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Definition
Es gibt viele verschiedene Formen und Ursachen für Inkontinenz. Der Begriff Inkontinenz bedeutet, dass man ungewollt Harn oder Stuhl verliert.
Harninkontinenz
Am häufigsten tritt die Harninkontinenz auf, unter der sehr viele Menschen leiden. Die Erkrankung ist im deutschsprachigen Raum recht weit verbreitet. Fachexperten schätzen, dass mindestens jede dritte bis vierte Frau in ihrem Leben, wenngleich oftmals auch nur vorübergehend, darunter leidet. Umgangssprachlich wird für dieses Leiden gerne der Begriff „Blasenschwäche“ verwendet. Doch ist diese Bezeichnung für das Krankheitsbild Harninkontinenz ein wenig schwammig, also nicht ganz korrekt, zumal die Blase selbst keineswegs unabänderlich die Ursache für eine Inkontinenz sein muss.
Die häufigsten Inkontinenzformen sind die Dranginkontinenz sowie die Stress- bzw. Belastungsinkontinenz. Einzig und allein der Arzt kann herausfinden, um welche Form der Harninkontinenz es sich beim Betroffenen handelt. Ein Arztbesuch ist darum vonnöten, damit man gemeinsam mit dem Facharzt der Ursache des Leidens auf den Grund gehen kann. Nur so ist es möglich, eine individuell passende Behandlungsmethode zu finden. Die meisten Therapien sind von Erfolg gekrönt.
Stuhlinkontinenz
Nicht nur die Harn- sondern auch die Stuhlinkontinenz ist eine häufige und weit verbreitete Erkrankung. Im Gegensatz zur Harninkontinenz gibt es bei der Stuhlinkontinenz jedoch keine einheitliche Einteilung. Diese Form der Inkontinenz wird meistens nach Schwere der Symptome und der zugrundeliegenden Ursachen unterschieden. Vor allem die Stuhlinkontinenz verursacht oft einen großen sozialen Leidensdruck und ist mit Schamgefühlen verbunden. Umso wichtiger ist es für die Patienten, so früh wie möglich einen Arzt aufzusuchen und das Grundproblem behandeln zu lassen.
Für die meisten Menschen in der heutigen Gesellschaft ist die Inkontinenz in allen ihren Ausprägungen nach wie vor ein Tabuthema. Aus Scham oder Schüchternheit zögern beziehungsweise scheuen viele Erkrankte den Arztbesuch.
Einteilung, Ursachen und Risikofaktoren der Harninkontinenz
Zahlreiche Auslöser können für einen unfreiwilligen, nicht vorhersehbaren Harn- oder Stuhlverlust verantwortlich sein. Zwei Funktionen muss eine gesunde Blase erfüllen. Die Blase sollte entspannt sein und sich ungehindert füllen und ausdehnen können. Sie muss den Urin speichern können, auch über eine längere Zeit. Abgedichtet wird die Harnblase von einem angespannten Schließmuskel. Auf diese Weise kann kein Urin über die Harnröhre abfließen.
Die Blase muss den Inhalt entleeren, allerdings zum gewünschten Zeitpunkt. Die Blasenkontrolle geht aber nur dann reibungslos vor sich, wenn die Zusammenarbeit von Nerven, Muskeln, Gehirn und Rückenmark bestens funktioniert. Das perfekt aufeinander abgestimmte System kann durch mehrere Ursachen gestört werden, die Folge davon ist die Harninkontinenz.
Belastungsinkontinenz:
Hier kommt es vorwiegend dann zum unfreiwilligen Urinverlust, sobald eine Druckerhöhung im Bauchraum vorliegt. Die Symptome machen sich hier beim Tragen oder Anheben von schweren Lasten, bei einer körperlichen Anstrengung, aber natürlich auch bei schlichtem Niesen, beim Husten, beim Pressen oder beim Lachen bemerkbar. Oft ist hier der Verlust von Urin nur tröpfchenweise gegeben, es kann aber durchaus zu einem Verlust im Strahl kommen. Ein typisches Symptom ist zudem, dass viele Betroffene überhaupt keinen Harndrang verspüren, bevor der Urin unbeabsichtigt verloren geht. Risikofaktoren hierfür sind beispielsweise eine Schwäche des Beckenbodens, Übergewicht oder eine Schwangerschaft.
Dranginkontinenz:
Es wird ein plötzliche, übermäßiger Harndrang empfunden, obwohl die Blase noch nicht gänzlich voll ist. Der Urin geht schwallartig ab, und viele Betroffene erreichen das Bad nicht mehr rechtzeitig. Diese Symptomatik entsteht, wenn die Blase von innen zum Beispiel durch Entzündungen gereizt wird oder der Blasenmuskel sich durch Erkrankungen des Nervensystems eigenständig zusammenzieht. Eine solche Schädigung der Nerven kann unter anderem bei Alzheimer, Parkinson oder einem Diabetes auftreten.
