KHK — Die koronare Herzkrankheit

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    KHK - Die koronare Herzkrankheit

    Verengte Herzkranzgefäße

    Die koro­na­re Herz­krank­heit ist eine Erkran­kung der Herz­kranz­ge­fä­ße (Koro­nar­ge­fä­ße). Die Koro­nar­ge­fä­ße lie­gen kranz­för­mig um das gesam­te Herz und ver­sor­gen es mit Blut. Durch Ver­än­de­run­gen wie Athero­skle­ro­se (Abla­ge­run­gen in den Gefä­ßen) kommt es zur Ver­en­gung (Steno­se) einer oder meh­re­rer die­ser Gefä­ße und somit zu Durch­blu­tungs­stö­run­gen des Herz­mus­kels. Kommt es zu einem voll­stän­di­gen Ver­schluss des Gefä­ßes oder lösen sich sol­che Abla­ge­run­gen (Plaques) und ver­stop­fen ein Gefäß, kann es zum Herz­in­farkt kom­men. Bei Betrof­fe­nen sind meist nicht nur die Herz­kranz­ge­fä­ße, son­dern auch ande­re Gefä­ße wie die Schlag­adern von den Abla­ge­run­gen befal­len, wodurch das Risi­ko für ande­re Erkran­kun­gen wie zum Bei­spiel einen Schlag­an­fall erhöht ist.

    Risikofaktoren der Koronaren Herzkrankheit

    Die koro­na­re Herz­krank­heit hat meist meh­re­re Ursa­chen zugleich und ist sel­ten klar auf einen Fak­tor zurück­zu­füh­ren. Je mehr Risi­ko­fak­to­ren ein Mensch hat, des­to höher ist die Wahr­schein­lich­keit, im Lau­fe des Lebens an einer Ver­en­gung der Herz­kranz­ge­fä­ße zu lei­den. Zu den Risi­ko­fak­to­ren zählen:

    All die­se Fak­to­ren kön­nen zu Abla­ge­run­gen in Gefä­ßen füh­ren. Einer­seits ist es mög­lich, dass sich Fett direkt in den Gefä­ßen abla­gert. Ande­rer­seits kön­nen Blut­hoch­druck, Niko­tin oder Zucker die Gefäß­wän­de beschä­di­gen und dadurch Ent­zün­dun­gen und Abla­ge­run­gen begüns­ti­gen. Auch natür­li­che Alte­rungs­pro­zes­se oder gene­ti­sche Ver­an­la­gung sind mög­li­che Ursa­chen für eine Ver­än­de­rung der Gefä­ße. Hier spricht man oft von einer ‘Ver­kal­kung’.

    Nicht immer treten Symptome auf

    Die koro­na­re Herz­krank­heit kann ’stumm’, also kom­plett sym­ptom­los auf­tre­ten oder für das Krank­heits­bild typi­sche Sym­pto­me ver­ur­sa­chen. Auf­grund der Tat­sa­che, dass man­che Men­schen nichts von den ver­eng­ten Gefä­ßen bemer­ken, sind ab einem Alter von 35 Jah­ren sowohl bei Män­nern als auch bei Frau­en Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen sinn­voll und wer­den auch von den Kran­ken­kas­sen ange­bo­ten (Check-up 35).

    Bei man­chen tre­ten wie­der­um spon­tan oder unter kör­per­li­cher und psy­chi­scher Belas­tung Beschwer­den auf. Dazu zählen:

    • Brust­en­ge und Schmer­zen in der Brust (Angi­na pectoris)
    • Aus­strah­len­de Schmer­zen (Arme, Rücken, Ober­bauch, Kiefer)
    • Atem­not
    • Angst
    • Kalt­schwei­ßig­keit

    Kom­men die­se Beschwer­den zum ers­ten Mal vor, soll­ten die­se schnellst­mög­lich abge­klärt wer­den, da auch ein Herz­in­farkt dahin­ter ste­cken kann. Sind die­se Sym­pto­me bereits bekannt, tre­ten jedoch stär­ker oder län­ger als nor­mal auf und las­sen sich mit den übli­chen Not­fall­me­di­ka­men­ten nicht lin­dern, soll­te eben­falls dar­an gedacht wer­den, dass es sich um einen Herz­in­farkt han­deln könnte.

