Oftmals wird Dr. Google einem Arzt bei leichten Schmerzen vorgezogen. Dies resultiert häufig in der Angst, unter einer ernstzunehmenden Krankheit zu leiden. Meistens verschwindet diese Angst jedoch zeitnah mit den Schmerzen gemeinsam. Doch was, wenn nicht?
Hypochonder leiden unter der Angst, sich eine Krankheit zugezogen zu haben, auf welche der zuständige Arzt keinen Befund liefern kann.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Hypochondrie?
Hypochonder sind der Überzeugung, an einer ernstzunehmenden Krankheit zu leiden.
Damit gehen sie ganz unterschiedlich um. Während die einen die Bestätigung der Ärzteschaft suchen, meiden die anderen die Ärzte, und isolieren sich.
Die Hypochondrie kann entweder als eigenständige Krankheit oder als Symptom anderer mentalen Krankheiten auftreten.
Als eigenständige Krankheit wird die Krankheit über das amerikanische Klassifikationssystem mit den verschiedenen Begrifflichkeiten „Illness Anxiety Disorder“ (deutsch: Krankheitsangststörung) und „Somatic Symptom Disorder“ (deutsch: Körpersymptomstörung) beschrieben. Diese beiden Titel beziehen sich auf die zwei unterschiedlichen Krankheitstypen:
- Patienten,welche der Körperangststörung zugewiesen werden, haben Angst vor Krankheiten allgemein.
- Patienten, welche unter der Körpersymtomstörung leiden, haben vor einem bestimmten Typus Krankheit Angst.
Erkranken beschäftigen sich zudem viel mit dem eigenen Körper, und interpretieren dessen Symptome. In vielen Fällen tragen die Erkrankten ein Gefühl der Verwundbarkeit in sich, was auf ihr geringes Selbstwertgefühl zurückzuführen ist. Sie haben das Gefühl, auf Krankheiten anfälliger als ihre Mitmenschen zu reagieren.
- Hypochonder sind der festen Überzeugung, an einer Krankheit zu leiden, obwohl kein ärztlicher Befund vorliegt.
- Hypochonder suchen entweder den ärtzlichen Rat oder scheuen diesen und isolieren sich.
- Um ihr Verhalten und ihre Gedanken zu ändern, müssen Hypochonder eine Therapie beim Psychiater absolvieren.
Ursachen der Hypochondrie
Bisher lassen sich nur Vermutungen über die Ursachen aufstellen, sind diese so vielfältig wie die Patienten und ihre Krankheitsgeschichten selbst. Bisher nehmen Ursachenforscher an, dass die meisten Gründe in der Kindheit wiederzufinden sind:
- Schwere Krankheiten in der Vergangenheit (in der Familie oder beim Patienten selbst)
- Übervorsichtige Eltern
- Negative Erfahrungen mit Ärzten
- Verlust eines geliebten Menschen durch eine Krankheit
- Verzerrtes Selbstbild
Therapiemöglichkeiten
Je nach Intensität der Krankheit lassen sich Hypochonder von einem Arzt über ihren tatsächlichen Gesundheitszustand überzeugen.
Ist die Krankheit aber bereits weiter fortgeschritten, fühlen sich die Patienten vom Arzt nicht ernstgenommen und wechseln diesen. Kommt das Wechseln öfters vor, spricht man von „Doctor hopping“.
Hat ein Patient einmal Vertrauen zu einem Arzt gefasst, wird er auf körperliche Beschwerden aller Art untersucht. Werden diese nicht festgestellt, schickt der Hausarzt den Patienten zu einer Verhaltenstherapie bei einem Psychologen. Bei diesem werden Test durchgeführt, welche häufig in Form eines Fragebogens durchzuführen sind. Das Ziel dieser Fragen ist das Reflektieren des Zusammenspiels zwischen dem eigenen Körper und der vermeintlichen Krankheit. Damit sollen auch die Denkstrukturen und Handlungen des Hypochonders verändert werden.
Während der Patient sich vor Allem von dem Gedanken lösen soll, an einer Krankheit zu leiden, an welcher er nicht erkrankten ist, soll der Patient zudem die unermüdlichen Arztbesuche einstellen.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Die weiteren Therapiemöglichkeiten zielen auf die bewusste Kontrolle der körperlichen Symptome ab. Dazu gehört unter Anderem die Biofeedback-Methode.
Zusätzlichen sollten seelische Blockaden abgebaut werden. Es kommen gängige Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelrelaxation und Yoga zur Anwendung.
Im Extremfall greifen Ärzte auf Medikamente zurück, um den Leidensdruck der Patienten zu lindern. Es werden Medikamente benutzt, die der Gruppe der Antidepressiva zugeordnet werden.
Gefahren für Hypochonder
Die Krankheit kann durch verschiedene Informationsquellen verstärkt werden. Dazu gehören Aufklärungsstudien gegen Krankheiten, welche übertragbar sind. Studien zufolge verstärken diese Informationsquellen die Aufmerksamkeit auf die beworbene Krankheit und Hypochonder suchen intensiv bei Symptomen an sich selbst.
Ein weiterer Aspekt, welcher erst seit einigen Jahren auftritt, sind Gesundheitsforen im Internet. Da dort jeder User sein Wissen teilen kann, werden viele falsche Informationen weitergeleitet und andere Leser finden Symptome, welche einer Krankheit falsch zugeordnet wird. Dies ist unter Ärzten als „Morbus Google“ bekannt.
Quellen
- www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/hypochonder.html
- Susan Baur: Die Welt der Hypochonder. Über die älteste Krankheit der Menschheit.