Niemals hatte Gesundheit einen so hohen Stellenwert wie heute. Das Wissen um den menschlichen Körper und seine Funktionen wächst stetig. Es zeichnet sich eine Veränderung im Verständnis von Gesundheit ab, das durch ein steigendes Gesundheitsbewusstsein beim Einzelnen und neue Möglichkeiten in Individualdiagnostik und Therapie beeinflusst wird. Immer häufiger sehen wir die frühmorgendlichen Jogger und wendigen Fahrradfahrer auf dem Weg zur Arbeit, die ein paar Stunden später nach Feierabend den Weg ins Fitnessstudio einschlagen.
Eine gesunde Lebensführung, ausreichend sportliche Betätigung und eine ausgewogene Ernährung scheinen dem Zeitgeist unserer Bevölkerung zu entsprechen. Nicht nur auf die privaten Bereiche des Einzelnen nimmt der Megatrend Gesundheit Einfluss, auch formt er die Arbeitswelt — doch was bedeutet das für die Arbeitgeber?
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Eine angemessene Infrastruktur ist Voraussetzung
Im Angesicht etablierter Leistungsgesellschaften verbringen die Menschen einen Großteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz. Diesen Umständen entsprechend fordern Arbeitnehmer zunehmend eine Veränderung der Arbeitsbedingungen in Richtung einer gesundheitsfreundlichen oder sogar ‑fördernden Arbeitsumgebung.
Als größte Gesundheitsgefahr gilt in den meisten Betrieben mittlerweile das lange Sitzen. Laut einer Studie der deutschen Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 würde sich jeder Zweite gern mehr bewegen. Die deutschen Unternehmen sind jedoch nicht untätig gewesen: Jeder fünfte Beschäftigte (19 Prozent) ist von einem ergonomischen Arbeitsplatz umgeben, der sich beispielsweise mit modernen Stehtischen in der Cafeteria schmückt.
Doch eine entsprechende Infrastruktur allein reicht aus Sicht vieler Arbeitnehmer nicht aus. Etwa 24 Prozent der Befragten würden gern mehr Sport mit Arbeitskollegen treiben, worüber hinaus sich 16 Prozent der Partizipanten eine umfassendere Unterstützung bezüglich sportlicher Aktivitäten seitens des Arbeitgebers wünschen. Laut TKK-Studie sind für diese Befragten Unternehmen besonders attraktiv, die eine gesundheitsfördernde Infrastruktur bieten und darüber hinaus Angebote für sportliche Aktivitäten anbieten.
“Arbeitszeit ist Lebenszeit”
Diese Aussage mag banal klingen, dennoch trifft sie besonders auf Menschen zu, bei denen nicht nur die Arbeit in das Privatleben diffundiert, sondern auch umgekehrt: Oftmals ist es das Privatleben, das in die Arbeitszeit hineinreicht und somit soll die auf der Arbeit verbrachte Zeit genauso zur Lebensqualität beitragen, wie die freie Zeit.
Dass dies jedoch nicht immer der Fall ist, zeigen die Krankenstandsfälle bedingt durch psychische Leiden in Österreich, die mit etwa 30 auf 1.000 Versicherten ein neues Rekordniveau erreichen (Hauptverband der Österreicher Versicherungsträger 2017). In Deutschland leiden vor allem Menschen zwischen 35 und 44 Jahren an psychischen Beschwerden, primär verursacht durch beruflichen Stress. Im Arbeitsalltag gelten besonders ein ständiger Termindruck, ein schlechtes Arbeitsklima und emotionaler Stress zu den Hauptfaktoren für arbeitsbedingte psychische Belastung. Dies steht konträr zu dem Wunsch vieler Arbeitnehmer nach einer gesundheitsorientierten Gestaltung der Arbeitszeit. Für den Arbeitgeber bedeutet dies vor allem: Stressfaktoren & belastende Arbeitsmechanismen identifizieren und abzuschwächen beziehungsweise zu beseitigen.
Was ist also zutun?
Die Arbeitskultur eines Unternehmens hat einen entscheidenden Einfluss auf das Gesundheitsverhalten seiner Mitarbeiter. Aus diesem Grund und vor dem Hintergrund des Megatrends Gesundheit ist es für Betriebe eine Notwendigkeit, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die sich positiv auf Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeiter auswirken. Besonders das Schaffen von Handlungsspielräumen nimmt positiven Einfluss, da sie ermöglichend und unterstützend wirken, aber keine eigenverantwortlichen Entscheidungen erzwingen.
Auf diese Art und Weise können selbstgefährdendem Verhalten sowie einer psychischen Erschöpfung vorgebeugt werden, die in der heutigen Arbeitskultur nicht zu unterschätzen sind. Zusammenfassend betrachtet bedeutet dies, dass zum einen Handlungsspielräume zur Verfügung gestellt werden müssen und zum anderen, dass langfristig gesehen an einer gesundheitsfördernden Arbeitskultur gearbeitet werden muss, in der flexible Arbeitszeiten und Selbstbestimmung nicht zu Überlastung, sondern zu einem neuen, gesundheitsförderlichen Freiraum für Mitarbeiter werden.