Zecken sind nicht nur eine unschöne Begleiterscheinung des Sommers, sondern als Überträger teilweise gefährlicher Krankheiten auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Mensch und Tier. Beim Wandern oder beim Aufenthalt an einem der zahlreichen Badeseen lässt sich der Kontakt mit den Tieren kaum vermeiden. Vorbeugungsmaßnahmen helfen, das Biss-Risiko zu senken und bedrohliche Krankheiten abzuwenden. Wer erst einmal gebissen, genauer gesagt gestochen wurde, kann das Spinnentier mit verschiedenen Hilfsmitteln entfernen. Wenn sich die typischen Warnzeichen zeigen, bleibt jedoch nur der Besuch beim Hausarzt.
- Die blutsaugenden Parasiten können gefährliche Krankheitserreger übertragen.
- Durch ihre breite Auswahl an Wirten kommen Zecken weltweit vor.
- Eine entdeckte Zecke sollte unmittelbar entfernt werden. Sollten Sie dazu selbst nicht in der Lage sein, suchen Sie Ihren Hausarzt auf.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zecken: die lästigen Parasiten
- 2 In diesen Situationen und Regionen lauern Zecken
- 3 Zecke entdeckt? So wird sie entfernt
- 4 Diese Krankheiten werden durch Zecken übertragen
- 5 So äußern sich Biss und Infektion
- 6 Impfung gegen FSME
- 7 Heilungschancen bei Borreliose
- 8 Heilungschancen bei FSME
- 9 Quellen
Zecken: die lästigen Parasiten
Zecken gehören zu den Parasiten und sind eng mit den Milben und anderen Spinnentieren verwandt. Von den etwa 900 Zeckenarten, die es weltweit gibt, ist in Deutschland vor allem die Schildzecke bekannt, die sich wie ihre Artverwandten zur Nahrungsbeschaffung an Menschen und Tieren festsaugt. Der bekannteste Vertreter ist der “gemeine Holzbock”, der das FSME-Virus oder Borrelien übertragen kann. Das Virus kann die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis auslösen, die zu einer Hirnhautentzündung führen kann. Borrelien, die zu den Bakterien gehören und eine Borreliose1) auslösen können, befallen unterschiedliche Organsysteme und schädigen diese.
Seit 2018 und ausgelöst durch die warmen, trockenen Sommer, finden sich bei uns vermehrt “Hyalomma”, eine Riesenzecke, die ebenfalls zur Familie der Schildzecken gehört und die dank ihrer Größe gut mit dem bloßen Auge sichtbar ist. Sie stammt ursprünglich aus Südeuropa, Südasien und Afrika und wird meist durch Zugvögel eingeschleppt. In früheren Jahren ist sie aufgrund der niedrigeren Temperaturen in unseren Breitengraden verendet.
Gerade im Sommer sind die Tiere, welche bis zu zehn Jahre alt werden können, eine wahre Plage. Weil sie erst Nagetiere, dann größere Tiere und im letzten Lebenszyklus den Menschen befällt, gilt sie als besonders gefährlicher Krankheitsüberträger. Gefährdet sind vor allem Menschen in FSME-Regionen.
Der weibliche Holzbock legt etwa 2000 Eier, von denen nur die wenigsten zu adulten Tieren heranwachsen. Die geschlüpften Larven “suchen” sich meist ein kleines Nagetier für eine erste Blutmahlzeit. Danach wachsen sie zu “Nymphen” heran. In diesem Stadium benötigen sie ein weiteres Wirtstier, damit sie zum Holzbock heranwachsen können. Der erwachsene Holzbock paart sich, nachdem sich das Weibchen “vollgesaugt” hat. Danach stirbt das Männchen, das Weibchen verstirbt erst nach der Eiablage.
