Autismus: So sehen Betroffene die Welt

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    Hin­ter dem Autis­mus steckt eine kom­ple­xe neu­ro­lo­gi­sche Ent­wick­lungs­stö­rung. Es han­delt sich hier­bei viel­mehr um eine Wesens­art, als um eine tat­säch­li­che Krank­heit. Das bedeu­tet, dass sich die Gehir­ne autis­ti­scher Men­schen, in ihrer Struk­tur von den Gehir­nen nicht autis­ti­scher Men­schen unterscheiden.

    Betrof­fe­ne Per­so­nen haben oft­mals gro­ße Schwie­rig­kei­ten eine nor­ma­le Bezie­hung zu ihren Mit­men­schen auf­zu­bau­en. Aus die­sem Grund ver­mei­den sie häu­fig sozia­le Kon­tak­te und zie­hen sich zurück. Des Wei­te­ren fällt es ihnen schwer, sich aus­zu­drü­cken und ver­ständ­lich zu machen. Zudem deu­ten auch sie wie­der­um die Gefühls­re­gung ihrer Mit­men­schen falsch.

    Autis­mus im Kurzüberblick:
    • Autis­ti­sche Men­schen ver­ar­bei­ten ihre Wahr­neh­mun­gen anders als nicht autis­ti­sche Personen.
    • Autis­ten haben ande­re Lern- und Denkweisen.
    • Autis­ten haben eine ande­re Art der sozia­len Kom­mu­ni­ka­ti­on und Interaktion.
    • Im Ver­hal­ten autis­ti­scher Men­schen fin­den sich eini­ge Ver­hal­tens­wei­sen, die für Nicht-Autis­ten nicht auf Anhieb ver­ständ­lich sind.

    Aber woher kommt die­se neu­ro­lo­gi­sche Ent­wick­lungs­stö­rung und wie lässt sie sich behan­deln? Wie sieht die Pro­gno­se für die Betrof­fe­nen aus?

    Erfah­ren Sie hier mehr über die­ses Thema.


    Autisten nehmen die Umwelt anders wahr als nicht von der Krankheit Betroffene

    Wie wird Autismus diagnostiziert?

    Autis­mus ist ein Spek­trum, das bedeu­tet, dass Men­schen, die von die­ser tief grei­fen­den Ent­wick­lungs­stö­rung betrof­fe­nen sind, sich teil­wei­se sehr deut­lich von­ein­an­der unterscheiden.

    Grund­sätz­lich ent­wi­ckeln sich die Moto­rik- sowie die Sprach­fä­hig­kei­ten bis zum 18. Lebens­mo­nat sehr unter­schied­lich. Das ist auch der Grund, war­um eine Dia­gno­se zu die­sem frü­hen Zeit­punkt häu­fig sehr schwie­rig ist. Ins­be­son­de­re intel­li­gen­te Kin­der kön­nen eini­ge ihrer Sym­pto­me sehr gut ver­ber­gen. Die­se erschwer­te Dia­gno­se­mög­lich­keit ist jedoch ziem­lich pro­ble­ma­tisch, denn eine Früh­erken­nung ist von zen­tra­ler Bedeu­tung, um recht­zei­tig mit der För­de­rung des Kin­des begin­nen zu können.

    Die Autismus-Diagnose beim Facharzt

    Eine exak­te Dia­gno­se ist häu­fig erschwert, weil die betrof­fe­nen Kin­der bei den medi­zi­ni­schen Unter­su­chun­gen häu­fig nicht aktiv mitarbeiten.

    Anhand neu­ro­lo­gi­scher und bild­ge­ben­der Unter­su­chungs­ver­fah­ren kann der Arzt kör­per­li­che Erkran­kun­gen aus­schlie­ßen. Auch Labor­un­ter­su­chun­gen sind in die­sem Zusam­men­hang von gro­ßer Bedeu­tung. Durch einen Seh­test oder mit­tels Hör­prü­fun­gen kann die Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Augen sowie der Ohren fest­ge­stellt werden.

