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Was ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Ist die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) von einer Entzündung betroffen, spricht man von einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).
Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, ist ein längliches Organ, welches quer im Oberbauch liegt. Sie hat einen gemeinsamen Ausführungsgang zusammen mit Leber und Gallenblase, der anschließend in den Zwölffingerdarm mündet.
Die Funktion der Bauchspeicheldrüse dient vor allen Dingen der Produktion von Verdauungsenzymen, die für die Eiweiß‑, Kohlenhydrat- und Fettspaltung eine Rolle spielen. Der Drüsenanteil des Organs bildet Hormone, wie Insulin, Glucagon, Somatostatin u.v.m. , die direkt in den Blutkreislauf abgesondert werden und eine Regulation des Stoffwechsels bewirken.
Welche Formen der Bauchspeicheldrüsenentzündung gibt es?
Das Erkrankungsbild lässt sich in zwei Gruppen einteilen. Eine akute und eine chronische Form, denen unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen.
Die akute Form
Bei der akuten Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung entsteht der Prozess der Entzündung plötzlich. Bei der Entzündung kommt es zur Freisetzung der Verdauungsenzyme, die eine Autodigestion, mit anderen Worten Selbstverdauung des Organs herbeiführen. Das kann man sich so vorstellen, als würde der Magen-Darmtrakt des Menschen Nahrung verdauen, nur dass die Bauchspeicheldrüse anfängt, sich selbst zu verdauen. Des Weiteren kommt es zu Anschwellung und Wasseransammlung im und um das Organ.
Diese potenziell lebensbedrohliche Organschädigung, die auch auf andere Organe übergreifen kann, muss daher schnellst möglichst behandelt werden. Ziel ist die Wiederherstellung der vollständigen Funktion oder die Aufrechterhaltung der bisherigen Funktion.
Wie kommt es zur akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Die häufigsten Ursachen sind Gallenwegserkrankungen (in ca. 45 % d.F.) wie Gallengangssteine (Choledocholithiasis) oder andere Ursachen, die eine Verengung oder Verstopfung des Ausführungsgangs der Bauchspeicheldrüse verursachen und zum Rückstau der Enzyme führen können. Am zweithäufigsten führt ein Alkoholmissbrauch (ca. 35 % d.F.), wie auch in vielen anderen zum akuten Geschehen. In einigen Fällen wissen Experten nicht, was die Ursache ist, hier spricht man dann von einer idiopathischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (ca. 15 % d.F.).
Weitere Ursachen können sein:
- Iatrogen (durch den Arzt/Ärztin ausgelöst)
- nach stumpfen Bauchverletzungen
- Virusinfektionen (z.B Mumps)
- erblich bedingt
- Autoimmunerkrankungen (z.B. Sjögren-Syndrom, Lupus)
- Hyperkalzämie
- Hypertriglyzidämie
- medikamentös-toxisch
Die chronische Form
Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung zeigt sich als fortwährend bestehende Entzündung, mit Besserung des Entzündungsgeschehens als auch Verschlechterung, die in eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung umschlagen kann. Bei lang anhaltendem Bestehen kann es auch zur Organrückbildung (Atrophie) und Organumbau (Fibrose) kommen. Im Anfangsstadium kommt es zu einer nicht ausreichenden Bildung von Verdauungsenzymen, die im Verlauf zum dauerhaften Funktionsausfall der Produktion von Enzymen und Hormonen führt.
Ursachen für eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
Im Gegensatz zur akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung ist insbesondere bei der chronischen Form, der chronische Alkoholmissbrauch der Hauptverursacher (ca. 80 % d.F.). Auch hier gibt es wieder eine idiopathische Form bei der die Ursache ungewiss bleibt.
Weiter Ursachen sind:
- Autoimmunpankreatitis
- Hypertriglyzeridämie
- medikamentös-toxisch
- erblich bedingt (z. B. als Folge von zystischer Fibrose)
- primärer Hyperparathyreoidismus
Was sind die Symptome?