In diesen Situationen und Regionen lauern Zecken
Zecken lauern vorzugsweise bei hohen Temperaturen in Büschen und hohen Gräsern. Mit den richtigen Vorbeugungsmaßnahmen lässt sich die Bisswahrscheinlichkeit jedoch minimieren. Wichtig ist zunächst, freie Körperstellen an den Armen und Beinen abzudecken. Anti-Zeckenspray aus der Drogerie hält die Blutsauger zusätzlich ab. Zu Hause gilt es, den Körper sorgfältig abzusuchen. Die warmen Stellen unter den Achseln, in den Haaren, hinter den Ohren und im Intimbereich sind beliebte Zecken-Verstecke, die es sorgfältig zu kontrollieren gilt. Die Kleidung, die im Freien getragen wurde, sollte man waschen.
Zecken gibt es nicht nur im Sommer. Die Zeckensaison ist praktisch ganzjährig. Zwischen Februar und Oktober muss man mit einem Stich der kleinen Spinnentiere rechnen. Auch bei winterlichen Temperaturen lauern die Spinnentiere im Gebüsch und verstecken sich teilweise im Schnee. Solange es mindestens 7 Grad Celsius hat, erfrieren die Tiere zudem nicht und bleiben tagsüber aktiv. Deshalb ist Zeckenvorsorge auch im Winter wichtig.
Gerade in FSME-Risikogebieten, also in Regionen, in denen besonders viele Zecken den Erreger in sich tragen, ist Vorsicht geboten. Zu diesen Risikogebieten zählen Teile Bayerns und Baden-Württembergs sowie bestimmte Regionen in Hessen und Thüringen. Die genauen Regionen finden sich auf der Karte des Robert-Koch-Instituts (RKI). Die Ständige Impfkommission empfiehlt Bewohnern der betroffenen Gebiete eine FSME-Impfung.
Zecke entdeckt? So wird sie entfernt
Zecken sollten immer möglichst zeitnah entfernt werden. Innerhalb der ersten Stunde ist das Risiko einer Infektion mit fast allen Erregern gering, selbst wenn die Zecke potenzieller Überträger ist. Wer eine Zecke entdeckt, kann sie mit der Zeckenzange oder Pinzette entfernen. Alternativ bieten sich Zeckenkarte oder Zeckenlasso an. Unabhängig vom verwendeten Hilfsmittel muss die Zecke möglichst hautnah gegriffen und an einem Stück entfernt werden. Wird das Spinnentier gequetscht, können gefährliche Körperflüssigkeiten in die Bissstelle gelangen.
Auch wenn man oft das Wort “Zeckenbiss” hört, so handelt es sich eigentlich um einen “Zeckenstich”. Das Mundwerkzeug des Spinnentieres bildet einen Stechrüssel, mit dem die Zecken eine relativ großflächige Wunde schaffen. Das Speichelsekret, das dabei in die Wunde gelangt, wirkt schmerzlindernd, gerinnungs- und entzündungshemmend, damit ausreichend Blut fließt und die lokale Immunabwehr des “Wirtstieres” für einen begrenzten Zeitraum ausgeschaltet wird.
Die Zecke “spuckt” während des Saugens regelmäßig unverdauliche Nahrungsreste in den Wirtskörper zurück. Dabei können durch infizierte Zecken Viren und Bakterien über die Wunde in den Körper gelangen. Diese kann die körpereigene Immunabwehr nicht erkennen und bekämpfen, da sie durch das Speichelsekret vorübergehend deaktiviert wurde.
Erreger dringen oft erst nach einigen Stunden der Blutmahlzeit in den Körper ein, daher ist es entscheidend, eine Zecke frühzeitig zu entdecken und zu entfernen.
Wenn nach dem Entfernen Reste der Zecke in der Haut zurückbleiben, ist das meist kein Grund zur Sorge. Es handelt sich um einen Teil des Stechapparates, der nach einiger Zeit von selbst abgestoßen wird.
Hausmittel gilt es bei der Zecken-Entfernung zu vermeiden. Typische Mittel wie Nagellackentferner oder Alkohol sind extrem schädlich und führen dazu, dass das Tier Körperflüssigkeiten ausstößt. Nach dem erfolgreichen Entfernen darf die Stelle mit jodhaltiger Salbe desinfiziert werden.
