In den vergangenen Jahren hat die Krebsmedizin viele Fortschritte gemacht — diese beschränken sich jedoch auf die Bekämpfung vorhandener Krebszellen, während bisher kein einziges Mittel gegen Metastasenbildung existiert.
Durch den stetigen Fortschritt der modernen Medizin gilt die Diagnose Krebs schon längst nicht mehr als Todesurteil. Verschiedene Statistiken der vergangenen zwanzig Jahre verweisen auf eine signifikante Verbesserung der Überlebensrate erkrankter Menschen. Kommt es jedoch zu einer Metastasenbildung und einer Streuung in andere Organe, so sieht es trotz neuer medizinischer Erkenntnisse schlecht aus. Tatsächlich mangelt es bisher an ausreichendem Fachwissen über den komplexen Prozess der Metastasenbildung und -streuung.
Doch es gibt Hoffnung: US-Forscher haben einen potenziellen Wirkstoff gegen die Bildung von Metastasen entdeckt. Bisher wurde das Medikament namens Metarrestin zwar nur an Mäusen getestet, dennoch lassen deutliche Erfolge hoffen: Die Nagetiere, die an Bauchspeicheldrüsen-, Brust- und Prostatakrebs erkrankt waren, lebten trotz Erkrankung länger. Das Mittel verhinderte nämlich eine Ausbreitung der Krebszellen auf andere Organe. Berichten zufolge sollen schon in absehbarer Zeit Studien am Menschen folgen.
Angriff auf rätselhafte Zellstruktur
Seit einiger Zeit beschäftigen sich Kevin Frankowski und sein Team von der University of Kansas mit einer kleinen, unerforschten Zellstruktur, die eine große Rolle in der Metastasenbildung zu spielen scheint. Das rätselhafte Zellgerüst ist in der Wissenschaft unter dem Begriff „Perinukleares Kompartiment (PNC)“ bekannt und existiert ausschließlich auf der Oberfläche von Krebszellen. Seine exakte Funktion ist bisher noch unklar, eines ist jedoch sicher: Je häufiger PNCs auf einer Krebszelle vorkommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Metastasenstreuung.
Die amerikanischen Forscher machten sich dieses Wissen zunutze und suchten daher nach einer geeigneten Substanz, um diese Zellstruktur anzugreifen. Etwa 100 chemische Komponenten zeigten in einer Studie mit über 140.000 Probanden eine generelle Aktivität gegenüber des PNCs, wohingegen nur eine dieser Wirkstoffe über ausreichend Effektivität verfügte, um die Zellstruktur vollständig zu zerstören – das Metarrestin.
In einer anschließenden Reihe an Experimenten erforschten die Wissenschaftler die Wirksamkeit der Substanz an Mäusen. Dabei zeigte sich eine Hemmung der Metastasenbildung bei den an Bauchspeicheldrüsen-, Brust- und Prostatakrebs erkrankten Nagetieren, insbesondere in Lunge und Leber. Die Tiere lebten demnach deutlich länger, als ihre Verwandten aus anderen Kontrollgruppen. Das Forscherteam geht diesbezüglich von einer behindernden Wirkung des Metarrestins auf die Proteinbiosynthese der Krebszelle aus.
Zukünftig könnte die Substanz beispielsweise nach einer Krebsoperation zum Einsatz kommen: Ergänzend zur Chemotherapie kann das Metarrestin dazu beitragen, die Rückkehr eines Tumors nach Entfernung sowie eine potenzielle Metastasierung zu verhindern.