Die chronische Bronchitis stellt eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt dar und ist daher aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht besonders relevant. Zur Risikogruppe gehören überwiegend Männer in ihrem vierten Lebensjahrzehnt.
Als chronische Bronchitis wird eine anhaltende oder wiederkehrende Entzündung der Atemwege bezeichnet, die mit produktivem Husten über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten sowie dem Vorkommen der Symptome in mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren bezeichnet. Dabei müssen andere Erkrankungen, die den Husten verursachen könnten, ausgeschlossen sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Formen der Erkrankung
- 2 Ursachen einer chronischen Entzündung der Atemwege
- 3 Verbreitung und Häufigkeit des Auftretens einer chronischen Entzündung der Bronchien
- 4 Chronische Bronchitis: Symptome und Folgen
- 5 Diagnose – Untersuchungen und andere Maßnahmen zur Feststellung
- 6 Therapeutische Maßnahmen bei vorliegender Erkrankung
- 7 Prävention
- 8 Quellen
Formen der Erkrankung
Es wird zwischen zwei unterschiedlichen Arten von chronischen Entzündungen der Bronchien unterschieden:
Chronisch nicht-obstruktive Bronchitis
Die chronische nicht-obstruktive Bronchitis entspricht der oben genannten Definition einer chronischen Bronchitis und geht nicht mit einer Verengung der Luftwege einher. Der Husten entsteht durch eine anhaltende Entzündung der Atemwege mit erhöhter Schleimbildung. Für die Diagnose müssen immer andere mögliche Ursachen eines länger anhaltenden Hustens wie zum Beispiel bestimmte Infektionserkrankungen, Lungenkrebs oder auch Magenbeschwerden ausgeschlossen werden.
Chronisch-obstruktive Bronchitis
Eine Obstruktion ist eine Verengung, in diesem Fall der Bronchien. Geht eine chronische Bronchitis mit einer solchen Verengung einher, spricht man von einer chronisch-obstruktiven Bronchitis. Durch diese Verengung ist vor allem das Ausatmen erschwert, wodurch sich immer weiter Luft in der Lunge sammelt. Dieses Zuviel an Luft drückt auf das umliegende Lungengewebe und schädigt es, wodurch die Funktion der Lunge eingeschränkt wird. Eine solche Schädigung des Lungengewebes durch Luftansammlung nennt man Lungenemphysem. Eine chronisch-obstruktive Bronchitis mit einem solchen Lungenemphysem wird auch als chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bezeichnet.
Ursachen einer chronischen Entzündung der Atemwege
Als eine der häufigsten Ursachen für die chronische Entzündung der Bronchien gilt das Tabakrauchen. Weitere Faktoren sind Luftverschmutzung sowie feuchte oder neblig-kalte klimatische Bedingungen und Industrieabgase, aber auch berufliche Expositionen (Reizgase, Feinstaub, extreme Hitze).
Zudem ist eine mögliche Ursache auch die Verschleppung einer akuten Bronchitis.
Die chronische Bronchitis wird weiterhin mit gehäuften Lungenerkrankungen in der Kindheit in Verbindung gebracht oder kann durch bestimmte Erberkrankungen begünstigt werden.
Verbreitung und Häufigkeit des Auftretens einer chronischen Entzündung der Bronchien
In den Industrieländern sind circa zehn Prozent der Erwachsenen von der Erkrankung betroffen. Bei Männern tritt die andauernde Bronchitis circa drei mal häufiger auf als bei Frauen. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass es mehr Raucher als Raucherinnen gibt und Gefahrenstoffe in der Luft häufig ein Risiko von Berufen ist, in welchen überwiegend Männer tätig sind. Bestätigt wurde diese Annahme jedoch offiziell nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, an einer dauerhaften Entzündung der Bronchien zu erkranken, steigt mit dem Alter.
