Neurodermitis wird in der medizinischen Fachsprache auch als „atopische Dermatitis“ oder „atopisches Ekzem“ bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut. Sie geht mit sehr starkem Juckreiz einher und verläuft schubweise.
Wie intensiv die Beschwerden ausfallen, ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren wie beispielsweise dem Lebensalter der betroffenen Personen. In jedem Fall sind Menschen, die unter einer Neurodermitis leiden, in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Durch eine Neurodermitis Behandlung können jedoch erfreuliche Erfolge erzielt werden.
Erfahren Sie im nachfolgenden Artikel:
- Was sind die Auslöser und Ursachen einer Neurodermitis?
- Welche Symptome sind typisch und an welchen Körperstellen kann Neurodermitis auftreten?
- Welche Behandlung ist ratsam und welche Hausmittel helfen wirklich?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Neurodermitis – was ist das eigentlich?
- 2 Welche Ursachen hat Neurodermitis?
- 3 Wie viele Menschen sind im Durchschnitt von Neurodermitis betroffen?
- 4 Die Symptome einer Neurodermitis
- 5 An welchen Körperstellen macht sich die Neurodermitis bemerkbar?
- 6 Neurodermitis Trigger: Welche Faktoren können einen Krankheitsschub auslösen?
- 7 Wird Neurodermitis während der Sommermonate besser?
- 8 Kann eine Neurodermitis von alleine wieder abheilen?
- 9 Neurodermitis Behandlung: Welche Maßnahmen können ergriffen werden?
- 10 FAQ: Häufige Fragen zu Neurodermitis
- 11 Quellen
Neurodermitis – was ist das eigentlich?
Neurodermitis ist eine Hautkrankheit, bei der die natürlich vorhandene Schutzfunktion der Haut herabgesetzt ist. Kommen die Betroffenen in Berührung mit Keimen oder bestimmten Reizen, kann es zu Entzündungen kommen.
Diese chronisch-entzündliche Hauterkrankung ist nicht ansteckend, tritt in Schüben auf und geht oft mit einem quälendem Juckreiz einher.
In vielen Fällen beginnt die Erkrankung bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter. Beschwerdereiche Phasen wechseln sich mit beschwerdefreien Zeiten ab.
Welche Ursachen hat Neurodermitis?
In vielen Fällen liegt eine genetische Veranlagung für diese entzündliche Hauterkrankung vor. Aufgrund einer Genveränderung wird zu wenig von dem sogenannten Filaggrin, einem Eiweiß, hergestellt.
Dieser Filaggrin-Mangel führt zu einer veränderten Zusammensetzung der Hautfette. Infolgedessen verliert die Haut immer mehr an Feuchtigkeit und wird trocken. Auf bestimmte äußere Faktoren reagiert diese dann schnell mit Juckreiz und Entzündungen.
Die Veranlagung für die atopische Dermatitis ist vererbbar, das bedeutet, dass Eltern diese Genveränderung an ihre Kinder weitergeben können: Ist ein Elternteil selbst von einer Neurodermitis betroffen, so hat das Kind ein etwa 40 Prozent hohes Risiko ebenfalls an dieser Hauterkrankung zu leiden. Haben beide Elternteile Neurodermitis, liegt das Erkrankungsrisiko des Kindes sogar bei etwa 67 Prozent.
Des Weiteren gibt es bestimmte Faktoren, die dazu führen können, dass bei einer vorhandenen erblichen Vorbelastung die Neurodermitis tatsächlich ausbricht: Das kann zum Beispiel der Übergang von der Muttermilch zur Kuhmilch beim Baby sein.
Bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeiten können eine Neurodermitis-Erkrankung ebenso begünstigen wie Stress, diverse Umweltfaktoren oder psychische Belastungen.
Wie viele Menschen sind im Durchschnitt von Neurodermitis betroffen?
Das atopische Ekzem gehört zu den am häufigsten auftretenden Hauterkrankungen in unserem Land. Diversen Schätzungen zufolge sind durchschnittlich 3,8 Millionen Menschen davon betroffen.
Mit zunehmendem Lebensalter nimmt jedoch die Häufigkeit der Erkrankung ab. Im Kindesalter sind noch rund zehn bis fünfzehn Prozent von Neurodermitis-Schüben betroffen.
