Schilddrüsenvergrößerung – Symptome & Behandlung

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    Die Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung, auch Stru­ma oder Kropf genannt, ist ein Zuviel an Schild­drü­sen­ge­we­be und zählt zu den häu­figs­ten Schild­drü­sen­krank­hei­ten. Jedoch sagt das Volu­men der Schild­drü­se noch nichts über die Funk­ti­on des Organs aus. Die Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung ist die welt­weit häu­figs­te Erkran­kung der Schilddrüse.

    Wel­che Sym­pto­me bei der Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung typisch sind und wel­che Ursa­chen ver­ant­wort­lich sein kön­nen, erfah­ren Sie in die­sem Arti­kel. Des Wei­te­ren erfah­ren Sie mehr über effek­ti­ve Behandlungen.

    Das Wich­tigs­te in Kürze:
    • Die Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung wird häu­fig durch einen Jod­man­gel verursacht.
    • Mög­li­che Sym­pto­me kön­nen eine Schwel­lung am Hals sein, wie auch Schluck­be­schwer­den, Atem­not oder ein Druck­ge­fühl im Hals.
    • Die The­ra­pie­mög­lich­kei­ten sind viel­sei­tig und rei­chen von einer ein­fa­chen Ernäh­rungs­um­stel­lung bis hin zur Ent­fer­nung der Schilddrüse.

    Eine Schilddrüsenvergrößerung kann man meist selbst ertasten.

    Wozu brauchen wir die Schilddrüse?

    Das schmet­ter­lings­för­mi­ge Organ, bestehend aus zwei Schild­drü­sen­lap­pen, liegt direkt vor der Luft­röh­re, ist eine wich­ti­ge Hor­mon­drü­se und nimmt Ein­fluss auf unse­ren Stoff­wech­sel. In die­sem Regel­kreis ver­ar­bei­tet die Schild­drü­se Jod zu den Hor­mo­nen Tri­jod­thy­ro­nin (T3) und Thy­ro­xin (T4), die vor allem den Ener­gie­stoff­wech­sel in Schwung bringen.

    Ande­rer­seits pro­du­zie­ren die C‑Zellen der Schild­drü­se das Hor­mon Cla­ci­to­nin, das in den Kno­chen­stoff­wech­sel ein­greift. Die Steue­rung der Hor­mon­drü­se über­nimmt die Hypo­phy­se. Wenn die Hypo­phy­se das Hor­mon TSH aus­schüt­tet, führt dies zu einer Akti­vie­rung der Schilddrüse.

    Schilddrüsenvergrößerung: Wann entsteht eine Struma?

    Eine Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung kann unter­schied­li­che Ursa­chen haben. Die Haupt­ur­sa­che für die Ent­ste­hung einer Stru­ma ist meist Jod­man­gel. Durch den Man­gel wer­den weni­ger Mikro­gramm der Schild­drü­sen­hor­mo­ne pro­du­ziert. Die Hypo­phy­se bemerkt die Ver­än­de­rung und schüt­tet ver­mehrt TSH aus, um die Hor­mon­pro­duk­ti­on anzu­re­gen. Es ent­steht eine Über­funk­ti­on (Hyper­thy­reo­se).

    Die ver­mehr­te Akti­vie­rung führt dann zu einer Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung bezie­hungs­wei­se Stru­ma. Über­dies kön­nen ein Man­gel an Selen oder Eisen Grün­de für das Lei­den darstellen.

    Genau­so kön­nen krank­haf­te Ver­än­de­run­gen des Gewe­bes zu einer Stru­ma füh­ren. Dabei spie­len vor allem ent­zünd­li­che Pro­zes­se und Auto­im­mun­erkran­kun­gen eine Rol­le. Klas­si­scher­wei­se ist zum Bei­spiel bei der Auto­im­mun­erkran­kung Mor­bus Base­dow die Schild­drü­se ver­grö­ßert. Aller­dings kön­nen auch ande­re Auto­im­mun­erkran­kun­gen wie die Hash­i­mo­to-Thy­reo­idi­tis die Ent­ste­hung eines Krop­fes begünstigen.

    Doch nicht nur eine Man­gel­ver­sor­gung, son­dern auch ein Über­maß an Jod kön­nen bewir­ken, dass die Schild­drü­se wächst.

