Zirbe – die mögliche Wirkung der „Königin der Alpen“ auf die Gesundheit
Viele Menschen denken bei der Zirbe an einen beruhigenden Duft. Die Zirbe lässt Erinnerungen an den letzten Sparziergang im Wald wach werden und das ausgeglichene Gefühl von Erholung und Einklang mit der Natur. Der Zirbelkiefer wird in der alpenländischen Volksmedizin neben einer antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung zudem positive Einflüsse auf das Schlafverhalten und das Stressempfinden zugeschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Steckbrief
- 2 Heilpflanzen-Steckbrief: Zirbelkiefer, Zirbel, Arve
- 3 Herkunft und Geschichte der Zirbe
- 4 Zirbe, Schlaf und Wohlbefinden – mögliche Wirkung und aktuelle Studienlage
- 5 Zirbenöl bei Erkältung, Massage und zur Abwehr von Insekten?
- 6 Anwendung von Zirbenholz bei Insekten und Motten?
- 7 Zirbenkissen und weitere Zirbenprodukte
- 8 Wissenswertes
- 9 Quellen
Steckbrief
Heilpflanzen-Steckbrief: Zirbelkiefer, Zirbel, Arve
Herkunft und Geschichte der Zirbe
Die Zirbe (Pinus Cembra) gehört zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) und wird auch Zirbel, Zirbelkiefer oder Arve genannt. Der Baum ist in den Alpen anzutreffen. Die Zirbelkiefer kann bis zu 25 Meter hoch wachsen und ein Alter von mehreren Hundert Jahren erreichen. Sie gehört zu den frosthärtesten Nadelbaumarten der Alpen und kann Temperaturen von ‑40 bis + 40 Grad Celsius überstehen. Der Zirbenbaum wird als „Königin der Alpen“ bezeichnet. Die Zirbe wächst in hohen Höhenlagen bis zu 2600 Meter, unter schwierigen (Wetter-)Bedingungen und daher sehr langsam. Ihr Standort zeigt, dass sie nur geringe Ansprüche auf den Nährstoffgehalt des Bodens stellt.
Die Triebe der Zirbelkiefer sind bestückt mit Büscheln, die jeweils fünf Nadeln tragen. Die begehrten Zapfen reifen erst nach ungefähr sechs Jahren. Bei der Blüte bilden sich faustgroße Zapfen mit nussartigen Samen. Die Besonderheit ist, dass die Samen erst im zweiten Jahr reifen und im folgenden Frühjahr vom Baum abfallen. So kommt es nur alle 6 bis 8 Jahre zur Samenbildung der Zirbe. Die männlichen Blütenzapfen sind gelb bis violett und kommen vorwiegend im unteren Kronendrittel vor, die weiblichen Blütenzapfen sind violett und kurz gestielt und kommen einzeln oder zu mehreren an den Spitzen der Langtriebe, vor allem im oberen Kronendrittel vor. Die Zapfen und Samen des Baumes werden zum Beispiel zur Herstellung von Spirituosen wie Zirbenlikör oder Zirbenschnaps genutzt.
Durch sein langsames Wachstum, der seltenen Samenbildung und da er über Jahrhunderte stark genutzt wurde, besitzt der Zirbenbaum heute einen gewissen Seltenheitswert und zählt zu den gefährdeten Arten der Nadelbäume. Die Arve steht teilweise unter Naturschutz. In geschützten Regionen darf daher im Wald nur eine gewisse Anzahl an Zapfen pro Person und Tag gesammelt werden, auch die Anzahl an Zweigen, die mitgenommen werden dürfen, ist begrenzt. Die Zirbenzapfen gehören zu dem Grundnahrungsmittel der Tannenhäher. Dank des Vogels wird der Fortbestand der Zirbe ermöglicht.
Zirbe, Schlaf und Wohlbefinden – mögliche Wirkung und aktuelle Studienlage
Es wurden verschiedene gesundheitliche Wirkungen der Zirbe überliefert. In der Volksheilkunde wird das Zirbenholz, welches reich an ätherischem Öl ist, mit einem positiven Einfluss auf das Wohlbefinden, die Qualität des Schlafes und die Gesundheit verbunden. Der Zirbe wird zudem nachgesagt, dass sie vielen beschwerlichen Umständen trotzt, welches in der traditionellen Heilkunde mit Stressresistenz assoziiert wird. Auch der Wirkstoff Pinosylvin wird oftmals im Zusammenhang von möglichen Anwendungsgebieten der Zirbe genannt. Vereinzelte Studien können Eigenschaften der Zirbe unterstreichen, doch sie sind in ihrer allgemeingültigen Aussagekraft umstritten.
