ist es von Individuum zu Individuum unterschiedlich, wie erfolgreich die Trance ist. Dies hängt unter anderem davon ab, wie:
- vorhanden das Vertrauen zwischen Hypnotiseur und Hypnotisant ist.
- Schnell der Hypnotisant in Trance versetzt werden kann
- tief der Hypnotisant in Trance versetzt werden kann
Nicht immer hypnotisierbar sind geistig behinderte Menschen, Menschen unter Einfluss von Betäubungsmitteln sowie ältere Menschen.
Wie erkennt man einen professionellen Hypnotiseur?
Professionelle Hypnotiseure haben eine langjährige Ausbildung hinter sich.
Zuerst müssen sie eine Grundausbildung absolvieren. Diese kann aus einem Medizinstudium, Psychologiestudium oder Naturheilkundestudium bestehen.
Daraufhin muss eine weitere Ausbildung absolviert werden, welche unter vielen Richtlinien absolviert wird. Nach dieser Ausbildung erhält man die staatliche Heilkundeerlaubnis.
Nachdem man diesen Schritt abgeschlossen hat, beginnt man die Ausbildung zum Hypnosetherapeuten und wird anschließend entsprechend zertifiziert.
Die bekanntesten Organisationen, welche die Zertifikate ausstellen, sind:
- M.E.G (Milton Erickson Gesellschaft für klinische Hypnose e.V.
- SMSH (Schweizerische Ärztegesellschaft für Hypnose)
- DHG (Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.)
- DGZH (Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Hypnose e.V.)
- ÖGWH (Österreichische Gesellschaft für wissenschaftliche Prognosen)
Tipp:
Bringen Sie in Erfahrung, über welche Zertifikate und über wie viel Erfahrung der Therapeut verfügt. Auch ein erstes persönliches Gespräch kann Ihnen dabei helfen, den passenden Hypnotiseur für Ihr Anliegen zu finden. In unserem Shop finden Sie außerdem passende und seriöse Angebote in Ihrer Nähe.
Vorurteile und Ängste gegenüber der Hypnosetherapie
Immer wieder lehnen Menschen den Begriff Hypnose oder den damit verbundenen Zustand kategorisch ab. Das passiert vor allem dann, wenn die Heilhypnose mit Elementen der Show-Hypnose verwechselt wird oder generell eine tiefe Angst vor Kontrollverlust vorhanden ist.
Wer kennt nicht die Bilder, wie Mentalisten oder Zauberkünstler auf der Bühne Menschen in Sekundenschnelle in scheinbar absolut willenlose Zustände versetzen und dann alberne Dinge tun lassen?
Aber keine Angst: Die anerkannte Hypnosetherapie hat damit nur sehr wenig gemein. Der Patient bleibt meistens bei vollem Bewusstsein. Des Weiteren können die Patienten nicht zu etwas gezwungen werden, was sie nicht gewillt sind zu tun.
Nicht verwechseln mit der anerkannten Therapie: Bühnenhypnose
Der schlechte Ruf, welcher in Vorurteilen gegenüber der Hypnose umschlägt, beruht auf der Bühnenhypnose, auch bekannt als Showhypnose.
Diese Veranstaltungen haben nur das Ziel, die Zuschauer zu unterhalten. Merkmale, welche in der Showhypnose auftreten, aber nichts mit der Wahrhaftigkeit professioneller Hypnotherapeuten gemeinsam haben, sind folgende:
- die Menschen werden “willenlos”.
- die Menschen werden aufgrund des Showeffekts oftmals entwürdigend vorgespielt um den Faktor der Show aufrecht zu erhalten.
- wenn der Show Act negativ auf die Hypnose reagiert, weiß der Showhypnotiseur nicht, wie er damit umzugehend hat, weil ihm oftmals das Grundstudium fehlt.
Sie können sich also von Ängsten und Unsicherheiten bezüglich der Hypnosetherapie befreien. Doch wann wird die Therapie eigentlich angewandt und gegen was hilft sie?
Anwendungsmöglichkeiten & Ablauf der Hypnosetherapie
Viele Experten sind sich einig: Die Ursachen für viele Alltagsprobleme, Süchte oder auch Verhaltensauffälligkeiten wurden irgendwann in der Kindheit im Unterbewusstsein verankert.
Häufig handelt es sich um so etwas wie Kurzschlüsse im System, ausgelöst durch traumatische Erlebnisse. Ein Trauma entsteht dann, wenn die Psyche oder auch der Körper eines Menschen mit Ereignissen überfordert ist.
Der Schock, den das Nervensystem dabei erfährt, gräbt sich tief in die Psyche des Menschen ein. Hypnose kann wunderbar dabei helfen, solchen Dingen wieder auf die Spur zu kommen.
Die Hypnose kann weiterhin einzeln oder als Paartherapie angewendet werden. Der Patient bleibt bei allen modernen Techniken der Heilhypnose in der Regel bei vollem Bewusstsein und so kann durch ein Erkennen eine Brücke zwischen im Unterbewusstsein gespeicherten Mustern und dem bewussten Verhalten gebaut werden.
Hypnose wird hauptsächlich bei Stress, leichten Depressionen, Ängsten, Rauchentwöhnung und bei dem Wunsch abzunehmen, angewandt.
