Altersdepression: Wie der Weg zurück ins Leben gelingt.

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    Das Altern stellt vie­le Men­schen vor eine kör­per­li­che und meist auch emo­tio­na­le Her­aus­for­de­rung: Die geis­ti­ge sowie kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit lässt nach und das sozia­le Umfeld wird immer klei­ner. Tre­ten ab einem Lebens­al­ter von 65 Jah­ren gehäuft Nie­der­ge­schla­gen­heit und sozia­ler Rück­zug auf, kann eine Alters­de­pres­si­on vor­lie­gen. Alters­de­pres­sio­nen zäh­len neben der Demenz zu den häu­figs­ten Erkran­kun­gen im Alter. Sie sind jedoch oft schwer zu dia­gnos­ti­zie­ren, da Betrof­fe­ne meist nur über kör­per­li­che Sym­pto­me kla­gen und ihre Gefüh­le mit Ange­hö­ri­gen nicht tei­len. Wird die Erkran­kung jedoch recht­zei­tig erkannt und behan­delt, bestehen gute Chan­cen auf eine Genesung.

    Da es auf der Welt zuneh­mend Men­schen im hohen Alter gibt, nimmt auch die Häu­fig­keit von Alters­de­pres­sio­nen ste­tig zu. Daher ist die Sen­si­bi­li­sie­rung für die­ses The­ma und die Ent­ta­bui­sie­rung des­sel­ben von gro­ßer Wich­tig­keit. Ein erfüll­tes und sor­gen­frei­es Leben im Alter kann und soll­te für jeden Men­schen mög­lich sein.


    Melancholie im Alter kann auf eine Altersdepression hinweisen.

    Definition

    Eine Depres­si­on (lat. depri­me­re „nie­der­drü­cken“) beschreibt eine über meh­re­ren Wochen oder Mona­te anhal­ten­de Trau­rig­keit und Stö­rung des Antriebs. Tre­ten die­se Gefüh­le ab dem 65. Lebens­jahr auf, spricht man von einer Alters­de­pres­si­on bezie­hungs­wei­se Depres­sio­nen im Alter. Die Ursa­chen kön­nen dabei viel­sei­tig sein und von einem Hor­mon­un­gleich­ge­wicht im Gehirn, über Neben­wir­kun­gen von Medi­ka­men­ten bis hin zu sozia­len Fak­to­ren wie Ein­sam­keit oder Tod von Part­ner und Freun­den rei­chen. Gegen­über vor­her gelieb­ten Per­so­nen und Akti­vi­tä­ten ent­steht dann meist ein Des­in­ter­es­se und die Woh­nung wird nur noch sel­ten ver­las­sen. Die­se Umstän­de mün­den meist in sozia­ler Iso­la­ti­on, wel­che die Beschwer­den der Krank­heit noch ver­schlim­mert. Lei­der wer­den 40 % aller Alters­de­pres­sio­nen nicht erkannt, da bei betag­ten Pati­en­ten meist kör­per­li­che Beschwer­den im Fokus ste­hen und auch die Abgren­zung zur Demenz oft schwer­fällt. Bleibt eine Behand­lung aus, folgt meist eine Chro­ni­fi­zie­rung der Erkrankung.

    Häufigkeit

    Neben der Demenz zäh­len die Alters­de­pres­sio­nen zu den häu­figs­ten Erkran­kun­gen im Alter. Von ihr betrof­fen sind 15 bis 20 % aller Über-65-Jäh­ri­gen. Im Ver­gleich dazu lei­den nur cir­ca 4 bis 5 % der jün­ge­ren Men­schen unter Depres­sio­nen. Frau­en haben dabei ein dop­pelt so hohes Risi­ko im Alter an Depres­sio­nen zu erkran­ken als Män­ner. In Pfle­ge- oder Senio­ren­hei­men sind sogar 30 bis 40 % der Bewoh­ner von der Erkran­kung betrof­fen. Bei Per­so­nen mit einer gro­ßen kör­per­li­chen Beein­träch­ti­gung und einem hohen Pfle­ge­grad kom­men Alters­de­pres­sio­nen beson­ders häu­fig vor. Eini­ge Betrof­fe­ne erlit­ten schon in ihrem frü­he­ren Leben depres­si­ve Epi­so­den ande­re wie­der­um haben zum ers­ten Mal Depres­sio­nen. Die Dun­kel­zif­fer wird weit­aus höher als die bekann­ten Zah­len geschätzt, da vie­le Lei­den betag­ter Per­so­nen als nor­ma­le Begleit­erschei­nun­gen des Alters ange­se­hen werden.