Bei Studien sind die Probandenanzahl, Versuchsbedingungen und Methodik der Datenanalyse näher zu betrachten. Mögliche Wirkungsweisen sind subjektiv wahrnehmbar und individuell anzusehen. Es ist zu betonen, dass die möglichen gesundheitlichen Wirkungsweisen der Zirbe zum aktuellen Zeitpunkt nicht wissenschaftlich gesichert sind, es sich um vereinzelte Studienergebnisse handelt und weitere Forschungen noch ausstehen.
Generell gibt es aktuell wenige Studien, die sich mit der Zirbe als Forschungsgebiet beschäftigen. Zu den wenigen Untersuchungen zählt eine Blindstudie der Joanneum Research Forschungsgesellschaft1) mit dem Titel “Evaluation der Auswirkungen eines Zirbenholzumfeldes auf Kreislauf, Schlaf, Befinden und vegetative Regulation”. In dieser österreichischen Studie wurden die Auswirkungen von Zirbenholz auf Belastungs- und Erholungsfähigkeit der erwachsenen Teilnehmer untersucht. Die Untersuchung wurde in zwei Studien aufgeteilt: In Studie 1 in Bezug auf die Belastungsfähigkeit wurden die Ergebnisse von 27 Teilnehmern betrachtet.
In Studie 2 lagen Ergebnisse von 15 Probanden über einen Zeitraum von mehreren Wochen zur Ermittlung der Auswirkung auf die Erholungsfähigkeit und Schlafqualität vor. Es wurde hierbei zwischen Zimmern aus Zirbenholz und identisch gestalteten Holzdekorzimmern unterschieden. Laut der Untersuchung konnte eine Reduzierung der Herzfrequenz im Zusammenhang von Zirbenholz als Effekt mit einer durchschnittlichen „Ersparnis“ von 3500 Herzschläge pro Tag im Zirbenholzbett festgestellt werden. Dies soll circa einer Stunde Herzschlagdauer entsprechen.
In der Studie wird die Einrichtung mit Zirbenholz unter anderem mit einer niedrigeren Herzrate in körperlichen und mentalen Belastungssituationen, darauffolgenden Ruhephasen und in einem beschleunigten vegetativen Erholungsprozess / Vagusaktivität in Verbindung gebracht. Zudem sind eine verbesserte Schlafqualität, wie erhöhter Schlaftiefe und längerem ersten Schlafzyklus, sowie eine mögliche positive Wirkung auf den Erholungsprozess, die soziale Extravertiertheit und das allgemeine Wohlbefinden in diesem Vergleich seitens der physiologischen Analysen und subjektiven Wahrnehmungen der Teilnehmer bestätigt worden.
Kritische Stimmen bemängeln jedoch die Nachvollziehbarkeit der Datenquellen sowie die geringe Teilnehmeranzahl dieser Studie. Auch einer Mitwirkung von Herstellern stehen sie kritisch gegenüber. Die möglichen Wirkungen der Zirbe gelten aktuell nicht als wissenschaftlich erwiesen und sind im Verhältnis zu den Parametern sowie subjektiven Einflüssen zu betrachten.
Allgemein gilt: Schlaf ist wichtig für die Gesundheit. Viele externe Faktoren haben einen Einfluss auf die empfundene Schlafqualität. Entspannung und ein verbessertes Schlafverhalten wiederum können eine positive Wirkung auf das Nerven- und Herz-Kreislauf-System begünstigen. Mögliche Folgen eines gesunden Schlafes sind außerdem, dass Stress reduziert sowie innerer Unruhe, Ängsten, Depressionen entgegengewirkt werden kann.
Eine Senkung des Herzschlages kann theoretisch das zur Ruhe kommen des Körpers und der Seele begünstigen und sich förderlich auf die Tiefenatmung auswirken. Jedoch ist die aktuelle wissenschaftliche Studienlage in Bezug auf die Wirkungsweisen der Zirbe allgemein gesehen nicht aussagekräftig. Ob Sie Zirbenöl als entspannend und beruhigend wahrnehmen und es zu Ihrem Wohlbefinden und Schlafverhalten beitragen kann, lässt sich durch den Eigenversuch feststellen.
Zirbenöl bei Erkältung, Massage und zur Abwehr von Insekten?
Die Zirbe wird in der Alpenregion traditionell vielseitig eingesetzt. Dem Öl werden schleimlösende und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Zu ihren möglichen Anwendungsgebieten zählen daher Erkältungsbeschwerden oder Erkrankungen der Atemwege, wie beispielsweise eine Bronchitis oder eine Nebenhöhlenentzündung. Die ätherischen Öle können zur Inhalation angewendet werden, um die Atemwege zu befreien, oder als Aromatherapie in Duftlampen Verwendung finden. Die Wahrnehmungen von bestimmten Düften soll sich auch positiv auf das Raumklima, die Emotionen und das allgemeine Wohlbefinden des Menschen auswirken.
