Mangelbewegung im Homeoffice

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    Seit dem ver­mehr­ten Arbei­ten aus dem Home­of­fice hat sich die all­täg­li­che Bewe­gung stark redu­ziert. Fit­ness­stu­di­os und Sport­ver­ei­ne muss­ten zeit­wei­se schlie­ßen oder ihr Ange­bot deut­lich ein­schrän­ken. Zudem ent­fal­len auf­grund eines ver­min­der­ten Bewe­gungs­ra­di­us im Home­of­fice vie­le not­wen­di­ge All­tags­schrit­te. Eine Man­gel­be­we­gung ist die unge­sun­de Folge.


    Mangelbewegung im Homeoffice

    Warum führt die Arbeit im  Homeoffice zu Mangelbewegung?

    Auf den ers­ten Blick betrach­tet fällt uns die feh­len­de Bewe­gung im Home­of­fice viel­leicht nicht unbe­dingt auf. Auch im Büro wird in eini­gen Beru­fen haupt­säch­lich geses­sen. Mor­gens fah­ren wir mit dem Auto zur Arbeit oder las­sen uns in öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln trans­por­tie­ren. Unter­schätzt wer­den jedoch oft­mals die klei­nen Stre­cken, wel­che zu Fuß zurück­ge­legt wer­den. Der Weg zum Auto, zur Bus­hal­te­stel­le oder Bahn­hof, die Trep­pen im Büro, der Weg zum Dru­cker, in die Kan­ti­ne oder mit­tags ins Bis­tro die Stra­ße her­un­ter. Ganz neben­bei wird sich also bewegt. Zu Hau­se ist der Weg von der Küche ins Wohn­zim­mer kurz. Bei einer durch­schnitt­li­chen Woh­nungs­grö­ße in Deutsch­land von unter 100 qm ist es dabei fast unmög­lich, auf die emp­foh­le­nen 10.000 Schrit­te am Tag zu kom­men, für die es eine Stre­cke von cir­ca sechs bis acht Kilo­me­tern bedarf. Hin­zu kommt, dass auf dem Rück­weg von der Arbeit häu­fig noch ein Abste­cher gemacht wird, um Besor­gun­gen zu erle­di­gen oder für das Abend­essen ein­zu­kau­fen. Der Trend im Home­of­fice geht jedoch zum Bestel­len. Ob Ein­käu­fe, Geträn­ke oder Mahl­zei­ten – alles kann inzwi­schen nach Hau­se gelie­fert wer­den, ohne dass dafür auch nur ein ein­zi­ger Schritt gemacht wer­den muss. Die Fol­gen die­ses Bewe­gungs­man­gels spü­ren wir dabei jedoch häu­fig erst später.

    schritte

    Wann spricht man von Mangelbewegung?

    Von Man­gel­be­we­gung kann gespro­chen wer­den, wenn die Mus­ku­la­tur dau­er­haft oder über einen län­ge­ren Zeit­raum unzu­rei­chend bean­sprucht wird, sodass weder eine Stei­ge­rung noch ein Erhalt der Mus­kel­mas­se erfol­gen kann. Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) emp­fiehlt eine Min­dest­dau­er von cir­ca 2,5 Stun­den pro Woche einer mäßig anstren­gen­den (mode­ra­ten) kör­per­lich-sport­li­chen Akti­vi­tät oder alter­na­tiv 75 Minu­ten kör­per­li­che Akti­vi­tät pro Woche mit höhe­rer Inten­si­tät im anae­ro­ben Bereich. Zusätz­lich emp­fiehlt die WHO, an min­des­tens zwei Tagen in der Woche mus­kel­kräf­ti­gen­de kör­per­li­che Akti­vi­tä­ten unter Ein­be­zie­hung gro­ßer Mus­kel­grup­pen durchzuführen.

    Ein wei­te­res emp­foh­le­nes Bewe­gungs­maß sind 10.000 Schrit­te am Tag zurück­zu­le­gen. Dazu soll­ten zwei Mal die Woche für min­des­tens 45 Minu­ten mit erhöh­ter Inten­si­tät trai­niert werden.

    Laut Unter­su­chun­gen des Robert-Koch-Insti­tuts (RKI) war Man­gel­be­we­gung bereits vor der Pan­de­mie ein Pro­blem. Dem­nach erreich­ten weni­ger als die Hälf­te der Män­ner und Frau­en das emp­foh­le­ne Min­dest­maß an Bewegung.