Überlaufinkontinenz:
Hier verspürt der Betroffene das Gefühl, dass ständig Urin in die Unterhose tröpfelt. Eine volle Blase läuft förmlich über. Das heißt im Klartext: Es fließen ständig kleine Urinmengen ab. Dazu kommt ein ständiger Drang, die Toilette aufsuchen zu müssen. Diese Form der Inkontinenz tritt vor allem dann auf, wenn sich die Blase nicht mehr korrekt entleeren lässt. Die Blase ist dann längerfristig übermäßig voll. Der Grund dafür ist bei Männern oft eine vergrößerte Prostata. Bei Männern und Frauen kann eine Überlaufinkontinenz durch alles auftreten, was zu einer Verengung der Harnröhre führt.
Reflexinkontinen:
Die Leidenden können die Entleerung der Blase kaum mehr steuern. Der Grund dafür liegt darin, dass die Betroffenen nicht mehr genau spüren, wann die Blase voll ist. So entleert sich die Blase von selbst, und zwar in unregelmäßigen Abständen. Die Entleerung ist hierbei jedoch nur sehr selten vollständig. Oft liegt das Problem in einer Schädigung des Nervensystems. Von der Reflexinkontinenz sind vor allem Menschen betroffen, die unter einer Demenzerkrankung, einer Querschnittslähmung, Parkinson, einer Multiplen Sklerose oder einem Schlaganfall leiden.
Extraurethralen Inkontinenzen:
Der Urinverlust geschieht nicht wie üblich über die Harnwege, sondern über die Haut, den Darm oder die Scheide. Nicht selten liegt eine Fistel vor. Dabei handelt es sich um ein unnatürliches und neu entstandenes Verbindungskanälchen, über das ständig Urin verloren geht. Die Fistel führt von der Blase direkt in zur Haut, in den Genital- oder Verdauungstrakt und die Betroffenen können darauf keinen Einfluss nehmen. Risikofaktoren für die Entstehung dieser Fisteln sind Operationen, Entzündungen und Tumore der Blase oder eng angrenzender Organe.
Einteilung, Ursachen und Risikofaktoren der Stuhlinkontinenz
Damit wir stuhlkontinent sind, muss vor allem der Schließmuskel des Darms gut funktionieren. Die Schließfunktion entsteht durch ein Zusammenspiel aus Muskeln und Nerven. Ist einer dieser Teile erkrankt, kann dies zur Stuhlinkontinenz führen. Der Darm gliedert sich in verschiedene Abschnitte und ist ein langer Muskelschlauch, der sich wellenförmig bewegt, um den Nahrungsbrei zu transportieren. Ist er selbst erkrankt oder ist die Konsistenz des Nahrungsbreis krankhaft verändert, kann dies auch eine Stuhlinkontinenz bedingen.
Die Einteilung der Stuhlinkontinenz ist nicht so eindeutig wie bei der Harninkontinenz. Man unterscheidet hier vor allem zwischen dem Schweregrad der Symptomatik und der Ursache.
Schweregrade:
1 : Inkontinenz von Gas
2 : Inkontinenz von flüssigem Stuhl
3 : Inkontinenz von festem Stuhl
Ursachen:
Ursächlich für eine Stuhlinkontinenz können sein: eine Schwäche des Beckenbodens, eine Verengung des Darms, Durchfälle und Verdauungsstörungen, Erkrankungen des Schließmuskels oder des Nervensystems. Zu den Risikofaktoren zählen ein fortgeschrittenes Alter, Schwangerschaften und Geburten, Tumore, chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Operationen, Demenz oder ein Diabetes.
Die Diagnose Inkontinenz
Der Arzt erkundigt sich während des Gespräches nach den genauen Beschwerden rund um das Thema Inkontinenz. Das Frage- und Antwortspiel bringt den Facharzt auf den richtigen Weg, die Form der Harn- oder Stuhlinkontinenz genau diagnostizieren zu können. Die wahrheitsgemäßen Angaben sind wichtig, damit der Arzt die Lage auch richtig einschätzen kann. Wichtig: Scham überwinden und präzise Angaben machen, das ist das Credo in der Arztpraxis.
Zuhause können Tagebücher für die Diagnose sehr hilfreich sein. Hierbei notiert der Patient alle Auffälligkeiten, die mit dem Thema Toilettengang verbunden sind.
Sollte im Anschluss noch unklar sein, woher die Inkontinenz kommt oder um ernste Erkrankungen auszuschließen, kann eine weitere Diagnostik wie eine Blasen- oder Darmspiegelung, eine Blutuntersuchung und eine Bildgebung erfolgen.
Therapie und ein maßgeschneidertes Training bringen rasch Fortschritte
Eine Therapieempfehlung bei Inkontinenz muss immer individuell festgelegt werden, da es keine pauschalen Behandlungsmethoden gibt. Der Patient kann je nach Situation ein Beckenbodentraining angehen, eine Gewichtsabnahme anpeilen oder sein Verhalten verändern, zum Beispiel mit festen Toilettenzeiten. Mit einer geeigneten Ernährung kann dem Patienten ebenfalls geholfen werden. Das Inkontinenztraining ist ebenfalls wichtig. Werden Grunderkrankungen festgestellt, die für die Inkontinenz verantwortlich sind, müssen diese natürlich behandelt werden. In manchen Fällen können auch Medikamente helfen, die Symptome in den Griff zu bekommen.