Sollte man das Tier versehentlich aufgekratzt haben oder ist gar der Zeckenkopf stecken geblieben, empfiehlt sich ein Besuch beim Hausarzt. Zecken an schlecht einsehbaren Stellen werden am besten vom Fachmann entfernt.
Diese Krankheiten werden durch Zecken übertragen
Der Zeitpunkt, ab dem die bissigen Insekten gefährlich werden, hängt unter anderem davon ab, wo am Körper sich die Zecke ansiedelt und welche Erreger sich überhaupt im Körper der Zecke befinden. Manche Erreger gelangen direkt beim Einstich ins Blut, andere benötigen bis zu zwölf Stunden, um sich im Wirtsorganismus anzusiedeln.
Produkte & Dienstleistungen (0)In Deutschland zählen die Borreliose-Bakterien und das FSME-Virus zu den typischen Krankheitserregern. Zu den Krankheiten, die von den Blutsaugern ausgehen, zählen unter anderem Babesiose, Borreliose, FSME, Ehrlichiose, Fleckfieber und Krim-Kongo-Fieber. Letzteres befällt in den Ursprungsregionen der Hyalomma häufig Schafe, Ziegen und Kühe. Anders als hier heimische Zecken ist die Hyalomma eine Jagdzecke4), das heißt, dass sie Beutetieren auflauert und anfällt. Dabei kann sie ihre Beutetiere auch über eine Strecke von etwa 100 Meter verfolgen.
Die Infektion mit dem durch Hyalomma eingeschleppten Krim-Kongo-Fieber3) und Fleckfieber sieht man bei uns noch sehr selten. Sollte man allerdings Symptome wie plötzliches Fieber nach einem Zeckenbiss entwickeln, so sollte man seinen Arzt auf den Zeckenbiss hinweisen. Dies kann eventuell eine Diagnose erleichtern und eine rechtzeitige Therapie ermöglichen. Während sich das Fleckfieber2) in der Regel durch Gabe von Antibiotika behandeln lässt, ist die Therapie des Krim-Kongo-Fiebers schwieriger.
Insgesamt gibt es mehr als 50 Krankheitserreger, die sich in der Zecke festsetzen und damit eine potenzielle Gefahr für den Menschen darstellen. Zu den seltenen Krankheiten zählen unter anderem das Colorado-Zeckenfieber, welches in den USA und in Kanada weit verbreitet ist, die Kyasanur-Wald-Krankheit, die Mitte der 1950er Jahre in Indien entdeckt wurde und das Query-Fieber, welches hauptsächlich durch Schafe übertragen wird. Gemeinsam haben die verschiedenen Krankheiten einen Großteil ihrer Symptome.
So äußern sich Biss und Infektion
Ein Zeckenbiss bleibt selten unbemerkt. Die betroffene Hautstelle beginnt schon nach wenigen Stunden zu jucken. In 50 Prozent aller Fälle kann es passieren, dass es sogar zu einer Rötung kommt. Die Stelle schwillt an und nach der Entfernung der Zecke kann der Juckreiz zunächst noch zunehmen. Zurückzuführen ist das auf einen speziellen Lockstoff, welchen die Zecke neben verschiedenen Krankheitserregern ins Blut übertragen kann. Hat die Zecke keinen Erreger in sich getragen, klingen die Symptome innerhalb von zwei bis drei Tagen ab. Die betroffene Stelle kann noch einige Zeit jucken oder gerötet sein.
Bei einer Infektion stellen sich je nach Symptombild die typischen Fiebersymptome sowie ein allgemeines Unwohlsein ein. Borreliose äußert sich im weiteren Verlauf durch Kopf‑, Glieder- und Muskelschmerzen. Äußerlich ist eine Infektion an der zunehmenden Rötung zu erkennen, die rund um die Bissstelle eine kreisrunde Form annimmt und scharf abgegrenzt ist. Diese Ringe sind ein deutliches Warnzeichen und ein Anlass für einen Arztbesuch. Schließlich stellen sich Magen-Darm-Beschwerden und gelegentlich auch Blutungen ein.