    sport

    Folgen von Mangelbewegung

    Regel­mä­ßi­ge kör­per­li­che Akti­vi­tät kann nach­weis­lich zu einer Stei­ge­rung der Lebens­qua­li­tät, einer bes­se­ren Gesund­heit sowie einem län­ge­ren Leben füh­ren. Dabei zählt jeder Schritt. Kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät wird mit viel­fäl­ti­gen nega­ti­ven Fol­gen auf den mensch­li­chen Orga­nis­mus in Ver­bin­dung gebracht. Es wird davon aus­ge­gan­gen, dass cir­ca 7,5 Pro­zent aller Todes­fäl­le in Deutsch­land und etwa 6 Pro­zent aller Todes­fäl­le auf der gan­zen Welt auf kör­per­li­che Inak­ti­vi­tät zurück­ge­führt wer­den kön­nen. Zahl­rei­che Stu­di­en zei­gen einen Zusam­men­hang zwi­schen kör­per­li­cher Inak­ti­vi­tät und Mor­ta­li­tät auf. Per­so­nen, die sich wenig bewe­gen, wei­sen ein um etwa 35 Pro­zent höhe­res Mor­ta­li­täts­ri­si­ko auf im Ver­gleich zu Per­so­nen, wel­che die Bewe­gungs­emp­feh­lun­gen der WHO ein­hal­ten. Direk­te gesund­heit­li­che Fol­gen von Bewe­gungs­man­gel sind dem­nach Blut­hoch­druck, Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Krebs und Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen sowie Beein­träch­ti­gun­gen des Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes. Neben den phy­si­schen Fol­gen einer Man­gel­be­we­gung belas­tet Inak­ti­vi­tät auch die mensch­li­che Psy­che und das Wohlbefinden.

    mortalität

    Wie kann ich mehr Bewegung in meinen Homeoffice-Alltag integrieren?

    Wer im Home­of­fice mehr Bewe­gung in den All­tag inte­grie­ren möch­te, ersetzt den feh­len­den Weg ins Büro ganz ein­fach mit einer mor­gend­li­chen Run­de um den Block. Die­ser macht nicht nur wach, son­dern sorgt direkt für die ers­ten Schrit­te am Tag, bevor es an den Schreib­tisch geht. Alter­na­tiv eig­net sich auch eine Yoga­ein­heit, um sich nach dem Lie­gen in der Nacht sanft zu bewe­gen und die Mus­ku­la­tur zu lockern. Wäh­rend des Arbeits­ta­ges soll­ten unbe­dingt hin und wie­der klei­ne Bewe­gungs­pau­sen ein­ge­legt wer­den. Wer die­se über die vie­le Arbeit hin­weg ver­gisst, stellt sich am bes­ten einen Wecker als Erin­ne­rung. Auch die­se Pau­sen müs­sen nicht lang sein: Auf­ste­hen, stre­cken, ein paar Schrit­te gehen und wei­ter geht’s.

    Die Mit­tags­pau­se kann eben­falls für Bewe­gung genutzt wer­den. Es spricht nichts dage­gen, eine (gesun­de) Mahl­zeit zu bestel­len. Doch wer die­se selbst abholt, anstatt sich das Essen an die Tür brin­gen zu las­sen, bekommt Bewe­gung gra­tis dazu. So wie man den Tag mit einem Spa­zier­gang begon­nen hat, soll­te man ihn auch been­den. Die­ser füllt nicht nur das Schrit­te­kon­to, son­dern been­det auch den Arbeits­all­tag und hilft beim Abschalten.

    Zusätz­lich soll­te man sich für min­des­tens zwei Sport­ein­hei­ten die Woche Zeit neh­men. Ob vor oder nach der Arbeit, in der Mit­tags­pau­se oder am Wochen­en­de ent­schei­den Sie. Suchen Sie sich eine Sport­art, die Ihnen Spaß macht. Noch mehr Freu­de berei­tet es, mit Kol­le­gen oder Freun­den zusam­men zu schwit­zen. Um einen Über­blick über die Bewe­gung zu behal­ten, bie­ten sich Schritt­zäh­ler an. Sie kön­nen ent­we­der eine App oder eine Smart­watch dafür nutzen.

    Mangelbewegung durch ein Fitnessstudio vorbeugen

    BGM-Maßnahmen zur Bewegung: Wie kann ich meine Mitarbeiter zu mehr Bewegung motivieren?

    Betrieb­li­che Gesund­heits­ma­nage­ment-Maß­nah­men kön­nen auch im Home­of­fice statt­fin­den. Die letz­ten Mona­te haben gezeigt, dass Bewe­gungs­ver­an­stal­tun­gen nicht zwangs­wei­se vor Ort statt­fin­den müs­sen. Ein pro­fes­sio­nel­ler Bewe­gungs­coach oder Per­so­nal Trai­ner kann eben­falls digi­tal per Video­te­le­fo­nat anlei­ten, Bewe­gungs­plä­ne erstel­len und motivieren.

    Selbsttest: Bewege ich mich genug?

    Hin­ter­fra­gen Sie Ihre Bewe­gungs­ge­wohn­hei­ten mit fol­gen­den Fragen:
    • Gehe ich täg­lich min­des­tens 10.000 Schritte?
    • Absol­vie­re ich min­des­tens zwei Sport­ein­hei­ten pro Woche?
    • Kom­me ich bei all­täg­li­chen Bewe­gun­gen schnell außer Atem?
    • Fällt es mir leicht, Bewe­gung in den All­tag zu integrieren?