    Abgrenzung der Altersdepression zur Demenz

    Selbst für vie­le Exper­ten ist die Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen der Alters­de­pres­si­on und der Demenz sehr schwie­rig. Dies liegt zum einen dar­an, dass bei­de Erkran­kun­gen Kon­zen­tra­ti­ons- und Gedächt­nis­pro­ble­me als Sym­pto­me besit­zen und zum ande­ren dar­an, dass Depres­sio­nen eine Begleit­erschei­nung der Demenz sind.

    Bei Pati­en­ten mit einer Alters­de­pres­si­on liegt meist eine Pseu­do­de­menz vor. Eine Pseu­do­de­menz beschreibt einen Zustand der Ver­wirrt­heit, wel­chem kei­ne dege­ne­ra­ti­ven Ursa­chen zugrun­de lie­gen. Das bedeu­tet, dass kei­ne Ner­ven­schä­den vor­lie­gen, die geis­ti­gen Defi­zi­te aku­ter Natur sind und die­se wie­der vor­über­ge­hen. Aus­lö­ser kön­nen ein Schock, Dehy­drie­rung, Man­gel­er­näh­rung oder eben eine Alters­de­pres­si­on sein.

    Die Unter­schei­dung bei der Dia­gnos­tik ist essen­zi­ell, da aus den bei­den Dia­gno­sen völ­lig unter­schied­li­che Behand­lun­gen resul­tie­ren. Es gibt jedoch eini­ge Merk­ma­le, die eine Abgren­zung enorm erleichtern:

    Ein­tre­ten der Sym­pto­ma­tik: Die Sym­pto­me einer Alters­de­pres­si­on tre­ten meist sehr plötz­lich auf, wäh­rend die Demenz einen eher schlei­chen­den Ver­lauf der Sym­pto­me zeigt, die mit der Zeit immer aus­ge­präg­ter werden.

    Stim­mungs­la­ge: Ein depres­si­ver Mensch weist meis­tens eine kon­stan­te Ver­än­de­rung der Stim­mungs­la­ge auf, wäh­rend demen­te Pati­en­ten star­ke Schwan­kun­gen der Stim­mung zei­gen und in die­ser leicht beein­fluss­bar sind.

    Tem­pe­ra­ment: Pati­en­ten mit Alters­de­pres­sio­nen zei­gen ein ruhi­ges und pas­si­ves Ver­hal­ten, wäh­rend Demenz­er­krank­te meist for­dernd oder sogar aggres­siv wer­den können.

    Bewer­tung des eige­nen Zustan­des: Per­so­nen mit Depres­sio­nen kla­gen meist über ihre Beschwer­den und sehen die Schuld bei sich selbst. Demenz­er­krank­te ver­leug­nen, dass sie krank sind und suchen die Schuld stets bei den Ande­ren. Spre­chen Ange­hö­ri­ge den Demenz­pa­ti­en­ten auf Sym­pto­me an, reagie­ren die­se meist stur und aggressiv.

    Ori­en­tie­rung: Men­schen mit Alters­de­pres­sio­nen sind sich stets des Datums, der Tages­zeit und ihres Auf­ent­halts­or­tes bewusst, wäh­rend das bei Demenz­pa­ti­en­ten nicht der Fall ist und eine soge­nann­te Des­ori­en­tie­rung vorliegt.