Klassische Symptome können auftreten, müssen es allerdings nicht. Sollte man Symptome an sich entdecken, die in irgendeiner Form “ungewöhnlich” sind und der Kontakt mit einer Zecke möglich gewesen sein, sollte man sicherheitshalber seinen Arzt aufsuchen. Es ist nicht zwingend, dass man einen Zeckenbiss bemerkt, da man eine Zecke auch einfach abstreifen kann. Somit bleibt sie unbemerkt, was die Zuordnung von atypischen Symptomen erschwert.
In der zweiten Krankheitsphase greift der Borreliose-Erreger auf die Gelenke, Organe und das Gewebe über. Bei fehlender Behandlung kann es zu schweren Folgeschäden kommen, die mitunter tödlich verlaufen können. Im schlimmsten Fall bildet sich eine Hirnhautentzündung, die oft tödlich verläuft.
Impfung gegen FSME
Geimpft werden kann man nur gegen die Hirnhautentzündung (FSME). Gegen die Erreger der Borreliose gibt es derzeit noch keine Impfung. Bei der Impfung gegen FSME wird der Impfstoff in einen Muskel (zumeist am Oberarm) gespritzt. Anschließend bildet der Körper Antikörper, die bei dem Kontakt mit dem „echten“ Erreger aktiv werden.
Der vollständige Impfschutz ist nach drei Sitzungen erreicht. Die ersten beiden Impfungen finden in einem Abstand von vier bis zwölf Wochen statt. Die dritte Impfung wird nach neun bis zwölf Monaten durchgeführt und dient als eine Art Auffrischung, da die ersten beiden Impfungen bereits einen ausreichenden Schutz bieten. Nach drei bis fünf Jahren müssen die Impfungen erneuert werden. Kinder und Menschen über 50 Jahre lassen sich am besten nach zwei bis drei Jahren ärztlich untersuchen, damit bei Bedarf eine Auffrischung stattfinden kann.
Die passive Immunisierung findet in der Regel als Notfallmaßnahme nach einem Biss statt. Sie wird heutzutage in Deutschland nicht mehr angeboten. Wer im Ausland von einer Zecke gebissen wird, erhält unter Umständen jedoch eine passive Impfung5).
Heilungschancen bei Borreliose
Je nach Entdeckungszeitpunkt kann die Borreliose gut behandelt und geheilt werden. Bei einer sofortigen Therapie mit Antibiotika kann der Erreger in 85 bis 100 Prozent aller Fälle eliminiert werden. Eine Behandlung nach Wochen oder Monaten ist weniger effektiv. In jüngster Zeit gibt es vermehrt Studien zur Wirksamkeit von CBD bei teilweise antibiotikaresistenten Bakterien. Es wird geprüft, ob das Cannabidiol6) als Borreliose Therapie geeignet ist. Die Erkrankung ist in diesem Stadium bereits ausgebrochen und womöglich auf die Organe und das Gewebe übergegangen. Bei einer späten Diagnose sind bleibende Gelenk‑, Organ‑, Gewebe- und Hautschäden wahrscheinlich.
Acht bis zwölf Wochen nach der Behandlung sollte eine Verlaufskontrolle stattfinden. Der Arzt wird prüfen, ob die Symptome lediglich unterdrückt wurden oder vollständig verschwunden sind. Bei einer positiven Entwicklung gilt der Patient nach zwei Jahren als geheilt.
Heilungschancen bei FSME
Zurzeit gibt keine kausale Therapie bei FSME. Es kann nur symptomatisch behandelt werden. Die Letalität ist zwar gering, aber es kann zu bleibenden Schäden kommen und oft sind lange Krankenhausaufenthalte nötig.
Die Gabe von Schmerzmedikamenten und Antibiotika hilft bei der Linderung der Symptome. In schweren Fällen muss der Betroffene intensivmedizinisch betreut werden und gegebenenfalls auch Krankengymnastik betreiben. Eine ursächliche Behandlung ist allerdings nicht möglich.
Anders als Borreliose-Patienten sind Menschen, die eine FSME-Infektion überwunden haben, immun gegenüber allen FSME-Typen.