Fibromyalgie: Wenn Schmerzen zum Alltag werden.

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    Fibro­my­al­gie (oder Fibro­my­al­gie­syn­drom) beschreibt ein chro­ni­sches Schmerz­syn­drom, bei wel­chem Schmer­zen in unter­schied­lichs­ten Kör­per­re­gio­nen auf­tre­ten können.

    Wel­che Sym­pto­me typisch sind und wel­che The­ra­pie­an­sät­ze Erfolg ver­spre­chen, erfah­ren Sie in die­sem Artikel.

    Das Wich­tigs­te in Kürze:
    • Bei Fibro­my­al­gie han­delt es sich um eine chro­ni­sche Schmerz­er­kran­kung des­sen Ursa­chen unbe­kannt sind.
    • Die Krank­heit kann sich im Lau­fe des Lebens von allein zurückbilden.
    • Ver­schie­de­ne The­ra­pien und Behand­lun­gen kom­men zum Ein­satz, dar­un­ter: Ph
    • Phy­sio­the­ra­pie, Ent­span­nungs­me­tho­den, Psy­cho­the­ra­pie sowie alter­na­ti­ve Therapieansätze.

    Fibromyalgie: Wenn Schmerzen zum Alltag werden.

    Definition und Ursachen: Was ist Fibromyalgie?

    Die Fibro­my­al­gie ist eine chro­ni­sche Schmerz­er­kran­kung. Dabei lei­den Betrof­fe­ne unter anhal­ten­den Schmer­zen in meh­re­ren Körperregionen.

    Die genau­en Ursa­chen für die Erkran­kung sind bis heu­te unbe­kannt. Aller­dings schei­nen ver­schie­de­ne Fak­to­ren das Risi­ko einer Fibro­my­al­gie zu erhöhen.

    Zu den Risi­ko­fak­to­ren zählen: 

    • über­mä­ßi­ger Stress,
    • sehr belas­ten­de oder trau­ma­ti­sche Erlebnisse,
    • Fibro­my­al­gie bei engen Verwandten,
    • rheu­ma­ti­sche Erkrankungen
    • sowie ein unge­sun­der Lebens­stil mit wenig Bewe­gung, fal­scher Ernäh­rung, Über­ge­wicht oder Niko­tin­kon­sum.

    Frau­en sind häu­fi­ger betrof­fen als Män­ner. In vie­len Fäl­len tritt die Erkran­kung das ers­te Mal um das 50. Lebens­jahr auf.

    Obwohl das Lei­den die Lebens­er­war­tung nicht beein­träch­tigt, ist häu­fig nur eine Lin­de­rung der Sym­pto­me, jedoch kei­ne voll­kom­me­ne Hei­lung mög­lich und es kommt oft zur Frühberentung.

    In vie­len Fäl­len bil­det sich die Krank­heit im Lau­fe des Lebens von allei­ne wie­der zurück.

    Im Gegen­satz zur land­läu­fi­gen Mei­nung han­delt es sich bei der Fibro­my­al­gie nicht um ein Weichteilrheuma.

    Mögliche Begleitsymptome

    Neben cha­rak­te­ris­ti­schen Schmer­zen lei­den vie­le Betrof­fe­ne noch unter wei­te­ren Begleit­sym­pto­men. Zu den mög­li­chen Beschwer­den, die noch auf­tre­ten kön­nen, zählen:

    Wie wird Fibromyalgie diagnostiziert?

    Die Fibro­my­al­gie ist eine Aus­schluss­dia­gno­se und kann nicht ein­fach mit­tels eines Blut­wer­tes oder einer Bild­ge­bung nach­ge­wie­sen werden.

    Um die Erkran­kung fest­zu­stel­len, ist eine aus­führ­li­che Unter­su­chung von gro­ßer Bedeu­tung. Mit­tels Ana­mne­se­ge­spräch kann man her­aus­fin­den, ob die Sym­pto­me die Kri­te­ri­en einer Fibro­my­al­gie erfüllen.

    Die­se Kri­te­ri­en sind:

    • anhal­ten­de Schmer­zen über min­des­tens 3 Monate
    • in min­des­tens 3 unter­schied­li­chen Körperregionen
    • auf Druck aus­lös­bar an min­des­tens 11 typi­schen Druckpunkten
    • mit einem oder meh­re­ren zusätz­li­chen Begleitsymptomen

    Sind die­se Kri­te­ri­en erfüllt, muss man zuerst schau­en, ob die Beschwer­den even­tu­ell durch ande­re Erkran­kun­gen aus­ge­löst wer­den. Dar­um fol­gen eine aus­führ­li­che kör­per­li­che Unter­su­chung und eine Blut­un­ter­su­chung.

