Colitis ulcerosa: Ursachen, Verlauf und Therapie

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    Colitis ulcerosa: Ursachen, Verlauf und Therapie

    Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

    Die Coli­tis ulce­ro­sa gehört wie der Mor­bus Crohn zu den chro­nisch-ent­zünd­li­chen Darm­er­kran­kun­gen. Gekenn­zeich­net sind die­se Erkran­kun­gen durch schub­wei­se auf­tre­ten­de Ent­zün­dun­gen des Darms.

    Bei der Coli­tis ulce­ro­sa ist nicht der gesam­te Ver­dau­ungs­trakt, son­dern nur der Dick­darm von die­sen Ent­zün­dun­gen betrof­fen. Dabei kön­nen im gesam­ten Dick­darm oder nur in Tei­len davon ober­fläch­li­che Geschwü­re (Ulcera) auf­tre­ten. Meist tritt die Erkran­kung das ers­te Mal im Alter von 20 bis 40 Jah­ren auf.

    Wie genau die Erkran­kung ent­steht, ist noch unklar. Ver­mut­lich spie­len sowohl erb­li­che als auch Umwelt­fak­to­ren eine Rol­le. Spe­ku­liert wird über eine auto­im­mu­ne Ent­ste­hung oder eine Fehl­funk­ti­on des darm­ei­ge­nen Abwehr­sys­tems mit der Fol­ge, dass Erre­ger ein­drin­gen und zu Ent­zün­dun­gen füh­ren können.

    Symptome und Einteilung

    Typi­scher­wei­se kommt es bei der Coli­tis ulce­ro­sa in einem Schub zu blu­tig-schlei­mi­gen Durch­fäl­len. Die­ser kann beglei­tet sein von kolik­ar­ti­gen Bauch­schmer­zen, schmerz­haf­tem Stuhl­drang und all­ge­mei­nen Sym­pto­men wie Fie­ber und Gewichtsabnahme.

    Zudem teilt man die Schü­be nach Schwe­re­gra­den ein. Von einem leich­ten Schub spricht man bei fünf blu­tig-schlei­mi­gen Durch­fäl­len pro Tag ohne Fie­ber. Hin­ge­gen zeigt sich ein mit­tel­gra­di­ger Schub durch bis zu acht die­ser Durch­fäl­le täg­lich und schmerz­haf­tem Stuhl­drang in Kom­bi­na­ti­on mit leich­tem Fie­ber bis zu 38°C. Bei einem schwe­ren Schub kann es zu mehr als acht die­ser Durch­fäl­le pro Tag kom­men und die Betrof­fe­nen füh­len sich schwer krank. Es tre­ten hohes Fie­ber, ein schlech­ter All­ge­mein­zu­stand und Schmer­zen auf.

    Zudem kann eine Coli­tis ulce­ro­sa auch in Ver­bin­dung mit ande­ren Beschwer­den ste­hen, obwohl auf dem ers­ten Blick kein Zusam­men­hang erkenn­bar zu sein scheint. Ent­zün­dung der Augen, Gelen­ke, Gal­len­gän­ge, Mund­schleim­haut oder des Herz­beu­tels sind mög­li­che Anzei­chen der Erkran­kung. Des Wei­te­ren sind Haut­aus­schlä­ge mög­lich. Zu beach­ten ist auch, dass die gute Funk­ti­on des Darms wich­tig für ein unbe­ein­träch­tig­tes Funk­tio­nie­ren der Gal­len­bla­se ist. Dadurch begüns­tigt die Coli­tis ulce­ro­sa die Ent­ste­hung von Gallensteinen.

    In den meis­ten Fäl­len wer­den Schü­be durch bestimm­te Trig­ger wie Stress oder star­ke kör­per­li­che Belastung/Infektionen aus­ge­löst. Zwi­schen die­sen Schü­ben kön­nen Betrof­fe­ne über Jah­re hin­weg beschwer­de­frei sein (Remis­si­on). Sel­te­ner sind die Beschwer­den kon­ti­nu­ier­lich ohne beschwer­de­freie Inter­val­le aber mit zeit­lich vari­ie­ren­der Stär­ke der Beschwer­den vor­han­den. In etwas 5% der Fäl­le kann es zu einem soge­nann­ten ‘akut ful­mi­nan­ten Ver­lauf’ kom­men, der bereits in kur­zer Zeit zu einem lebens­be­droh­li­chen Zustand führt.

    Welche Komplikationen können auftreten?

    Außer­dem ist es mög­lich, dass im Lau­fe der Erkran­kung Kom­pli­ka­tio­nen auf­tre­ten. Dazu zäh­len bei­spiels­wei­se schwe­re Ent­zün­dun­gen des gesam­ten Dick­darms mit star­ker Gas­bil­dung, die den Darm ‘auf­pum­pen’ und bis hin zu einem lebens­ge­fähr­li­chen Riss des Dick­darms füh­ren kön­nen (Toxi­sches Mega­ko­lon). Wei­ter kann es zu stär­ke­ren Blu­tun­gen der Geschwü­re kom­men und die jah­re­lan­gen, häu­fi­gen Ent­zün­dun­gen erhö­hen das Risi­ko einer bös­ar­ti­gen Ver­än­de­rung (Kolon­kar­zi­nom).

    Im Kin­des­al­ter kön­nen Darm­er­kran­kun­gen und Gewichts­ver­lust Ent­wick­lungs­stö­run­gen zur Fol­ge haben.

    Diagnostik

    Da auch ande­re Darm­er­kran­kun­gen (bspw. Mor­bus Crohn, Diver­ti­ku­li­tis, Kolon­kar­zi­nom, Reiz­darm­syn­drom) sowie man­che Infek­ti­ons­krank­hei­ten und Nah­rungs­un­ver­träg­lich­kei­ten zu ähn­li­chen Sym­pto­men füh­ren kön­nen, ist eine aus­führ­li­che Unter­su­chung nötig.