Im Gegensatz dazu leiden nur rund eineinhalb bis drei Prozent aller Erwachsenen an einem atopischen Ekzem.
Die Symptome einer Neurodermitis
Charakteristische Begleiterscheinungen der Neurodermitis sind entzündliche Veränderungen der Haut, sogenannte Ekzeme, die mit einem quälenden Juckreiz einhergehen.
Die Symptome können von Patient zu Patient ganz unterschiedlich ausfallen und in Schüben auftreten: Auf beschwerdefreie Perioden können Zeiten mit intensiv ausgeprägten Symptomen folgen.
Beim Baby erscheinen juckende, trockene und stark gerötete Hautstellen, die zum Teil auch nässen oder Krusten bilden, die vom äußeren Erscheinungsbild her, an angebrannte Milch erinnern. Daher werden diese Schuppenkrusten auch als sogenannter Milchschorf bezeichnet.
- stark gerötete und entzündete Hautstellen
- Feuchtigkeitsverlust der Haut
- trockene und sehr raue Stellen
- intensiver Juckreiz
- Stimmungsschwankungen und erhöhte Reizbarkeit während der Krankheitsschübe
An welchen Körperstellen macht sich die Neurodermitis bemerkbar?
Diese entzündliche Hauterkrankung kann großflächig oder nur an einzelnen Körperstellen auftreten.
- Kopfhaut
- Gesicht und Augenlider
- Hals
- Brust
- Hände
- Arme
- Rücken und Bauch
- Gelenkbeugen
- Füße
Insbesondere die Kniekehlen, die Armbeugen, die Handgelenke sowie die Gesichts- und Halspartie sind anfällig für Ekzeme und Juckreiz. Am häufigsten sind also Körperbereiche mit sehr dünner Haut betroffen.
Neurodermitis Trigger: Welche Faktoren können einen Krankheitsschub auslösen?
Liegt eine erbliche Vorbelastung für Neurodermitis vor, so können unterschiedliche Auslöser, sogenannte Trigger, zu einem Krankheitsschub führen.
Nicht bei jedem Menschen mit einer solchen genetischen Vorbelastung bricht die Krankheit jedoch auch tatsächlich aus.
- bestimmte Textilmaterialien wie zum Beispiel Wolle
- Körperschweiß
- Klimaveränderungen und klimatische Bedingungen wie beispielsweise trockene Heizungsluft, kalte Luft oder starke Temperaturschwankungen
- Falsche Hautpflege mit hautreizenden Pflegeartikeln
- Zigarettenrauch
- Allergieauslöser wie Schimmelpilze, Tierhaare, Blütenpollen, Hausstaubmilben
- Bestimmte Nahrungsmittel oder Zusatzstoffe (Weizenprodukte, Soja, Kuhmilch, Hühnereiweiß, Meeresfrüchte oder Fisch)
- Infektionserkrankungen wie Erkältungen oder Mandelentzündungen
- Stress, Trauer oder sonstige psychische Belastungen
- Hormonelle Dysbalance, beispielsweise während der monatlichen Regelblutung oder während der Schwangerschaft
Die betroffenen Personen reagieren auf diese Provokationsfaktoren ganz unterschiedlich: So kann beispielsweise übermäßiger Stress bei einem Patienten beispielsweise einen Krankheitsschub verursachen, bei einem anderen wiederum nicht.
Um Muster bei den Schub-Auslösern über Zeit abzuleiten, bietet sich die Dokumentation mit Hilfe eines Neurodermitis-Tagebuchs an. Hier sollten alle individuellen Auslöser, die den Schub potentiell verursacht haben könnten, festgehalten werden. Langfristig können diese Trigger idealerweise dann vermieden werden. Besonders komfortabel ist die digitale Dokumentation via Neurodermitis App. Hier bietet beispielsweise die Nia App eine zeitgemäße Form der unkomplizierten Dokumentation via Smartphone. Die Basisfunktionen der App (inkl. “Schub-Dokumentation”) sind kostenlos. Hören Sie in unserem #bleibtgesund Podcast noch mehr über die Ursachen, Pflegetipps und den Zusammenhang mit Psyche und Ernährung mit Dermatologin Dr. Reem Alneebari.