Zirbenöl wird auch eine durchblutungsfördernde und wärmende Wirkung nachgesagt, weswegen es beispielsweise im Alpenraum als Zusatz zu Massageöl für Sportler bei Muskelkater und Muskelverspannungen eingesetzt wird. Achtung: Da die Verwendung der puren Öle hautreizend wirken, sollte Vorsicht geboten sein. Man kann einige Tropfen des Zirbenöls in ein hautfreundliches Trägeröl geben. Hierfür kommt beispielsweise Jojobaöl infrage. Tipp für den Sommer: Wenige Tropfen Zirbenöl sollen dabei unterstützen können, Insekten und Stechmücken fernzuhalten.
Worauf sollte man beim Kauf von Zirbenöl achten?
Die Deklaration des ätherischen Öls sowie die Herkunft sind entscheidende Kriterien beim Kauf von Zirbenöl. Oftmals sind Zirbenölmischungen erhältlich, die weitere ätherische Öle wie Kiefernöle enthalten. Die Kennzeichnung als „Pinus cembra“ sowie die Gewinnung durch Wasserdampfdestillation können ebenfalls auf die Reinheit des ätherischen Zirbenöls hinweisen.
Generell gilt die Zirbe als wertvoll. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Zirbe zum Teil unter Naturschutz steht und der Zirbenbaum demnach nur im Falle von natürlichen Gründen zu Zirbenprodukten weiterverarbeitet werden darf.
Anwendung von Zirbenholz bei Insekten und Motten?
Zirbenholz hat in Österreich eine lange Tradition. Die ätherischen Öle gelten traditionell als beruhigend und das Holz wird für verschiedene Möbel in Schlafzimmern verwendet. Das Holz des Baumes wird unter anderem für Zirbenbetten, Schränke und Wandverkleidungen genutzt. Eine Untersuchung am Institut für Genetik und allgemeine Biologie der Universität Salzburg in Österreich ergab zudem eine hohe antibakterielle Wirkung von Zirbenholz.
Die Zirbe kann daher nicht nur bei Infektionen der Atemwege wie Erkältungsbeschwerden und Bronchitis Anwendung finden, sondern soll auch – im Vergleich zu Plastik – gut im Zusammenhang von Bakterien sowie Pilzen eingesetzt werden oder vor möglichem Schimmelbefall im Haushalt schützen können.
Aber auch im Lebensmittelbereich – beispielsweise in Obstschalen – und im Kleiderschrank werden Zirbenspäne beziehungsweise Zirbenholzflocken in der Praxis angewendet. Denn naturbelassene Zirbenspäne sollen auf Hausstaubmilben, Motten und Insekten wie Fruchtfliegen abschreckend wirken. Außerdem wird ihr beigemessen, Gerüche neutralisieren und zur Frische von Lebensmitteln wie Obst beitragen zu können. Dies sei weitgehend auf den im Holz enthaltenen Wirkstoff Pinosylvin zurückzuführen. Diese Wirkungen sind nicht wissenschaftlich belegt, können allerdings im Selbstversuch erprobt werden.
Zirbenkissen und weitere Zirbenprodukte
Zirbenkissen beinhalten Zirbenspäne, auch Zirbenflocken oder Zirbenholzflocken genannt, sowie Schafswolle als Füllung. Die Kissen sind oftmals aus Bezügen mit Leinen oder Bio Baumwolle versehen und werden üblicherweise als Schlafkissen verwendet. Der Zirbenduft erinnert an den Zirbenwald, was für alle die nicht wissen wie dieser riecht, an einen Kiefernwald erinnert. Der Geruch aus den Spänen und Flocken sowie der Stoff kann am Tag und in der Nacht als angenehm und erholsam wahrgenommen werden.
Ob als Zirbenkissen, Zirbenöl oder Zirbenbett – die Zirbelkiefer hat viele mögliche Anwendungsgebiete. Auch Schüsseln, Bettdecken oder Duftkerzen sind Zirbenprodukte, die heutzutage im Alltag verwendet werden. Eine Spezialität in den Alpen ist der Zirbenschnaps, für den die Zapfen mehrere Wochen in Alkohol eingelegt werden. Während Zirbenmöbel bereits seit Jahrhunderten eine große Beliebtheit genießen, werden heute auch weitere Produkte aus der Zirbenwelt wie Zirbenkissen oder Zirbenwürfel immer bekannter.
Wissenswertes
Die Zirbe gilt schon immer als besonders wertvoll. Sogar in der Bibel gibt es die Geschichte des weisen Königs Salomon, welcher 20 seiner mächtigsten Städte, für einen einzigen Tempel aus Zirbenholz eintauschte.
Quellen
- Evaluation der Auswirkungen eines Zirbenholzumfeldes auf Kreislauf, Schlaf, Befinden und vegetative Regulation Grote V., Lackner H., Muhry F., Trapp M., Moser M. Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, Institut für Nichtinvasive Diagnostik, 2003
- Vereinigung der Waldaufseher und Forstwarte Tirols