Anwendungsmöglichkeiten der Hypnose:
- Stress
- Süchte aller Art
- leichte Depressionen
- Ängste
- Schlafstörung
- Blockaden Lösung
- Entspannungstraining
- Essstörungen
- Psychosomatik
Spezialanwendungen der Heilhypnosetherapie
Zahnmedizinische Hypnose: Die zahnmedizinische Hypnose ist eine Sonderform, die bei Ängsten und den unangenehmen Begleiterscheinungen von zahnärztlichen Behandlungen hilft. Bei dieser Form der Heilhypnose wird mit dem Patienten an der Schmerzreduktion und Angst gearbeitet. Es lassen sich tatsächlich auch Blutung und Speichelfluss während einer Behandlung sowie die spätere Abheilung von Wunden positiv beeinflussen.
Geburtsvorbereitung: Zunehmend werden heilsame Hypnosetechniken auch erfolgreich zur Geburtsvorbereitung eingesetzt. Ängste und Stress der werdenden Mutter werden vor der Geburt reduziert und mögliche Ursachen aufgespürt.
Kinderwunsch: Ebenso wird Hypnose bei ungewollter Kinderlosigkeit eingesetzt, da auch hier die Ursachen, wenn keine körperlichen Einschränkungen bekannt sind, psychisch begründet sein können.
Hypnose bei Kindern
Auch bei Kindern und Jugendlichen Hypnosetherapien eingesetzt. Eine entsprechende Therapie kann bei der Behandlung in Kombination mit anderen Therapieformen intensivierend wirken.
Hier wird die Hypnose meist angewendet, wenn eine medizinische oder psychosomatische Notwendigkeit vorliegt. Die Herangehensweise ist abhängig von Alter, Geschlecht und Symptomatik des Kindes.
Die häufigsten Gründe, um bei Kindern die Hypnose anzuwenden, sind folgende:
- Druck in der Schule
- Mobbing in der Schule
- Lernblockaden
- Enuresis
- Nahrungsprobleme
- Verhaltensstörungen
- Schwierigkeiten im Beziehungsaufbau
Indem man diese psychischen Problemstellungen schon während der Kindheit dezimiert, verringert sich die Gefahr, dass die Kinder diese ins Erwachsenenalter mitnehmen.
Während der Trance lernt das Kind Vertrauen in seine Fertigkeit sowie seine Fähigkeiten zu haben. Da Kinder sehr suggestibel sind, sollte ein Hypnosetherapeut zu Rate gezogen werden, welcher über eine entsprechende Ausbildung verfügt.
Dauer einer Hypnosebehandlung
Ganz wichtig ist es für Patienten und Interessierte, sich darüber im Klaren zu sein, dass Hypnose kein Alleskönner ist. Es kommt vor, dass Menschen überzeugt durch die erstaunlichen Effekte der Show-Hypnotiseure der Annahme sind, mit einer Sitzung seien alle Probleme, Süchte und Ängste wie weggepustet.
Geht man ein Problem über eine seriöse Hypnosetherapie an, können es schnell fünf bis zehn Sitzungen werden, bis größere Thematiken und Probleme erfolgreich behandelt werden.
Die Hypnotisierbarkeit des Einzelnen und die individuelle Dauer der Hypnosebehandlung variiert dabei stark.
Die Kosten für eine Hypnosetherapie
Die Beträge, die Heil-Hypnotiseure für eine ca. einstündige Sitzung verlangen, variieren ebenfalls stark: In der Regel liegen die Sätze bei 80 bis 150 € pro Sitzung.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Hypnosetherapie nur auf Antrag und in Ausnahmefällen. Bei den privaten Kassen sind die Regelungen so unterschiedlich, dass keine pauschale Aussage dazu getroffen werden kann.
FAQ: Fragen zur Hypnose schnell beantwortet
Was ist Hypnose?
Hypnose beschreibt eine Technik, bei welcher Menschen in einen anderen Bewusstseinszustand versetzt werden. Man sprich auch von hypnotischer Trance.
Wie teuer ist eine Hypnosetherapie?
Gewöhnlich liegen die Preise pro Sitzung zwischen 80 und 150 Euro. In seltenen Fällen kann sich auch die Krankenkasse an den Kosten beteiligen.
Kann ich mit Hypnose abnehmen?
Einige Anbieter versprechen Gewichtsverlust durch Hypnosetherapien. Jedoch gibt es keine Studien, die diese Wirkung belegen. Wir empfehlen eine kalorienreduzierte Ernährungsumstellung sowie regelmäßige Bewegung, um langfristig Gewicht zu verlieren.
Worauf muss ich achten, wenn ich einen Therapeut suche?
Achten Sie darauf, dass der Hypnotiseur eine entsprechende Ausbildung sowie eine staatliche Heilkundeerlaubnis vorweisen kann.
Gibt es Risiken oder Gefahren?
Risiken bestehen, wenn der Hypnotiseur seine Macht über das Unterbewusstsein des Patienten ausnutzt und beispielsweise negative Suggestionen auslöst oder traumatische Erinnerungen des Patienten hervorruft. Die Wahl eines seriösen Hypnotiseurs ist daher besonders wichtig.
Fazit zur Hypnosetherapie
Die Hypnosetherapie ist eine beliebte alternative Heilmethode, welche Linderung bei vielen Symptomen wie beispielsweise Stress, Depressionen oder Süchten verspricht.
Aber: Trotz allem sollte die Hypnose nicht als Wundermittel gesehen werden, welches Unzulänglichkeiten heilen kann. Jedoch kann die Hypnose insbesondere im Kombination mit anderen Therapien positive, nachhaltige Resultate erzielen, solange sie von einem zertifizierten Hypnosetherapeuten durchgeführt wurden.