    Der Bewegungsmuffel

    Mangelbewegung führt zu unterschiedlichen Krankheiten
    Kom­me ich bei All­tags­ak­ti­vi­tä­ten leicht ins Schwit­zen? Neh­me ich auch für kur­ze Stre­cken meist das Auto? Der Bewe­gungs­muf­fel wür­de die­se Fra­gen ohne Zögern mit Ja beant­wor­ten. Kein Sport, kei­ne kör­per­li­che Arbeit, nur in Aus­nah­me­fäl­len zu Fuß gehen, ansons­ten alles kör­per­lich Anstren­gen­de ver­mei­den, das zeich­net den Bewe­gungs­muf­fel aus. Opti­mal ist das natür­lich nicht. Im Grun­de weiß der Bewe­gungs­muf­fel auch selbst, dass sich etwas ändern soll­te. Doch das Gute ist: Schon durch mini­ma­le Ände­run­gen im All­tag ermög­licht der Bewe­gungs­muf­fel etwas rich­tig Gutes für sich. Ohne gro­ßen Auf­wand bes­sern sich die Gesund­heit und die Lebens­er­war­tung. Am ein­fachs­ten geht es durch das Eta­blie­ren von Gewohn­hei­ten. So muss man gar nicht lan­ge dar­über nach­den­ken, was nötig ist. Wie wäre es mit 15 bis 20 Minu­ten spa­zie­ren gehen nach dem Abend­essen? Kann man das Auto etwas wei­ter weg von der Arbeits­stel­le oder dem Super­markt par­ken? Was spricht dage­gen, das Tele­fo­nie­ren mit einem Gang um den Block zu kom­bi­nie­ren, statt im Stuhl oder auf dem Sofa zu sit­zen? Braucht es das Auto in der Stadt wirk­lich? Geht das Ein­kau­fen auch zu Fuß, mit dem Fahr­rad oder einem Las­ten­fahr­rad? Wer sit­zend arbei­tet, soll­te sich regel­mä­ßig Pau­sen neh­men und die Bei­ne ver­tre­ten. Der Fan­ta­sie sind kaum Gren­zen gesetzt. Wenig Auf­wand, viel Ertrag!

    Der Aktive

    Bewegung stärkt die Gesundheit
    Wer in sei­nem All­tag täg­lich nahe an die magi­sche 10.000-Schritte-Marke kommt, macht schon eini­ges rich­tig. Der Sport kommt aber noch nicht regel­mä­ßig vor und der Puls wird nur sel­ten in die Höhe getrie­ben. Wenn der Arzt grü­nes Licht gibt, wäre Sport der nächs­te Schritt. Suchen Sie sich einen Sport­ver­ein, um dem eige­nen Kör­per etwas Gutes zu tun, ger­ne auch gemein­sam mit Gleich­ge­sinn­ten. Oder wie wäre es mit einem Tanz­kurs? Ein­zel­gän­ger kön­nen auch ins Fit­ness­stu­dio gehen oder Fahr­rad fah­ren. Wich­tig ist vor allem, dass die Mus­ku­la­tur regel­mä­ßig gefor­dert wird. Dies beugt der Alte­rung vor und macht wider­stands­fä­hi­ger. Dar­über hin­aus stärkt Aus­dau­er­sport das Herz-Kreislauf-System.

    Die Sportskanone

    Bewegung und Entspannung sollten in einem gesunden Gleichgewicht stehen.
    Der Sports­ka­no­ne kann man in Sachen Bewe­gung nichts mehr vor machen. Sie hat viel Bewe­gung in ihren All­tag inte­griert, kräf­tigt die Mus­keln und ist auch im Aus­dau­er­sport unter­wegs. Die Anstren­gun­gen loh­nen sich. Der akti­ve Lebens­stil sorgt für ein gutes Kör­per­ge­fühl, ein bes­se­res Aus­se­hen und macht die Sports­ka­no­ne leis­tungs­fä­hi­ger, stress­re­sis­ten­ter und aus­ge­gli­che­ner. Jetzt geht es nor­ma­ler­wei­se eher um Klei­nig­kei­ten, die es womög­lich noch zu opti­mie­ren gilt. So könn­te man sich mehr um das Auf­wär­men und Deh­nen küm­mern, die Lauf­tech­nik ver­bes­sern oder Ent­span­nungs­tech­ni­ken ler­nen. Viel­leicht hat sich jedoch auch eine gewis­se Rou­ti­ne breit gemacht. Hier könn­te etwas mehr Neu­gier­de hel­fen. Wie wäre es mit einer neu­en Sport­art oder einem Yoga­kurs? Oder eine neue Her­aus­for­de­rung wie ein Mara­thon­lauf im nächs­ten Früh­jahr oder einer Alpen­über­que­rung im Som­mer? Neue Erfah­run­gen und Zie­le erwei­tern den Hori­zont, schär­fen den Geist und machen das Leben gleich noch ein biss­chen schöner.
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