Wird Neurodermitis während der Sommermonate besser?
Grundsätzlich hilft die Sonne bei der Neurodermitis Behandlung. Die Sonnenstrahlen wirken antibakteriell, mindern den Juckreiz und helfen wirksam dabei, Entzündungen abzuheilen.
Der Effekt der Sonne darf jedoch nicht unterschätzt werden: Zu langes Sonnenbaden kann die Haut austrocknen und noch länger reizen.
Des Weiteren setzt die Kombination aus Blütenpollen und intensiver Sonneneinstrahlung den entzündeten Hautstellen nur noch mehr zu.
Kann eine Neurodermitis von alleine wieder abheilen?
Der Krankheitsverlauf sowie die Intensität der Symptome verändern sich mit zunehmendem Lebensalter. Bei etwa 50 Prozent aller Säuglinge verschwindet die Hauterkrankung innerhalb der ersten 24 Lebensmonate.
In der Pubertät beziehungsweise im Erwachsenenalter können die Symptome jedoch erneut auftreten. Nach der Pubertät klingen die Beschwerden meist ab und verschwinden bei den meisten Menschen bis zum Ende des 30. Lebensjahres vollständig.
Neurodermitis Behandlung: Welche Maßnahmen können ergriffen werden?
Grundsätzlich werden vier Stufen der Erkrankung unterschieden:
- Stufe 1 und sehr trockene Hautstellen: Eine sorgfältige Hautpflege hilft wirksam dabei, Krankheitsschüben vorzubeugen. Zudem sollten bestimmte Auslöser wie Stress, raue Textilien oder trockene Heizungsluft vermieden werden.
- Stufe 2 und leichte Ekzem-Bildung: Zusätzlich zur Basis-Hautpflege aus Stufe 1 kann hier eine Kortison-Salbe verabreicht werden. Auch antiseptische Präparate oder juckreizstillende Medikamente können zum Einsatz kommen.
- Stufe 3 und mäßig schwere Ekzem-Bildung: Hier können zur äußeren Anwendung stärkere Kortison-Präparate verschrieben werden.
- Stufe 4 und schwere Ekzeme: Zusätzlich zu den notwendigen Behandlungsmaßnahmen kann der behandelnde Arzt Tabletten mit dem Wirkstoff Ciclosporin A verschreiben.
Neurodermitis-Patienten sollten nach Möglichkeit alle Faktoren vermeiden, die einen Krankheitsschub auslösen können.
Des Weiteren sind bestimmte Nahrungsmittel, hautreizende Kosmetika und Tierhaare zu vermeiden.
Demjenigen, welcher von einer atopischen Dermatitis betroffen ist, wird unbedingt abgeraten, in Gebiete mit extremen klimatischen Bedingungen wie beispielsweise extreme Hitze oder Kälte zu reisen.
Welche Hausmittel eignen sich zur Neurodermitis Behandlung?
Gegen die lästigen Symptome helfen weiterhin einige Hausmittel, die den Juckreiz eindämmen, die trockene Haut befeuchten oder die Regeneration der Haut unterstützen.
Die effektivsten Hausmittel gegen Neurodermitis:
- Schwarztee-Wickel: Im Akutfall kann Schwarztee mit seinen Gerbstoffen wirksame Linderung verschaffen. Die Poren ziehen sich zusammen, wodurch ein Feuchtigkeitsverlust verhindert wird. Hierfür muss ein in Schwarztee getränktes Tuch auf die betroffenen Hautstellen gelegt werden.
- Meersalz: Auch ein Meersalz-Bad hilft wirksam gegen Juckreiz, trockene Haut und Schuppenflechte. Das Meersalz entzieht den Bakterien ihren Nährboden und verbessert somit das Hauterscheinungsbild. Gleichzeitig stärken darin enthaltene Spurenelemente die Hautbarriere.
- Kräutertees: Bestimmte Kräutertees wie wie Malventee oder Stiefmütterchenkraut-Tee können ebenfalls wirksam zur Linderung von Neurodermitis-Symptomen eingesetzt werden. Auch Fenchel‑, Eichenrinden- oder Holunderblütentee kann leichten Juckreiz lindern.
