Bei der Desensibilisierung (auch Hyposensibilisierung genannt) soll das Immunsystem an allergieauslösenden Stoffe gewöhnt werden, damit Allergien langfristig behandelt werden können.
Erfahren Sie hier, wie eine Desensibilisierung abläuft, welche Risiken die Immuntherapie birgt und welche Kosten bei der Behandlung auf Sie zukommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist eine Desensibilisierung?
- 2 Nutzen der Desensibilisierung sollte die Risiken übersteigen
- 3 Bei wem wird die Desensibilisierung angewandt?
- 4 Ziel und Idee der Desensibilisierung
- 5 Eine erfolgreiche Desensibilisierung verschafft langfristig Beschwerdefreiheit
- 6 Risiken und Nebenwirkungen der Desensibilisierung
- 7 FAQ: Häufige Fragen schnell beantwortet
- 8 Fazit & Tipps
- 9 Quellen
Was ist eine Desensibilisierung?
Die Desensibilisierung (der exakte Begriff ist hier Hyposensibilisierung) dient zur Behandlung von Allergien. Sie ist beispielsweise hilfreich bei Pollenallergie, Bienen- und Wespenallergie und Allergien gegen Hausstaubmilben und Tierhaare.
Die spezifische Immuntherapie hat das Ziel, Patienten wieder beschwerdefrei leben lassen zu können. Bei dieser Art der Therapie wird das Immunsystem mit geringen Mengen des Allergens sensibilisiert.
Durch diese schrittweise Gewöhnung an die allergieauslösende Substanz können die Symptome in vielen, leider nicht in allen Fällen überwunden werden. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, sind in der Regel Therapiesitzungen über mehrere Monate und Jahre erforderlich, weshalb Allergiker Geduld mitbringen müssen, um mit dieser Behandlungsmethode Erfolge zu erzielen.
Bei der klassischen Hyposensibilisierung erstreckt sich die Behandlung über 3 Jahre, wobei der jeweilige Allergenextrakt in das Fettgewebe des Oberarms injiziert wird. Obwohl die Allergenmengen bei dieser Injektion sehr gering sind, muss der Patient anschließend dennoch überwacht werden, um mögliche anaphylaktische Reaktionen auszuschließen.
- Allergien können mit einer Desensibilisierung behandelt werden.
- Das Ziel der Behandlung ist die Minimierung der Allergiesymptome.
- Eine Desensibilisierung ist nicht für jeden Allergiker geeignet.
- Die Kosten für die Hyposensibilisierung übernimmt in der Regel die Krankenkasse.
Nutzen der Desensibilisierung sollte die Risiken übersteigen
Falls Allergien durch diese Methode nicht geheilt werden können, so ist es doch in vielen Fällen möglich, wenigstens Symptome zu lindern oder den krankheitsbedingten Verlauf abzuschwächen.
Bei Patienten, welche unter mehreren Allergien gleichzeitig leiden, kann die Desensibilisierung ebenfalls mit Erfolg eingesetzt werden. Dies sollte dann bei einem erfahrenen Facharzt (Allergologen, Dermatologen) erfolgen.
Außerdem wird die Hyposensibilisierung eingesetzt, wenn sich der fortwährende Kontakt mit dem Allergen nicht oder kaum vermeiden lässt.
Wichtig: Es sollte zuvor jedoch eine Nutzen-Risiken-Kalkulation vorgenommen werden. Der mögliche Nutzen einer Hyposensibilisierung sollte also die Risiken bei Weitem übersteigen. Ob dies möglich ist, muss individuell im Einzelfall durch den Arzt für Allergologie abgeklärt werden.
Bei wem wird die Desensibilisierung angewandt?
Zunächst muss geprüft werden, ob der Patient für die Desensibilisierung geeignet ist. Dies geschieht in der Regel durch die Erhebung des körperlichen Befundes und durch spezielle Blutuntersuchungen des Immunsystems.
Die Desensibilisierung ist also längst nicht für jeden Allergiker geeignet. Kontraindikationen für eine Hyposensibilisierung und damit nicht geeignete Personengruppen sind:
- Schwangere Frauen (Schwangerschaft vor Beginn der Hyposensibilisierung)
- Personen mit Herzkreislauf-Krankheiten
- Einnahme von Beta-Blockern
- Personen mit Autoimmunerkrankungen
- Personen mit unkontrolliertem Asthma
- Personen, die sich kürzlich einer Schutzimpfung unterzogen haben
- Bei aktuellen akutem Infekt
Bei Patienten mit chronischem Heuschnupfen muss diese Therapieform in der Regel jährlich immer wieder neu wiederholt werden. Denn die in der Luft umherfliegenden Pollenallergene unterliegen einer großen Variabilität, ändern sich also ständig.
