Arthrose – Ursachen, Diagnose, Therapie

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    Arthrose – Ursachen, Diagnose, Therapie

    Arthrose – Gelenkverschleiß über das übliche Maß hinaus

    Arthro­se bezeich­net die krank­haf­te Gelenk­ab­nut­zung, die über das alters­üb­li­che Maß hin­aus­geht. Somit ist Arthro­sis deform­ans die Fol­ge eines über­mä­ßig abge­nutz­ten und damit zer­stör­ten sowie in der Funk­ti­on beein­träch­tig­ten  Gelenks. Alters­be­dingt ist dies ein gewöhn­li­cher Prozess.

    Je älter ein Mensch wird und je mehr Last auf sei­nen Gelen­ken las­tet, des­to wei­ter wird der Gelenk­ver­schleiß vor­an­schrei­ten. Bei der krank­haf­ten Form muss zur medi­zi­ni­schen Defi­ni­ti­on also ange­nom­men wer­den, dass es sich wirk­lich um einen über­mä­ßi­gen und beein­träch­ti­gen­den Ver­schleiß der Gelen­ke han­delt. Es gibt ent­spre­chend gute Grün­de, sich mit den Risi­ko­fak­to­ren, den the­ra­peu­ti­schen Mög­lich­kei­ten und den Mecha­ni­ken hin­ter der Arthro­se zu beschäftigen.

    Wei­ter­hin ist die Arthro­sis deform­ans nicht zu ver­wech­seln mit der Arthri­tis; die­se bezeich­net eine Gelenkentzündung.

    Symptome und Diagnose von Arthrose

    Die Sym­pto­me bei einem Gelenk­ver­schleiß sind nicht ein­heit­lich. In vie­len Fäl­len bleibt das Lei­den so lan­ge sym­ptom­los, bis der Ver­schleiß so weit vor­an­ge­schrit­ten ist, dass es zu einem Vor­fall (plötz­lich ein­ge­schränk­te Beweg­lich­keit, Schmer­zen, Schwel­lung) kommt. In eini­gen Fäl­len bleibt der Gelenk­ver­schleiß auch unbemerkt.

    Klas­si­sche Sym­pto­me sind allerdings:

    • eine ein­ge­schränk­te Bewegungsfähigkeit
    • Anlauf­pro­ble­me beim Aus­füh­ren einer Bewegung
    • Gelenk­schmer­zen
    • Gelenk­ge­räu­sche

    Wei­ter­hin zei­gen sich bei bild­ge­ben­den Ver­läu­fen Defor­ma­tio­nen, even­tu­ell auch ein Erguss und auf­ge­rau­te Gelen­kober­flä­chen. Gele­gent­lich fin­den sich soge­nann­te Geröll­zys­ten, die aus abge­rie­be­nem Mate­ri­al und einer Umman­te­lung bestehen. Sie schrän­ken die Beweg­lich­keit wei­ter ein oder füh­ren zu Schmer­zen. Zusätz­lich kann es zu Ent­zün­dungs­re­ak­tio­nen kommen.

    Ein­ge­teilt wird die Arthro­se in vier Sta­di­en.

    • Sta­di­um I: Knor­pel­schicht wird ange­grif­fen, es kommt zu win­zi­gen Rissen.
    • Sta­di­um II: Ver­letz­tes Knor­pel­ge­we­be wird nicht gesund erneu­ert, es kommt unter ande­rem zu Geröll­zys­ten und Ver­än­de­run­gen der Knorpel-Zusammensetzung.
    • Sta­di­um III: Es kommt zu Schwel­lun­gen und Gewebewucherungen.
    • Sta­di­um IV: Der Kno­chen wird abge­plat­tet, es kommt zu Aus­wüch­sen der Gelenkpfanne.

    Wie entdeckt man eine Arthrose?

    Leit­sym­pto­me, die eine Behand­lung meist ver­an­las­sen, sind Gelenk­schmer­zen sowie eine ein­ge­schränk­te Beweg­lich­keit. Die Schmer­zen kön­nen so weit­rei­chend sein, dass das Bewe­gungs­mus­ter sich ändert und nor­ma­le Bewe­gungs­ab­läu­fe nicht mehr mög­lich sind. Dies ist auch des­halb pro­ble­ma­tisch, weil die Knie­ar­thro­se die häu­figs­te Form die­ses Lei­dens dar­stellt. Ent­spre­chend sind Betrof­fe­ne im Gehen, Ste­hen und Auf­ste­hen beeinträchtigt.

