Nasenspray-Sucht – die unterschätzte Gefahr

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    Das Atmen fällt zuneh­mend schwer und an erhol­sa­men Schlaf ist kaum zu den­ken – bei die­sen Sym­pto­men liegt es nahe, zu einem Nasen­spray zu grei­fen. Auf den ers­ten Blick ist des­sen Wir­kung auch über­aus zufrie­den­stel­lend: Inner­halb kür­zes­ter Zeit kön­nen Schnup­fen­pa­ti­en­ten wie­der frei­er durch­at­men. Doch was pas­siert, wenn Nasen­sprays über einen län­ge­ren Zeit­raum und in hoher Dosis ver­wen­det wer­den? Wie lässt sich der so bezeich­ne­ten Nasen­spray-Sucht vor­beu­gen? Und was hilft, wenn man ohne Nasen­spray nicht mehr auskommt?


    Nasenspray-Sucht – die unterschätzte Gefahr

    Akuten Schnupfen mit Nasenspray behandeln

    Um die Wir­kung eines Nasen­sprays und damit auch die Ursa­chen einer mög­li­chen Sucht nach­voll­zie­hen zu kön­nen, ist zunächst ein Blick auf die Hin­ter­grün­de eines Schnup­fens uner­läss­lich. Bei einer ver­stopf­ten Nase schwel­len die Schleim­häu­te stark an und pro­du­zie­ren zudem Schleim, der den Weg der Atem­luft zusätz­lich blo­ckiert. Kon­ven­tio­nel­le Nasen­sprays set­zen nun genau an die­sem Punkt an: Bestimm­te Inhalts­stof­fe wie Xylo­me­ta­zo­lin oder Oxy­me­ta­zo­lin sor­gen dafür, dass sich die Schleim­häu­te zusam­men­zie­hen und der Atem wie­der weit­ge­hend unge­stört flie­ßen kann.

    Das Problem der Langzeitanwendung

    Wie kommt es nun zu einer Nasen­spray-Sucht? Die Ent­ste­hung der Sucht basiert auf der Gewöh­nung des Kör­pers an die regel­mä­ßi­ge Dosis abschwel­len­der Wirk­stof­fe. Lässt die Wir­kung des Sprays dann nach, schwel­len die Schleim­häu­te im Lau­fe der Zeit erst recht über­mä­ßig an (“Rebound-Phä­no­men”), wor­auf der Pati­ent noch häu­fi­ger zum Medi­ka­ment greift. Auf die­se Wei­se ent­steht ein ver­häng­nis­vol­ler Kreis­lauf, infol­ge des­sen es immer schwe­rer wird, auf das Spray zu ver­zich­ten. Las­sen Betrof­fe­ne es über län­ge­re Zeit weg, neh­men das Ver­stop­fungs­ge­fühl und Atem­pro­ble­me wei­ter zu. Die Anzei­chen einer Sucht las­sen sich ent­spre­chend ableiten:

    • 1. Schon weni­ge Stun­den nach dem Sprü­hen ist die Nase wie­der verstopft.
    • 2. Wird das Spray nicht ver­wen­det, tre­ten mas­si­ve Schlaf­pro­ble­me auf.
    • 3. Meh­re­re Stun­den ohne Nut­zung des Sprays wer­den als unzu­mut­bar eingestuft.

    Die Langzeitfolgen einer Nasenspray-Sucht

    Hat sich eine Nasen­spray-Sucht auf die­se Wei­se erst ein­mal eta­bliert, tre­ten zuneh­mend gra­vie­ren­de Begleit­sym­pto­me auf. Zunächst trock­nen die Sprays die Nase aus, wor­auf­hin lang­fris­tig die Abwehr­leis­tung des Organs abnimmt. Nasen­spray-Süch­ti­ge kön­nen daher schnel­ler krank wer­den und haben ten­den­zi­ell häu­fi­ger mit Atem­wegs­in­fek­ten zu tun. Mit den gereiz­ten, tro­cke­nen Schleim­häu­ten geht dar­über hin­aus eine höhe­re Emp­find­lich­keit ein­her. Die Nase wird ris­sig, bil­det Bor­ken und Nasen­blu­ten tritt häu­fi­ger auf.

    Besteht eine Nasen­spray-Sucht über einen län­ge­ren Zeit­raum, kann es schließ­lich auch zu einer so bezeich­ne­ten “Stink­na­se” kom­men. Bei die­ser Erkran­kung bil­den sich die Nasen­schleim­häu­te zurück, sodass sich die Nasen­höh­le erwei­tert. Die extrem tro­cke­ne Nase stellt jetzt den idea­len Nähr­bo­den für Kei­me wie Kleb­si­el­la ozaenae dar. Die­se Bak­te­ri­en schä­di­gen unter ande­rem die Riech­ner­ven und ver­ur­sa­chen einen deut­lich wahr­nehm­ba­ren Gestank.