    Durch eine exak­te Mes­sung der Gehirn­strö­me kann der Arzt zudem Hirn­schä­den ausschließen.

    Die Diagnose beim Psychiater

    Wenn der Fach­arzt kei­ne phy­si­schen Ursa­chen fin­den kann, muss meis­tens ein psych­ia­tri­scher Spe­zia­list hin­zu­ge­zo­gen wer­den. Kin­der- oder Jugend­psych­ia­ter ken­nen sich mit den Sym­pto­men sowie den unter­schied­li­chen Erschei­nungs­for­men des Autis­mus sehr gut aus. Sie haben die not­wen­di­ge Erfah­rung sowie die ver­schie­de­nen Dia­gnos­tik­me­tho­den, um eine kon­kre­te Aus­sa­ge tref­fen zu können.

    Wenn bei einem Klein­kind zwi­schen dem zehn­ten und dem zwölf­ten Lebens­mo­nat bestimm­te Ent­wick­lungs­auf­fäl­lig­kei­ten zu beob­ach­ten sind, wird in der Regel etwa sechs Mona­te spä­ter eine zusätz­li­che Unter­su­chung ver­an­lasst: Hier wird dann geprüft, ob die Auf­fäl­lig­kei­ten noch immer vor­han­den sind.

    Es gibt gewis­se Anzei­chen für Autismus:

    • wenn ein klei­nes Kind zwi­schen zwölf und acht­zehn Mona­ten kaum Blick­kon­takt zu sei­nen Mit­men­schen herstellt
    • wenn ein Kind nicht reagiert, sobald es beim Namen geru­fen wird
    • wenn ein­mal erwor­be­ne sozia­le und sprach­li­che Fähig­kei­ten wie­der ver­lo­ren gehen

    Bei Kin­dern, die den 18. Lebens­mo­nat über­schrit­ten haben, kön­nen fol­gen­de Ver­hal­tens­wei­sen und Wesens­zü­ge auf Autis­mus hindeuten:

    • wenn das Kind kei­ne Gegen­stän­de bringt, um die­se zu zeigen
    • wenn das Kind kaum Mimik zeigt, wenn bei­spiels­wei­se ein ande­rer Mensch unter Schmer­zen leidet

    Weitere Diagnostikverfahren – Ablauf und möglicher Anwendungszeitpunkt

    Zum einen gibt es den soge­nann­ten „Autis­mus-Test“. Hier wer­den die Sym­pto­me und Anzei­chen mit­hil­fe von spe­zi­el­len Fra­ge­bö­gen beur­teilt. Bei klei­nen Kin­dern beant­wor­ten Eltern stell­ver­tre­tend die Fra­gen und schät­zen die Sym­pto­me des Kin­des aus ihrer Sicht ein.

    Aus­ge­wer­tet wer­den die­se Fra­ge­bö­gen von spe­zia­li­sier­ten Fach­ärz­ten. Als Bewer­tungs­grund­la­ge dient die „Dia­gnos­ti­sche Behand­lungs­ska­la für autis­ti­sche Stö­run­gen“ sowie das „Dia­gnos­ti­sche Inter­view für Autis­mus“. Die­se Tests kön­nen ab dem zwei­ten Lebens­jahr ein­ge­setzt werden.

    Im Fokus die­ser Tests ste­hen vor allem die Sym­pto­me, die für das Spek­trum Autis­mus cha­rak­te­ris­tisch sind. Die Kin­der wer­den über einen bestimm­ten Zeit­raum hin­weg genau beob­ach­tet und von ihren Eltern eingeschätzt.

    Ins­be­son­de­re beim früh­kind­li­chen Autis­mus lässt sich bei 70 Pro­zent aller Betrof­fe­nen auch eine geis­ti­ge Behin­de­rung dia­gnos­ti­zie­ren. Liegt ein kon­kre­ter Ver­dacht vor, kann also unter Umstän­den auch der Intel­li­genz­quo­ti­ent nähe­re Hin­wei­se liefern.