    Betrof­fen sind cir­ca zwei Drit­tel aller Men­schen, die älter als 65 Jah­re sind, wobei die Prä­va­lenz mit zuneh­men­den Alter steigt. Nicht alle Betrof­fe­nen lei­den unter Symptomen.

    Die Dia­gno­se wird anhand der Ana­mne­se und von bild­ge­ben­den Ver­fah­ren erstellt. Es bie­ten sich bei den meis­ten Gelen­ken die MRT, CT oder das Rönt­gen an. In eini­gen Fäl­len, ins­be­son­de­re beim Ver­dacht auf Knie­ar­thro­se, wird eine Arthro­sko­pie (Gelenk­spie­ge­lung) durch­ge­führt. Die­ses Ver­fah­ren kann nicht nur die Knie­ar­thro­se bestä­ti­gen, son­dern auch die not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen über den Zustand des Gelenks über­mit­teln. Das Erör­tern einer The­ra­pie wird hier­durch ver­ein­facht, da eine rein explo­ra­ti­ve Erschlie­ßung (Öff­nung) des Gelenks somit ent­fällt. Es han­delt sich dabei um ein mini­mal-inva­si­ves Vorgehen.

    Ursachen und Risikofaktoren eines übermäßigen Gelenkverschleißes

    Ein Gelenk­ver­schleiß ent­steht aus dem Zusam­men­spiel meh­re­rer Fak­to­ren. Ent­schei­dend für den Krank­heits­wert ist, dass das Gelenk geschä­digt wird und es zu Ein­schrän­kun­gen kommt. Die Schä­di­gun­gen bestehen vor­erst im Abrieb der Knor­pel­schich­ten und in der Ver­let­zung der Weich­tei­le im Gelenk. Anschlie­ßend wer­den auch die Kno­chen in Mit­lei­den­schaft gezo­gen und es kommt zu Defor­ma­tio­nen. Infol­ge der Defor­ma­tio­nen kommt es zu Wuche­run­gen und Kno­chen­aus­wüch­sen, die den abge­rie­be­nen und ver­form­ten Gelenk­kopf kom­pen­sie­ren sol­len. Spä­tes­tens das führt zu einer Ein­schrän­kung der Beweglichkeit.

    Die Ursa­chen hier­für sind viel­fäl­tig. Sehr häu­fig lässt sich ein star­ker Gelenk­ver­schleiß als Kom­bi­na­ti­on aus einer Abnut­zung sowie Gewichts­pro­ble­men rekon­stru­ie­ren. Über­ge­wicht stellt einen der wich­tigs­ten Risi­ko­fak­to­ren im Zusam­men­hang mit Arthro­se-Lei­den dar. Beson­ders die Knie­ar­thro­se, Pro­ble­me mit den Hüft­ge­len­ken oder Pro­ble­me mit den Sprung­ge­len­ken kom­men vor. Dies ist ganz ein­fach dadurch bedingt, dass durch Über­ge­wicht zeit­le­bens mehr Gewicht auf den Gelen­ken las­tet, was zu mehr Rei­bung führt.

    Mehr Rei­bung führt zu mehr Abrieb, der nicht mehr kom­pen­siert wer­den kann. Mehr abge­rie­be­ne Stel­len, also auch mehr raue Flä­chen, füh­ren zu einer klei­ne­ren Auf­la­ge­flä­che des Gelenk­kop­fes in der Gelenk­pfan­ne. Dies ver­stärkt wie­der­um die Belas­tung erheb­lich, weil die Last weni­ger gut ver­teilt wird. Schließ­lich kommt es zum Glät­ten des Kno­chens und zu Wucherungen.

    Eben­so kann eine bereits ange­leg­te Fehl­bil­dung sehr häu­fig zu einer Gelenk­ar­thro­se führen.

    Weitere Risikofaktoren, die eine Arthrose begünstigen:

    Wei­te­re Risi­ko­fak­to­ren sind Medi­ka­men­te und Sub­stan­zen, die sich auf die Kno­chen­dich­te oder das Milieu im Gelenk oder Knor­pel aus­wir­ken kön­nen. Zu nen­nen sind etwa Phen­pro­cou­mon (wird in Blut­ge­rin­nungs­hem­mern ver­wen­det) und Anti­bio­ti­ka aus der Klas­se der Gyrasehemmer.