    Fin­den sich Hin­wei­se auf ande­re Erkran­kun­gen, müs­sen die­se fach­ärzt­lich wei­ter abge­klärt wer­den. Gibt es kei­ne ande­re Grund­er­kran­kung, wel­che die Sym­pto­me voll­stän­dig erklä­ren kann, spricht man von einer Fibromyalgie.

    Welcher Arzt ist der Richtige bei Fibromyalgie

    Die Suche nach einem Spe­zia­lis­ten für Fibro­my­al­gie ist manch­mal gar nicht so leicht und auch die Fra­ge nach dem rich­ti­gen Arzt lässt sich nicht ein­deu­tig beantworten.

    Sowohl Haus­ärz­te mit Fach­wis­sen zum Fibro­my­al­gie­syn­drom als auch Rheu­ma­to­lo­gen und Phy­sio- und Ergo­the­ra­peu­ten kön­nen die rich­ti­gen Ansprech­part­ner sein — oft ist auch eine The­ra­pie-Kom­bi­na­ti­on rat­sam und hilfreich.

    Suchen Sie zunächst einen Haus­arzt auf, idea­ler­wei­se einen, der Erfah­run­gen mit der Behand­lung der Fibro­my­al­gie hat. Die­ser kann Sie dann an ent­spre­chen­de Spe­zia­lis­ten über­wei­sen, sodass eine für Sie sinn­vol­le The­ra­pie-Kom­bi­na­ti­on erstellt wird.

    Therapieoptionen

    Es gibt nicht die eine Pil­le oder Sprit­ze gegen Fibro­my­al­gie. Jedoch gibt es heu­te vie­le Behand­lungs­mög­lich­kei­ten, wel­che die Lebens­qua­li­tät meist deut­lich verbessern.

    Manch­mal ist es nötig, unter­schied­li­che The­ra­pien aus­zu­pro­bie­ren, bis eine betrof­fe­ne Per­son das Rich­ti­ge für sich fin­det. Meist hilft vor allem eine Kom­bi­na­ti­on auf meh­re­ren Therapieansätzen.

    Sport- und Physiotherapie

    Leich­tes Aus­dau­er­trai­ning wie Aqua­fit­ness, Fahr­rad­fah­ren oder Wal­ken ist ein wich­ti­ger Bestand­teil der Behand­lung des chro­ni­schen Schmerzsyndroms.

    Vie­le Pati­en­ten berich­ten von einer deut­li­chen Ver­bes­se­rung der Schmer­zen und weni­ger Schü­ben, wenn sie regel­mä­ßig mode­ra­ten Sport betrei­ben. Aller­dings kann schwe­re kör­per­li­che Arbeit die Sym­pto­me ver­schlim­mern, dar­um ist von exzes­si­vem Sport abzuraten.

    Des Wei­te­ren kann Phy­sio­the­ra­pie eine sinn­vol­le Ergän­zung dar­stel­len, um die Bewe­gungs­fä­hig­keit und Belast­bar­keit zu erhalten.

    Ein erfah­re­ner Phy­sio­the­ra­peut behan­delt Ihre Beschwer­den bei­spiels­wei­se durch:

    • Deh­nungs­übun­gen
    • Wir­bel­säu­len­gym­nas­tik und Rückenübungen
    • Trai­nings­the­ra­pie an Geräten

    Aktu­el­le Stu­di­en zei­gen, dass Bewe­gung und Phy­sio­the­ra­pie eine immer grö­ße­re Rol­le bei der Behand­lung der Fibro­my­al­gie spielen.

    Entspannungsmethoden

    Ent­span­nung und Locke­rung der Mus­ku­la­tur stel­len ein wei­te­res wich­ti­ges Stand­bein der Behand­lung dar.

    Hier­zu eig­net sich bei­spiels­wei­se Medi­ta­ti­on, auto­ge­nes Trai­ning oder die pro­gres­si­ve Mus­kel­ent­span­nung sehr gut und kön­nen regel­mä­ßig ange­wandt die Beschwer­den vie­ler Betrof­fe­nen lindern.

    Zudem soll­te man den Stress im All­tag redu­zie­ren, da Stress­si­tua­tio­nen zu Schmerz­schü­ben füh­ren können.