    Die Diagnose Koronare Herzkrankheit

    Besteht der Ver­dacht auf eine koro­na­re Herz­krank­heit, soll­ten unter­schied­li­che Tests gemacht wer­den. Nicht nur, um den Ver­dacht zu bestä­ti­gen, son­dern auch, um bei den ent­spre­chen­den Sym­pto­men einen Herz­in­farkt aus­zu­schlie­ßen oder früh­zei­tig zu erken­nen. Da vie­le Fäl­le kei­ner­lei Beschwer­den ver­ur­sa­chen, ist auch die regel­mä­ßi­ge Teil­nah­me an Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen zu empfehlen.

    Blutuntersuchungen

    In der Akut­si­tua­ti­on kann ein Schnell­test auf ein bestimm­tes Her­zei­weiß (Tro­po­nin) sowie ande­re Blut­tests Hin­wei­se dar­auf geben, ob even­tu­ell ein Herz­in­farkt vorliegt.

    In der Vor­sor­ge kann die Blut­un­ter­su­chung hel­fen, das Risi­ko für eine koro­na­re Herz­krank­heit ein­zu­schät­zen. Dabei wer­den bei­spiels­wei­se das Cho­le­ste­rin (vor allem das schlech­te LDL-Cho­le­ste­rin) und der Blut­zu­cker und Zuck­er­lang­zeit­wert (HbA1c) betrachtet.

    EKG

    Ein Elek­tro­kar­dio­gramm (EKG) misst die elek­tri­sche Akti­vi­tät am Her­zen. Mit ande­ren Wor­ten: Es kann beur­teilt wer­den, wie gut die ‘elek­tri­schen Lei­tun­gen’ am Her­zen funk­tio­nie­ren. Dadurch kön­nen Herz­in­fark­te häu­fig erkannt wer­den. Auch alte, viel­leicht nicht bemerk­te Herz­in­fark­te sind oft im EKG sicht­bar. Es kann sowohl akut bei Beschwer­den als auch zur Vor­sor­ge­un­ter­su­chung ein­ge­setzt wer­den, da es schnell und schmerz­frei mit auf­kleb­ba­ren Elek­tro­den durch­führ­bar ist.

    Je nach­dem, ob es sich um eine Vor­sor­ge­un­ter­su­chung oder eine Not­fall­si­tua­ti­on han­delt, kön­nen unter­schied­li­che Arten des EKGs zum Ein­satz kommen:

    • Ruhe-EKG im Liegen
    • Lang­zeit-EKG über 24 Stunden
    • Belas­tungs-EKG (Ergo­me­trie) auf einem Fahr­rad, Lauf­band oder Treppenstufen

    Jedoch sagt ein EKG nichts über die Durch­blu­tung oder die tat­säch­li­che Bewe­gung des Herz­mus­kels aus. Dar­um müs­sen zur Dia­gno­se einer Koro­na­ren Herz­krank­heit wei­te­re Unter­su­chun­gen ange­schlos­sen werden.

    Bildgebende Verfahren

    Um das Herz, sei­ne Akti­vi­tät und Blut­ver­sor­gung bes­ser beur­tei­len zu kön­nen, gibt es ver­schie­de­ne Bild­ge­bun­gen, die zum Ein­satz kommen:

    • Herz­ul­tra­schall (Echo­kar­dio­gra­fie) über die Brust­wand von außen (TTE) oder über die Spei­se­röh­re von innen (TEE)
    • Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phie des Her­zens (Kar­dio-MRT)
    • Com­pu­ter­to­mo­gra­phie des Her­zens (Kar­dio-CT)
    • Nukle­ar­me­di­zi­ni­sche Dar­stel­lung der Durch­blu­tung (Myo­kard­per­fu­si­ons­szin­ti­gra­fie)
    • Nukle­ar­me­di­zi­ni­sche Dar­stel­lung des Stoff­wech­sels (PET)