- Zink: Gegen den Juckreiz hilft zudem Zinkpaste (erhältlich in jeder Apotheke) oder Aloe Vera Gel.
- Kühlen: Bei Juckreiz sollten die betroffenen Hautstellen gekühlt werden. Dies kann entweder mit einem Eisbeutel oder mit kaltem Wasser erfolgen.
- Nachtkerzenöl: Das Nachtkerzenöl wirkt entzündungshemmend und unterstützt die Regeneration der Haut. Oft ist das Öl Pflegecremes beigesetzt.
Wirksame Prävention: Lässt sich das Entstehungsrisiko einer Neurodermitis mindern?
Vor der Neurodermitis-Behandlung steht die Prävention. Wer einige wirkungsvolle Maßnahmen ergreift, kann das Neurodermitis-Risiko signifikant senken.
Folgende Tipps können die Vorbeugung unterstützen:
- Schwangere Frauen sollten auf Zigarettenkonsum vollständig verzichten. Auch nach der Geburt sollte nikotinfrei gelebt werden. Das senkt beim Kind nicht nur das Entstehungsrisiko für Neurodermitis, sondern auch für andere Hauterkrankungen.
- Neugeborene Babys sollten mindestens vier Monate lang gestillt werden, denn Muttermilch ist die beste Prävention gegen Neurodermitis und Allergieerkrankungen.
- Während der Stillzeit sollten Mütter auf eine ausgewogene Ernährungsweise achten. Fisch sollte mindestens zweimal wöchentlich auf dem Speiseplan erscheinen. Das hilft wirksam dabei, das Neurodermitis-Risiko beim Kind zu senken.
- Nach dem vierten Lebensmonat des Kindes kann zugefüttert werden. Wichtig ist hier, die richtigen Lebensmittel zu wählen, die das Kind vor Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen schützen.
- Kinder mit einem erhöhten Neurodermitis-Risiko sollten nicht mit Haustieren aufwachsen. Besonders Katzen gelten als Risikofaktor. Hunde sollen hingegen das Allergierisiko nicht erhöhen.
FAQ: Häufige Fragen zu Neurodermitis
Was genau ist Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine nicht-infektiöse und chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die auch als atopische Dermatitis oder endogenes Ekzem bezeichnet wird.
Was sind die Symptome von Neurodermitis?
Die typischen Symptome der atopische Dermatitis sind starker Juckreiz, trockene Haut, Rötungen sowie Feuchtigkeitsverlust der Haut.
Welche Lebensmittel sollte man bei Neurodermitis meiden?
Einige Lebensmittel werden von Neurodermitis Patienten häufig schlecht vertragen. Dazu gehören: Weizenprodukte, Milchprodukte, Zitrusfrüchte, Nüsse, Kaffee und Alkohol, Möhren, Paprika, Sellerie, Tomaten und Soja. Welche Lebensmittel tatsächlich Neurodermitis Schübe auslösen, kann von Patient zu Patient stark schwanken.
Wie gefährlich ist Neurodermitis?
Die Krankheit ist weder gefährlich noch ansteckend. Dennoch ist die Hautkrankheit sehr belastend, da sie von außen sichtbar ist und die Symptome für Betroffene meist als äußerst unangenehm beschrieben werden.
Kann Neurodermitis wieder verschwinden?
Die Hautkrankheit kann vollständig ausheilen oder sich so stark verbessern, dass Symptome kaum noch wahrgenommen werden. In welchem Fall Neurodermitis von allein verschwindet ist jedoch unklar, sodass keine einheitliche Regel getroffen werden kann.
Ist Neurodermitis vererbbar?
Die Neigung zu Neurodermitis ist vererbbar. Hat ein Elternteil Neurodermitis, ist die Wahrscheinlichkeit rund 20–40% hoch, dass die Hautkrankheit an das Kind vererbt wird. Sollten beide Eltern Neurodermitis haben, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 60–80%.
Welche Salbe hilft wirklich?
Je nach Stadium der Krankheit kommen verschiedene Cremes und Salben zum Einsatz, die rückfettend, juckreizstillend, entzündungshemmend oder feuchtigkeitsspendend wirken. Ihr Hautarzt kann Ihnen genau sagen, welche Creme oder Salbe für Sie geeignet ist.