    Symptome der Altersdepression

    Die Deu­tung der Sym­pto­ma­tik von Alters­de­pres­sio­nen gestal­tet sich oft pro­ble­ma­tisch. Kon­zen­tra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten wer­den oft als begin­nen­de Alters­de­menz miss­in­ter­pre­tiert. Des Wei­te­ren sind Depres­sio­nen eine Begleit­erschei­nung der Demenz, wes­halb die Abgren­zung zu die­ser Erkran­kung meist schwer ist.

    Vie­le Betrof­fe­ne ver­spü­ren vor­der­grün­dig kör­per­li­che Sym­pto­me wie Schmer­zen, Schwin­del oder Magen-Darm-Pro­ble­me. Die­se sind jedoch oft psy­cho­so­ma­ti­scher Natur und ein Aus­druck der Depres­si­on. Schil­dert ein Pati­ent gegen­über dem Arzt nur kör­per­li­che Beschwer­den, wird gera­de bei älte­ren Per­so­nen nicht an eine psy­chi­sche Ursa­che gedacht. Wenn Betrof­fe­ne jedoch Hob­bys und ande­re Akti­vi­tä­ten, die ihnen vor­her Spaß gemacht haben, ver­nach­läs­si­gen, soll­te die Fami­lie hell­hö­rig wer­den und nach­fra­gen, wor­an das liegt.

    Bei Frau­en und Män­nern äußern sich Alters­de­pres­sio­nen auf ver­schie­de­ne Wei­se. Frau­en sind eher melan­cho­lisch und in sich gekehrt, wäh­rend Män­ner ver­mehrt Aggres­si­vi­tät zei­gen, die sich in Wut­an­fäl­len äußern kann. Dar­über hin­aus zei­gen Män­ner mit Depres­sio­nen ein ver­stärk­tes Sucht­ver­hal­ten und eine Feind­se­lig­keit gegen­über ande­ren Menschen.

    Vie­le Men­schen im hohen Alter ver­spü­ren einen Todes­wunsch. Die­ser kann jedoch völ­lig unab­hän­gig von einer see­li­schen Erkran­kung exis­tie­ren. Oft macht sich bei betag­ten Per­so­nen das Gefühl breit, das Leben aus­rei­chend gelebt zu haben und des­halb nun gehen zu können.

    Es gibt jedoch eini­ge klas­si­sche Sym­pto­me, die man einer Alters­de­pres­si­on zuord­nen kann. Sie müs­sen nicht alle vor­han­den sein und kön­nen in unter­schied­li­cher Inten­si­tät vorliegen:

    Die Sym­pto­me auf einen Blick:
    • Antriebs­lo­sig­keit und Niedergeschlagenheit
    • Inter­es­sen­ver­lust
    • Kon­zen­tra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten
    • Schlaf­stö­run­gen und früh­mor­gend­li­ches Erwachen
    • Schuld­ge­füh­le
    • Appe­tit­lo­sig­keit und Gewichtsverlust
    • Kopf- und Rückenschmerzen
    • Kopf­druck, Schwindel
    • Magen-Darm-Pro­ble­me
    • Missempfindungen/Kribbeln
    • Selbst­ver­let­zung, Selbst­mord­ge­dan­ken und Todeswunsch

    Ursachen und Risikofaktoren der Altersdepression

    Wie bei jeder ande­ren psy­chi­schen Erkran­kung sind die Ursa­chen meist eine Mischung aus gene­ti­scher Ver­an­la­gung und psy­cho­so­zia­len Fak­to­ren. Doch gera­de die ver­än­der­ten Lebens­um­stän­de des Alters und der Ren­te kön­nen eini­ge Men­schen verunsichern.