Die Symptome bei beiden Formen sind sehr ähnlich, sie unterscheiden sich insbesondere in der Schwere ihrer Ausprägung.
Betroffene berichten von gürtelförmigen Oberbauchschmerzen, mit Ausstrahlung in die Seite und Rücken, die bei der akuten Form plötzlich und sehr stark einsetzen. Darüber hinaus kommt es zu Übelkeit und Erbrechen. Bei der körperlichen Untersuchung fällt auch ein sogenannter “Gummi-Bauch” auf. Hierbei handelt es sich um einen prall elastischen Bauch, dessen Ursache eine größere Flüssigkeitsansammlung zugrunde liegt.
Weitere Symptome können:
- paralytischer Darmverschluss
- Fieber, Herzrasen, niedriger Blutdruck
- Gelbliche Hautverfärbung (Ikterus)
- evtl. charakteristische Hautzeichen (Cullen‑, Grey-Turner, Fox-Zeichen)
Bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung können neben den Oberbauchschmerzen zusätzlich:
- Gewichtsverlust
- Durchfall
- Fettstühle
- Vitamin D‑Mangel
- Diabetes Mellitus
auftreten.
Diagnostik
Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenentzündung setzt sich aus körperlichen Symptomen, Blutergebnissen und Bildgebung (Ultraschall, Computertomografie, MRT).
Im Blutbild sind insbesondere die Pankreasenzyme “Lipase” und “Amylase” erhöht, weitere Laborparameter (ALT, Gamma-GT, MCV, Calcium, CRP) können Hinweise für die Ursache und Schwere des Geschehens geben.
Mithilfe des Ultraschalls lässt sich die Bauchspeicheldrüse schnell und strahlenfrei darstellen. Ihr Arzt oder Ärztin kann erkennen, ob z. B. auch schon Komplikationen wie Gewebsuntergang, oder Abszesse vorliegen, oder auch Ursachenforschung betreiben. Gallengangsteine, die den Ausführungsgang verstopfen können detektiert und im Verlauf mittels verschiedener Methoden entfernt werden.
Eine weitere Möglichkeit, die mit gleichzeitiger Intervention verbunden ist, ist die ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie). Mit dieser Methode lassen sich die Gallen und Pankreasgänge darstellen und gleichzeitig Gallengangssteine entfernen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Bauchspeicheldrüsenentzündung ist ein schwerwiegendes Krankheitsbild, die potenziell zum Tode führen kann. Diese muss daher im Krankenhaus überwacht und behandelt werden. Wichtig ist hierbei, dass die Patienten große Mengen an Flüssigkeit substituiert bekommen und die Schmerzen ausreichend therapiert sind.
Bei der akuten Bauchspeichelentzündung wird dann abgewogen, ob ein invasives Vorgehen indiziert ist, da in manchen Fällen, eine konservative Behandlung angestrebt werden kann, einfach gesagt, man sitzt die Entzündung ab. Eine absolute Indikation für ein operatives Vorgehen besteht, wenn Komplikationen wie krebsverdächtige Läsionen, Blutungen, Perforation, Abszesse, bakterielle Superinfektionen auftreten oder auch andere Organe, durch die Flüssigkeitsansammlung bedrängt werden (abdominelles Kompartment).
Die ERCP wird durchgeführt, wenn man Gallensteine als Auslöser vermutet werden, die dann somit entfernt werden und zur Ausheilung führen.
Weitere Möglichkeiten der Steinentfernung sind:
- Stoßwellentherapie
- Gallenblasenentfernung
Bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung liegt ein etwas anderer Prozess zugrunde. Da insbesondere Alkoholmissbrauch als Hauptverursacher anzusehen ist, passt sich die Therapie dementsprechend an.
Der Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse wird durch Enzym- und Hormonsubstitution ausgeglichen, nichtsdestotrotz sollten kleine und häufige Mahlzeiten eingenommen werden, um Symptome wie Durchfall und Fettstühle lindern. Darüber hinaus gilt grundsätzlich eine strikte Alkohol- und Rauchkarenz.