    Psychotherapie

    Da bei vie­len Betrof­fe­nen zu den Schmer­zen noch psy­chi­sche Sym­pto­me hin­zu­kom­men oder trau­ma­ti­sie­ren­de bezie­hungs­wei­se stark belas­ten­de Situa­tio­nen in der Ver­gan­gen­heit zu fin­den sind, kann eine Gesprächs- oder Ver­hal­tens­the­ra­pie helfen.

    Selbst wenn bei­des nicht der Fall ist, muss man immer beden­ken, dass andau­ern­de star­ke Schmer­zen auch eine psy­chi­sche Belas­tung dar­stel­len. Hier­zu kann beglei­tend eine The­ra­pie zur Schmerz­be­wäl­ti­gung sinn­voll sein.

    Neben den The­ra­pien wird beglei­tend in vie­len Fäl­len medi­ka­men­tös behan­delt. Eini­ge Anti­de­pres­si­va fin­den auch in der The­ra­pie chro­ni­scher Schmer­zen Anwen­dung und kön­nen den Schlaf deut­lich verbessern.

    Dar­um haben sie häu­fig auch in der The­ra­pie der Fibro­my­al­gie ihren berech­tig­ten Platz und zei­gen gute Erfolge.

    Schmerzmittel und alternative Therapieansätze

    Mit kon­ven­tio­nel­len Schmerz­mit­teln soll­te mit Bedacht umge­gan­gen wer­den. Die meis­ten frei ver­käuf­li­chen Medi­ka­men­te wie Par­acet­amol oder Ibu­profen haben oft kaum Wir­kung und kön­nen bei län­ger­fris­ti­ger Ein­nah­me oder in gro­ßen Men­gen mehr scha­den als nutzen.

    Auch stär­ke­re, ver­schrei­bungs­pflich­ti­ge Schmerz­mit­tel zei­gen meist kei­ne zufrie­den­stel­len­de Wir­kung und kön­nen im schlimms­ten Fall abhän­gig machen.

    Eini­ge Betrof­fe­ne berich­ten von einer Bes­se­rung der Schmer­zen unter Aku­punk­tur.

    Eine wich­ti­ge Maß­nah­me zur Behand­lung der Schmer­zen ist außer­dem Wär­me. Dem­zu­fol­ge ver­schafft eine Ganz­kör­per-Wär­me­be­hand­lung oder die geziel­te Behand­lung der schmer­zen­den Stel­len vie­len Linderung.

    Die Rolle der Ernährung bei Fibromyalgie

    Es gibt der­zeit noch kei­ne wis­sen­schaft­lich gesi­cher­ten Kennt­nis­se dar­über, ob und inwie­weit die Ernäh­rung Ein­fluss auf die Sym­pto­me und Beschwer­den hat.

    Aller­dings gibt es Ver­mu­tun­gen, dass der oxi­da­tive Stress (Dys­ba­lan­ce zwi­schen oxi­da­tiv­en und anti­oxi­da­tiv­en Pro­zes­sen und dadurch ver­mehrt schä­di­gen­de freie Radi­ka­le) bei Fibro­my­al­gie erhöht ist.

    Vie­le Fibro­my­al­gie­pa­ti­en­ten berich­ten, dass eine spe­zi­el­le Ernäh­rung basie­rend auf vie­len Anti­oxi­dan­ti­en eine Lin­de­rung der Sym­pto­ma­tik bewirkt. Vie­le Anti­oxi­dan­ti­en fin­den sich bei­spiels­wei­se in Gemü­se, Kräu­ter, Früch­te, Spros­sen und Beeren.

    Eine Ernäh­rungs­wei­se, die den Krank­heits­ver­lauf bei Fibro­my­al­gie poten­zi­ell posi­tiv beein­flusst, könn­te dem­nach so aussehen:

    • viel Obst und Gemü­se und über­wie­gend pflanz­li­che Kost
    • Fett und Zucker in Maßen, so wenig Fleisch wie möglich
    • Wenig Alko­hol, Kaf­fee und Scho­ko­la­de
    • vie­le Lebens­mit­tel mit anti­oxia­ti­ver Wir­kung (zum Bei­spiel grü­ner Tee, Nüs­se, Blau­bee­ren, Toma­ten)

    Wich­tig: Die Stu­di­en­lan­ge zum The­ma Fibro­my­al­gie-Ernäh­rung ist der­zeit noch zu dünn, um ver­bind­li­che Aus­sa­gen tref­fen zu kön­nen. Jedoch zei­gen die Erfah­run­gen der Pati­en­ten, dass eine über­wie­gend pflanz­li­che Misch­kost mit viel Obst und Gemü­se einen posi­ti­ven Krank­heits­ver­lauf bewir­ken kann.

    Quellen

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.