    Wei­ter­hin kön­nen Tumo­re (soge­nann­te Schild­drü­sen­kar­zi­no­me) zu einem erhöh­ten Schild­drü­sen­vo­lu­men füh­ren. Dabei kön­nen ent­we­der gut­ar­ti­ge Kno­ten und Zys­ten, aber auch bös­ar­ti­ge Neu­bil­dun­gen dahin­ter ste­cken. Dar­um ist es wich­tig, neu auf­ge­tre­te­ne Ver­grö­ße­run­gen zeit­nah von einem Arzt abklä­ren zu lassen.

    Mög­li­che Ursa­chen für ein Struma:

    • Man­gel an Jod
    • Über­maß an Jod
    • Man­gel an Eisen oder Selen
    • Schild­drü­sen­ent­zün­dung und Autoimmunerkrankungen
    • Schild­drü­sen­un­ter­funk­ti­on und Schilddrüsenüberfunktion
    • Tumo­re und Knoten

    Unterschiedliche Formen einer Struma

    Stru­ma dif­fu­sa: Als Stru­ma dif­fu­sa bezeich­net man ein Schild­drü­sen­wachs­tum ohne eine zusätz­li­che Knotenbildung.

    Stru­ma Nodosa (Schild­drü­sen­kno­ten): Wäh­rend die Stru­ma dif­fu­sa ein gleich­mä­ßi­ges Schild­drü­sen­wachs­tum auf­weist, ist bei der Stru­ma Nodosa ein ein­zel­ner Kno­ten (Stru­ma uni­no­dosa) oder mehr­kno­ti­ge Area­le (Stru­ma mul­ti­no­dosa) vorhanden.

    Schild­drü­sen­a­de­n­om: Ein Schild­drü­sen­a­de­n­om ist eine Wuche­rung von Schild­drü­sen­zel­len. Auto­no­me Ade­no­me neh­men Jod auf und pro­du­zie­ren ver­mehrt Schild­drü­sen­hor­mo­ne. In einem Szin­ti­gramm sind sie als soge­nann­te „war­me“ oder „hei­ße“ Kno­ten zu erken­nen und meist nicht bös­ar­tig. Ade­no­me, die nicht jod­spei­chernd sind, sind in der Szin­ti­gra­phie als „kal­te“ Kno­ten zu erken­nen. Bei die­ser bestimm­ten Art von Drü­sen­ge­we­be besteht ein gewis­ser Krebs­ver­dacht, dem durch wei­te­re Unter­su­chun­gen nach­ge­gan­gen wer­den soll­te. Hier­für muss in einer Schild­drü­sen­ope­ra­ti­on das Ade­nom ent­fernt und mikro­sko­pisch unter­sucht werden.

    Schild­drü­sen­zys­te: Eine Zys­te ist eine mit Flüs­sig­keit gefüll­te Gewe­be­kap­sel. Im Ultra­schall sind sie leicht als sol­che zu erken­nen. Im Szin­ti­gramm machen sie sich als kal­te Kno­ten bemerk­bar. Es besteht jedoch kei­ne Gefahr auf Schilddrüsenkrebs.

    Kol­lo­id­kno­ten: Schild­drü­sen­zel­len bil­den durch ihre Posi­tio­nie­rung Hohl­räu­me (Fol­li­kel) in den die Schild­drü­sen­hor­mo­ne gebil­det wer­den. Die­se Hohl­räu­me kön­nen mit der Zeit ein­rei­ßen und ver­nar­ben, was zu einem Kol­lo­id­kno­ten führt. Die­se Art der Kropf­bil­dung ist harm­los, kann jedoch Beschwer­den ver­ur­sa­chen und muss dann behan­delt werden.

    Symptome der Schilddrüsenvergrößerung und Schweregrade

    Die Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung kann in unter­schied­li­che Gra­de ein­ge­teilt werden.

    0: Es liegt kei­ne Stru­ma vor.

    1a: Es ist eine Ver­grö­ße­rung (Kropf) in der Nähe des Kehl­kopfes tast­bar, aber nicht sichtbar.

    1b: Es ist eine Ver­grö­ße­rung tast­bar und bei einer Rück­wärts­nei­gung (Rekli­na­ti­on) des Kop­fes sichtbar.

    2: Die Ver­grö­ße­rung ist bereits sicht­bar, ohne dass der Kopf in den Nacken gelegt wird.

