Schizophrenie — Die verkannte Krankheit

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    Wenn über Schi­zo­phre­nie gespro­chen wird, set­zen die meis­ten Leu­te die Krank­heit mit einer dis­so­zia­ti­ve Iden­ti­täts­stö­rung gleich. Dies ist aller­dings ein weit­ver­brei­ter­ter Irr­tum. Hier könnt ihr nach­le­sen wie Schi­zo­phre­nie sich tat­säch­lich auf den Geist aus­wirkt, wo sie her­kommt und was das eigent­lich ist.


    Schizophrenie - Die verkannte Krankheit

    Was ist Schizophrenie?

    Unter einer Schi­zo­phre­nie ver­steht man eine kom­ple­xe psych­ia­tri­sche Erkran­kung, bei der eine Rei­he von Sym­pto­men auf­tre­ten kön­nen. Um die Dia­gno­se stel­len zu kön­nen, müs­sen meh­re­re der mög­li­chen Sym­pto­me über einen län­ge­ren Zeit­raum durch­ge­hend bestehen. Zudem müs­sen ande­re orga­ni­sche Ursa­chen für das auf­tre­ten die­ser Sym­pto­me aus­ge­schlos­sen sein.

    Die Erkran­kung beginnt häu­fig bei jun­gen Men­schen im Alter von etwa 15 bis 35 Jah­ren. Män­ner und Frau­en sind gleich häu­fig von der Stö­rung betrof­fen. Die Erkran­kung kann chro­nisch oder in Epi­so­den ver­lau­fen. Oben­drein kann eine schi­zo­phre­ne Epi­so­de ein­ma­lig oder gehäuft auftreten.

    Der Begriff Schi­zo­phre­nie kommt übri­gens von dem grie­chi­schen Wor­ten für “gespal­te­ne Seele”.

    Das Wichtigste in Kürze :

    • Die Erkran­kung erfolgt meist im Inne­ren Ver­hal­ten oder Erleben.
    • Wäh­rend noch kei­ne Regel­mä­ßig­keit in der Ursa­che gefun­den wer­den konn­te, gehen For­scher sicher von einer Betei­li­gung der Gene aus.
    • Es gibt ver­schie­de­ne For­men und Aus­prä­gun­gen der men­ta­len Störung.

    Wie entsteht Schizophrenie?

    Die Ursa­chen für die Ent­ste­hung einer Schi­zo­phre­nie sind noch nicht voll­stän­dig geklärt. Sicher ist die Betei­li­gung der Gene an der Erkran­kung. Kin­der von schi­zo­phre­nen Eltern haben ein deut­lich erhöh­tes Risi­ko, eben­falls zu erkran­ken. Dane­ben schei­nen orga­ni­sche Gege­ben­hei­ten wie der Hirn­stoff­wech­sel oder sogar struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen des Gehirns eine Rol­le zu spie­len. Hin­zu kommt die Theo­rie des Vul­nerabi­li­täts-Stress-Coping-Modells, das besagt, dass bereits eine Anfäl­lig­keit für das Ent­wi­ckeln schi­zo­phre­ner Sym­pto­me besteht und bei der Ein­wir­kung von Stress kei­ne aus­rei­chen­den Bewäl­ti­gungs­me­tho­den vor­han­den sind.

    Symptome der paranoiden Schizophrenie

    Die „klas­si­sche“ und gemein­hin als Schi­zo­phre­nie bezeich­ne­te Erkran­kung ist die para­no­ide Schi­zo­phre­nie. Dies ist die häu­figs­te Form der Erkran­kung und prägt somit das gesell­schaft­li­che Bild der Stö­rung. Mög­li­che Sym­pto­me, die bei die­ser Form auf­tre­ten kön­nen, sind:

    Ich Störungen

    Die Gren­zen zwi­schen der eige­nen Per­son und der Umwelt kön­nen nicht mehr klar unter­schie­den wer­den. Mög­li­che Aus­prä­gun­gen sind das Gefühl, ande­re könn­ten die eige­nen Gedan­ken hören oder klau­en bezie­hungs­wei­se die eige­nen Gedan­ken könn­ten von außen ein­ge­ge­ben oder mani­pu­liert werden.

    Wahnwahrnehmungen

    Tat­säch­lich pas­sie­ren­den Ereig­nis­sen wer­den wahn­haft inter­pre­tiert. So scheint bei­spiels­wei­se eine grü­ne Wel­le bei der Auto­fahrt von der Arbeit nach Hau­se ein Hin­weis dar­auf zu sein, dass man sich beei­len muss, weil etwas Schlim­mes droht.