    Man­che Haus­ärz­te oder Inter­nis­ten bie­ten den Herz­ul­tra­schall von außen direkt in ihrer Pra­xis an. Die ande­ren Ver­fah­ren sind in der Regel zwar aus­sa­ge­kräf­ti­ger jedoch schwe­rer durch­zu­füh­ren oder mit einer gewis­sen Strah­len­be­las­tung ver­bun­den. Sie wer­den nicht als Vor­sor­ge­un­ter­su­chung ange­wandt. Sie die­nen zur Abklä­rung eines star­ken Ver­dachts und bei der Ent­schei­dung, wel­che Behand­lun­gen im jewei­li­gen Fall sinn­voll sind.

    Risikoabschätzung

    Um zu beur­tei­len, wie hoch das Risi­ko für einen Herz­in­farkt ist, wer­den die Risi­ko­fak­to­ren zusam­men mit eini­gen Test­ergeb­nis­sen aus­ge­wer­tet und auf einer Ska­la ein­sor­tiert. Anhand die­ser Beur­tei­lung kann man zusam­men mit dem behan­deln­den Arzt die bes­te indi­vi­du­el­le The­ra­pie wählen.

    Invasive Diagnostik

    Zu der inva­si­ven Dia­gnos­tik gehört bei­spiels­wei­se die Herz­ka­the­ter­un­ter­su­chung, bei der ein Schlauch über ein Gefäß (oft von der Leis­te aus) bis zum Her­zen vor­ge­scho­ben wird. Da man in den Kör­per ein­greift, ber­gen die­se Ver­fah­ren mehr Risi­ken als nicht inva­si­ve Metho­den. Aller­dings bie­tet genau die­ses Ein­grei­fen auch einen gro­ßen Vor­teil: Es kann direkt eine Behand­lung am Her­zen erfol­gen, wenn Gefä­ße stark ver­engt oder ver­schlos­sen sind. Bei sol­chen Ver­fah­ren müs­sen immer der Nut­zen und die bestehen­den Risi­ken gegen­ein­an­der abge­wo­gen wer­den. Sie eig­nen sich nicht als rei­ne Vor­sor­ge­maß­nah­me, wenn kei­ner­lei Beschwer­den vor­han­den sind.

    Behandeln, um einem Herzinfarkt vorzubeugen

    Eine Koro­na­re Herz­krank­heit lässt sich danach ein­tei­len, wie vie­le Gefä­ße in wel­chem Aus­maß betrof­fen sind. Zudem sind immer die vor­han­de­nen Risi­ko­fak­to­ren und das Aus­maß vor­han­de­ner Sym­pto­me mit ein­zu­be­zie­hen. Haben sich bereits Abla­ge­run­gen in den Gefä­ßen gebil­det, sind die­se meist nicht mehr voll­stän­dig rück­gän­gig zu machen. Jedoch kann das Risi­ko lebens­be­droh­li­cher Fol­gen dras­tisch gesenkt und die Lebens­qua­li­tät merk­lich ver­bes­sert werden.

    Änderung des Lebensstils

    Maß­nah­me Num­mer eins ist eine Besei­ti­gung mög­lichst vie­ler Risi­ko­fak­to­ren. Das kann bedeu­ten: Das Rau­chen ein­stel­len, viel Bewe­gung, Gewicht ver­lie­ren, die Ernäh­rung umstel­len oder Stress redu­zie­ren. Um lang­fris­tig Erfolg zu haben, soll­te man sich nicht alles auf ein­mal vor­neh­men. Dau­er­haf­te Ver­än­de­run­gen über klei­ne Schrit­te sind wir­kungs­vol­ler, als für ein paar Wochen auf alles zu ver­zich­ten und dann frus­triert wie­der am Anfang zu ste­hen. Es ist rat­sam, sein Umfeld (Fami­lie, Freun­de, Kol­le­gen) mit in die Plä­ne ein­zu­be­zie­hen und um Unter­stüt­zung zu bit­ten. Außer­dem kön­nen Sport­ver­ei­ne, Selbst­hil­fe­grup­pen oder eine Ernäh­rungs­be­ra­tung unter­stüt­zend wir­ken. Auch von ärzt­li­cher Sei­te kann man sich jeder­zeit Rat­schlä­ge und Hil­fe­stel­lun­gen holen.