    Als Ursa­chen sind dar­über hin­aus auch Krank­hei­ten und Trau­ma­ta zu nen­nen. Letzt­ge­nann­te füh­ren bei aus­rei­chen­der Schwe­re zu dau­er­haf­ten Schä­den an den Gelen­ken und ent­spre­chend schnell zu einer Fehl­funk­ti­on und einem star­ken Ver­schleiß der Gelenke.

    Unter den Krank­hei­ten, die eine Arthro­se begüns­ti­gen kön­nen, befin­den sich beispielsweise:

    • Hämo­phi­lie (führt zu Blu­tun­gen im Gelenk)
    • Alkap­tonurie (führt zu Abla­ge­run­gen von Homogentisinsäure)
    • Stoff­wech­sel­lei­den, die eine erhöh­te Harn­säu­re­kon­zen­tra­ti­on im Kör­per zur Fol­ge haben
    • Osteo­po­ro­se (Kno­chen­schwund)

    In den aller­meis­ten Fäl­len gilt das Vor­han­den­sein eines krank­haf­ten Gelenk­ver­schlei­ßes aller­dings als idio­pa­thisch. Ein­deu­tig erkenn­ba­re Ursa­chen sind ent­spre­chend sel­ten aus­zu­ma­chen, da bei fast allen Betrof­fe­nen eine Kom­bi­na­ti­on aus natür­li­cher Alte­rung sowie ande­ren Risi­ko­fak­to­ren ange­nom­men wer­den muss. Haupt­fak­tor ist, bis auf weni­ge Aus­nah­men, wohl das Alter. Ent­spre­chend der Tat­sa­che, dass die Lebens­er­war­tung kon­ti­nu­ier­lich steigt, häu­fen sich auch die Arthrose-Fälle.

    Therapien bei Arthrose

    Um den Gelenk­schmer­zen Herr zu wer­den und den Nie­der­gang des Gelenks zu ver­lang­sa­men, haben sich ver­schie­de­ne The­ra­pie­ver­fah­ren eta­bliert. Eben­so gibt es die Mög­lich­keit, beschä­dig­te Gelen­ke zu sanie­ren oder zu erset­zen. Das Lei­den selbst ist nicht heilbar.

    Die Schmerz­the­ra­pie bei einem vor­lie­gen­den Arthro­se-Lei­den wird dabei auf zwei Ebe­nen durch­ge­führt: Ers­tens wer­den Schmer­zen durch Medi­ka­men­te behan­delt. Zwei­tens wird ange­strebt, Schmer­z­aus­lö­ser zu besei­ti­gen. Schmerz­mit­tel wer­den meist zuerst ver­wen­det, um dem Betrof­fe­nen eine Erleich­te­rung im All­tag zu ver­schaf­fen. In vie­len Fäl­len ist die ein­ge­schränk­te Bewe­gungs­frei­heit nicht auf die defek­te Mecha­nik der Gelen­ke zurück­zu­füh­ren, son­dern viel­mehr auf die Bewe­gungs­hem­mung durch den Schmerz.

    Ope­ra­tiv (auch mit­tels mini­mal-inva­si­vem Ver­fah­ren per Arthro­sko­pie mög­lich) wer­den etwa Geröll­zys­ten ent­fernt, Flüs­sig­keits­an­samm­lun­gen abge­saugt oder abge­rie­be­ne Gelenk­frag­men­te aus dem Gelenk ent­fernt. All die­se Umstän­de kön­nen mit­ver­ant­wort­lich für die Schmer­zen sein und ent­spre­chend soll­te der Betrof­fe­ne nach der The­ra­pie weni­ger Schmer­zen verspüren.

    Eine ande­re, nicht-ope­ra­ti­ve Kom­po­nen­te bei der Arthro­se-The­ra­pie ist die kör­per­li­che Fit­ness des Betrof­fe­nen. Liegt Über­ge­wicht vor, soll­te die­ses drin­gend redu­ziert wer­den, damit die Belas­tung auf die Gelen­ke gerin­ger aus­fällt. Zudem soll­te, trotz Schmer­zen und Ein­schrän­kun­gen, das Gelenk auf jeden Fall bewegt und ver­wen­det wer­den. Denn die Nut­zung eines Gelenks geht auch damit ein­her, dass es vom Kör­per bes­ser mit Nähr­stof­fen ver­sorgt wird. Dies hilft dabei, Schä­den aus­zu­glei­chen und kann noch vor­han­de­nes, gesun­des Gewe­be schützen.