Ziel und Idee der Desensibilisierung
Ziel der Desensibilisierung ist es, dass das körpereigene Immunsystem möglichst wieder ganz normal reagiert. Bei Allergikern reagiert das Immunsystem aus oft nicht bekannten Gründen völlig unkontrolliert und überempfindlich mit den entsprechend lästigen Symptomen.
Im Zuge der allergischen Reaktion werden sogenannte Mastzellen aktiv, welche bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen große Mengen an Histamin und anderen Botenstoffen ausschütten. In der Folge kommt es zu Atemnot, Juckreiz, Fließschnupfen oder vielfältigen anderen allergischen Symptomen.
Das direkte Ziel der Hyposensibilisierung ist es also, diese überschießende Reaktion abzumildern und so langfristig positive Veränderungen der Lebensqualität zu bewirken.
Eine erfolgreiche Desensibilisierung verschafft langfristig Beschwerdefreiheit
Der Erfolg einer Desensibilisierung bemisst sich darin, inwieweit bekannte Symptome rückläufig sind oder auch ob weniger Antiallergika benötigt werden. Ziel einer solchen Immuntherapie ist immer die möglichst langfristige Beschwerdefreiheit.
Leider kann die Hyposensibilisierung aber längst nicht allen Menschen mit Allergien helfen. Typischerweise gliedert sich der Ablauf einer Hyposensibilisierung in 2 Abschnitte:
- die Anfangsbehandlung
- sowie die Erhaltungsphase.
Anfangsbehandlung
Während der Anfangsbehandlung, welche auch als Steigerungsphase bezeichnet wird, erhalten Patienten wöchentlich einen definierten Extrakt des Allergens unter die Haut gespritzt. Von Woche zu Woche wird nun die Menge des Allergens gesteigert, bis zu einer ebenfalls definierten Maximaldosis.
Erhaltungsphase
Werden diese Allergen-Applikationen anstandslos vertragen, erfolgt der Übergang in die Erhaltungsphase. Dabei wird jeweils die Maximaldosis des Allergens einmal monatlich injiziert. Die Desensibilisierung gegen eine Insektengiftallergie kann sich bis zu 5 Jahre hinziehen.
Risiken und Nebenwirkungen der Desensibilisierung
Zusammengefasst sind folgende Nebenwirkungen möglich:
- allergische Reaktionen und Rötungen an der Einstichstelle
- Juckreiz oder Schwellungen
- Nesselsucht oder Asthma bronchiale
- allergischer Schock (in sehr seltenen Fällen)
Sollten während jeder Phase einer Desensibilisierung schwere Nebenwirkungen in Form einer Anaphylaxie (akute, allergische Reaktion des Immunsystems) auftreten, so wird die Behandlung sofort abgebrochen. Lokale allergische Reaktionen wie Rötung oder Juckreiz an der Einstichstelle sind jedoch in der Regel normal und unproblematisch.
FAQ: Häufige Fragen schnell beantwortet
Wer profitiert besonders von der Immuntherapie?
Personen mit Insektengift‑, Pollen- und auch Hausstaubmilbenallergie sprechen den Erfahrungen nach besonders gut auf die Desensibilisierung an. Auch allergisches Asthma kann häufig erfolgreich behandelt werden.
Muss ich die Therapie selber zahlen?
Nein, in der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Hyposensibilisierung.
Welche Formen der Hyposensibilisierung gibt es?
Neben der klassischen Form der Hyposensibilisierung (wöchentliche Spritzen mit steigender Allergenkonzentration) gibt es die Kurzzeit-Hyposensibilisierung (Erhaltungsphase wird schneller erreicht), die Rush-Hyposensibilisierung (mehrere Spritzen täglich) sowie die sublinguale Hyposensibilisierung (keine Spritzen, sondern Tropfen oder Tabletten).
Worauf muss ich am Tag der Injektion achten?
Am Tag der Desensibilisierung sollten Sie auf Sport, körperliche Anstrengungen und Hitzebelastungen (beispielsweise durch eine Sauna) verzichten.
Wo bekomme ich weitere Infos zum Thema Allergie?
Bei weiteren Fragen können Sie sich an den Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. wenden, der Ihre Fragen beantwortet.
Fazit & Tipps
Die Desensibilisierung kann Sie endlich von lästigen Allergie-Symptomen befreien und Heuschnupfen, leichte Asthmaformen oder Insektengiftallergien mildern. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob die Therapie für Sie in Frage kommt und sich tatsächlich lohnt.
Übrigens: Eine Desensibilisierung ist nicht bloß per Injektion möglich, sondern beispielsweise auch durch Gabe des Medikamentes in die Nasenschleimhaut (Desensibilisierungsspray) oder in Tropfen- oder Tablettenform zum Einnehmen. Die Erfolgsquote bei einer Pollenallergie liegt bei 60 bis 70 Prozent, bei der Bienen- und Wespenallergie sogar bei bis zu 90 Prozent.