    Seelische Ursachen

    Ver­lus­te: Je älter man wird, des­to wahr­schein­li­cher ist es, dass ver­mehrt Freun­de und ande­re Bekann­te aus dem per­sön­li­chen Umfeld ver­ster­ben. Die­ser Umstand ver­ur­sacht nicht nur Trau­er, son­dern kann auch zu sozia­ler Ver­ein­sa­mung füh­ren. Beson­ders ein­schnei­dend ist für vie­le Men­schen das Ver­ster­ben des eige­nen Part­ners. Besteht ansons­ten kein oder nur wenig Kon­takt mit der eige­nen Fami­lie wird solch ein Ver­lust meist als beson­ders schwer emp­fun­den. Der Lebens­part­ner ist in die­sem Fall oft der letz­te Anker. Fällt die­ser weg, kann das Leben schnell aus den Fugen gera­ten. Hin­zu kommt noch, dass einem durch Ver­lust­er­fah­run­gen die eige­ne Sterb­lich­keit vor Augen geführt wird, was oft­mals nach­denk­lich stimmt.

    Als eine ande­re Art des Ver­lus­tes kann für vie­le Men­schen auch der Aus­zug der eige­nen Kin­der ange­se­hen wer­den. Vie­le Eltern füh­len sich ab die­sem Zeit­punkt nicht mehr gebraucht. Ein lee­res Haus ver­stärkt die­sen Effekt der Ein­sam­keit oft­mals, was zu Trau­rig­keit und Depres­sio­nen füh­ren kann.

    Ren­te: Wäh­rend die einen die Ren­te her­bei­seh­nen, stellt sie für wie­der­um ande­re einen schwie­ri­gen Umstel­lungs­pro­zess dar. Man ver­liert sozu­sa­gen sei­ne sozia­le Rol­le und muss sich als Per­son neu defi­nie­ren. Auch das Feh­len von Lob und Aner­ken­nung kann für man­che Men­schen belas­tend sein. Des Wei­te­ren fällt die übli­che Rou­ti­ne weg und es müs­sen Über­le­gun­gen ange­stellt wer­den, wie man sei­nen neu­en Lebens­ab­schnitt gestal­tet. Dies kann man­che Men­schen in eine Sinn­kri­se stürzen.

    Trau­ma­ta: Muss­te eine Per­son trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen in ihrer Ver­gan­gen­heit wie Krieg oder Miss­hand­lun­gen durch­le­ben, begüns­tigt dies die Ent­ste­hung einer Depres­si­on. Auch wenn all dies schon lan­ge her ist, kann es sein, dass die Trau­rig­keit dar­über erst im hohen Alter ausbricht.

    Körperliche Ursachen

    Ver­min­der­te Leis­tungs­fä­hig­keit: Es ist Teil des natür­li­chen Alte­rungs­pro­zes­ses, dass der Kör­per als auch der Geist nicht mehr so leis­tungs­fä­hig sind, wie es in jun­gen Jah­ren der Fall war. Es tre­tet ver­mehrt Krank­hei­ten und klei­ne Weh­weh­chen auf, die das Wohl­be­fin­den maß­geb­lich stö­ren kön­nen. Die Akzep­tanz die­ser Ein­schrän­kun­gen fällt vie­len Senio­ren schwer, da auch hier eine Aus­ein­an­der­set­zung mit der eige­nen Ver­gäng­lich­keit statt­fin­den muss.

    Wird ein Mensch pfle­ge­be­dürf­tig oder sogar bett­lä­ge­rig und ist dabei geis­tig völ­lig zurech­nungs­fä­hig, liegt ein beson­ders schwe­rer Fall vor. Der Ver­lust der Selbst­stän­dig­keit und das Gefühl von ande­ren abhän­gig zu sein, kränkt vie­le älte­re Men­schen in ihrem Stolz und lässt sie resi­gnie­ren. In der Pfle­ge und vor allem bei Pati­en­ten mit einem hohen Pfle­ge­grad tre­ten Alters­de­pres­sio­nen gehäuft auf.

    Begleit­erschei­nun­gen: Alters­de­pres­sio­nen sind oft­mals ein Sym­ptom ver­schie­de­ner Erkran­kun­gen. Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Demenz, Alz­hei­mer, Par­kin­son und Schlag­an­fäl­le. Auch kön­nen Depres­sio­nen im Alter eine Begleit­erschei­nung von bestimm­ten Herz-Kreis­lauf- oder Par­kin­son­me­di­ka­men­ten sein.

