Delirium: Wie gefährlich ist die akute Verwirrung?

    Zuletzt aktualisiert am Montag, den

    Das Deli­ri­um ist eine meist plötz­lich ein­tre­ten­de Stö­rung des geis­ti­gen Zustan­des, die durch Sym­pto­me wie Schwit­zen, Herz­ra­sen, Ori­en­tie­rungs­stö­run­gen oder Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten gekenn­zeich­net ist.

    Erfah­ren Sie in die­sem Arti­kel, wel­che Ursa­chen der Stö­rung zugrun­de lie­gen, wor­an man den Zustand erken­nen kann und wel­che Maß­nah­men ein­ge­lei­tet wer­den sollte.


    Delirium: Wie gefährlich ist die akute Verwirrung?

    Was versteht man unter einem Delirium?

    Ein Deli­ri­um — oder auch Delir — ist eine durch kör­per­li­che Ursa­chen ent­stan­de­ne Psy­cho­se, also eine psy­chi­sche Ver­än­de­rung und Stö­rung, die ihm Rah­men einer Grund­er­kran­kung auf­tre­ten kann.

    Das ursprüng­li­che Wort kommt aus dem Latei­ni­schen und bedeu­tet soviel wie “ver­rückt sein” oder “irre sein”. Grund dafür ist das selt­sa­me Ver­hal­ten, das del­iran­te Men­schen an den Tag legen.

    Oft tritt das Deli­ri­um plötz­lich auf und die Betrof­fe­nen schei­nen nicht mehr sie selbst zu sein.

    Wich­tig: Bei einem Deli­ri­um wird sofor­ti­ge medi­zi­ni­sche Hil­fe benö­tigt, um eine schnel­le und ohne Kom­pli­ka­tio­nen ver­lau­fen­de Hei­lung ein­zu­lei­ten. Wie der Arzt die Dia­gno­se stellt und wel­che Maß­nah­men und Behand­lun­gen ein­ge­lei­tet wer­den, erfah­ren Sie im Ver­lauf des Artikels.

    Symptome: Woran erkennt man das Delir?

    Ein Deli­ri­um tritt meist inner­halb kür­zes­ter Zeit auf und es ist nicht zu über­se­hen, dass mit den Betrof­fe­nen etwas nicht stimmt. Die Sym­pto­me kön­nen von Fall zu Fall unter­schied­lich stark aus­ge­prägt sein.

    Zu den typi­schen Sym­pto­men zählen:

    • Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten (Ner­vö­ses umher­schau­en, hin- und her wip­pen, unru­hi­ges umher­lau­fen etc.)
    • Blut­hoch­druck und Herzrasen
    • Schwit­zen
    • Zit­tern
    • Bewusst­seins­stö­run­gen (Däm­mer­zu­stand bis Bewusst­lo­sig­keit)
    • Ori­en­tie­rungs­stö­run­gen (zu Ort, Zeit, Situa­ti­on und/oder Per­son)
    • Hal­lu­zi­na­tio­nen
    • gestör­ter Schlaf-Wach-Rhythmus

    Info: Bei älte­ren Men­schen sind die Sym­pto­me eines Deli­ri­ums meist schwer zu erken­nen. Die typi­sche Ver­wirrt­heit wird nicht immer rich­tig dia­gnos­ti­ziert und vie­le alte Men­schen zie­hen sich als Fol­ge zurück und wer­den ruhi­ger — gera­de bei älte­ren Men­schen ist die Gefahr des Delirs dem­nach erhöht.

    Wodurch kann ein Delir verursacht werden?

    Die Ursa­chen eines Deli­ri­ums kön­nen viel­fäl­tig sein. Jedoch steckt immer eine kör­per­li­che Ursa­che dahin­ter. Vor allem bei älte­ren, chro­nisch kran­ken oder sucht­kran­ken Men­schen kann es zu einem Delir kommen.

    Die­ser Zustand kann bei­spiels­wei­se aus­ge­löst wer­den durch:

    • Alko­hol­ent­zug (Deli­ri­um tremens)
    • Medi­ka­men­te oder Dro­gen sowie deren Entzug
    • Hohes Fie­ber
    • Gehirn­er­kran­kun­gen oder Kopfverletzungen
    • Sau­er­stoff­man­gel
    • Aus­trock­nung
    • Man­gel­er­näh­rung
    • Ope­ra­tio­nen
    • Demenz
    • Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen
    • Schock­zu­stän­de
    • Stoff­wech­sel­stö­run­gen
    • Elek­tro­lyt­stö­run­gen
    • Schlaf­apnoe-Syn­drom
    • Miss­hand­lung und Gefangenschaft

    Fast jede kör­per­li­che Krank­heit kann ein Delir ver­ur­sa­chen. Dar­um soll­te gera­de bei Risi­ko­grup­pen dar­auf geschaut wer­den, ob Hin­wei­se auf ein Deli­ri­um auftreten.