    Ein leich­ter Autis­mus kann sogar gänz­lich unbe­merkt blei­ben und erst im Erwach­se­nen­al­ter dia­gnos­ti­ziert wer­den. In den meis­ten Fäl­len berich­ten die betrof­fe­nen Men­schen hier, dass sie sich schon immer anders als ihre Mit­men­schen gefühlt haben.

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    Welche Symptome und Anzeichen lassen sich bei Autismus beobachten?

    Typisch sind ins­be­son­de­re die fol­gen­den drei Merk­ma­le:

    Gestörte soziale Fähigkeiten

    1. Gestör­te sozia­le Interaktionen:

    Autis­ti­schen Men­schen fällt es beson­ders schwer, eine fes­te Bezie­hung zu ihren Mit­men­schen auf­zu­bau­en. Bereits im Säug­lings­al­ter fal­len autis­ti­sche Kin­der durch ihr cha­rak­te­ris­ti­sches Ver­hal­ten auf.

    Auf­merk­sa­me Müt­ter und Väter kön­nen bereits ziem­lich früh fest­stel­len, ob sich das eige­ne Kind mög­li­cher­wei­se anders ver­hält als ande­re Gleichaltrige.

    Ein cha­rak­te­ris­ti­sches Merk­mal autis­ti­scher Kin­der ist, dass sie kei­ne enge elter­li­che Bin­dung auf­bau­en. Des Wei­te­ren reagie­ren sie auch nicht auf ver­schie­de­ne Rei­ze aus ihrer Umgebung.

    2. Blick­kon­takt vermeiden:

    In der Regel suchen Babys immer den Blick­kon­takt mit der eige­nen Mut­ter sowie ihre kör­per­li­che Nähe. Bei autis­ti­schen Kin­dern ist das hin­ge­gen anders: Sie ver­mei­den sogar aktiv den Blick­kon­takt. Auch das Lächeln ihres Gegen­übers erwi­dern sie nicht. Daher wer­den autis­ti­sche Kin­der von ihrer Umge­bung und ihren Mit­men­schen oft als starr und teil­nahms­los empfunden.

    Auch spä­ter kön­nen betrof­fe­ne Kin­der schwer Freund­schaf­ten mit Gleich­alt­ri­gen knüp­fen. Am liebs­ten spie­len autis­ti­sche Kin­der allei­ne. Ihre Mit­men­schen neh­men sie nur dann wahr, wenn sie zur Befrie­di­gung ihrer Bedürf­nis­se bei­tra­gen sol­len und können.

    3. Feh­len­de Empathie:

    Die Gefüh­le ande­rer Men­schen sind für Autis­ten nicht nach­voll­zieh­bar. Sie kön­nen sich also nicht in ande­re Mit­men­schen hin­ein­ver­set­zen. Auch über ihre eige­nen Gefüh­le kön­nen Autis­ten nicht spre­chen oder die­se zum Aus­druck brin­gen. In eini­gen Fäl­len kön­nen von die­ser Stö­rung betrof­fe­ne Kin­der beim Spie­len schein­bar ohne Grund anfan­gen zu kichern oder einen Lach­an­fall bekommen.

    Wei­te­re Auf­fäl­lig­kei­ten im Ver­hal­ten von Autisten: 

    • kei­ne wech­sel­sei­ti­gen Bezie­hun­gen durch Mimik, Blick­kon­takt oder Körpersprache
    • kei­ne Bezie­hun­gen zu Gleichaltrigen
    • kein Ver­ständ­nis für die Gefüh­le ande­rer Menschen
    • Die Gefüh­le der Mit­men­schen wer­den von autis­ti­schen Men­schen nicht erwi­dert. Auch die eige­nen Reak­tio­nen pas­sen sich der Stim­mungs­la­ge nicht an.
    • Spon­ta­ne Emp­fin­dun­gen wie zum Bei­spiel Inter­es­se oder Freu­de an diver­sen Tätig­kei­ten sind bei Autis­ten nicht zu beobachten.