Chronische Bronchitis: Symptome und Folgen
Symptom einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung sind neben dem andauernden Husten mit Auswurf zusätzlich Atemnot. Je nach Schwere der Erkrankung kann die Atemnot nur bei schweren körperlichen Belastungen oder auch schon in Ruhe ohne körperliche Anstrengung auftreten. Da vor allem das Ausatmen behindert ist, sammelt sich bei einer schweren Erkrankung Kohlenstoffdioxid im Körper und führt anfangs zu Zittrigkeit/Unruhe und später zu einem einem schläfrigen Zustand.
Durch das “Aufblasen” des Brustkorbs mit Luft, die nicht mehr ausreichend ausgeatmet werden kann, kommt es im Verlauf zu einem Fassthorax (Zunahme des Brustkorbumfangs). Im Spätstadium zeigt sich dann eine starke Belastung des Herzens (Cor pulmonale oder Lungenherz). In Folge des Sauerstoffmangels kann es zu einer Zyanose (rötlich-blaue Verfärbung von Fingerspitzen, Zehenspitzen und Lippen) kommen. Zudem können körperliche Veränderungen wie Uhrglasnägel (vorgewölbte Fingernägel) und Trommelschlägelfinder (verdickte Endglieder der Finger) auftreten.
Eine weitere häufige Folge sind wiederkehrende Lungenentzündungen.
Diagnose – Untersuchungen und andere Maßnahmen zur Feststellung
Zur Diagnosefindung wird mit einer umfassenden Anamnese, einer Befragung des Patienten, begonnen. Dann folgt die körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Hierzu zählen die genaue Betrachtung sowie das Abhören von Herz und Lunge.
Im Labor kann eine Entzündung durch eine Untersuchung des Blutes festgestellt werden.
Es handelt sich hierbei um ein Blutbild mit Fokus auf Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sowie dem Entzündungsmarker CPR. Bei chronischem Husten erfolgt immer auch eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs. Röntgenuntersuchungen dienen vor allem dazu, ein mögliches Lungenemphysem zu erkennen sowie andere schwere Erkrankungen auszuschließen (Bronchialkarzinome).
Für eine klare Diagnose und die Beurteilung des Schweregrades einer andauernden Bronchitis wird auch ein Lungenfunktionstest durchgeführt. Hier stehen mehrere Verfahren zur Auswahl. Unterschieden wird hier zwischen der Spirometrie, Peakflow und Ganzkörperplethysmografie. Bei der Spirometrie (kleine Lungenfunktion) atmet der Patient durch einen dicken Schlauch ausschließlich durch den Mund. Gemessen werden dann Atemvolumen, Reservevolumen und Atemminutenvolumen.
Mit dem tragbaren Peakflow-Meter kann ein Patient selbständig die Strömungsgeschwindigkeit der ausatmenden Luft messen.
Der Bodyplethysmograf (große Lungenfunktion) ist der Spirometrie ähnlich und wird in einer genormten Kammer durchgeführt. Sie liefert sehr detaillierte Informationen zur Funktion der Lunge.
Aus den Messwerten des Funktionstests erhalten Lungenfachärzte dann Hinweise auf mögliche vorliegende Erkrankungen wie chronische Bronchitis, COPD, Lungenfibrose oder Asthma. Neben diesen Funktionstest und den normalen Blutuntersuchungen kann noch eine Blutgasanalyse aus arteriellem oder venösem Blut erfolgen.
In einigen Fällen wird zusätzlich zu üblichen Untersuchungen eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung) angeordnet, um die Diagnosestellung zu sichern. Bei dieser Methode werden mit einem Bronchoskop die unteren Atemwege untersucht. Wird eine starre Bronchoskopie durchgeführt, so ist der Patient narkotisiert. Bei der flexiblen Bronchoskopie hingegen lediglich sediert (Ruhigstellung durch die Gabe eines Sedativums).
Um schlussendlich ein Cor pulmonale (druckbelastetes rechtes Herz aufgrund einer Drucksteigerung im Lungenkreislauf) zu diagnostizieren oder auszuschließen, bieten sich kardiologische Untersuchungen an. Zudem können Lungenerkrankungen oder Symptome wie chronischer Husten auch mit Herzerkrankungen einhergehen. Die kardiologische Untersuchung besteht zumeist aus einem EKG (Messung der Herzströme) und einem Herzultraschall (Echokardiogramm).
