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Wenn die Erinnerung im Dunkeln liegt
Unter dem Begriff Demenz werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst. Allgemein handelt es sich um Erkrankungen, welche einen Verlust der Denk- und Erinnerungsfähigkeit zur Folge haben. Zwar nehmen die Erkrankungen einen unterschiedlichen Verlauf, führen aber letztlich zu erheblichen Einschränkungen im Alltag. Der Patient wird auf fremde Hilfe angewiesen sein. Darum gelten Demenzerkrankungen bei älteren Menschen als hauptsächliche Ursache für eine Pflegebedürftigkeit.
Welche Formen von Demenzen sind bekannt?
Man unterscheidet die primären Formen wie die Alzheimer-Demenz von der Sekundären Demenz. Je nachdem, ob eine andere Grunderkrankung Ursache für die Demenz ist oder ob die Demenz eine alleinstehende Krankheit ist, unterscheidet man zwischen sekundär und primär. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenzerkrankungen und betrifft mehr als die Hälfte aller Erkrankten.
Primäre Demenzformen
- Alzheimer-Demenz
- Vaskuläre Demenz
- Lewy-Body-Demenz
- Frontotemporale Demenz
Grunderkrankungen bei sekundären Demenzformen
- Hirnschäden (Blutungen, Sauerstoffmangel, Verletzungen)
- Hirntumore
- Vergiftungen (Alkohol, Drogen, Medikamente)
- Normaldruck-Hydrozephalus
- Vitaminmangelerkrankungen (Korsakow-Syndrom, Pellagra)
- Infektionskrankheiten (HIV, Neuroborreliose, Neurosyphilis)
Symptome von Demenzen
Die Symptomatik ist in erster Linie abhängig von der zugrundeliegenden Krankheit. Eines der häufigsten Symptome ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses. Dazu gehört eine auffallende Vergesslichkeit. Der Betroffene verlegt häufig Dinge und die Konzentrationsfähigkeit beginnt nachzulassen. Kann sich die Person in ungewohnter Umgebung nur schwer orientieren und verlegt übermäßig häufig Gegenstände, kann dies ein Hinweis auf Demenz sein.
Die wichtigsten Anzeichen von Demenzen im Überblick
Gedächtnislücken
Bei den meisten Demenzformen ein Leitsymptom, das bereits zu Beginn der Erkrankung auftritt. In der Regel ist vor allem anfangs das Kurzzeitgedächtnis am stärksten betroffen. Zum Beispiel vergisst der Betroffene Verabredungen und Termine, wiederholt Fragen oder sucht vermehrt nach Gegenständen beziehungsweise verlegt diese an ungewöhnlichen Orten. Später ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen.
Hindernisse im Alltag
Alltägliches wird bei Demenzkranken irgendwann zum Problem. Die Abläufe bestimmter Handlungen werden verwechselt. Dies kann beim Waschen und Ankleiden, beim Essen oder beim Kochen passieren.
Orientierungsprobleme
Zunächst fällt auf, dass Betroffene an unbekannten Orten keine Orientierung besitzen. Schließlich passiert dies auch an bekannten Orten und sogar im eigenen Zuhause. Dieser Umstand wird von einer wachsenden Unsicherheit, Ängsten und Depressionen begleitet.
Kommunikationsprobleme
Alzheimerkranke haben oft Probleme mit der Kommunikation. Einerseits kann es zu einem gestörten Sprachverständnis kommen, was zu scheinbar sinnlosen Antworten oder Erzählungen führt. Andererseits kann das Sprechen selbst für die Betroffenen ein Problem sein, und es bestehen Schwierigkeiten, Wörter oder Sätze zu formulieren.
Veränderte Wahrnehmung
Demenzkranke können ihre Umwelt oft nicht mehr richtig interpretieren und sind mit dem Treffen von Entscheidungen überfordert. Dadurch begegnet man Demenzkranken mit Pantoffeln im Supermarkt oder mit dem Nachthemd auf der Parkbank.
Interessenverlust
Hobbys werden vernachlässigt. Dinge, die man einst angefangen hatte, werden nicht zu Ende gebracht. Der Betroffene geht jeglichen Aktivitäten aus dem Weg und zeigt eine pessimistische Grundstimmung.
Diagnose von Demenzerkrankungen
Zu der Diagnose einer Demenz gehören verschiedene Tests. Die wohl bekannteste Methode hierbei ist der Uhrentest. Der Patient wird aufgefordert, ein Zifferblatt zu zeichnen, dieses zu beschriften und eine bestimmte Uhrzeit darzustellen.
