Weide – Alles, was du über ihre Wirkung wissen solltest.
Die Weide ist nicht nur ein heimisches Laubgewächs, dessen Zweige gerne bei Bastelarbeiten verwendet werden. Sie ist auch seit Jahrtausenden als Heilpflanze anerkannt. Aus gutem Grund – sie enthält einen schmerzstillenden Wirkstoff, der die historische Grundlage für die Entwicklung der modernen Schmerzmittel ist, der Aspirin-Tablette.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
Heilpflanzen-Steckbrief: Weide
Herkunft und Geschichte
Die Weide gehört der Familie der Weidengewächse an. Von dem Laubgewächs gibt es knapp 500 Arten, die sowohl Bäume als auch Sträucher umfassen. Die bis zu 30 Meter hohen Weiden sind vor allem in Europa und Asien heimisch und bevorzugen Standorte an Gewässern und Feuchtwiesen.
Von medizinischer Relevanz sind in erster Linie die Purpur-Weide und die Silber-Weide. Sie wurden schon von Frühkulturen als Heilmittel gegen Fieber und Schmerzen aller Art verehrt. Die älteste Überlieferung stammt aus dem alten Ägypten, wo auf Steintafeln Weidenrindenrezepte gegen allerlei antike Beschwerden verewigt wurden. Im alten Griechenland empfahl Hippokrates von Kos Weidenrindenaufgüsse gegen Schmerzen und Fieber, die alten Germanen und Kelten machten Umschläge bei Gliederschmerzen und zur Wundbehandlung. Im Mittelalter verschrieb Hildegard von Bingen Weidenrinde beispielsweise bei Fieber, Blutungen, Gicht, Rheuma und Harnleiden.
Heutzutage wird die Weide auch als Rohstoff für Brennholz verwendet und zu Spanplatten weiterverarbeitet. Darüber hinaus eignen sich ihre widerstandsfähigen und biegsamen Äste hervorragend für die Herstellung von Körben und ähnlichen Flechtwaren. Zusätzlich gibt es auch kosmetische Produkte wie Shampoo mit Weidenrindenextrakt.
Anwendung und Wirkung
Die Rinde junger Weidenzweige (Salicis cortex) enthält wertvolle Heilstoffe. Am wichtigsten ist das Salicin, das der Körper in der Leber zu Salicylsäure umwandelt. Diese funktioniert sehr ähnlich wie die aus Schmerzmitteln bekannte Acetylsalicylsäure (ASS oder Aspirin), wenngleich etwas milder. Salicylsäure wirkt fiebersenkend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Damit eignen sich Weidenprodukte vor allem für die Behandlung von Fieber, Schmerzen aller Art (Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Migräne, Gelenkschmerzen) und rheumatischen Beschwerden.
Im Vergleich zur Acetylsalicylsäure ist die Salicylsäure nicht gerinnungshemmend oder umgangssprachlich „blutverdünnend“. Damit gibt es bei der Weidenrinde auch nicht die für ASS bekannten Nebenwirkungen wie etwa Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Zudem gilt sie in der Anwendung als verträglicher. Gängig ist die Verwendung von Tabletten und Kapseln mit Weidenrindenextrakt und der Genuss von Teeaufgüssen. Hierzu werden drei Gramm der pulverisierten Weidenrinde in kaltem Wasser aufgesetzt, zum Kochen gebracht und nach zehn Minuten Durchziehen abgeseiht. Die Tagesdosis von 12 Gramm sollte nicht überschritten werden.
Äußerlich kann die Weidenrinde bei Hornhaut, Hühneraugen oder Warzen angewendet werden. Dies geschieht mithilfe von Umschlägen. Erhältlich sind zudem Kombipräparate, die beispielsweise mit Holunderblüten, Lindenblüten, Brennnesselblättern oder Teufelskralle versetzt sind.
Achtung: Stillende, Schwangere und Kinder sollten generell keine Weidenprodukte einnehmen. Vorsicht geboten ist auch bei Magen-Darmgeschwüren, bei eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion sowie bei erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Salicylsäuren, bei spastischer Bronchitis und bei Asthma bronchiale. Darüber hinaus wurden Wechselwirkungen bei der gleichzeitigen Einnahme von blutverdünnenden Mitteln beziehungsweise Schmerzmitteln beobachtet.
Die Weidenrinde hat einen hohen Gehalt an Gerbstoffen, viele Phenolglykoside wie Salicortin, Tremulacin und das bereits erwähnte Salicin sowie diverse Flavonoide. Die Gerbstoffe können als Nebenwirkung Magenbeschwerden hervorrufen. Da das Salicin erst im Körper umgewandelt wird, entfaltet die Weide ihre optimale Wirkung erst zeitverzögert. Aufgrund ihrer guten Verträglichkeit kann sie auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, zudem soll die Wirkung länger anhalten als die der synthetischen Acetylsalicylsäure.