    Ver­än­de­run­gen im Gehirn: Genau wie klas­si­sche Depres­sio­nen kön­nen auch Alters­de­pres­sio­nen eine rein kör­per­lich Ursa­che haben. Dazu gehö­ren krank­heits­be­ding­te Ver­än­de­run­gen im Gehirn oder hor­mo­nel­le Stö­run­gen. Es han­delt sich dabei meist um eine Fehl­funk­ti­on der Bil­dung und Ver­ar­bei­tung des Glücks­hor­mons Sero­to­nin und ande­rer Botenstoffe.

    Schild­drü­se: Eine Stö­rung des Hor­mon­haus­hal­tes der Schild­drü­se wie eine Unter­funk­ti­on oder Hash­i­mo­to Thy­reo­idi­tis begüns­ti­gen Müdig­keit, Antriebs­lo­sig­keit und depres­si­ve Verstimmungen.

    Gene­tik: In man­chen Fäl­len haben nicht pri­mär die Lebens­um­stän­de Schuld an den Depres­sio­nen, son­dern die eige­nen Gene. Hat­te eines der Eltern­tei­le oder ein ande­rer Ver­wand­ter bereits Depres­sio­nen, ist die Wahr­schein­lich­keit höher, selbst dar­an zu erkran­ken. Liegt eine gene­ti­sche Dis­po­si­ti­on vor, kön­nen Stress­ereig­nis­se schnel­ler zu einer Depres­si­on füh­ren. Ein exter­ner Aus­lö­ser muss jedoch nicht vor­han­den sein.

    Diagnose

    Auch für Exper­ten ist eine genaue Dia­gnos­tik sehr schwie­rig. Kon­zen­tra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten, Schlaf­stö­run­gen und Müdig­keit wer­den oft­mals nor­ma­len Alters­er­schei­nun­gen zuge­schrie­ben. Wie bereits erwähnt, muss anhand bestimm­ter Merk­ma­le eine genaue Abgren­zung zur Demenz statt­fin­den, um die rich­ti­ge Behand­lung ein­zu­lei­ten. Ist dies nicht der Fall, droht eine Chro­ni­fi­zie­rung oder Ver­schlim­me­rung der Altersdepression.

    Der eige­ne Haus­arzt ist meist zustän­dig für die ers­te Ana­mne­se­er­he­bung. Die­ser ist dafür ver­ant­wort­lich, kör­per­li­che Ursa­chen der Alters­de­pres­si­on aus­zu­schlie­ßen und wei­te­re Unter­su­chun­gen in die Wege zu lei­ten. Zunächst soll­te eine Blut­un­ter­su­chung erfol­gen, bei der unter ande­rem auf die Schild­drü­sen­wer­te geach­tet wird. Danach soll­te eine Unter­su­chung des Gehirns mit­tels EEG und MRT erfol­gen, um even­tu­el­le Hirn­schä­den fest­zu­stel­len. Ergän­zend erkun­digt sich der Haus­arzt nach der sozia­len Situa­ti­on des Pati­en­ten und wel­che Medi­ka­men­te die­ser ein­nimmt. Dadurch kön­nen even­tu­ell vor­han­de­ne Neben­wir­kun­gen aus­ge­schlos­sen werden.

    Lie­fern all die­se Metho­den kei­ne Ergeb­nis­se, liegt eine psy­cho­so­ma­ti­sche Ursa­che der Beschwer­den und höchst­wahr­schein­lich eine Alters­de­pres­si­on vor. Um die­se The­se zu unter­mau­ern, dient Ärz­ten und The­ra­peu­ten die Ger­ia­tri­sche Depres­si­ons­ska­la (GDS), die auch Depres­si­ons­test nach Yes­ava­ge genannt wird. Die­ser Test umfasst 15 Ja/Nein Fra­gen und kann eine ers­te Aus­kunft dar­über geben, ob und in wel­chem Schwe­re­grad eine Alters­de­pres­si­on vorliegt.