    Beeinträchtigte Kommunikation und Sprache

    Sprach­fä­hig­kei­ten und Kommunikation:

    Die Spra­che autis­ti­scher Men­schen ist oft­mals eben­falls gestört. Kin­der, die von einem früh­kind­li­chen Autis­mus betrof­fen sind, kön­nen in der Regel gar kei­ne nor­ma­le Spra­che erler­nen. Wenn sie sich doch sprach­lich aus­drü­cken, so wie­der­ho­len sie oft nur die glei­chen Sät­ze. Zudem fehlt die Sprach­me­lo­die, wodurch ein robo­ter­ähn­li­cher Ein­druck entsteht.

    Bei Men­schen mit dem Asper­ger-Syn­drom sind die Sprach­fä­hig­kei­ten hin­ge­gen sehr gut aus­ge­baut: Den­noch wirkt auch hier die Spra­che selt­sa­mer­wei­se monoton.

    Sym­pto­me bezüg­lich der Sprachfähigkeiten: 

    • Betrof­fe­ne hin­ken in ihrer per­sön­li­chen Sprach­ent­wick­lung hinterher.
    • Autis­ti­sche Kin­der ver­su­chen, sich nicht über ihre eige­ne Mimik und Ges­tik auszudrücken.
    • Autis­ten sind nicht in der Lage eine Unter­hal­tung mit ande­ren Men­schen zu begin­nen oder aufrechtzuerhalten.
    • Das Sprach­vo­ka­bu­lar ist sehr ein­sei­tig und begrenzt. In den meis­ten Fäl­len wer­den Fra­ge­stel­lun­gen von Mit­men­schen oder Sät­ze nur nachgesprochen.

    Auffälliges, stereotypes Verhalten

    Ver­hal­tens­mus­ter und Inter­es­sen von autis­ti­schen Personen:

    Autis­ti­sche Men­schen wie­der­ho­len häu­fig ihre eige­nen Ver­hal­tens­wei­sen. Das bedeu­tet, dass sie ihre Gewohn­hei­ten und fes­ten Ritua­le beharr­lich pfle­gen. Zudem kön­nen sich die Betrof­fe­nen von ihren Lieb­lings­din­gen nicht wirk­lich tren­nen und neh­men die­se über­all hin mit.

    Auf deut­li­che Ver­än­de­run­gen reagie­ren sie häu­fig mit Schrei­an­fäl­len und gro­ßer Angst.

    Des Wei­te­ren bün­delt sich oft das gan­ze Inter­es­se von Autis­ten auf bestimm­te Details, die sie voll und ganz ein­neh­men: So haben autis­ti­sche Men­schen oft ganz eige­ne Bega­bun­gen, die sie sehr erfolg­reich aus­üben. In die­sem Zusam­men­hang wird von Insel­be­ga­bun­gen gesprochen.

    Zu die­sem Sym­ptom-Kom­plex wer­den fol­gen­de Anzei­chen gezählt:

    • Betrof­fe­ne Men­schen haben oft unge­wöhn­li­che Inter­es­sen oder wid­men sich spe­zi­el­len und aus­ge­wähl­ten Details.
    • Sie kön­nen und wol­len bestimm­te Gewohn­hei­ten und Ritua­le nicht aufgeben.
    • Ihre Ver­hal­tens­mus­ter sind häu­fig mono­ton und stereotyp.
    • An einem Spiel­zeug suchen sich autis­ti­sche Kin­der ganz bestimm­te Details aus: Die­sen wird dann die gan­ze Auf­merk­sam­keit gewid­met. Nur in sehr sel­te­nen Fäl­len wird der gan­ze Gegen­stand in das Spiel miteinbezogen.
    • Die Spie­le autis­ti­scher Kin­der sind eher ste­reo­typ. Zudem ahmen die Betrof­fe­nen auch kein Spiel­ver­hal­ten ande­rer Kin­der nach.