    Medikamente

    Man­che Risi­ko­fak­to­ren las­sen sich lang­fris­tig nur mit Hil­fe von Medi­ka­men­ten gut in den Griff bekom­men. Fer­ner kön­nen bei bereits bestehen­der Ver­en­gung der Gefä­ße oder bei Sym­pto­men Medi­ka­men­te zum Ein­satz kom­men. Dazu gehören:

    • Cho­le­ste­rin­sen­ker (Sta­ti­ne)
    • Blut­druck­me­di­ka­men­te (z. B. Beta-Blo­cker, ACE-Hemmer)
    • Blut­ver­dün­ner (z. B. Aspirin)
    • Not­fall­me­di­ka­men­te bei Angi­na Pec­to­ris (Nitro­spray)

    Lie­gen wei­te­re Grund­er­kran­kun­gen vor oder wer­den meh­re­re Medi­ka­men­te ein­ge­nom­men, soll­te immer ärzt­lich über­prüft wer­den, ob die Medi­ka­men­te bei den jewei­li­gen Krank­hei­ten ein­ge­setzt wer­den dür­fen und ob die Medi­ka­men­te mit­ein­an­der ein­ge­nom­men wer­den kön­nen. Es ist anzu­ra­ten, sei­nen Medi­ka­men­ten­plan sorg­fäl­tig über­prü­fen zu las­sen und kei­ne Medi­ka­men­te zu ver­schwei­gen. So kann das potenz­stei­gern­de Mit­tel Sil­dena­fil (Via­gra) in Kom­bi­na­ti­on mit Nitro­spray lebens­ge­fähr­li­che Kom­pli­ka­tio­nen verursachen.

    Invasive Therapien und Operationen

    Bei hoch­gra­di­gen Ver­en­gun­gen und Ver­en­gung meh­re­rer Herz­kranz­ge­fä­ße sowie der Haupt­stäm­me gibt es noch die Mög­lich­keit inva­si­ver oder ope­ra­ti­ver Verfahren:

    Stent

    Der Stent ist ein Röhr­chen aus Kunst­stoff oder Metall, das über ein Gefäß (im Rah­men einer Herz­ka­the­ter­un­ter­su­chung) in das ver­eng­te Koro­nar­ge­fäß ein­ge­bracht wird. Zuerst dehnt man mit einem Bal­lon­ka­the­ter die betrof­fe­ne Stel­le auf, danach wird das Röhr­chen ein­ge­setzt und ver­bleibt im Gefäß, um die­ses offen zu hal­ten. Nach dem Ein­set­zen eines Stents kann man das Kran­ken­haus oft inner­halb weni­ger Tage wie­der ver­las­sen. Es müs­sen wei­ter­hin Medi­ka­men­te zur Blut­ver­dün­nung ein­ge­nom­men wer­den, damit der Stent sich nicht verschließt.

    Bypass

    Die Bypass-OP ist eine grö­ße­re Ope­ra­ti­on, bei der mit­tels kör­per­ei­ge­ner Gefä­ße Umge­hungs­kreis­läu­fe am Her­zen gebaut wer­den, damit das Blut nicht mehr durch die Eng­stel­le flie­ßen muss. Die Rege­ne­ra­ti­ons­zeit beträgt meist meh­re­re Wochen und häu­fig folgt im Anschluss an den sta­tio­nä­ren Auf­ent­halt eine Reha.

    Bei­de Metho­den haben ihre Vor- und Nach­tei­le und bei­de zei­gen Nut­zen und Risi­ken. Dar­um soll­te man sich im Vor­feld gut bera­ten las­sen und mit den bestehen­den Mög­lich­kei­ten auseinandersetzen.

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.