    Häu­fig wird das Deli­ri­um übri­gens auch durch einen Kran­ken­haus­auf­ent­halt oder durch eine Ope­ra­ti­on ausgelöst.

    Im Kran­ken­haus (beson­ders durch den Auf­ent­halt auf einer Inten­siv­sta­ti­on) löst die räum­li­che Iso­la­ti­on poten­zi­ell eine Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit aus und kann ein Deli­ri­um ver­ur­sa­chen. Die Ein­nah­me von Medi­ka­men­ten kann das Risi­ko wei­ter­hin erhöhen.

    Bei Ope­ra­tio­nen sind psy­chi­scher Stress sowie Nar­ko­se- und Schmerz­mit­tel häu­fi­ge Ursa­chen für die post­ope­ra­ti­ve Aus­lö­sung eines Deliriums.

    Die körperlichen Ursachen beheben

    Da das Deli­ri­um an sich kei­ne eigen­stän­di­ge Erkran­kung, son­dern eher ein Sym­ptom dar­stellt, muss in ers­ter Linie die Ursa­che beho­ben werden.

    Tritt ein Delir auf, soll­te immer eine schnellst­mög­li­che Behand­lung erfol­gen, da die zugrun­de­lie­gen­de Pro­ble­ma­tik unter Umstän­den töd­lich ver­lau­fen kann.

    Des Wei­te­ren soll­te eine aus­führ­li­che Dia­gnos­tik statt­fin­den, wenn ein Delir bei sonst schein­bar gesun­den Men­schen auftritt.

    Was macht der Arzt und wie wird die Diagnose erstellt?

    Soll­te sich der Ver­dacht auf ein Deli­ri­um äußern, ist zunächst der Besuch beim Haus­arzt sinn­voll, wel­cher direk­te Behand­lungs­maß­nah­men ein­lei­ten oder den Pati­en­ten an einen Fach­arzt über­wei­sen kann.

    Der Arzt unter­sucht den all­ge­mei­nen Zustand des Pati­en­ten, über­prüft den Geis­tes­zu­stand und nimmt gege­be­nen­falls Urin- oder Blut­pro­ben, um Ursa­chen für die Sym­pto­ma­tik zu finden.

    Wei­ter­hin gibt es ver­schie­de­ne Test­ver­fah­ren, um das Delir zu bestä­ti­gen oder zu widerlegen:

    • CAM-ICU (Fra­ge­bo­gen zur Dia­gnos­tik eines Delirs)
    • ICDSC (Inten­si­ve Care Deli­ri­um Scree­ning Check­list)
    • Nu-DESC (Nur­sing Deli­ri­um Scree­ning Sca­le)
    • 3D-CAM (Mess­in­stru­ment zur Dia­gnos­tik eines Delirs)
    • CAM‑S (Ähn­lich wie 3D-CAM, ermit­telt aber zusätz­lich den Schwe­re­grad des Delirs)

    Da das Deli­ri­um kei­ne eigen­stän­di­ge Krank­heit dar­stellt und sich als Fol­ge einer mög­li­cher­wei­se ernst­haf­ten Erkran­kung ent­wi­ckelt, hängt die nach­fol­gen­de Behand­lung von der zugrun­de­lie­gen­den Ursa­che ab.

    Eine sofor­ti­ge und kor­rek­te Behand­lung der Ursa­chen führt meist zu einer schnel­len Hei­lung und wirkt blei­ben­den Schä­den entgegen.

    Fazit und weiterführende Informationen / Studien

    Das Delir ist eine ernst­haf­te, orga­ni­sche psy­chi­sche Stö­rung, die uner­kannt vie­le Gefah­ren und Risi­ken birgt.

    Eine ein­wand­freie Dia­gno­se ist oft­mals nur schwer zu tref­fen, da die Sym­pto­me durch ver­schie­dens­te Ursa­chen von Alko­hol­ent­zug oder Medi­ka­men­ten­kon­sum bis hin zu ver­schie­dens­ten Krank­hei­ten und Stö­run­gen aus­ge­löst wer­den können.

    Die Hei­lungs­pro­gno­se ist bei schnel­ler Behand­lung gut, sodass die Ursa­che meist schnell gefun­den, eine ent­spre­chen­de Behand­lung ein­ge­lei­tet und der Zustand des Deli­ri­ums unter­bun­den wer­den kann.

    Wei­ter­füh­ren­de wis­sen­schaft­li­che Links und Stu­di­en zum Thema:

    1
    /
    5
    (
    1

    Stimme 

    )
    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.