Zudem sind körperliche Untersuchungen zwingend notwendig, um die Art der Demenzerkrankung herauszufinden und mögliche Grunderkrankungen zu behandeln. Dazu zählen einfache Kontrollen von Blutdruck oder Reflexen ebenso wie Laboruntersuchungen. Blutuntersuchungen werden zur Diagnose von sekundären Krankheitsformen benötigt. Dadurch ist es unter anderem möglich, Vitaminmängel festzustellen. Mittels bildgebender Verfahren, wie und CT, können die unterschiedlichen Formen von Demenzstörungen diagnostiziert werden.
Behandlung
Obwohl es eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten gibt, sind die primären Demenzen nicht heilbar. Die Therapien zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und den Patienten möglichst ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Demgegenüber kann sich eine sekundäre Demenz in einzelnen Fällen zurückbilden, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird.
Die Therapie umfasst die Gabe von Medikamenten und nichtmedikamentöse Maßnahmen. Die Behandlungen werden individuell an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst. Dabei wird auch auf die Wünsche der Patienten eingegangen. Werden die Behandlungen früh begonnen, bestehen die besten Erfolgsaussichten.
Medikamente im Rahmen der Demenzbehandlung
Bei der medikamentösen Behandlung kommen in erster Linie Antidementiva zum Einsatz. Diese Medikamente können die Beeinflussung bestimmter Botenstoffe im Gehirn bewirken. Besonders im Rahmen der Alzheimer-Behandlung wird mit Antidementiva gearbeitet. Die Medikamente sind wissenschaftlich erprobt, allerdings fehlt ihnen die Langzeitwirkung. Besonders im frühen Stadium der Krankheit ist es möglich, mit den enthaltenen Acetylcholinesterasehemmern den Mangel an bestimmten Botenstoffen im Gehirn auszugleichen. Dadurch kann eine längere Aufrechterhaltung der Denk- und Erinnerungsfähigkeit gegeben sein. Zusätzlich können Memantine, auch NMDA-Antagonisten, für eine medikamentöse Behandlung eingesetzt werden. Sie verändern die schädlichen Auswirkungen von Glutamat an den Rezeptoren (sogenannte NDMA-Rezeptoren).
Die Verhaltenstherapie als Behandlungsmöglichkeit
Wenn Patienten die Diagnose einer Demenzerkrankung erhalten, ist dies meist mit einer großen Unsicherheit und mit Ängsten verbunden. Die Betroffenen reagieren unterschiedlich, und apathische Reaktionen sind ebenso möglich wie aggressives Verhalten. Eine Verhaltenstherapie kann den Patienten helfen, mit der Krankheit besser zurechtzukommen und den Alltag besser zu meistern. Dies betrifft vorrangig das Anfangsstadium der Krankheit.
Kognitive Therapie kann Vergessen aufhalten
Die kognitive Therapie ist eine Möglichkeit, den Krankheitsverlauf aufzuhalten. Dabei findet ein Training des Gedächtnisses statt. Dies kann in Einzel- wie in Gruppensitzungen geschehen. Effektiv sind diese Maßnahmen im früheren und mittleren Krankheitsstadium.
Der Krankheitsverlauf
Jede Form der Krankheit geht mit einem Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit einher. Außerdem verläuft jede Demenzerkrankung von Patient zu Patient unterschiedlich. Das heißt, manche Formen schreiten eher langsam voran, wohingegen andere einen schnelleren Verlauf zeigen. Durch bestimmte Maßnahmen kann man den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
Kann man einer Demenzerkrankung vorbeugen?
Einer Demenz kann man lediglich in einem gewissen Maße vorbeugen. Dazu ist es notwendig, die Risikofaktoren im Auge zu behalten. Die Kontrolle der Blutfettwerte und des Blutdrucks gehören ebenso dazu wie eine entsprechende Ernährung und Lebensweise, um Übergewicht möglichst zu vermeiden. Wer viel Obst und Gemüse isst und Vollkornprodukte und Weißmehl vorzieht, reduziert sein Risiko für bestimmte Demenzformen. Zudem ist auch im Alter Bewegung ein Muss, um die Abwehrkräfte und das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Wer nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Gehirn täglich in Form bringt, kann ebenfalls sein Krankheitsrisiko senken.
Quellen
- Demenz — Eine Herausforderung für Angehörige — publiziert bei AWMF online — das Portal für wissenschaftliche Medizin
- Williamson J, Goldman J, Marder KS: Genetic aspects of Alzheimer disease. Neurologist 2009; 15: 80–86.
- Sieben Tipps gegen Alzheimer, erschienen in spektrum.de am 04.09. 2014