    Welche Autismus Formen gibt es?

    Zum Spek­trum-Autis­mus gehö­ren ver­schie­de­ne Erscheinungsformen:

    Frühkindlicher Autismus

    Ist von Autis­mus die Rede, so ist in den meis­ten Fäl­len damit der früh­kind­li­che Autis­mus gemeint. Die­se Form der Ent­wick­lungs­stö­rung äußerst sich schon sehr früh, näm­lich bereits im Säug­lings­al­ter. Ein cha­rak­te­ris­ti­sches Sym­ptom ist die aus­ge­präg­te Kon­takt­scheu des Babys.

    Meis­tens kann um den 18. Lebens­mo­nat des Kin­des her­um eine kon­kre­te Dia­gno­se gestellt werden.

    Kin­der, die vom früh­kind­li­chen Autis­mus betrof­fen sind, äußern die klas­si­schen Autis­mus-Sym­pto­me. Hier­zu gehören:

    • man­geln­de Sozialkompetenz
    • unent­wi­ckel­te Sprachfähigkeiten
    • Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­ble­me
    • ste­reo­ty­pe Verhaltensmuster

    Das Asperger-Syndrom

    Die­se Form zeigt sich in den meis­ten Fäl­len erst nach dem drit­ten Lebens­jahr des Kin­des. Auch hier zei­gen die Kin­der eini­ge Anzei­chen des früh­kind­li­chen Autis­mus wie beispielsweise:

    • gestör­te sozia­le Kompetenzen
    • ein beson­ders aus­ge­präg­tes Inter­es­se für eine bestimm­te Sache oder ein Detail
    • ste­reo­ty­pe Verhaltensweisen.

    Ein wei­te­res cha­rak­te­ris­ti­sches Sym­ptom für Kin­der mit einem Asper­ger-Syn­drom ist die ein­deu­ti­ge moto­ri­sche Unge­schick­lich­keit sowie eine gewis­se „Toll­pat­schig­keit“. Vie­le der Betrof­fe­nen, die unter die­sem Syn­drom lei­den, ver­fü­gen jedoch über eine nor­mal aus­ge­präg­te Intel­li­genz. Durch unter­stüt­zen­de Ver­hal­tens­the­ra­pien kön­nen sie ler­nen, mit ihrem „Anders­sein“ im All­tag gut zurecht­zu­kom­men und ein mög­lichst selbst­stän­di­ges Leben zu führen.

    Das Savant-Syndrom

    Betrof­fe­ne die­ses Syn­droms haben bestimm­te Bega­bun­gen, soge­nann­te Insel­be­ga­bun­gen. Eini­ge von ihnen kön­nen aus­ge­zeich­net rech­nen. Ande­re wie­der­um besit­zen ein foto­gra­fi­sches Gedächt­nis. Wie­der ande­re kön­nen Fremd­spra­chen in Rekord­zeit erlernen.

    Die­sen beson­de­ren Bega­bun­gen wid­men sich die Betrof­fe­nen mit sehr gro­ßer Aus­dau­er. Dafür haben sie jedoch kaum ande­re Interessen.

    Es gibt durch­schnitt­lich intel­li­gen­te sowie über­durch­schnitt­li­che intel­li­gen­te Men­schen mit dem Savant-Syndrom.

    Atypischer Autismus – was ist das?

    Die­se Form wird auch als psy­cho­ge­ner Autis­mus oder als früh­kind­li­cher Autis­mus mit aty­pi­scher Sym­pto­ma­tik bezeichnet.

    Betrof­fe­ne Kin­der erkran­ken erst nach Voll­endung des drit­ten Lebens­jah­res dar­an und wei­sen auch nicht alle Anzei­chen des früh­kind­li­chen Autis­mus auf.

    Autismus – eine Behinderung?