    Ent­spre­chend soll­ten vor allem Aus­dau­er­sport­ar­ten, die nicht zu einer wuch­ti­gen Belas­tung der Gelen­ke füh­ren, for­ciert wer­den. Beson­ders geeig­net sind das Schwim­men, das Lau­fen auf wei­chem Unter­grund und auch Gym­nas­tik. Phy­sio­the­ra­pie kommt eben­falls in Betracht, sofern die Bewe­gungs­mus­ter bereits ver­än­dert sind und die rich­ti­gen Bewe­gun­gen erst wie­der erlernt wer­den müssen.

    Eine Operation als letzte Möglichkeit

    Bei star­ker Belas­tung der Gelen­ke, aber der feh­len­den Mög­lich­keit einer sinn­vol­len Ope­ra­ti­on, sind zudem Geh­hil­fen und ande­re Stüt­zen ange­ra­ten. Schie­nen kön­nen etwa bei Fin­ger­ar­thro­se ver­wen­det wer­den, Unter­arm-Geh­stüt­zen (Krü­cken) ent­las­ten Hüf­ten, Knie und Sprunggelenke.

    Die Mög­lich­kei­ten der ope­ra­ti­ven Ver­fah­ren sind vom Gelenk abhän­gig. Im Fal­le einer Knie­ar­thro­se wird bei­spiels­wei­se vor allem eine Rei­ni­gung des Gelenks von Fol­gen der Gelenk­schä­den ange­strebt. Zudem kön­nen Kno­chen durch geziel­te Brü­che so gedreht wer­den, dass die Belas­tungs­zo­nen ver­scho­ben werden.

    Die Ulti­ma Ratio (letz­tes geeig­ne­tes Mit­tel) ist immer das Erset­zen des Kno­chens durch ein künst­li­ches Gelenk. Die­ses Ver­fah­ren wird vor allem bei der Hüf­te ange­wandt und besteht im Wesent­li­chen im Ver­fes­ti­gen eines künst­li­chen Gelenk­kop­fes (Titan) im Ober­schen­kel­kno­chen. Die­ser Gelenk­kopf soll in die Gelenk­pfan­ne pas­sen und hält etwa zehn Jah­re. Der Aus­tausch ist also nötig, wobei jedes Mal mehr Kno­chen­mas­se ver­lo­ren geht. Ent­spre­chend ist ein künst­li­ches Gelenk im höhe­ren Alter mit Risi­ken ver­bun­den, wenn es nicht das ers­te Implan­tat an die­ser Stel­le ist.

    Therapie im Frühstadium

    Wenn hin­ge­gen die Arthro­se noch nicht so weit vor­an­ge­schrit­ten ist, dass ein Aus­tausch des Gelenks nötig ist, ist es bes­ser, auf den Erhalt zu set­zen. Von fun­da­men­ta­ler Bedeu­tung ist die Knor­pel­mas­se im Gelenk. Ist sie gesund und genü­gend vor­han­den, kommt es auch zu weni­ger Rei­bung im Gelenk selbst (durch Schmie­rung und Fede­rung) und somit zu einem lang­sa­me­ren Vor­an­schrei­ten des Leidens.

    Es gibt zum Bei­spiel die Mög­lich­keit, den Kno­chen an meh­re­ren Stel­len am Gelenk zu punk­tie­ren, was die Knor­pel­bil­dung anregt. Auch kann Knor­pel aus den Rand­ge­gen­den der Gelenk­pfan­ne ent­nom­men wer­den, um dann in die Belas­tungs­zo­ne trans­plan­tiert zu werden.

    Mög­lich ist auch eine Ver­stei­fung des Gelenks, was eine wei­te­re Abnut­zung größ­ten­teils ver­hin­dert. Nach­tei­lig ist hier die ein­ge­schränk­te Bewegungsfreiheit.

    Ins­ge­samt gilt die Arthro­se als gut the­ra­pier­bar. Den­noch kann jeder ein­zel­ne Mensch dem Gelenk­ver­schleiß vor­beu­gen. Bewe­gung, ein gesun­des Gewicht und eine gute Ernäh­rung (zur opti­ma­len Ver­sor­gung der Knor­pel) kön­nen dabei hel­fen, die Gelen­ke lan­ge gesund zu halten.

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