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    Besteht ein Ver­dacht auf eine Alters­de­pres­si­on, über­weist der Haus­arzt den Pati­en­ten an einen Psy­cho­the­ra­peu­ten, Psych­ia­ter bezie­hungs­wei­se spe­zi­el­len Gerontopsychiater.

    Behandlung der Altersdepression

    Eine Alters­de­pres­si­on ist kein Grund zur Resi­gna­ti­on und gut the­ra­pier­bar. Durch die Behand­lungs­mög­lich­kei­ten kön­nen Betrof­fe­ne wie­der mehr Lebens­freu­de gewin­nen. Es gibt ver­schie­de­ne The­ra­pie­an­sät­ze, die sich jeweils nach dem Schwe­re­grad der Depres­si­on rich­ten. Zusätz­lich dazu gibt es auch eini­ge Din­ge, die man selbst tun kann, um die Lebens­qua­li­tät signi­fi­kant zu steigern.

    Therapeutische und medikamentöse Behandlung

    Bei einer leich­ten Alters­de­pres­si­on ist es rat­sam, eine ambu­lan­te und regel­mä­ßi­ge Psy­cho­the­ra­pie in Anspruch zu neh­men. Als bewährt haben sich dabei die kogni­ti­ve Ver­hal­tens­the­ra­pie, Gesprächs­the­ra­pie, Grup­pen­the­ra­pie sowie die Pro­blem­lö­se­the­ra­pie erwie­sen. In der Psy­cho­the­ra­pie wer­den dem Betrof­fe­nen Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien und Tipps für den Umgang mit der Krank­heit mit an die Hand gege­ben. Liegt eine mitt­le­re Depres­si­on vor, kann eine zur Psy­cho­the­ra­pie zusätz­li­che Ein­nah­me von Anti­de­pres­si­va hilf­reich sein. Bei schwe­ren Alters­de­pres­sio­nen gepaart mit Sui­zi­da­li­tät ist ein sta­tio­nä­rer Auf­ent­halt in einer Psych­ia­trie oder Kli­nik samt Gabe von Anti­de­pres­si­va unum­gäng­lich, um eine aus­rei­chen­de Ver­sor­gung zu gewährleisten.

    Die Wahl des pas­sen­den Anti­de­pres­si­vums ist bei älte­ren Men­schen beson­ders schwer, da die­se meist noch ande­re Medi­ka­men­te zu sich neh­men und dabei auf Wech­sel­wir­kun­gen geach­tet wer­den muss. Am häu­figs­ten wer­den jedoch die Selek­ti­ven Sero­to­nin-Wie­der­auf­nah­me­hem­mer (Sel­ec­ti­ve Sero­to­nin Reupt­ake Inhi­bi­tor, SSRI) ver­schrie­ben. Die­se haben gegen­über den älte­ren tri­zy­kli­schen Anti­de­pres­si­va weni­ger Neben­wir­kun­gen. Wich­tig ist, das Anti­de­pres­si­vum regel­mä­ßig ein­zu­neh­men und beim Abklin­gen der Sym­pto­me nicht abzu­set­zen. Nach einem früh­zei­ti­gen Abset­zen besteht eine Rück­fall­ge­fahr, die bei Senio­ren beson­ders hoch ist.

    Was kann man selbst tun?

    Neben einer pro­fes­sio­nel­len Betreu­ung durch Ärz­te und The­ra­peu­ten gibt es eini­ge Din­ge, die man selbst tun kann, um die Sym­pto­me einer Alters­de­pres­si­on zu lin­dern und dem Leben einen neu­en Sinn zu verleihen.