Die Einteilung in Schweregrade einer COPD nach GOLD
Stadium nach Befund des Lungenfunktionstests
Stadium 1: FEV1 > 80 %
Stadium 2: 50 % < FEV1 < 80 %
Stadium 3: 30 % < FEV1 < 50 %
Stadium 4: FEV1 < 30 %
Gruppe nach Verschlimmerungen (Exazerbation) und Schwere der Symptome
Gruppe A: Maximal eine Exazerbation ohne Krankenhausaufenthalt und leichte bis mittlere Symptome
Gruppe B: Maximal eine Exazerbation ohne Krankenhausaufenthalt und starke Symptome
Gruppe C: Mindestens zwei Exazerbationen ohne oder eine Exazerbation mit Krankenhausaufenthalt und leichte bis mittlere Symptome
Gruppe D: Mindestens zwei Exazerbationen ohne oder eine Exazerbation mit Krankenhausaufenthalt und starke Symptome
Therapeutische Maßnahmen bei vorliegender Erkrankung
Den Grundstein einer Therapie bei einer chronischen Bronchitis bildet der Verzicht auf das Tabakrauchen. Auch sollte das Einatmen verschmutzter Luft durch Staub, Feinstaub und anderen belastenden Substanzen vermieden werden. Diese Verordnungen können für Betroffene unter Umständen einen Berufs- und/oder Wohnortwechsel bedeuten.
Zudem werden verschiedene Formen der Atemgymnastik empfohlen. Atemtechniken wie der Kutschersitz und das Atmen mithilfe der Lippenbremse können das Atmen bei einer Verengung der Luftwege erleichtern. Zudem erweisen sich spezielle Klopfmassagen als äußerst wirkungsvoll. Den Patienten wird weiterhin empfohlen, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Von Extremsport ist aufgrund der Symptome wie Atemnot abzusehen, jedoch können leichter Ausdauersport (Walken), leichtes Krafttraining und Gymnastik sich positiv auf den Erkrankungszustand auswirken.
Die Behandlung durch Medikamente erfolgt nach Schweregrad in Form einer Stufentherapie.
In leichten Fällen mit wenigen Symptomen und maximal einer Verschlimmerung der Symptome (Exazerbation) ohne Krankenhausaufenthalt im Vorjahr wird mit einem Spray zum Inhalieren (Bronchodilatatoren) begonnen. Wenn das nicht hilft oder bei deutlichen Symptomen kann ein zweiter Bronchodilatator dazugenommen werden. Bei starken Symptomen, häufigen oder schweren Verschlimmerungen werden zusätzlich andere Medikamente wie inhalative Glukocortikoide oder PDE-4-Hemmer eingesetzt. Bei Verschlimmerung ist oftmals zusätzlich die Einnahme von Antibiotika nötig, um bakterielle Infektionen effektiv zu behandeln.
Auch wird in schwerwiegenden Fällen eine Sauerstoff-Langzeittherapie angesetzt, wobei auf den Gebrauch spezieller Lungentrainingsgeräte nicht verzichtet werden sollte.
Ist die Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass der Patient nicht mehr in der Lage ist, selbstständig genügend Sauerstoff zu inhalieren, so müssen Atemhilfsgeräte genutzt werden. Diese können auch vom Patienten selbst zu Hause verwendet werden.
Prävention
Als beste Präventivmaßnahme gilt die Vermeidung von Tabakrauch. Auch das Einatmen von Dämpfen, Staub und Feinstaub sollte möglichst vermieden werden.
Eine gesunde Lebensweise mit leichter, regelmäßiger sportlicher Aktivität an der frischen Luft sowie eine Ernährungsweise, die Vitamin C, Fischöl und Mineralien enthält, nimmt einen positiven Einfluss auf die Lungengesundheit.
Schwere Infekte der Atemwege sollten nach Möglichkeit immer von einem Arzt untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, da häufige Entzündungen der Atemwege chronische Erkrankungen begünstigen könnten.