Wer nicht betroffen ist, dem erscheint die Idee skurril: Angst, ja Panik vor scheinbar völlig alltäglichen Dingen zu haben. So sehr, dass der Alltag erheblich eingeschränkt sein kann. Tatsächlich handelt es sich dabei nicht etwa um ein Randphänomen, sondern um eine häufige Erkrankung – geschätzt zehn Millionen Deutsche haben die Diagnose „Phobie“ erhalten. Informationen rund um das weitverbreitete Leiden findet ihr hier.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Phobie?
Phobien gehören zu den Angststörungen. Im Gegensatz zur Panikstörung, bei der Panikattacken ohne erkennbaren Auslöser auftreten, beziehen sich Phobien auf konkrete Ereignisse, Objekte oder Befürchtungen. Anders als die generalisierte Angststörung sind diese umgrenzt und beschreibbar, ohne ständig zu wechseln.
Wie entsteht eine Phobie?
Die Entstehung von Phobien ist nach wie vor nicht hinreichend geklärt, sodass fragwürdig ist, ob überhaupt eine einzige, zu verallgemeinernde Ursache existiert. Teilweise entstehen Phobien im Rahmen traumatischer Ereignisse, bei denen eine tatsächliche oder wahrgenommene Verknüpfung besteht. So ist es möglich, dass ein Kind, das beinahe ertrunken wäre, später eine Wasserphobie entwickelt. Oft sind die Zusammenhänge jedoch komplizierter und gelegentlich lässt sich überhaupt kein Grund finden.
Phobie oder Angst?
Ob es sich bei einer Reaktion noch um eine normale Befürchtung oder schon um eine krankhafte Angst handelt, ist fließend. Hauptkriterium bei der Unterscheidung ist der individuelle Leidensdruck: Fühlen sich Betroffene massiv in ihrem Alltag, dem Sozialleben oder der Berufsausübung behindert, handelt es sich um eine Erkrankung. Dabei nimmt die Angst übersteigerte Ausmaße an, die andere Personen nicht mehr nachvollziehen können. Gelegentlich lässt es sich auch daran ausmachen, dass die Angst, objektiv wahrgenommen, vollkommen harmlose Objekte und Situationen betrifft – beispielsweise Clowns.
Wozu gibt es Phobien?
Kurz gesagt: Angst war ein wichtiger Faktor in der Evolution. Zwar wirkte sich auch Neugierde auf die Entwicklung des Menschen aus, doch wer leichtsinnig oder unvorsichtig war, den kostete das rasch das Leben. Menschen, die sich nicht vor wilden Tieren, vor Abgründen oder Bränden fürchteten, waren nicht fähig, sich fortzupflanzen. All diese Ängste tragen wir auch heute noch in uns, meist zu unserem Nutzen. Unter Umständen können sie jedoch außer Kontrolle geraten.
Welche Phobien treten am häufigsten auf?
Am häufigsten ist die Agoraphobie, die Angst vor Situationen oder Orten, die man nicht unauffällig verlassen oder an denen man nicht direkt Hilfe und Unterstützung von Außen bekommen kann, wie etwa weite Plätze oder mitten in Menschenmengen, auch öffentliche Verkehrsmittel und Flugzeuge können problematisch sein. Auch Körperreaktionen als Auslöser, beispielsweise vor Erbrechen (Emetophobie) oder Erröten (Erythrophobie) – insbesondere in der Öffentlichkeit – sind häufig.
Extrem weit verbreitet sind soziale Phobien, die unterschiedliche soziale Situationen zum Auslöser haben. Die Arachnophobie, bei der Betroffene sich vor Spinnen ängstigen, wird schon beinahe als normal wahrgenommen. Grundsätzlich ist eine Phobie jedoch in jedem Lebensbereich möglich.
Welche Phobien sind besonders schräg?
Zweifelsohne gibt es Phobien, die für die meisten Menschen schräger und lustiger klingen als andere – häufig, weil Objekte oder Situationen so speziell oder ungefährlich sind. Hierzu zählen unter anderem die Koumpounophobie, die Angst vor Knöpfen. Allerdings ist dabei zu beachten, dass der Leidensdruck der Betroffenen dadurch keinesfalls geringer ist. Zu den seltsamen Phobien, die in Zukunft eher zunehmen dürften, gehört beispielsweise die Nomophobie, die Angst, ohne Handy leben zu müssen.
Wie lässt sich eine Phobie bekämpfen?
Es gibt verschiedene Behandlungsansätze für Phobien. Ist der Leidensdruck sehr hoch, können Medikamente Linderung bringen – allerdings sind diese mit Vorsicht zu genießen, denn alle Beruhigungsmittel führen bei dauerhafter Nutzung zur Abhängigkeit.
Eine Therapie kann sich mit den Ursachen der Phobie beschäftigen, allerdings sind diese nicht in allen Fällen zu finden. Häufiger wird eine Konfrontationstherapie empfohlen, bei der der Angstreaktion entgegengearbeitet wird. Auch Meditation oder autogenes Training können hilfreich sein, um den Umgang mit der Erkrankung zu verbessern. Allerdings ist die Behandlung nicht in jedem Fall erfolgreich. Auch wenn keine Heilung gelingt, kann sie jedoch gelegentlich zu einer Verbesserung führen.
Was passiert bei einer Konfrontationstherapie?
Bei der Konfrontationstherapie wird der Patient schrittweise mit dem oder den Auslösern seiner Phobie konfrontiert. Dabei lernt er vor allem, mit den körperlichen Erscheinungen – also Herzrasen, Übelkeit, Lähmung, Zittern, Schwitzen etc. – umzugehen. Dabei tritt idealerweise eine Gewöhnung ein, durch die sich die Angstreaktion nach und nach abschwächt.