    3: Es liegt eine star­ke Ver­grö­ße­rung vor, die bereits aus wei­ter Ent­fer­nung sicht­bar ist.

    Übri­gens: Eine gesun­de Schild­drü­se ist bei Frau­en bis zu 18 ml und bei Män­nern bis zu 25 ml groß.

    Eine allei­ni­ge Schild­drü­sen­ver­göße­rung ohne Funk­ti­ons­stö­rung berei­tet den meis­ten Pati­en­ten vor allem in opti­scher Hin­sicht Pro­ble­me. Die Schwel­lung am Hals kann psy­chisch sehr belas­tend sein, wenn sie deut­lich zu erken­nen ist.

    Gro­ße Stru­men ver­ur­sa­chen zudem ein unan­ge­neh­mes Druck­ge­fühl im Hals, was zu Hei­ser­keit füh­ren kann. Der Betrof­fe­ne muss sich stän­dig räus­pern. Sehr gro­ße Stru­men kön­nen außer­dem die Luft- oder Spei­se­röh­re ver­schie­ben. Zwar erstickt man nicht an einer ver­grö­ßer­ten Schild­drü­se, aber eine Ver­la­ge­rung der Luft­röh­re kann dann zum Pro­blem wer­den, wenn im Not­fall oder wegen einer Ope­ra­ti­on beatmet wer­den muss.

    Außer­dem wird häu­fig bei Sport oder Stress Luft­not emp­fun­den. Des Wei­te­ren kann Druck auf die Spei­se­röh­re zu Schluck­be­schwer­den führen.

    Diagnose: Der Ursache auf den Grund gehen

    Haben Sie eine Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung, so wird der Arzt Ihnen zunächst eini­ge Fra­gen stel­len und anschlie­ßend eine Tast­un­ter­su­chung eines mög­li­chen Krop­fes durch­füh­ren. Dar­auf folgt meist eine Blut­ab­nah­me, um über die Hor­mo­ne eine mög­li­che Schild­drü­sen­un­ter­funk­ti­on oder Schild­drü­sen­über­funk­ti­on fest­zu­stel­len oder anhand von bestimm­ten Anti­kör­pern eine Auto­im­mun­erkran­kung zu erkennen.

    Um die Struk­tur der Schild­drü­se beur­tei­len zu kön­nen, führt der Arzt im Anschluss noch einen Ultra­schall durch.

    Je nach Befund kön­nen ergän­zen­de Unter­su­chun­gen wie eine Szin­ti­gra­phie erfol­gen. Dabei wird ein leicht radio­ak­ti­ves Jod oder Tech­ne­ti­um über die Vene gege­ben, das sich in der Schild­drü­se sam­melt. Wie viel von dem Jod in der Schild­drü­se ankommt, wird über eine soge­nann­te Gam­ma­ka­me­ra gemes­sen. Dabei ist die gerin­ge radio­ak­ti­ve Strah­lung unbedenklich.

    Zum Aus­schluss eines bös­ar­ti­gen Tumors wird gera­de bei klar abgrenz­ba­ren Kno­ten oft eine Fein­na­del­bi­op­sie durch­ge­führt. Hier wer­den mit einer dün­nen Nadel Pro­ben aus der ver­än­der­ten Stel­le ent­nom­men und unter­sucht. Gege­be­nen­falls kann noch eine soge­nann­te MIBI-Szin­ti­gra­phie durch­ge­führt wer­den, bei der man die Stoff­wech­sel­ak­ti­vi­tät der Schild­drü­se unter die Lupe nimmt.

    Therapiemaßnahmen

    Je nach­dem, wel­che Ursa­che der Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung zugrun­de liegt, gibt es ver­schie­de­ne Therapieoptionen.

    Liegt eine jod­man­gel­be­ding­te Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung vor, muss auf die Ernäh­rung und eine aus­rei­chen­de Jod­zu­fuhr geach­tet wer­den. Lebens­mit­tel mit einem hohen Jod­ge­halt sind See­fi­sche, Algen und jodier­tes Spei­se­salz. Des Wei­te­ren kann man Jodid in Tablet­ten­form zu sich nehmen.