    Einer Nasenspray-Sucht vorbeugen

    Wer bei einem aku­ten Schnup­fen der Ent­ste­hung einer Sucht vor­beu­gen und den­noch ent­spannt schla­fen möch­te, muss auf hoch­wirk­sa­me Sprays nicht ver­zich­ten. Erkrank­te, die sich beim Umgang mit Nasen­spray an eini­ge Grund­re­geln hal­ten, gera­ten nicht in die Gefahr einer Abhän­gig­keit. Gene­rell soll­ten Nasen­sprays nur für den begrenz­ten Zeit­raum von einer Woche in der vom Her­stel­ler emp­foh­le­nen Dosie­rung genutzt wer­den. In der Regel sind das drei­mal täg­lich ein bis zwei Sprüh­stö­ße in jedes Nasen­loch. Hal­ten die Beschwer­den über 7 Tage an, soll­te ein Arzt kon­sul­tiert werden.

    Pati­en­ten, die ganz auf che­mi­sche Wirk­stof­fe ver­zich­ten möch­ten, kön­nen dar­über hin­aus auf alter­na­ti­ve Pro­duk­te zurück­grei­fen, die das Atmen eben­falls erleich­tern. Emp­foh­len wer­den ins­be­son­de­re Nasen­spü­lun­gen oder Sprays mit Meer­salz, die die Nase befeuch­ten und das freie Atmen för­dern. Mit­tel mit die­sem Wirk­stoff kön­nen beden­ken­los über einen län­ge­ren Zeit­raum und in kur­zen Abstän­den ver­wen­det wer­den. Dar­über hin­aus kön­nen auf pflanz­li­cher Basis wirk­sa­me Prä­pa­ra­te unter ande­rem mit Thy­mi­an, Euka­lyp­tus, Bro­me­lain oder Myr­tol die Sym­pto­me eines Schnup­fens lin­dern. Befrei­end kön­nen schließ­lich auch Inha­la­tio­nen mit hei­ßer Koch­salz­lö­sung, äthe­ri­schen Ölen oder Nasen­du­schen wirken.

    Die Entwöhnung vom Nasenspray

    Die Bekämp­fung einer Nasen­spray-Sucht gilt gene­rell als lang­wie­rig und soll­te bei star­ken Beschwer­den unter Auf­sicht eines Arz­tes erfol­gen. In Betracht kom­men fol­gen­de Methoden:

    • Beim har­ten Ent­zug set­zen Pati­en­ten die Ver­wen­dung des Sprays von einem auf den ande­ren Tag voll­stän­dig aus. Die­se Form der Ent­wöh­nung stellt für Betrof­fe­ne eine enor­me Belas­tung dar, weil sie etwa drei Wochen unter einer erschwer­ten Atmung leiden.
    • Das kon­ti­nu­ier­li­che Aus­schlei­chen setzt auf die lang­sa­me Reduk­ti­on der Dosis. Dabei wird das Spray immer sel­te­ner ein­ge­setzt, bis die Betrof­fe­nen ohne Spray kei­ner­lei Beschwer­den mehr spüren.
    • Nied­rig dosier­te Nasen­sprays für Kin­der kön­nen zur all­mäh­li­chen Reduk­ti­on der Kon­zen­tra­ti­on des Wirk­stoffs ver­wen­det wer­den. Die Häu­fig­keit der Anwen­dung darf dabei aller­dings nicht erhöht werden.
    • Bei der 1‑Loch-Metho­de wer­den die Nasen­lö­cher nach­ein­an­der ent­wöhnt. Hat sich eines rege­ne­riert, ist das ande­re an der Reihe.
    • Unab­hän­gig von der gewähl­ten Metho­de kön­nen alter­na­ti­ve Heil­mit­tel wie Meer­was­ser­na­sen­sprays die Ent­wöh­nung erleich­tern.
    • In gra­vie­ren­den Fäl­len ver­schrei­ben Ärz­te zusätz­lich Tablet­ten, die das Abschwel­len der Schleim­häu­te beför­dern, ohne die Nase auszutrocknen.
    • Wenn nichts mehr hilft und man den Absprung nicht selbst schafft, kann eine Ope­ra­ti­on hel­fen, bei der die geschwol­le­ne Nasen­schleim­haut abge­tra­gen wird.

     

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