    Wahnideen

    Die plötz­li­che und star­ke Über­zeu­gung zum Bei­spiel der ein­zi­ge zu sein, der die Welt noch ret­ten kann oder ähnliches.

    Größenwahn, Verfolgungswahn, Eifersuchtswahn oder andere Wahnformen

    Halluzinationen

    Hal­lu­zi­na­tio­nen sind Sin­nes­wahr­neh­mun­gen, die jedoch kei­nen äuße­ren Reiz haben und von ande­ren Men­schen nicht wahr­zu­neh­men sind. Dafür sind die Betrof­fe­nen fest davon über­zeugt, dass das Wahr­ge­nom­me­ne real ist. Dabei kön­nen unter­schied­li­che Hal­lu­zi­na­tio­nen auftreten:

    • Akus­tisch: Wahr­neh­men von Stim­men, Geräu­sche, Melodien
    • Optisch: Sehen von Men­schen, fik­ti­ven Gestal­ten, Tie­ren, Gegenständen
    • Olfak­to­risch: Wahr­neh­men von Gerüchen
    • Gust­a­to­risch: Wahr­neh­men eines Geschmackes

    Affektstörungen

    Affekt­stö­run­gen sind Stö­run­gen der Gefühls­welt. Dabei kann es star­ken Stim­mungs­schwan­kun­gen, abge­flach­ten Gefühls­re­gun­gen. Über­dies kann es zu depres­si­ven Ver­stim­mun­gen oder einem Gefühl der Lee­re kommen.

    Sonderformen

    Hebephrene Schizophrenie

    Typisch für die Hebe­phre­ne Schi­zo­phre­nie ist ein unan­ge­mes­se­nes Ver­hal­ten in sozia­len Situa­tio­nen. Die Betrof­fe­nen machen meist läp­pi­sche Äuße­run­gen und möch­ten vor­wie­gend über abs­trak­te The­men wie Reli­gi­on oder Phi­lo­so­phie spre­chen. Hal­lu­zi­na­tio­nen sind bei die­ser Schi­zo­phre­nie eher untypisch.

    Katatone Schizophrenie

    Bei die­ser Form ste­hen die psy­cho­mo­to­ri­schen Sym­pto­me im Vor­der­grund. Bei­spiels­wei­se ver­stum­men die Pati­en­ten oder hören kaum noch auf zu reden. Des Wei­te­ren ver­fal­len Sie in eine bewe­gungs­lo­se Star­re oder bewe­gen sich über­mä­ßig und unkontrolliert.

    Postschizophrene Depression

    Inner­halb eines Jah­res nach einer schi­zo­phre­nen Epi­so­de ist die Wahr­schein­lich­keit erhöht, eine depres­si­ve Epi­so­de zu erlei­den. Wäh­rend die­ser Zeit ist vor allem das Risi­ko für einen Selbst­mord erhöht.

    Allgemeine und medikamentöse Behandlung

    Die The­ra­pie der Schi­zo­phre­nie ist eben­so kom­plex wie die Erkran­kung und rich­tet sich danach, wel­che Sym­pto­me in wel­cher Aus­prä­gung bei einer Per­son auf­tre­ten Die zwei Säu­len der all­ge­mei­nen und medi­ka­men­tö­sen The­ra­pie soll­ten immer zusam­men zum Ein­satz kommen.

    Allgemeine Maßnahmen

    Hier­zu zählen:

    • Psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Ver­fah­ren wie die Ver­hal­tens­the­ra­pie, evtl. teil­sta­tio­nä­re oder sta­tio­nä­re Therapie
    • Fami­li­en­the­ra­pie
    • Psy­cho­edu­ka­ti­on, bei der die Pati­en­ten über ihre Erkran­kung, mög­li­che Ein­flüs­se auf das zukünf­ti­ge Leben, die The­ra­pie und den Umgang mit Sym­pto­men auf­ge­klärt werden
    • Sozia­le Maß­nah­men wie eine beruf­li­che Wiedereingliederung

    Medikamentöse Behandlung

    Je nach­dem, wel­che Sym­pto­me im Vor­der­grund ste­hen, kön­nen ver­schie­de­ne Anti­psy­cho­ti­ka oder Anti­de­pres­si­va zum Ein­satz kommen.

    Quellen

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.