    Es han­delt sich hier­bei nicht um eine Krank­heit im eigent­li­chen Sin­ne, son­dern viel­mehr um eine ange­bo­re­ne neu­ro­lo­gi­sche Stö­rung. Die­se Neu­ro-Diver­si­tät sieht bei jedem Men­schen anders aus. Der Groß­teil der autis­ti­schen Men­schen lei­det unter geis­ti­gen Behinderungen.

    Eine Behin­de­rung liegt vor allem auch dann vor, wenn die sozia­len Anpas­sungs­schwie­rig­kei­ten beson­ders aus­ge­prägt sind: Das schließt auch die Inte­gra­ti­ons­fä­hig­keit in Kin­der­gar­ten, Schu­le, häus­li­ches Umfeld oder den Arbeits­markt ein.

    Welche Erkrankungen können zusätzlich auftreten?

    Begleit­erkran­kun­gen von Autismus:
    • ADHS: Die Auf­merk­sam­keits­stö­rung kann zusätz­lich zum Autis­mus auftreten.
    • Belas­tungs­stö­run­gen
    • Psy­cho­sen
    • Depres­sio­nen
    • Pho­bien und aus­ge­präg­te Angstzustände
    • Zwangs­stö­run­gen
    • Schlaf­stö­run­gen
    • Ess­stö­run­gen
    • Epi­lep­sie
    • Gesichts­blind­heit: Damit sind vor allem Schwie­rig­kei­ten gemeint, die Gesich­ter ande­rer Men­schen zu erken­nen. Autis­ten neh­men die Gesich­ter ande­rer häu­fig wie einen Gegen­stand wahr.

    Aktu­el­le For­schungs­stu­di­en konn­ten in die­sem Zusam­men­hang auf­zei­gen, dass autis­ti­sche Men­schen das äuße­re Erschei­nungs­bild von Mit­men­schen und ihre Gesich­ter in einem Teil des Hirns ver­ar­bei­ten, das eigent­lich für die Objekt­wahr­neh­mung zustän­dig ist.

    Ins­be­son­de­re dann, wenn die autis­ti­sche Ent­wick­lungs­stö­rung län­ge­re Zeit uner­kannt und unbe­han­delt bleibt, kön­nen sich unter­schied­li­che zusätz­li­che Stö­run­gen bemerk­bar machen.

    Allein schon aus die­sem Grund ist eine früh­zei­ti­ge Dia­gno­se von zen­tra­ler Bedeu­tung!

    Autismus – wie viele Menschen sind im Durchschnitt betroffen?

    Eine exak­te Zahl der Betrof­fe­nen lässt sich nicht genau erfas­sen. Einer wis­sen­schaft­li­chen Stu­die zufol­ge betrifft die­se neu­ro­lo­gi­sche Ent­wick­lungs­stö­rung rund ein Pro­zent der Bevöl­ke­rung. Jun­gen schei­nen davon etwa drei bis vier­mal häu­fi­ger betrof­fen zu sein als Mäd­chen. Autis­mus tritt auf der gan­zen Welt und in allen sozia­len Schich­ten auf.

    Mögliche Risikofaktoren und Ursachen des Autismus

    Grund­sätz­lich wer­den vor allem drei wesent­li­che Fak­to­ren unter­schie­den, die bei der Ent­wick­lung die­ser Stö­rung eine Rol­le spie­len können:

    1. Gene­ti­sche Ursa­chen: Exper­ten ver­mu­ten, dass Autis­mus ins­be­son­de­re durch Erb­gut­ver­än­de­run­gen bedingt ist. Bestimm­te Stu­di­en mit Geschwis­tern oder Zwil­lin­gen unter­stüt­zen die­se Theo­rie. Dem­nach haben Kin­der mit autis­ti­schen Geschwis­tern ein deut­lich höhe­res Risiko.
    2. Ent­wick­lung des Gehirns: Bis heu­te konn­ten kei­ne typi­schen Ver­än­de­run­gen der Gehirn­struk­tu­ren bei autis­ti­schen Men­schen fest­ge­stellt wer­den. Aller­dings zeig­ten sich in bestimm­ten Hirn­area­len gewis­se Auf­fäl­lig­kei­ten: Die­se sind vor allem für die kom­mu­ni­ka­ti­ven sowie für die sozia­len Fähig­kei­ten ver­ant­wort­lich. Bis­lang neh­men Exper­ten an, dass die Ent­wick­lung des Gehirns bei autis­ti­schen Kin­dern schon im Mut­ter­leib gestört ist.
    3. Beein­träch­tig­te Gehirn­che­mie: Betrof­fe­ne haben in vie­len Fäl­len einen höhe­ren Dopa­min- und Sero­to­nin-Spie­gel im Blut.

    Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

    Die­se neu­ro­lo­gi­sche Ent­wick­lungs­stö­rung ist bis zum heu­ti­gen Tage nicht heil­bar. Die Anzei­chen und Sym­pto­me blei­ben das gan­ze Leben lang bestehen. Meis­tens neh­men sie jedoch mit fort­schrei­ten­dem Lebens­al­ter ab.

    Das pri­mä­re Ziel der Autis­mus-Behand­lung ist, die kom­mu­ni­ka­ti­ven sowie die sozia­len Fähig­kei­ten des Kin­des zu ver­bes­sern. Auch die Eltern sol­len durch die The­ra­pie im Umgang mit ihrem Kind unter­stützt werden.

    Die bes­ten Resul­ta­te zeigt die Behand­lung dann, wenn sie mög­lichst früh­zei­tig begon­nen und über einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg durch­ge­führt wird.

    Jeder Mensch ist indi­vi­du­ell und ein­zig­ar­tig. Aus die­sem Grund muss auch die The­ra­pie immer auf den Ein­zel­fall neu abge­stimmt wer­den. Es geht vor allem um ein ganz­heit­li­ches Kon­zept, um die vor­han­de­nen kind­li­chen Fähig­kei­ten zu unter­stüt­zen und wei­ter auszubauen.

    Das Umfeld des autis­ti­schen Kin­des muss weit­ge­hend in die Behand­lung mit­ein­be­zo­gen werden.

    Das wesent­li­che Ziel der Behand­lung ist die geziel­te För­de­rung fol­gen­der Fähigkeiten:

    • För­de­rung der sozia­len Kompetenz
    • Kon­takt­be­reit­schaft des Kindes
    • Empa­thie
    • kom­mu­ni­ka­ti­ve Fähigkeiten
    • Sprach­ver­ständ­nis und die Sprachfähigkeit
    • Ver­ständ­nis von Mimik und Ges­tik ande­rer Mitmenschen
    • Ver­hal­ten im Alltag

    Von beson­ders gro­ßer Bedeu­tung sind ver­hal­tens­the­ra­peu­ti­sche Behandlungen.

    Autismus – Verlauf und Prognose

    Heil­bar ist Autis­mus lei­der nicht, aber gut behandelbar!

    Der exak­te Ver­lauf hängt bei­spiels­wei­se von der Autis­mus-Form ab. Etwa 75 Pro­zent aller autis­ti­schen Men­schen sind auf Hil­fe von ihrer Umwelt ange­wie­sen. Die meis­ten Kin­der und Jugend­li­chen, die von Autis­mus betrof­fen sind, wach­sen heut­zu­ta­ge in ihren eige­nen Fami­li­en auf. Sie wer­den inten­siv betreut und erhal­ten geziel­te The­ra­pie- und För­de­rungs­maß­nah­men.

    Men­schen, mit einem leich­ten Autis­mus, kön­nen aber auch gut allei­ne zurecht­kom­men. Hier ist es mög­lich, den betrof­fe­nen Kin­dern bereits früh­zei­tig ein gewis­ses Maß an Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit sowie an sozia­ler Kom­pe­tenz anzu­trai­nie­ren. Grund­vor­aus­set­zung hier­für ist jedoch, dass die Betrof­fe­nen über eine bestimm­te Intel­li­genz verfügen. 

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