    Die Rente als Chance

    Auch wenn die Ren­te für vie­le Men­schen erst ein­mal eine Umstel­lung bedeu­tet, kann sie eine Mög­lich­keit bie­ten, sich selbst und sein Leben zu über­den­ken und neu zu gestal­ten. Man kann zum Bei­spiel dar­über nach­den­ken, wel­che Hob­bys man in den letz­ten Jah­ren ver­nach­läs­sigt hat und bei wel­chen eine Wie­der­auf­nah­me mög­lich wäre. Die­se Zeit des Lebens ist eben­falls her­vor­ra­gend dazu geeig­net, neue Inter­es­sen und Bega­bun­gen zu ent­de­cken und aus­zu­bau­en. Dazu könn­te das Malen, Hand­ar­beit, Gärt­nern oder Sport zäh­len. Man kann sich auch grö­ße­re Pro­jek­te vor­neh­men und bei­spiels­hal­ber eine neue Spra­che oder ein Musik­in­stru­ment erlernen.

    Es ist essen­zi­ell wich­tig, sich im hohen Lebens­al­ter sowohl geis­tig als auch kör­per­lich fit zu hal­ten und sich Auf­ga­ben zu suchen. Dadurch kann das Risi­ko einer Alters­de­pres­si­on enorm mini­miert wer­den. Bei vie­len Akti­vi­tä­ten bie­tet es sich an, die­se in einer Grup­pe oder einem Kurs aus­zu­üben. Das Knüp­fen neu­er sozia­ler Kon­tak­te oder nur ein gutes Gespräch berei­ten Freu­de und beu­gen sozia­ler Iso­la­ti­on vor. Wer sich nach dem Aus­schei­den aus der Arbeits­welt unge­braucht und nutz­los fühlt, kann sich im Ehren­amt engagieren.

    Bewegung und Ernährung

    Für die Prä­ven­ti­on und Behand­lung von Alters­de­pres­sio­nen ist es des Wei­te­ren wich­tig, sich gesund zu ernäh­ren und aus­rei­chend zu bewe­gen. Durch einen aus­ge­wo­ge­nen und bewuss­ten Lebens­stil wird nicht nur die kör­per­li­che, son­dern auch die geis­ti­ge Gesund­heit erhal­ten und gestei­gert. Am effek­tivs­ten gegen Depres­sio­nen ist jedoch die Bewe­gung an der fri­schen Luft und im Tages­licht. Durch den Kon­takt der Son­ne mit unse­rer Haut bil­det der Kör­per Vit­amin D, wel­ches an meh­re­ren Stoff­wech­sel­vor­gän­gen betei­ligt ist. Ein Man­gel an Vit­amin D kann Müdig­keit und depres­si­ve Ver­stim­mun­gen ver­ur­sa­chen. Man soll­te sich daher auch im Win­ter über­win­den, min­des­tens ein­mal am Tag nach drau­ßen zu gehen. Auch wenn der Him­mel bedeckt ist, wird Vit­amin D pro­du­ziert – es ist jedoch eine län­ge­re Auf­ent­halts­dau­er im Frei­en zu emp­feh­len. Ein täg­li­cher Spa­zier­gang an der fri­schen Luft hält mobil, macht glück­lich und kann Lin­de­rung bei Alters­de­pres­sio­nen verschaffen.

    Prognose

    Grund­sätz­lich sind mitt­le­re bis schwe­re Depres­sio­nen immer behand­lungs­be­dürf­tig. Ohne jeg­li­che The­ra­pie fin­det eine Chro­ni­fi­zie­rung der Erkran­kung statt. Wenn die Alters­de­pres­si­on früh­zei­tig erkannt und behan­delt wird, erho­len sich von der Krank­heit rund 25 % der Betrof­fe­nen voll­stän­dig. Lei­der ist die Rück­fall­quo­te bei älte­ren Pati­en­ten um 50 % höher als bei jun­gen Men­schen. Auch Sui­zid­ver­su­che kom­men weit­aus häu­fi­ger bei Senio­ren und vor allem bei Män­nern vor. Der Ver­lauf der Depres­si­on ist auch immer vom kör­per­li­chen All­ge­mein­zu­stand des Pati­en­ten abhän­gig und damit völ­lig indi­vi­du­ell. Die­ser ist jedoch durch meh­re­re Fak­to­ren posi­tiv beeinflussbar.

    Quellen

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