    Aus die­sem Grund wer­den Fra­gen zu den bestehen­den Beschwer­den gestellt und der Bauch sowie der End­darm abge­tas­tet. Anschlie­ßend fol­gen in der Regel eine Blut- und Stuhl­un­ter­su­chung. Im Blut sol­len die Ent­zün­dungs­wer­te (CRP, BSG) kon­trol­liert wer­den. Im Stuhl ist es manch­mal mög­lich, Erre­ger oder typi­sche Mar­ker (Cal­pro­tec­tin) nachzuweisen.

    Auf­schluss­reich kann auch ein Ultra­schall des Bau­ches sein. Eben­falls uner­läss­lich für die Stel­lung der rich­ti­gen Dia­gno­se ist eine Darm­spie­ge­lung (Kolo­sko­pie) mit Pro­be­ent­nah­men. Hier­durch kön­nen ent­zün­de­te Stel­len und ande­re Ver­än­de­run­gen des Darms direkt gese­hen und wei­ter unter­sucht werden.

    Behandlungsansätze

    Nach Fest­stel­lung einer Coli­tis ulce­ro­sa soll­te eine auf den Betrof­fe­nen abge­stimm­te Behand­lung erfol­gen. Je nach­dem, wie schwer die Erkran­kung ver­läuft und ob gera­de ein Schub oder eine Remis­si­on vor­liegt, gibt es ver­schie­de­ne Ansätze:

    Medikamentös

    • Bei leich­ten Schü­ben kom­men spe­zi­el­le ent­zün­dungs­hem­men­de Medi­ka­men­te (5‑ASA) sowie medi­ka­men­tö­se Ein­läu­fe zum Einsatz.
    • Mit­tel­schwe­re Schü­be behan­delt man zusätz­lich mit einer abneh­men­den Dosis Predn­iso­lon (Cor­ti­son).
    • In schwe­ren Schü­ben muss der Betrof­fe­ne meist im Kran­ken­haus ver­sorgt wer­den, da der Darm mög­lichst ruhig gestellt wer­den soll. Sowohl die Ernäh­rung als auch die Gabe von Medi­ka­men­ten (Predn­iso­lon, ggf. Anti­bio­ti­ka und ande­re Wirk­stof­fe) erfol­gen über die Vene.
    • Kön­nen die Stan­dard-Medi­ka­men­te nicht gege­ben wer­den oder zei­gen sie kei­ne aus­rei­chen­de Wir­kung, ist der Ein­satz neue­rer Medi­ka­men­te (Bio­lo­gi­cals) möglich.
    • Zudem gibt es eine Lang­zeit­me­di­ka­ti­on, die auch zwi­schen den Schü­ben zur Erhal­tung der beschwer­de­frei­en Inter­val­le ein­setz­bar ist. Zum Bei­spiel das ent­zün­dungs­hem­men­de Medi­ka­ment 5‑ASA.

    Chirurgisch

    Zeigt sich nach meh­re­ren Tagen inten­si­ver medi­ka­men­tö­ser The­ra­pie kei­ne Bes­se­rung, dro­hen Kom­pli­ka­tio­nen oder tre­ten die­se sogar auf, ist eine Ope­ra­ti­on oft unum­gäng­lich. Auch wenn die Medi­ka­men­te nicht ver­tra­gen wer­den oder es sehr oft zu Schü­ben kommt, kann es sinn­voll sein, über eine OP nachzudenken.

    Bei einer Ope­ra­ti­on kann man Tei­le des Dick­darms oder den gesam­ten Dick­darm ent­fer­nen und bei Bedarf einen künst­li­chen Darm­aus­gang anbrin­gen. Jedoch gibt es auch Ver­fah­ren, bei denen nur vor­über­ge­hend ein künst­li­cher Darm­aus­gang besteht und in einer zwei­ten Ope­ra­ti­on erfolgt die Rückverlagerung.

    Zusätzliche Behandlungen und Vorsorgeuntersuchungen

    Eben­so wie die medi­ka­men­tö­se oder ope­ra­ti­ve Behand­lung gehört die psy­cho­so­ma­ti­sche The­ra­pie mit in die Ver­sor­gung bei einer chro­nisch-ent­zünd­li­chen Darm­er­kran­kung. Infol­ge der schub­wei­se auf­tre­ten­den und teils sehr belas­ten­den Beschwer­den sowie der damit ver­bun­de­nen Ein­schrän­kun­gen im Sozi­al­le­ben oder der Arbeits­welt kön­nen star­ke psy­chi­sche Stress­si­tua­tio­nen ent­ste­hen. Dafür gibt es unter ande­rem Selbst­hil­fe­grup­pen für Betroffene.

    Abge­se­hen davon soll­ten regel­mä­ßi­ge Kon­troll­un­ter­su­chun­gen statt­fin­den. Dazu gehört auch die wie­der­hol­te Durch­füh­rung von Darm­spie­ge­lun­gen, um recht­zei­tig mög­li­che bös­ar­ti­ge Ver­än­de­run­gen zu erken­nen und zu behandeln.

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    Dr. med. Natascha Kern
    Unse­re Exper­tin: Dr. med. Nata­scha KernÄrz­tinArzt/Ärztin nach gel­ten­der Approbationsordnung
    Dr. Nata­scha Kern stu­dier­te Human­me­di­zin an der Johann Wolf­gang von Goe­the-Uni­ver­si­tät in Frank­furt am Main. Sie arbei­tet am Insti­tut für Rechts­me­di­zin in Frank­furt. Zwi­schen 2017 und Ende 2019 schreibt sie als Gast­au­torin auch für Health Rise.