    Bestehen Grund­er­kran­kun­gen, muss über­legt wer­den, wie und ob eine The­ra­pie die­ser Erkran­kung mög­lich ist. Häu­fig hat man meh­re­re Optio­nen. Das heißt, dass indi­vi­du­ell mit dem Arzt bespro­chen wer­den muss, wie schwer­wie­gend eine Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung ist, ob eine Funk­ti­ons­stö­rung der Schild­drü­se im Vor­der­grund steht oder ob sogar der Ver­dacht auf Schild­drü­sen­krebs besteht.

    Eine The­ra­pie­op­ti­on ist, die Schild­drü­se in regel­mä­ßi­gen Abstän­den zu kon­trol­lie­ren und eine vor­han­de­ne Über- oder Unter­funk­ti­on medi­ka­men­tös zu behandeln.

    Zudem besteht bei einer ver­mehr­ten Spei­che­rung von Jod in der Schild­drü­se die Mög­lich­keit einer Radio­jod­the­ra­pie. Hier­bei han­delt es sich um eine sta­tio­nä­re Behand­lung. Es wird ähn­lich wie bei der Szin­ti­gra­phie radio­ak­ti­ves Jod über die Vene gege­ben, das von der Schild­drü­se auf­ge­nom­men wird. Der Unter­schied liegt in der Dosis. Für die Radio­jod­the­ra­pie wird eine höhe­re Dosis ver­ab­reicht, um gezielt über­schüs­si­ges Schild­drü­sen­ge­we­be zu zerstören.

    Eine neue­re The­ra­pie­form ist die Ther­mo­ab­la­ti­on. Hier­bei zer­stört Hit­ze die krank­haf­ten Area­le der Schild­drü­se. Es gibt inzwi­schen unter­schied­li­che Ver­fah­ren, bei denen man ent­we­der mit Radio­fre­quenz- oder Mikro­wel­len mini­mal­in­va­siv über eine dün­ne Son­de und unter loka­ler Betäu­bung das Gewe­be erhitzt oder nicht-inva­siv mit Ultraschallwellen.

    Zudem ist eine teil­wei­se oder kom­plet­te Ent­fer­nung der Schild­drü­se mög­lich. Die Ope­ra­ti­on ist Mit­tel der Wahl bei Ver­dacht auf einen bös­ar­ti­gen Tumor, kann aber auch bei Wunsch des Betrof­fe­nen und mit Abspra­che des Arz­tes erfol­gen, wenn ande­re The­ra­pien versagen.

    Die Ope­ra­ti­on fin­det unter Voll­nar­ko­se statt und der Betrof­fe­ne muss lebens­lang Hor­mo­ne in Tablet­ten­form ein­neh­men, wenn nicht mehr genü­gend Schild­drü­sen­ge­we­be vor­han­den ist.

    Behand­lungs­mög­lich­kei­ten der Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung im Überblick:
    • Geziel­te Anpas­sung der Ernährung
    • Regel­mä­ßi­ge Kon­trol­le des Arz­tes und Ein­nah­me bestimm­ter Medikamente
    • Radio­jodthe­ra­pie
    • Ther­mo­a­b­la­ti­on
    • Ope­ra­ti­ve Ent­fer­nung der Schilddrüse

    Fazit

    Die Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung ist eine Erkran­kung, die in den meis­ten Fäl­len durch einen ernäh­rungs­be­ding­ten Jod­man­gel ver­ur­sacht wird. Tre­ten Beschwer­den wie Enge­ge­fühl, Schluck­be­schwer­den, Hei­ser­keit oder Atem­not auf, kann dies ein Indiz für eine Schild­drü­sen­ver­grö­ße­rung sein und soll­te von einem Arzt unter­sucht wer­den. Eine Unter­su­chung ihres Blu­tes kann dar­über Auf­schluss geben. Wird der Schild­drü­sen­kno­ten in einem frü­hen Sta­di­um erkannt und recht­zei­tig behan­delt, ist die Pro­gno­se für die­se Art von Schild­drü­sen­er­kran­kung sehr gut.

    Ach­ten Sie auf eine aus­rei­chen­de Jod­ver­sor­gung – dies gilt beson­ders für Ziel­grup­pen mit einem erhöh­ten Jod­be­darf (zum Bei­spiel Stil­len­de oder Schwan­ge­re), um der Stru­ma effek­tiv vorzubeugen.

    Quellen

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.